15. "I´m always hearing voices on the street - I want to shout but I can hardly speak - heading for the overload - splattered on the dusty road - kick me like you kicked bevore - I can´t even feel the pain no more - the sunshine bores the daylight out of me - chasing shadows build on mysteries..."
Rolling Stones
Frances Bauer, Confessione / Bekenntnis
Der Schlüssel in ihrer Seele:
Das Drahtseil
Ich stehe auf einem Drahtseil, dem Firmament näher, als dem Boden den ich unter mir erahne. Ich stehe auf einem Drahtseil, schon mein ganzes Leben lang. Doch diesen Zustand habe ich erst jetzt erkannt. Aber Unwissenheit ändert nichts an dieser Tatsache. Nur eröffnet sich mir die Möglichkeit, still zu sein. Ein begrenztes stehen bis zur Verwesung Dies würde mich in Sicherheit wiegen, da keine Gefahr bestünde, den dünnen Halt des Seiles zu zerstören. Oder ich bewege mich, versuche weiter zu gelangen, lasse meinen Blick nach oben und nach unten schweifen, um herauszufinden, was sich dort befindet. Dies hätte die Folge, nicht zu wissen was die Konsequenz mit sich bringt und ob ich stark genug bin, sie zu ertragen. Ich stehe immer noch auf meinem Seil, suche nach Hilfe, nach Überlegungen, die mir meine Entscheidung erleichtern könnten. Doch ich bin allein.Ich stehe auf meinem Seil, keiner interessiert sich dafür. Vielleicht will ich auch gerade deshalb nicht länger stehen bleiben. ich will die Dinge hinterfragen, auch wenn die Bedrohung besteht ins ungewisse zu fallen. Also bewege ich mich ganz langsam und vorsichtig auf meinem schmalen Seil. ich möchte die Behütung der Anstrengung nicht vorziehen. Und wie ich da so gehe sehe ich nichts. Nichts, außer aderen Menschen die miteinander verbunden sind. Ich möchte nicht bei ihnen stehen bleiben, nur um der Illusion einer Gemeinschaft zu unterliegen. Also gehe ich weiter ohne Ziel, ohne Zukunft. Plötzlich zieht mich eine mächtige Macht in eine bestimmte Richtung. Ich habe das Bedürfnis, dem Ruf zu folgen. Doch ich spüre eine große Distanz. ich kann mich nicht mehr auf mein Gleichgewicht konzentrieren. Denn ich erahne eine andere Person, in der ich mich selbst finden kann. Nähe wird mir vertaut. Mir offenbart sich eine große Sehnsucht, der ich mich nicht widersetzten kann. Also strecke ich der Person meine Hände entgegen, erliege dem Glauben, dass dieser Mensch mich retten wird. Ich stehe unsicher, wie noch nie auf dem schon längst vergessenen Seil. Wiege mich in Glückseligkeit, da die andere Person selbiges handeln verspricht. Er hält mir seine Hand entgegen. Noch stehe ich auf meinem Seil. Unsere Hände hätten sich fast berührt, doch er zog seine Hand weg. Ich fand nirgendwo Halt, fiel von dem Seil. Das Letzte, was ich hörte war sein grausames Lachen. ich sah Spott und Verachtung in seinen Augen. Warum hätte er mich zu sich ziehen sollen? Ich wäre doch nur eine erschwerende Last gewesen, auf einem viel zu dünnen Seil. Ich fiel weiter und weiter versunken in Traurigkeit, bis der Asphalt dafür sorgte, dass mein Körper bis zur Unkenntlichkeit zerschmettert wurde. Alles, was von meinen Idealen, Träumen und körperlichen Elementen übrig blieb, war eine Lacke Blut. Eine Lacke verschwendeten blutes von einem Narren, die der Regen wegschwemmen würde und an dessen Existenz sich in wenigen Minuten niemand aber auch niemand mehr erinnern würde.
Cornelia Becker
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