Der Mai ist auf dem Wege
Der Mai ist auf dem Wege, Der Mai ist vor der Tür; Im Garten, auf der Wiese, Ihr Blümlein, kommt herfür! Da hab' ich den Stab genommen, Da hab' ich das Bündel geschnürt, Zieh' weiter und immer weiter, Wohin die Straße mich führt. Und über mir ziehen die Vögel, Sie ziehen in lustigen Reih'n; Sie zwitschern und trillern und flöten -, Als ging's in den Himmel hinein. Der Wandrer geht alleine, Geht schweigend seinen Gang; Das Bündel will ihn drücken; Der Weg wird ihm zu lang. Ja, wenn wir all' zusammen So zögen ins Land hinein! Und wenn auch das nicht wäre, Könnt' eine nur mit mir sein!
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April
Leichtsinnig, launig, neckisch, ausgelassen, Wandl' ich in jeder Stunde Leib und Sinn: Kaum weiß ich selbst, wie ich beschaffen bin, Wie sollen mich die fremden Leute fassen?
Hier werf' ich einen Schneeball durch die Gassen, Dort schweb' ich blau in jungen Düften hin, Bald streich' ich sanft der Schönen weiches Kinn, Bald sagen sie, ich wäre grob im Spaßen.
Gern wollt' ich dir noch Vieles von mir sagen, Doch drückt mich des Sonettes enges Band, Das mir die Muse um den Mund geschlagen.
Sie sprach: Ich kenne dich als ungezogen, Und jener Herr hat in dem welschen Land Der besten Sitt' als Kavalier gepflogen.
Johann Ludwig Wilhelm Müller - Gedichte
* 7. Oktober 1794 in Dessau; † 1. Oktober 1827
Ein besonderer Gruß für Dich von mir :-))) Andy
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