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psv marketing Geschäftsführer Frank Hüttemann rechnet mit der mangelnden Glaubhaftigkeit seiner eigenen Branche ab. Und bringt mit einem neuen Geschäfts-Modell Klarheit auf den Markt.„Wer seine Zukunft in der Werbebranche sucht, sollte an seinem Verstand zweifeln. Heute mehr denn je!“ Der laute Zynismus, der in diesem Satz steckt, passt so gar nicht zur beschaulichen Ruhe, die Frank Hüttemanns Büro ausstrahlt. Überhaupt: die Zentrale von psv marketing in Siegen-Geisweid vermittelt auf den ersten Blick nicht unbedingt den Eindruck, dass hier eine der erfolgreichsten Agenturen der Region sitzt. Das Jugendstil-Familienhaus mit angeschlossenem Büro ist ruhig, idyllisch, irgendwie nett, ja fast schon spiessig. Der einladende Garten mit Fischteich, der bieder wirkende Carport, die vorörtliche Nachbarschaft - alles scheint wie ein Familienidyll, in dem eher gegrillt als glühend gedacht wird. Dass in dieser Atmosphäre die Sätze von psv-Gründer Hüttemann besonders laut auffallen, wundert kaum. Er selbst sieht den Hauptsitz nicht als kreatives Refugium, sondern als Ort rebellischen Denkens. Das nur dort entstehen kann, wo harte Kontraste aufeinander treffen und sich reiben. Ein Erfolgsgeheimnis? Mit Blick auf die Geschichte von psv marketing trifft das durchaus zu.1996 startete Frank Hüttemann mit Wolfgang Bock das Geschäft in Attendorn - „dem Epizentrum der Metallverarbeitung“, wie Hüttemann lächelnd betont. „Wir haben den Laden damals aufgemacht, weil wir mit starken Ideen Geld verdienen wollten. Das schien uns seinerzeit ein neuer Weg - Werbung in der Region machen. Und haben dann gemerkt, dass man für unsere Industrieunternehmen nicht ,einfach Werbung‘ machen kann. Dass das keine gute Idee ist. Weil es da um viel mehr geht. Man braucht da Wissen und Verstand, Empathie und Menschenkenntnis, strategischen Überblick und konzeptionelle Tiefe - nicht einfach nur Ideen. Das war für mich die entscheidende Erkenntnis.“ Eine Erkenntnis, die dazu geführt hat, das psv marketing unter seiner Leitung heute nicht nur von Siegen, sondern auch von Münster, Dresden, Köln und Stuttgart aus für Mittelständler und weltweite Konzerne, für Bund und Länder, für große Verbände und Organisationen unterschiedlichste Aufträge in der Beratung und Umsetzung abwickelt, nebenher mit gelungenen Fallbeispielen in wissenschaftlichen Publikationen auftaucht, und mit namhaften Fakultäten wie der DHBW in Heilbronn und den Hochschulen in Münster, Dresden und Berlin kooperiert. Sogar eigene Studien veröffentlicht, die in der Branche große Beachtung finden. Nicht zuletzt werden die Siegener in Fachkreisen in einem Atemzug mit den wichtigsten B2B-Agenturen des Landes genannt. Insbesondere wenn es um das Thema Marke geht. Doch so erfolgsverwöhnt sich der Status Quo auch liest: man merkt weder Hüttemann noch seinen (xxx) Mitarbeitern an, dass sie als verhältnismässig kompakte Agentur mit regionalem Charakter in der Bundesliga der großen B2B-Spezialisten spielen. „So groß wir auch da draussen sind, zu Hause sind wir erstmal nur eine Agentur von vielen. Die Sichtweise spornt den Leistungshunger an!“ Kontraste, sie sind und bleiben das Erfolgsgeheimnis von psv marketing. Und der unternehmerische Antrieb von Frank Hüttemann.Fehlende Authentizität ist ein teures VergüngenDiese Zurückhaltung hat jedoch wenig mit Bescheidenheit, sondern vielmehr mit einem wesentlicheren Stichwort in der Arbeit von psv marketing zu tun: Authentizität. „Das Herausposaunen von Leistung ist der größte Fehler, den man in Sachen Werbung machen kann. Wie innovativ bin ich denn, wenn ich es immer wieder sagen muss? Wie kreativ bin ich denn, wenn ich es immer wieder betonen muss? Wie strategisch bin ich, wenn ich es ständig behaupte? Es gibt einen großen Unterschied zwischen dem was man vorgibt zu sein, und dem was man macht und ist. Der Unterschied entscheidet über die Glaubhaftigkeit von Kommunikation, über die Glaubhaftigkeit unserer Arbeit und unserer ganzen Branche! Das ist die Erkenntnis, die ich damals gewonnen habe, und die heute bei psv die Arbeit prägt. Das könnte man ,Markenführung‘ nennen. Leider ist der Begriff ja gerade in den letzten Jahren von vielen Agenturen verbrannt worden, um Full-Service-Leistungen unter einem Deckmantel pseudowissenschaftlicher Spezialisierung verkaufen zu können!“ Hüttemann polarisiert gerne. Nicht nur als Person, sondern vor allem als Unternehmen. Ob auf Fachkonferenzen oder vor Kunden, wenn psv spricht, dann Klartext. Es wird nichts beschönigt oder weich gezeichnet. Harte Kontraste, Wahrheiten, Reibung. Das passt nicht jedem, aber dort wo es passt, hat es allen Beteiligten nachhaltigen Erfolg gebracht. „Es ist erschütternd, was sich unsere Branche mittlerweile einfallen lässt, um dem Kunden Marke als Heilsbringer für alle Defizite zu verkaufen. Dabei ist die Wahrheit ganz einfach: Markenführung ist der hohe Preis, den ich für meine Austauschbarkeit bezahle! Unternehmen, die einzigartig sind und einzigartiges leisten, brauchen keine Markenführung. Unternehmen, deren Leistungen austauschbar sind - und davon gibt es heute leider viele - haben nur zwei Möglichkeiten: sich entweder mit schicker Imagepolitur oder irgendwelchen esoterischen Kommunikationsstrategien einzigartig zu verkaufen, oder aber die Ärmel hochzukrempeln, und den Ursachen für die Austauschbarkeit auf den Grund gehen. Sie rigoros abschaffen! Nur einer dieser beiden Ansätze hat tatsächlich was mit Markenführung zu tun. Und auf den konzentrieren wir uns.“ Auch mal entscheiden, was man nicht ist.Bei psv sieht man für sich selbst in dieser Denkweise den wesentlichen Unterschied zu allen anderen Agenturen. Nicht auf Kosmetik und Schönfärberei setzen, nicht Full-Service machen und als „Marke“ verkaufen, nicht Managementesoterik predigen und doch nur Kommunikation meinen. Sondern dem tatsächlichen Markenpotenzial in allen Bereichen auf den Grund gehen. Dem Kunden dabei helfen, es zu heben, zu Tage zu fördern, zu optimieren und erst dann zu kommunizieren. Für den Markenaufbau auch Eingriffe in die Führung, in die Unternehmenskultur, in die interne Kommunikation, in die Prozesse in Kauf zu nehmen. Um an Einzigartigkeit zu gewinnen. Das ist heute die Arbeit von psv marketing. Und auch das größte Problem für die Siegener. Denn im Grunde hat dieser Ansatz von Markenführung kaum noch mit der Arbeit einer „Agentur“ zu tun - schon gar nicht, wenn man sich den Markt mit Dienstleistern teilt, die Markenarbeit als „ganzheitliches Leistungsversprechen“ betreiben um letztlich doch nur Agenturarbeit zu verkaufen. Für Hüttemann sogar ein doppeltes Problem. „Ich würde so gerne auf das A-Wort verzichten. Das ist für uns und unsere Kunden einfach missverständlich, weil wir dann in dieser überfüllten Schublade mit ganz unterschiedlichen Disziplinen stecken. Wir sind keine Agentur und wir machen keine Markenführung. Agenturen machen Werbung. Unternehmen machen Markenführung selbst! Das kann man nicht bei Agenturen zukaufen. Wenn wir etwas tatsächlich sind, dann Impulsgeber. Impulsgeber gestalten nicht für den Moment, sondern für die Zukunft. Impulsgeber stoßen etwas an, fördern die Entwicklung, helfen beim Wachstum in die richtige Richtung. Dafür gibt es einen Markt, aber der trägt leider den falschen Namen!“ Als Impulsgeber neue Wege gehenDie Sichtweise auf die eigene und die Arbeit der anderen hat schließlich dazu geführt, dass man bei psv marketing bereits seit Ende letzten Jahres an einem neuen Unternehmensmodell arbeitet. Ziel ist es, den eigene Ansatz von Markenaufbau und Führung mit allen notwendigen Disziplinen deutlicher zum Ausdruck zu bringen - um Kunden zukünftig nicht nur mit der Leistungsbreite, sondern vor allem mit der richtigen Leistungstiefe perfekt zu betreuen. „Die Herausforderung für uns besteht darin, dass wir uns eigentlich sehr stark auf das Markenthema spezialisiert haben, auf dem Markt allerdings viel zu viele unterschiedliche Sichtweisen und Definitionen herumgeistern, die unsere Positionierung verwischen. Zumal viele Kunden leider noch nicht wissen, was die Arbeit an der Marke bedeutet.“ so Hüttemann. „Eine gute Markenagentur muss alle Facetten der Marke im Blick haben, sich gleichermaßen in der Unternehmensführung, in der Betriebswirtschaft und in der Unternehmenskommunikation auskennen um Kunden zum Ziel zu führen. Und wenn es dann an die Implementierung geht, ist vor allem Change Management gefordert - das ist keine produzierende Dienstleistung sondern Psychologie, da geht es um Zuhören und Verstehen. Ich kann diesen Facettenreichtum allerdings nicht als Agentur abbilden - da passen weder Begriff noch Portfolio zusammen, schon gar nicht glaubhaft. ,Agentur‘ ist ja erstmal etwas produzierendes - das machen wir auch, aber das steht meist am Ende der eigentlichen Markenarbeit.“ Für psv marketing bedeutet das, einen Schritt zurück zu gehen. Um neues entstehen zu lassen. Weg mit dem Agentur-Bauchladen!Aus der eigentlichen Agentur hat man ein Dach für „Facettendienstleistungen“ erarbeitet - so nennt Hüttemann den neuen Ansatz. „Wir haben nach langen internen Gesprächsrunden, in die wir auch unsere Kunden involviert haben, den Full-Service-Ballast abgeworfen, und nur noch die Leistungen stehen lassen, die in ihren Bereichen für den Aufbau einer Marke wirklich wichtig sind. Dabei stand weniger die Frage nach Umsatzpotenzial, als vielmehr der Gewinn für unsere Kunden im Vordergrund. Das Kriterium war: hat diese Leistung unseren Kunden in der Vergangenheit bei ihrer Entwicklung zur Marke tatsächlich geholfen oder war es nur ein Gimmick?“ erklärt Hüttemann. Nachdem der langwierige Selektions-Prozess abgeschlossen war, entschied man sich, die Leistungen zu einzelnen Geschäftsbereichen zu bündeln und neu zu positionieren. Aber nicht, um unter einem vermeintlichen Deckmantel der Eigenständigkeit das „Full-Service-Etikett“ zu kaschieren, sondern um tatsächlich die Wertschöpfung und den Facettenreichtum einer Marke darstellen und bedienen zu können. „Man muss sich das so vorstellen: wir sind kein verwirrendes Kaufhaus für Markendienstleistungen mehr, sondern eine spezialisierte Einkaufsstrasse für Marken, mit eigenständigen Geschäften, die der Kunde nach Bedarf aufsuchen kann, um seine Markt- und Markenpräsenz zu gestalten. psv marketing ist diese Strasse. Die Geschäfte machen wir jetzt nach und nach auf.“ Im Klartext heißt das: psv marketing wird zu einem Netzwerk aus spezialisierten, eigenständigen Anbietern, die sowohl gemeinsam als auch autark an der Marke arbeiten. Das gibt größeren Kunden, die bereits feste Dienstleister als Partner haben, die Möglichkeit, spezialisierte Einzelleistungen aus dem psv-Pool in Anspruch zu nehmen, um ihre Markenarbeit sinnhaft zu ergänzen.Den ersten Schritt zur Zellteilung hat man bereits Ende letzten Jahres mit der in Köln ansässigen „Cuecon“ vollzogen, deren Geschäftsführer Marco Petracca bisher die strategische Beratung bei psv marketing betreute. Cuecon konzentriert sich ausschliesslich auf den strategischen Aufbau von Marken, berät in Sachen Führung, Implementierung, Steuerung, und misst die Wirkung der Maßnahmen auf Unternehmen und Markt, um die Effektivität von Markeninvestitionen prüfen und nachweisen zu können. Die klassische Markenkommunikation wird mit der neuen Geschäftseinheit „Goldrichtig!“ bedient. Schwerpunkt ist hier vor allem die Übersetzung von Unternehmenswerten in kreatives Design, dass sich in allen Maßnahmen des Corporate Designs wieder findet. Darüber hinaus wird man bei „Goldrichtig!“ an Schwerpunkten wie der effektiven Ausarbeitung und Gestaltung von Arbeitgebermarken arbeiten - ein Thema, dass gerade dem Mittelstand in unserer Region unter den Nägel brennt.Die Leistungen für digitale Markenführung und digitales Marketing werden mit den beiden Geschäftseinheiten „Filmhaus“ und „Rebind“ angeboten. Filmhaus unter der Leitung von Thorsten Junge konzentriert sich dabei auf die Konzeption und Umsetzung von Bewegtbildkommunikation für unterschiedlichste Medien. Jörg Grote und sein Team erarbeiten bei Rebind neben klassischen Onlinemarketing-Strategien vor allem Interaktionskonzepte und qualitative Messinstrumente für den Erfolg von Social Media. Eine weitere Einheit im psv-Verbund ist „psv relations“ unter der Leitung von Guido Müller. Das ursprünglich als klassische PR-Agentur gestartete Geschäftsfeld setzt den Schwerpunkt auf die Wertekommunikation, und ergänzt damit das Leistungsportfolio von psv um einen Ansatz, der in der PR bisher nur selten berücksichtigt wird: Strategien und Methoden zur Kommunikation von Unternehmenswerten, die über Produkt und Leistung stehen, und somit die eigentliche Reputation einer Marke bilden.„Auch wenn wir damit psv marketing ein Stück weit in den Hintergrund rücken, hat diese klare Trennung für unsere Kunden und uns jede Menge Vorteile: unsere Mannschaft kann sich jetzt einerseits in den jeweiligen Themenbereichen freier entfalten und spezialisieren, und somit auch Leistungen anbieten, die man psv vielleicht vorher gar nicht so zugetraut hätte. Andererseits brauchen unsere Kunden keine Angst zu haben, dass sie gleich eine Website mit einkaufen, wenn sie doch eigentlich nur eine Markenstrategie wollten. Wir bieten zwar beides an, aber eben völlig unabhängig voneinander und immer nur passgenau für den jeweiligen Auftrag!“, erläutert Hüttemann. Und was ist mit der einleitenden Aussage, man solle seinen Verstand bezweifeln, wenn man in der Werbebranche startet? Ausgerechnet heute? Steht das neue psv-Modell dazu nicht im krassen Widerspruch? Hüttemann verneint: „Was unsere Kunden an uns immer wieder schätzen, ist die Klarheit, mit der wir arbeiten. Wir reden nicht drumherum, wir packen es meistens direkt an. Das hat etwas mit unserer DNA zu tun: Aufträge nach Gründen zu hinterfragen. Niemals auf kurzfristige Gewinne zu schielen. Immer am nachhaltigen Erfolg unserer Kunden zu arbeiten. Mit und nicht gegen Kunden zu wachsen. Eben nicht Gewinn mit Werbung sondern Werbung mit Gewinn zu machen. Ich glaube, wenn dieser Kern nicht in all unseren Abteilungen verwurzelt wäre, dann müsste ich tatsächlich unseren Verstand anzweifeln. Oder wenn wir wieder eine Full-Service-Markenagentur aufmachen würden. So ist der Neustart erstmal nur viel Arbeit, aber zum Glück kein Irrsinn!“
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