Zeit der Wandlung
Seit Jahren suche ich durch mein Leben und meine Arbeit nach der inneren und äusseren Harmonie. Früh entdeckte ich das aktive und passive Prinzip, das in den Gesetzen der Natur eine allgemeine Grundlage bildet.
So lernte ich: Aktiv = Sonne, Feuer, männlich, denken,Intellekt etc., passiv = Mond, Wasser, weiblich, fühlen, Emotion etc. Zwischen diesen beiden Teilen, so scheint mir, herrscht in unserer Zeit eine gewaltige Disharmonie. Ich frage nun: Erzeugen nicht unsere fossilen Brennstoffe aktive Teile = Feuer etc. einen über-mässigen Druck auf alle passiven Teile = Wasser etc. aus? Wird nicht unsere Mutter Erde verschwenderisch ausgebeutet? Leiden nicht gerade deshalb die Sylven der Luft? Werden nicht die Wasser durch den verbrennenden Intellekt beschmutzt? Oder wird das aktiv verzehrende Feuer unserer Massenvernichtung dieser überdimensionierten Aktivität und somit der natürlichen und menschlichen Entwicklung ein jähes Ende setzen?
Daraus schliesse ich: Unser heutiger Zustand zeigt sich aktivmännlich, also eine doppelte Aktivität. Ein Ausgleich wäre somit durch den Zustand aktiv-weiblich zu erreichen. Weiter stelle ich fest, dass auf der höheren, unsichtbaren Ebene sich diese Umkehr bereits vollzogen hat und nach und nach auf der materiellen Ebene sich manifestiert. Dieser Prozess geschieht im allumfassenden Natursystem, also auch im Weibe wie im Manne, im Kinde wie im Greise. Dass diese Wandlung ihre positiven wie auch negativen Folgen hat, ist heute für jeden Menschen ersichtlich, vorausgesetzt, dass wir es sehen können oder wollen. Wir müssen dieses Weibliche in der Natur und in uns neu entdecken, um seine wunderbare Zartheit wieder zum Klingen zu bringen. Denn — es schreitet auf leisen Sohlen, und es wird als Sieger im Kampfe gegen das mächtige Ungleichgewicht hervorgehen. Und die Wasser werden in Bewegung kommen, also auch die Sylven der Luft, und sie werden die riesigen Giftfrachten im Trabe halten. So wird auch Mutter Erde ihre grossen Risse und Wunden öffnen, und Feuer wird von unten und oben kommen und vieles wird in Bewegung sein.
Trotz allem wird Runa Zumara die aktiv-weiblichen Kräfte in dieser Ausstellung zum Ausdruck bringen.
Text: R. Z. © 1985
Bild auf Titelseite: Runa I Verinnerlichung
|