Kritik von M. Beer, Fränkischer Tag
Die Inszenierung von Georg Blüml entführte die Zuschauer in eine fremde Welt.
"Zugegeben: Nach dem phänomenalen Auftakt mit Cavallis "La Rosinda" konnte ich mir kaum vorstellen, daß auch die zweite Opernproduktion des Festivals "Bayreuther Barock" mich begeistern würde. Aber sieht man vom deutlich niedrigeren solistischen Niveau ab, dann lohnte auch diesmal die Fahrt ins Markgräfliche Opernhaus zu Bayreuth.
Auf dem Programm stand "Les Fêtes d´Hébé ou les Talents lyriques" von Jean-Philippe Rameau aus dem Jahr 1739. Diese "Opéra-ballet" gilt als ein Höhepunkt der spezifisch französischen Gattung, bei der minimaler Inhalt der Vorwand für bildhaft-unterhaltsames Bühnengeschehen ist, wobei der Tanz nicht zu kurz kommen darf..."
"Was das Ensemble Cracovia Danza in der Choreographie von Romana Agnel leistet, ist in der Inszenierung von Georg Blüml weit mehr als ein tänzerisches Aperçu. Die stark stilisierten und abstrahierten Opernszenen mit Protagonisten in weißen Kostümen ganz à la mode der 1730er Jahre verdichteten sich erst mit den ungemein farbenprächtig kostümierten und ausladenden Divertissements zu einem Gesamteindruck, der einen gleichsam den Duft von barockem Lebensgefühl atmen lässt.
Wie kostbar glänzende weiße Porzellanfiguren bewegen sich die neun Solisten und der kleine Chor auf der Bühne, auf die zu den originalen Schiebekulissen ein paar einfache, abstrakte Bauteile gestellt wurden. Die Körperhaltungen, das verfeinerte Gestenvokabular der Sänger entführen die Zuschauer in eine fremde, sublime Welt, aus der einem plötzlich der berühmte Gilles von Watteau entgegenzukommen scheint - zusammen mit einer ganzen Meißener Kollektion.
Dank einer ausgefeilten Lichtregie, die auch die Saalbeleuchtung einbezieht, hat man die Chance, immer wieder auch den Blick von der Bühne ab- und den endlos vielen Kostbarkeiten im Markgräflichen Opernhaus zuzuwenden..."
"Das Publikum war hörbar begeistert"
|