Die Direktkandidatin der Christlich Demokratischen Union für die nächste Bundestagswahl im Wahlkreis 301, Weimar - Apolda - Erfurt-Land, heißt Vera Lengsfeld. Niemand hatte ihr einen festen Wahlkreis versprochen, dennoch hatten alle das Gefühl, hier werden die Strippen von ganz oben gezogen. Als im September öffentlich wurde, daß Frau Lengsfeld beabsichtige, im besagten Wahlkreis anzutreten, brach innerhalb der CDU ein Sturm der Entrüstung los. Nun ist die Wahl zwischen zwei BewerberInnen in einer Demokratie durchaus eine Selbstverständlichkeit, in der CDU aber kaum üblich. Ganz anders im Wahlkreis 301. Plötzlich standen insgesamt vier BewerberInnen für diesen einen Platz auf der Matte. Neben dem jetzigen Wahlkreisabgeordneten Heinz-Jürgen Kronberg, wie Lengsfeld ein staatlich anerkannter ehemaliger DDR-Bürgerrechtler, wollten nun auch der Kreis-Chef der Jungen Union aus Apolda und der ehemalige Pressesprecher der CDU-Landtagsfraktion über diesen Wahlkreis in den Bundestag. Ein geschicktes Manöver, das öffentlich Verwirrung stiftete und den CDU-Mitgliedern unmißverständlich deutlich machte, diesmal wird richtig gewählt. Aus dem Sturm der Entrüstung wurde auf wundersame Weise ein warmer Willkommenshauch, und der Apoldaer Bürgermeister, ein strammer Parteisoldat der CDU, behauptete öffentlich, Vera Lengsfeld sei die einzige, die diesen Wahlkreis würdig in Bonn vertreten könne. Derselbe Bürgermeister hatte wenige Wochen zuvor lauthals die berechtigte Frage gestellt, was Frau Lengsfeld in diesem Wahlkreis zu suchen habe. Selbige wiederum gab öffentlich Erklärungen ab, daß sie noch nie etwas gegen die Blockflöten in der CDU hatte und daß sich ja schließlich jeder Mensch ändern könne. Die Wahl am 18. November 1997 war dann reine Formsache. Heinz-Jürgen Kronberg hatte das nie erhaltene Angebot Helmut Kohls, Bundesbeauftragter für ... zu werden, ausgeschlagen und verabschiedete sich an diesem Tag mit Anstand von der politischen Bühne.
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