November
Nebel hält die Stadt umschlungen,
einsam trennt sich Haus von Haus.
Der Mensch kramt in Erinnerungen,
zerzauste Träume brechen aus.
Tau benetzt die Häuserriesen,
gespenstisch bläht sich Nebelhauch.
Frauen frösteln, Kinder niesen,
aus Kaminen schält sich Rauch.
Auf der Parkbank treiben Schwaden,
Nebelschleier schlucken Licht.
Dünn wird manch ein Lebensfaden,
Depression zeigt ihr „Gesicht“.
Kalter Wind flicht sich durch Bäume,
pflückt das letztverblieb’ne Blatt.
Wolkendunst speist düstre Träume,
Seelenangst im Großformat.
Totensonntag, Allerseelen,
- Grüße aus der „Anderswelt“ –
Seufzer würgen sich aus Kehlen,
alleine ist man noch vermählt.
Eine winzige Nebelzunge
ruht auf einem alten Grab.
Gleitet hinab in kaltem Schwunge,
leckt den feuchten Marmor ab.
Letzte Astern saugen trotzig
deinen feuchten Atem ein.
Trauerschmuckwerk gräbt sich protzig
in den Tränenboden rein.
Gesichtslos ziehen düstre Stunden,
Katzen streunen blind umher.
Laute Töne sind entschwunden,
aufgeschluckt vom Schleiermeer.
Tage werden ständig kleiner,
Nacht weitet sich ungehemmt,
Dunkelheit erbarmt sich deiner.
„Seelen-Barfuß“ ohne Hemd.
Doch noch einmal bricht die Sonne
durch den Samt aus Anthrazit.
Atemzug lang kitzelt Wonne,
dann fällt der Vorhang - Schritt für Schritt.
Göttin Natur verbirgt sich weise,
hinter dem grauen Nebelschal.
Nimm einen Freund mit auf die Reise,
wanderst du durch’s November-Tal.
© Schlossfee ~ Helga Boban
|