Christus auf gläsernen Säulen
Von Susan Ehrlich
Heiligabend. Krippe und Kreuz gehören für Herbert Kolloch untrennbar zusammen. Jetzt hat er seine Meditationskrippe in Weinhübel erneuert.
Herbert Kolloch (links) und Johannes Gramsch bauten Mitte der Woche die Krippe in der Franziskaner-Kapelle auf. Vor mehr als 30 Jahren hatten sie sie erschaffen, jetzt wurde sie liebevoll restauriert. Foto. SZ/Thomas Fiedler
Wer hat sie nicht schon irgendwo gesehen: die Krippen mit dem Christkind. Oft aus Moos und Holz gestaltet steht da der Stall mit der Futterkrippe voller Stroh. Spätestens am Heiligabend findet darin das Jesuskind seinen Platz und Groß und Klein betrachten es angerührt. Heute ist es wieder soweit.Doch nicht jede Weihnachtskrippe entspricht dem gängigen Bild. Herbert Kolloch beispielsweise hat ganz andere Vorstellungen. Mit bunt bemalten Figuren und Kitsch haben sie nichts zu tun. In den vergangenen Wochen hat er viel Zeit investiert, um seine 1972 selbst geschaffene Meditationskrippe in St. Johannes und Franziskus zu erneuern. Anders sieht sie aus, ungewohnt gegenüber den herkömmlichen Modellen, die allerorts zu finden sind. Über den tönernen Figuren schwebt bedeutsam das Kreuz. „Es ist Schutz über den Köpfen der Menschen, symbolisiert aber auch Leiden, Last und Sorge, die sie im Laufe ihres Lebens mit sich tragen“, erklärt Herbert Kolloch. Im Zuge der Vertreibung ist seine aus dem schlesischen Sagan (Zagan) stammende Familie nach 1945 in Görlitz hängengeblieben, erzählt der Ruheständler. „So waren wir nah dran an der Heimat“, sagt er. Später heiratete er seine Christa, ebenfalls Schlesierin mit Wurzeln in Breslau (Wroclaw). Der gelernte Schriften- und Reklamemaler arbeitete zwölf Jahre lang in der Görlitzer Stadthalle, war dort für Bühnenbild und Werbung verantwortlich.Plakat inspirierte zur KrippeDoch der bekennende Katholik engagierte sich auch kirchlich sehr stark. Unter anderem gestaltete er Schaukästen mit selbst entworfenen Plakaten und organisierte Ausstellungen. Eines seiner Plakate aus den 60er Jahren trug den Titel „Krippe, Kreuz und Herrlichkeit“. „Das war später die Inspiration für die Krippe“, sagt Herbert Kolloch. Deren Gestaltung sei damals bei Pater Wendelin von den Weinhübler Franziskanern gut angekommen. Nachdem Bischof Joachim Reinelt die Krippe Gegenstand seiner Predigt machte, als er zu Gast in der Görlitzer Franziskaner-Kapelle war, fand sie auch in der Gemeinde Akzeptanz. Seither wird die schlichte Krippe aller zwei Jahre aufgestellt. Die Figuren, einst von Pater Wendelin nach Weinhübel gebracht, stammen aus einer Behinderteneinrichtung in Berlin.Im Jahr 1987 verließen Christa und Herbert Kolloch die Stadt und übernahmen die Leitung eines Alters- und Pflegeheimes in Brieselang bei Berlin. Auch dort entstand schnell der Kontakt zur katholischen Pfarrgemeinde. Und auch dort gestaltete Herbert Kolloch zu vorhandenen alten hölzernen Figuren eine Meditationskrippe ähnlich der in Weinhübel.Brieselang liegt inzwischen hinter den Kollochs. Im vergangenen Jahr zogen sie nach Görlitz zurück. Hier fühlen sie sich wohl. Hier leben die Kinder. Die Idee Herbert Kollochs, seine über 30 Jahre alte Krippe für dieses Weihnachtsfest zu restaurieren, stieß bei Pfarrer Pater Rudolf sofort auf offene Ohren.Symbol der AuferstehungAuf einer schlichten, etwa 2,50 Meter langen Platte stehen nun Maria, Joseph und das Christuskind unter Kreuz und Stern. Getragen wird diese von gläsernen Säulen und erweckt so den Eindruck, als würde sie im Raum schweben. „Die Menschen sollen in dieser Krippe ihren Lebensinhalt finden“, regt Herbert Kolloch die Betrachter an. Denn: „Sie verdeutlicht mit ihrer Gestaltung den Weg vom Lebensanfang bis über Tod hinaus.“ Der Stern steht dabei nicht nur als Geburtsstern Jesu, sondern ist zugleich Symbol für die Auferstehung.Heute, 17 Uhr, können sich die Besucher der Christnacht in der Kapelle von St. Johannes und Franziskus an den Neißewiesen selbst überzeugen von der Kraft von Krippe, Kreuz und Herrlichkeit.
Foto siehe:
http://herbert-kolloch.magix.net/webs ite
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