Breitband als ein wesentlicher Teil der Infrastruktur und ein wichtiges Element zur Steigerung der Standort-Attraktivität ist für die Kreiswirtschaftsförderung im Kreis Heinsberg schon seit einigen Jahren ein wichtiges Thema. Seit knapp einem Jahr hat Dr. Kaack von der STZ-Consulting Group die Kreiswirtschaftsförderung im Kreis Heinsberg beratend auf dem manchmal steinigen Weg zu FttB (Fiber-to-the-Building) in der Fläche begleitet. Die heutige Versorgung im Kreis ist recht heterogen und erst mit Glasfaser-Anschlüssen kann der Nutzer entscheiden, welche Bandbreite er braucht und muss nicht mit den Beschränkungen durch die Netzbetreibern leben. Somit steht zukünftig beim Abschluss eines Vertrages mit einem Breitband-Anbieter nicht mehr die verfügbare Bandbreite im Vordergrund, sondern die benötigten Anwendungen (Dienste).
Im ersten Schritt hat STZ-Consulting die tatsächliche Versorgungslage getrennt für Wohn- und Gewerbegebiete anhand der Informationen der Netzbetreiber analysiert. STZ-Consulting eine Einteilung in gut versorgte (d.h. solche mit vorhandenem Infrastrukturwettbewerb und mindestens 16 MBit/s), schwach versorgte und unterversorgte Gebiete (beide ohne Wettbewerb in der Infrastruktur) vorgenommen. Im Kreis sind im Rahmen der Analysegenauigkeit ca. 40% der Anschlüsse mit bis zu 150 MBit/s und "funktionierendem" Wettbewerb so versorgt, dass Aktivitäten der öffentlichen Hand nicht erforderlich sind. 15% der Anschlüsse sind unterversorgt und ca. 45% schwach versorgt. Die ländliche Struktur im Kreis mit geringer Besiedlungsdichte und wenigen Wohneinheiten pro Anschluss (nur ca. 1,3 Wohneinheiten pro Anschluss) machen einen "klassischen" VDSL-Ausbau nicht nur teuer sondern auch im Hinblick auf die erzielbare Bandbreite oft wenig effizient. Auf der Basis der Analyse wurden Geschäftsmodelle zur Umsetzung entwickelt und geprüft. Nach mehreren Gesprächs-Runden mit den Bürgermeistern der Kommunen und den Energieversorgern hat sich ein umsetzbares Modell ergeben für einen NGA-Ausbau mit Glasfaser-Hausanschlüssen, bei dem der Kreis zunächst einen Masterplan im Sinne einer Grob-Netzplanung für die nicht ausreichend versorgten Gebiete beauftragt und dann Kreis und Kommunen gemeinsam über einen längeren Zeitraum passive Anschlussnetze errichten und die Energieversorger fehlende Strecken im Zuführungsnetz ergänzen. Zur Schonung von Investitionsmitteln sollten Sanierungsmaßnahmen und andere Tiefbauprojekte genutzt werden für eine Verlegung im Beilauf. Aufgrund der Breitband-Aktivitäten der letzten Jahren besteht ein fast geschlossener regionaler Backbonering, der zur Zuführung der Bandbreite zu den zu errichtenden Anschlussnetzen genutzt werden kann. Über die über die Zeit fortlaufende Schaffung von einzelnen FttB-Inseln (z.B. einzelne Ortschaften, Statdteile oder Gewerbegebiete) soll der erzielbare Erfolg belegt werden und der Anreiz zum weiteren Ausbau aufrechterhalten bleiben.
Durch die Aktivitäten der Kreiswirtschaftsförderung ist ein holländischer Investor mit einschlägigen Erfahrungen in den Niederlanden auf den Kreis aufmerksam geworden und hat den Ausbau des passiven Netzes als privatwirtschaftliches Investitionsvorhaben ganz ohne Zuwendung aus öffentlichen Kassen angeboten. Nach einer Reihe von Vorklärungen und Abstimmungen mit den Bürgermeistern und den Energieversorgern ist in der vergangenen Woche das Vorhaben in einem Pressetermin veröffentlicht worden. Informationen finden sich z.B. hier:
http://www.rp-online.de/niederrhein-su ed/kreis-heinsberg/nachrichten/schnelles-inte rnet-fuer-den-kreis-1.3010959
http://www.aac hener-zeitung.de/lokales/heinsberg-detail-az/ 2765950/Beginnt-in-der-Region-Heinsberg-ein-n eues-Internet-Zeitalter
und auch recht prominent auf der Seite der Kreiswirtschaftsförderung:
http://www.wfg-he insberg.de/publish/de/aktuelles/news/meldunge n_einzelansicht.html?Meldungen_ID=606
Für den Bau und den Betrieb der passiven Infrastruktur wurde von dem holländischen Investor eine deutsche Gesellschaft gegründet, deren Internet-Auftritt noch recht mager ist, aber immerhin schon einige Aussagen enthält:
http://www.deutsche-glasfaser-hs.de /
Die Gesellschaft ist ein Schwesterunternehmen der Bornet im Kreis Borken, die unter dem gemeinsamen Holdingdach der Deutschen Glasfaser GmbH gebündelt werden: http://www.deutsche-glasfaser.de/de
Damit die passive Infrastruktur nicht ungenutzt und Leerrohre "leer" bleiben, müssen Netzbetreiber als Partner gewonnen werden. Zur Vermeidung einer vollständigen Abhängigkeit hat die Deutsche Glasfaser mit "Flink" einen eigenen Betreiber zur Vermarktung gegründet. Weitere bereits benannte Partner sind der Netzbetreiber NetAachen und der Energieversorger NEW, der bereits früher Aktivitäten im Telekommunikationsbereich gemacht hat. Der Infrastruktrurbetreiber ist offen für weitere Netzbetreiber und es bleibt abzuwarten, ob auch die großen Anbieter auf den Zug aufspringen.
Eine weitere Hürde ist vor einer erfolgreichen Umsetzung noch zu nehmen mit der aus Wirtschaftlichkeitsaspekten benötigten Vorvertragsquote von 40%. Die Deutsche Glasfaser plant hierfür eine breite Informations- und PR-Aktivität, aber ohne eine aktive Rolle von Kreis und Kommunen kann dies nicht gelingen. Durch die Bürgermeister ist eine weitgehende Unterstützung zu erwarten, da sie die Bedeutung einer nachhaltigen Breitbandinfrastruktur als Standortvorteil für ihre Kommunen erkannt haben. Der Beitrag von Herrn Fiedler, dem Bürgermeister von Geilenkirchen, zeigt die ersten Schritte hierfür:
http://buergermeister-geilenkirchen .blogspot.de/2012/09/was-lange-wahrt-wird-end lich-gut.html
Der Ausbau des Netzes wird aus Kapazitätsgründen in Schritten erfolgen. Erste Ausbaugebiete in Form von einzelnen Ortsteilen wurden bereits identifiziert (zu finden auf der Hompage der Deutschen Glasfaser HS). Zeitgleich werden regionale Unternehmen und Organisationen gesucht, die (ganz nach holländischem Vorbild) als Dienstebetreiber eine zusätzliche Differenzierung im Wettbewerb ermöglichen. Für regionale Breitbanddienste gibt es viele Möglichkeiten aus den Bereich Medizin, Bildung und Fortbildung, Sport und Kultur, aber auch durchaus rein kommerzielle Anwendungen (z.B. im Bereich Home-Automation, Energiesteuerung oder Cloud-Computing). Somit kann das Projekt nach dem Ausbau der Infrastruktur auch für die Weiterentwicklung zur Smart City oder zu mehreren Smart Cities im Kreis Heinsberg beitragen.
Die weitere Entwicklung desd Vorhabens bleibt abzuwarten, aber wenn dieses "Experiment" gelingt, bildet es eine geeignete Blaupause für weitere kreisweite Glasfaser-Projekte - und vielleicht können auch andere Investoren für NGA-Vorhaben gewonnen werden, die bislang mit Gewerbeimmobilien Geld verdient haben. Mit dem Vorhaben kann laut Dr. Kaack auf jeden Fall das immer wieder zu hörende Vorurteil: "Glasfasernetze kann man nur in Ballungsgebieten wirtschaftlich betreiben", ad acta gelegt werden Er hat auch in den letzten Jahren immer wieder darauf hingewiesen, dass Glasfasernetze gerade für den Ausbau in ländlichen Regionen geeignet sind, da keine aktiven Netzkomponenten zwischen Knoiten und Hausanschluss benötigt werden und die Streckenlänge keine Rolle spielt.
Viele Kreise sind in ihren Überlegungen noch nicht bei NGA-Plänen "angekommen" und stecken tief in Fragestrellungen zur Grundversorgung mit mindestens 2 MBit/s. Auch für diese noch passsiven Kreise sieht Dr. Kaack das Vorgehen im Kreis Heinsberg als Beispiel - einerlei ob das Vorhaben im ersten Anlauf erfolgreich wird oder erst nach einigen Anpassungen. Es werden aber wohl selbst bei weiterer Multiplikationswirkung durch den Kreis Heinsberg immer noch etliche Regionen imländlichen Raum übrigbleiben, in denen kein Stadtwerk oder Energieversorger den Netzausbau übernimmt und auch kein privater Investor gefunden werden kann. Diese Regionen sind neben eigener Aktivitäten auf tatkräftige Unterstützung des Bundes oder der Länder angewiesen!
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