Die Raiffeisenbank Krumbach / Schwaben EG – Im Jahr ihres 100 – Jährigen Bestehens
„Von der Rechnerstube zur Universalbank“, ein Slogan der auf die Raiffeisengenossenschaften nicht bedeutender geschrieben werden konnte. Die etwas ältere Generation, aber auch das „Mittelalter“ kann sich vielleicht noch daran erinnern wie es früher war. Da war nirgends ein Bankgebäude mit Schalter, mit üblichen Schalterstunden an den Werktagen. Da war auch nicht die Rede von einem Banker, von einem oder einer welche es gelernt oder studiert haben Geld anzunehmen oder zu verwalten. Man sprach damals von dem sogenannten „Rechner“, der in seinem Privathaus im Wohnzimmer am Sonntag, meist vormittags, nach oder vor dem Kirchgang seine „Rechnerstube“ geöffnet hatte. Und hier gingen, vor allem die Landwirte, aber auch das „Arbeitervolk“ hin um ihre Rechnungen zu begleichen, über jene Warengüter die sie im Raiffeisenlagerhaus geholt haben, oder auch gebracht wurden.
Den Sinn des Warenhandels war auch bei den Billenhauser vordergründig als mit Vorstand Jakob Seitz und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Dekanatspfarrer Gregor Strobel und Vice Bürgermeister Johann Miller als 2. Vorsitzender am 23. November 1888 die Raiffeisengenossenschaft gegründet wurde. Der Ort Billenhausen zählte damals auch zu den ersten Gemeinden die im Geiste von Raiffeisen eine Darlehnskasse gegründet hatten. Auch sie wollten dem Zinswucher der Achtziger Jahre entgegen wirken. Dennoch, das Warengeschäft war ihnen wichtiger wie das Geldgeschäft. Über die Bahnlinie und dem Güterverkehr kamen Kohlen, Kies, Rinden, Roller und Seegras an, wurde von Hand auf das Fuhrwerk verladen und musste dann, als ein Lagerhaus am Bächleweg beim Seitz gebaute wurde, dort von Hand wieder entladen werden.
Auch hatte Billenhausen zu jener Zeit durch die „Alpengrasspinnerei und Großhandel Heiligmann“ schon einen florierenden Handel betrieben. Ein richtiges Fuhrwerk gab es in Billenhausen bis 1940 nicht und wurde unter Vorstand Josef Heiligmann im Kriegsjahr 1940 bei der BayWa für rund 6500 Reichsmark ein Bulldog der Marke Lanz D7506 gekauft. Dazu wurde ein Gummiwagen, ein Bündelmäher, ein Kultivator und ein 2 – Scharpflug angeschafft. Otto Micheler erinnert sich noch daran das er für das Fahren mit diesem modernen Fuhrwerk für die Stunde 0,80 Reichsmark von der Genossenschaft erhielt. Karl Burkhart war der zweite Fahrer.
Und zu fahren hatte Micheler viel, nicht nur das Seegras von Roggenburg holend nach Billenhausen zu der Alpengrasspinnerei Heiligmann. Neben dem Mähen und Pflügen und anderen landwirtschaftlichen Arbeiten, neben dem Warentransport von den Eisenbahnwagons zum Lagerhaus auch einen Umzug. Es war im Februar 1942, zur Kriegszeit als Augsburg mit Luftangriffen attackiert wurde, fuhr er mit zwei Anhänger bei eisiger Kälte, ohne Dach, nach Augsburg und holte eine Dame samt ihren Habseligkeiten die zwei Hänger füllten nach Krumbach.
Der Lanz – Bulldog wurde 1955 mit allen Gerätschaften an Josef Dempfle verkauft.
Zu jener Zeit war die „Rechenstuben“ privat im Wohnzimmer oder einem separat abgeteilten Raum untergebracht. Die Rechner hatten ihren Dienst, meist sonntags oder oft bis spät in die Nacht hinein, immer ehrenamtlich verrichtet. Dies sollte auch bis in die 60iger Jahre hinein so bleiben. Nach dem Bau eines neuen Lagerhauses an der Attenhauser Straße und der Fusion 1969 mit der Raiffeisenbank Krumbach wurde 1972 auch ein Bankgebäude angebaut. Letzter Billenhauser Rechner war Alois Peiser, letzter Vorstand der Genossenschaft Georg Glogger.
Billenhausen war in vielen Dingen wohl der Zeit voraus und hatten zudem eine große Besonderheit. Während es üblich war auch bei den Genossenschaften pro Jahr eine Generalversammlung abzuhalten, gab es in Billenhausen die Frühjahres – und die Herbstversammlung. Grund dafür sei gewesen weil die Geschäfte es erfordert hätten. Aber auch die Frauen waren in den 50iger Jahren in Billenhausen schon am Werk. Die letzte Lagerhausverwalterin war Frau Katharina Heckenmüller. Doch der Wandel der Zeit hatte die Lagerhäuser bald überflüssig gemacht. Es wurde von der Sackware auf die Loseware umgestellt, und dies bedeutete den Tod der Lagerhäuser.
Allerdings hat Billenhausen ihre Zweigstelle der Krumbacher Raiffeisenbank erhalten. Denn die Flächendeckung und das Ansprechen auch kleiner Sparer und Geldanleger war das Ziel Raiffeisens. Mit Ulrike Schwarz –Kosler, die über die Zweigstelle Neuburg auch Billenhausen betreut, haben die Billenhauser eine vertrauenswürdige Ansprechpartnerin zu allen Belangen.
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