Die Bedürfnistheorie gilt meist als unabdingbar in der Ökonomie und Psychologie. Nur sind diese Theorien relativ oberflächlich und zu traditionell. Meistens basieren sie auf Platons Gedanken (bspw. bei Maslow)oder auf fragwürdigen objektivistischen Theorien (Ökonomie). Hier wird versucht einen philosophisch reflektierten Begriff zu liefern, der allererst eine Grundtheorie für Philosophie, Psychologie Ökonomie aber auch für Physik bzw. Mathematik und Religion ermöglicht. Es werden vier Gattungen von grundlegenden Bedürfnissen angenommen und zwar unter strukturalen Gesichtspunkten: erstens die so genannten "matrialen" Bedürfnisse, die auf einer Zweierstruktur beruhen (Differenz mit Ausrichtung auf Einheit), das sind die klassischen Bedürfnisse (Parmenides bis Hegel und Marx). Sodann die zweckrationalen oder "patrialen" Bedürfnisse, die von einer Dreierstruktur determiniert werden und Weiterentwicklungen der matrialen sind. Die "tekialen" Bedürfnisse sind die dritte Art (Einheit zur Differenz), Künstlerbedürfnisse, die produktiven Äußerungen der Menschen ohne direktes Ziel (ab Nietzsche) und schließlich noch die vierte Art der Transformationsbedürfnisse, die weniger eine Struktur tragen, sondern prozessualen Charakter haben. Es wird zum ersten Mal in der Geschichte eine exakte Definition des (matrialen) Bedürfnisses gegeben (im mathematischen Teil) mit logischen Konsequenzen, Sätzen, die Auswirkungen für die Staatsphilosophie haben (Hobbes und Rousseau als grundlegende Gesellschaftstheorien mit vollkommen anderen Strukturen und einer Klärung ihrer systematischen Leistungen und Grenzen) aber ebenso einen neuen Ansatz einer Psychischen Analytik ermöglichen, die eventuell gewisse psychische Störungen und Entwicklungen prognostizieren könnten (Anwendung der Chaostheorie auf die genetische Defintion der Bedürfnisse). Eine interkulturelle Fundierung der Ethik wird weiter ermöglicht durch die verschiedenen Strukturbegriffe der vier Bedürfnisarten. Einige philosophisch kontroverse Diskussionen scheinen dadurch lösbar zu sein (Singer-Debatte, Kantsche Ethik). Der schwierigste und noch nicht zufriedenstellend ausgearbeitete Teil betrifft die tekiale Struktur, die als erster Nietzsche angedacht hat. Da unsere Sprache matrial und patrialen Charakter hat, stehen hierfür keine zureichenden Sprachmittel zur Verfügung (Das dürfte die um die Jahrhundertwende (19.Jhd. > 20 Jhd.) vieldiskutierte Sprachproblematik und damit einhergehend die Sprachphilosophie verursacht haben). Die Transformationsbedürfnisse spielen vorallem in solchen Übergangsphasen oder Phasenübergängen eine wichtige Rolle und sind bisher nur angedacht aber bei weitem nicht entwickelt. Ich bin überzeugt, dass auch die heutigen Probleme der Physik (Vereinheitlichung, Nichtlokalität) mit mangelnder philosophischer und mathematischer Reflexion zusammenhängen. Mathematisch beruht ein großer Irrtum auf dem unverstandenen Konzept des Unendlichen. Eine Vereinheitlichung dürfte erst dann gelingen, wenn eine rein endliche Mathematik in der Physik verwendet wird, die teilweise existiert aber nicht durchgehend konsequent angewandt wird. Ein zweites Problem ist der naive positivistische Objektbegriff in der Physik. Ich schlage vor, Objekt als Äquivalenzklasse aller intersubjektiven Transformationen unserer einschlägigen Handlungen zu verstehen. Damit hängt auch unser falscher Subjektbegriff zusammen, der immer noch von der cartesianischen Philosophie geprägt ist oder schlimmer noch von dem Positivismus (vgl. Artikel über Descartes). Eine ganz wichtiger Punkt für die normativen Theorien, zu denen auch die Mathematik neben Rechtstheorie und Ethik gehört, ist das Bewußtsein, dass Bedürfnisse selbst normativen Charakter haben, oder genauer gesagt Ursprung der Normativität sind. Das ist aber nur mit einem strukturalen Bedürfnisbegriff einzusehen. Kurz gesagt, Bedürfnisse 'hat' man nicht, sondern sie haben genuinen Sollenscharakter. Damit entfällt auch jegliche heute zwar modern aber dennoch falsche Bemühung, Bedürfnisse biologisch zu begründen, die man als Relikt des Positivismus des 19. Jahrhunderts betrachten könnte.
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