Gieb auf den holden Geist, du königliche Blume,
Und wandle friedlich dein Gewand !
O Rose, sterben läßt der Herr im Heiligthume
Nicht ein Geschöpf von seiner Hand !
Daß alles lebt, will Gott! Daß, leiser Wandelungen,
Hier Leben reift, dort Leben keimt,
Von mir, dem Denker, an bis zu den Dämmerungen
Des Sinnes, den die Klippe träumt !
Das kleine Glück, das dir, du Preis der Sonnenkinder,
Schon hier auf meinem Beete ward;
Dieß: Menschen zu erfreu'n! schon dieß ist ein Verkünder,
Daß noch auf dich ein größers harrt!
Geschwinder schlug mein Herz, voll freudigen Erbebens,
Wenn ich bei deinem Purpur stand,
Und, lauschend, dann in dir nicht Fülle nur des Lebens,
Auch Spuren des Gefühles fand !
Wie du so zärtlich warst ! Sichtbare Freundschaft hieltest
Mit Gottes hoher Sonne du:
Sie trauerte, du auch; sie lächelte, du spieltest,
Gleich ihr bald thätig, bald in Ruh!
Lichtheller flimmertest dem Himmel du entgegen:
Zur Stimme ward dein Blätterspiel,
Wenn, dir zum Trank, des Thaus, zum Bade dir, der Regen
Friedseliger Gewässer fiel!
Einst zögerte dein Trank aus silbernen Gewöllen;
Da rettete dich Mina's Hand:
"Du kleine," seufzte sie, "du sollst noch nicht verwelken!"
Und tränkte dich aus hohler Hand.
Du fühltest ihre Huld. Aus deinen tausend Blättern
Glitt ein Geräusche, lind und süß,
Wie Echo des Gesangs, den allen Liebesgöttern
Beseelend Orpheus hören ließ!
Gieb auf den süßen Geist! Nicht von der Erde scheiden,
Sein Kleid verwechseln wird er nur:
Statt Blätter wird er sich in keine Flügel kleiden;
Wird Liebe singen und Natur;
Bald in, der Nacht des Hains, bald auf erhellten Triften,
Und mit Gesängen, wunderbar,
Aufschließen Minna's Herz, gleichwie er that mit Düften,
So lang er eine Rose war!
(K. E. K. Schmidt)
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