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Dieser Text beinhaltet vorbehaltslos meine eigenen Gedanken. Dieser Text mag ein Gefühl von Überheblichkeit meinerseits auslösen. Wenn Du dieses Gefühl auch nur annähernd verspüren solltest, dann lese diesen Text noch einmal, mit der Annahme, dass ich es gut meine mit Dir. Deshalb schreibe ich für Dich.
Ich beschreibe meine Beobachtung.
Wenn Du nach einem Seminar nach Hause kommst, Du mit dem Inhalt in den meisten Punkten einig bist, dann ist es wichtig, dass Du Deine Einsicht soweit unterscheiden kannst, dass der Inhalt dieses Seminars für Dich stimmig ist.
Für Dich alleine. Und nur für Dich.
Alles, was mit Gedanken zu tun hat, ist von jemandem gedacht worden. Alles, was gedacht worden ist, darf jederzeit hinterfragt werden.
Meine Ansichten und Überzeugungen haben keinen generellen Anspruch auf Richtigkeit.
Ebenso wenig können meine Gedanken irgendeiner Wahrheit entsprechen. Ausser meiner Wahrheit.
Es ist mir schon aufgefallen, dass Seminarteilnehmer so begeistert sind, von den neuen Möglichkeiten, welche ihnen eine Erweiterung ihrer eigenen Sichtweisen ermöglicht, dass sie fortan den inneren Drang verspüren, ihr neues »Wissen« an andere Mitmenschen weiter zu geben.
Das bedeutet, dass sie andere Mitmenschen überzeugen möchten, ebenfalls diese Ansichten zu vertreten. Ich schreibe mit Absicht nicht »anzunehmen«.
Mit der Wortwahl »annehmen« hätte jeder Mitmensch die freie Wahl.
Möchte ich jemanden überzeugen, dass er meine Meinungen vertreten sollte, dann nehme ich ihn diese freie Wahl.
Automatisch beurteile ich meine Ansichten als »Recht« und seine Ansichten als »Unrecht«.
Meine Ansichten sind »Wahr«, seine Ansichten sind folglich »nicht Wahr«.
Mit diesem Verhalten zeige ich, dass bei mir noch keine Transformation stattgefunden hat.
Ziel dieser Seminare soll sein, dass ich mit meinen Mitmenschen eine gegenseitig erbauende Kommunikation erleben kann.
Das bedingt, dass ich andere »Wahrheiten« neben meiner gelten lassen kann. Zudem kann ich aus diesen »Wahrheiten« sicherlich etwas dazu lernen.
Das ist der Inhalt der folgenden Aussage: »Ich weiss, dass ich nichts weiss.«
Ich verbaue mir die Möglichkeit einer Erweiterung, wenn ich andere Mitmenschen soweit belehren möchte, dass ich wüsste, wie jeder zu denken und zu fühlen hätte.
Ich kann es nicht wissen, weil niemand es weiss.
Ich möchte dieses Verhalten so benennen: das Wanderpredigen.
Ich kann Dir auch schreiben, was Wanderpredigen zur Folge haben kann:
Es macht einsam. Es kostet Anerkennung und Achtung. Schlussendlich kostet es Liebe.
Wie genial Du auch immer Deine Gedanken und Erkennungen empfindest. Es sind die Empfindungen, die für Dich stimmig sind.
Kein Mitmensch hat auf Deine Erkenntnisse gewartet, ausser er fragt Dich danach.
Wenn Du nach Deiner Ansicht gefragt wirst, dann empfinde ich es als in Ordnung, dass Du darauf eine Antwort geben kannst.
Immer in der Voraussetzung, dass Deine Antwort Deine fundierte Überzeugung beinhaltet.
Also versuche bitte nicht, den Wanderprediger zu spielen.
Einem Mitmenschen seine eigene Überzeugung auf zu schwatzen empfinde ich als grosse Überheblichkeit. Ich könnte auch schreiben, dass ich diese Möglichkeit als Dummheit ansehe. Sie ist nämlich so dumm, weil ich mich somit selbst als so dumm darstelle, mir im Wege zu stehen, dass ich Folgendes nicht erkennen kann:
In der von uns Menschen wahrnehmbaren Welt existiert keine absolute Wahrheit.
Was kann ich denn tun, wenn ich meine Mitmenschen an meinen Erkenntnissen teilhaben lassen möchte?
Ich kann meine Einsichten leben. Ich kann mich meinen Mitmenschen gegenüber so verhalten, dass sie erkennen können, wie wichtig sie mir als Mitmenschen sind.
Ich kann ihnen zeigen, dass ich mich für ihre Welt interessiere.
Ich kann vorleben, dass ich ein Miteinander bereichernder empfinde als ein Einzelkampf.
So, nun kannst du entscheiden, ob dieser Text eine Wanderpredigt ist, oder nicht.
Schliesslich hast Du mich nicht nach meiner Meinung gefragt, ich habe jedoch einfach so geschrieben.
Wenn Du annehmen kannst, dass ich mir bei diesem Text etwas überlegt habe, dann besteht die Möglichkeit, dass Du mich verstanden hast.
Ich will Dich nicht belehren. Ich möchte Dich bewahren.
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