In unserem Kopf haben wir eine ganze Menge Wissen gespeichert. Da ist deklariertes Wissen (mein Hund ist ein Säugetier), da ist prozedurales Wissen (ich weiss, wie ich Velofahren kann) und da ist auch noch das Regelwissen (mein Wissen der Strategie zur Bewältigung von Herausforderungen).
Zudem gehört in die Kategorie des Wissens über das Wissen was wir wissen, auch noch das metakognitive Wissen (Reflexionen über das eigene Wissen und über die eigenen Handlungen).
So. Was ich bis jetzt noch nicht aufgezählt habe, das ist das grosse Wissen über das Wissen, was wir eben nicht wissen.
Zum Beispiel weiss ich ganz genau, dass ich nicht weiss, wie die Elektrizität genau funktioniert.
Das alles, was ich bis jetzt aufgezählt habe, das weiss ich.
Ich weiss, was ich weiss und ich weiss, was ich nicht weiss.
Und nun komme ich auf etwas ganz Spezielles:
Es gibt da noch Sachen von denen ich gar nicht weiss, dass ich nichts davon weiss.
Wenn es mir gelingt, diese Einsicht anzunehmen, dann tönt dieser Satz so: ich weiss, dass ich weiss, dass ich nicht weiss.
Und was soll mir diese Einsicht nun bringen?
Diese Einsicht kann mir die Möglichkeit geben, dass da noch Möglichkeiten existieren, von denen ich nicht einmal weiss, dass sie als Möglichkeit existieren.
Diese Einsicht kann mir die Möglichkeit geben, dass ich mir Platz und Raum erschaffen kann, in dem ich neue Möglichkeiten kreieren kann.
Aber wie soll ich das bloss anstellen?
Eigentlich finde ich das ganz einfach: ich sollte einfach aufhören Recht haben zu wollen.
Sehe ich das etwas zu einfach?
(Diese Frage ist bereits eine Beurteilung und zielt am Schluss nur darauf, dass der Fragende sich bestätigt haben möchte – somit will er Recht haben.)
Alles und Jedes „muss“ ich in meinem Leben beurteilen, weil ich einem Alles und einem Jedes eine so enorme Bedeutung zugestehe.
Komm, einige Beispiele:
Frau Müller ist eine liebe Frau – oder sie ist eben eine Böse.
Das Wetter ist heute gut – oder es ist eben schlecht.
Deine Geschichte glaub ich Dir, sie ist wahr – oder ich glaub sie nicht, dann ist sie eben unwahr.
Deine Meinung ist richtig – oder eben falsch.
Dieses Bild ist schön – oder eben hässlich.
Mein Leben ist bedeutungsvoll – oder es ist eben bedeutungslos.
Meine Mitmenschen haben es besser – ich habe es eben schlechter.
Alle diese Beispiele haben eine ganz bestimmte Gemeinsamkeit, obschon es allgemeine Urteile sein können. Es können auch Bewertungen sein. Ich kann ihnen auch meine Bedeutung schenken und noch vieles mehr.
Etwas ist am Ende des Gedachten jedoch stets dasselbe: Ich will Recht haben.
Ich will Recht haben, weil meine Mitmenschen es einfach besser haben. Besser als ich.
Ich möchte mit dieser Zeichnung veranschaulichen, dass der Teil des Nichtwissen über das
Nichtwissen meiner Meinung nach sehr viel grösser ist, als der Teil des bewussten Wissens.
Des Weiteren möchte ich nun nicht fragen, was in diesem Teil denn alles vorhanden oder eben nicht vorhanden ist.
Ich lasse diesen Teil des Nichtwissen über das Nichtwissen einfach so, wie er eben ist.
Das heisst, dass ich ihm keine Bedeutung schenke. Ich lasse ihn so, weil er so ist.
Viel wichtiger ist für mich die meinige Tatsache, dass er ist.
Und dass ich es nehmen kann, dass er ist.
Weil wenn er ist, so wie er ist, dann kann er mir die grosse Fülle der Möglichkeiten bieten, die ich als Möglichkeiten annehmen kann.
Das ist der Anfang einer Transformation.
Dieses Gedankenmodell ist keine Veränderung, ja es ist eine Transformation.
Etwas Wunderschönes ergibt sich bei der Transformation:
Ich muss nicht mehr immer müssen, ich darf wählen zu wählen.
Es ist so schön, wählen zu können. Es fühlt sich leicht an, wählen zu können und es macht mich frei, wählen zu können.
Die Unterscheidung zwischen dem Wählen und dem Entscheiden (die Form von müssen) hat einen Raum. Dieser Raum ist das Nichtwissen über das Nichtwissen.
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