Es war Marias Himmelfahrt!
Gold im Slalom nach Gold in der Kombination. Unsere Ski-Königin Maria Riesch (25) rast sich in den Sportler-Olymp. Und was macht sie in ihrer Triumph-Nacht? Sie gibt BILD am SONNTAG das Exklusiv-Interview, zieht ihre persönliche Olympia-Bilanz.
Dafür verlässt Maria um kurz nach 22 Uhr im Deutschen Haus extra den Tisch, an dem sie mit Mama Monika, Papa Siggi und Schwester Susanne ein, zwei Gläschen Henkell Trocken genießt. Sie nimmt sich Zeit für den Termin mit Interview, Foto-Shooting und schnellem Video-Dreh für www.bild.de.
Die Riesch ist glücklich, sie will via BILD am SONNTAG ihren Fans danken: „Für die Unterstützung, die Euphorie und diese herrlichen Momente.“ Selbst in ihrer größten Nacht bleibt sie herrlich bescheiden.
BILD am SONNTAG: Zweimal Gold, können Sie das schon fassen?
MARIA RIESCH: Gigantisch, oder? Ich kann es kaum glauben. Einmal Gold, das war mein Traum, als ich kam. Aber gleich zweimal? Allein daran zu denken, wäre im Vorfeld der Spiele eine Frechheit gewesen.
Erklären Sie mal bitte allen Amateur-Sportlern, wie sich Doppel-Gold anfühlt?
Was soll ich sagen? Es ist der Wahnsinn! Ich kann es nicht beschreiben, so irre ist das alles.
Dabei hatten Sie zu Beginn der Spiele eine Niederlage zu verarbeiten.
Ja?
In der Abfahrt wurden Sie Achte, Ihre Dauer-Rivalin Lindsey Vonn gewann.
Ach ja, das war so schlimm nun auch nicht. Sicher hatte ich mir mehr erhofft, aber ich wusste, dass ich noch meine Chancen auf Medaillen bekomme. Hat ja geklappt…
Nach dem Slalom-Sieg kam US-Star Vonn, die auch Ihre beste Freundin ist, zu Ihnen. Sie hat Sie umarmt und Ihnen gratuliert.
Es war ein schöner Moment, eine innige Umarmung. Sie freut sich sehr für mich. Das glaube ich ihr auch. Denn wir sind sehr gleich und lassen uns nicht durch den Sport voneinander trennen.
Was halten Sie von US-Girl Julia Mancuso, die direkt nach den Rennen auch gern mal mit einem Krönchen im Haar herumläuft, immer wieder die Show sucht?
Das ist ihr Ding. Sie ist ein spezieller Fall. Lindsey und Julia mögen sich zum Beispiel nicht. Und ich bin da eher auf Lindseys Seite.
Sie sind auch mit Franziska van Almsick befreundet. Franzi hat Sie während der Winterspiele hier in Vancouver besucht und Sie oft per Handy-SMS motiviert. Was schreibt die Franzi denn so?
Franzi? Die hat mir so viele SMS geschrieben, die kann ich so kurz gar nicht alle zusammenfassen. Sie ist eine tolle Freundin, die ehrlich und aufrichtig ist und auch in schwierigen Situationen für ihre Freunde da ist.
Was war Ihr schlimmster Olympia-Moment?
Der Tod des Rodlers aus Georgien.
Sie meinen Nodar Kumaritaschwili, der im Training aus der Bahn flog und kurz darauf verstarb.
Ja. Das war ein Schock. Wirklich. Wir saßen in der Gondel auf dem Weg zurück vom Training, als mir mein Trainer davon berichtet hat. Du bist bei Olympia – und wirst plötzlich mit dem Tod eines anderen Sportlers konfrontiert. Das versetzt dich in eine andere Welt. Da hatte ich Tränen in den Augen. Da denkst du natürlich auch über deinen Sport nach, über die Gefahren.
Hatten Sie danach Angst, mit bis zu 120 km/h die Piste hinunterzurasen?
Angst nicht, Respekt schon. Skifahren ist im Vergleich zum Rodeln sicher.
Was war Ihr schönster Olympia-Moment?
Die Eröffnungsfeier war ein Highlight, da es meine ersten Olympischen Spiele waren. Die erste Gold-Medaille, die zweite – die ganzen Spiele hier sind genial. Das ist wie träumen mit offenen Augen. Im Kino würde ich sagen: Oh, das ist zu kitschig, so etwas gibt es in der Realität nicht! Nun spiele ich die Hauptrolle in diesem Film.
Erfolg macht bekanntlich sexy. Ist die Doppel-Olympiasiegerin Riesch noch lange Single?
Das ist ja mal eine Frage…
Nicht gut?
Wissen Sie, ich bin gerade ganz gern Single. Ich genieße das sogar.
Fehlt Ihnen denn kein Partner? Einer, der Sie stärkt, in den Arm nimmt?
Nein, für eine Beziehung habe ich gar keine Zeit. Das ist alles. Wenn ich einen Mann haben wollen würde, dann würde ich mir einen suchen. So viel Selbstvertrauen habe ich dann doch. Aber derzeit fühle ich mich ohne Partner einfach besser. Es sollte ja schließlich auch nicht irgendwer sein, sondern DER eine. Ich konzentriere mich deshalb lieber voll auf den Sport, habe einen sehr dichten Terminkalender.
Wenn dieses Interview erscheint, sind Sie bereits wieder in Deutschland. Ganz ehrlich: Zweimal Gold bei Olympia und dann keine vernünftige Party – das nervt doch...
Es ist halt so. Das lässt sich nicht ändern. Ich bin das ja gewohnt. Mir reicht hier in Kanada ein netter Abend mit der Familie und Freunden.
Und wann geht es in den verdienten Urlaub?
Der fällt erst einmal aus. Dafür habe ich keine Zeit. Die Saison dauert ja noch an. Das ist nicht wie im Fußball nach einer Weltmeisterschaft oder so. Wir Skifahrer fahren ja auch kurz nach den Olympischen Spielen schon wieder weiter.
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