Mit diesem Problem und Schicksal muss ich mich seit meinem 8. Lebensjahr herumschlagen.
Bei einem Unfall im September 1950 blieb ich beim Spielen in einem Sägewerk (warum spielt man dort, habe ich mich oft gefragt) an einem Bretterstapel hängen, der einstürzte und mich unter sich begrub. Zum Glück hatten die Arbeiter gerade Pause und hörten den Lärm. Sie holten mich unter den Brettern hervor und ein Arbeiter trug mich auf den Armen (warum wurde kein Krankenwagen gerufen?) in das nicht sehr weit entfernte Krankenhaus.
Der linke Oberschenkel war gebrochen. Heute eine Kleinigkeit! Aber bei mir wuchs der Knochen nicht richtig zusammen. Nach einigen Monaten versuchte der Arzt im Krankenhaus in Mellrichstadt dann mit beiden Händen den Knochen ohne Narkose im abgedunkelten OP wieder zu brechen. Meine Großmutter, die im Flur saß, hörte meine Schreie, stürzte in den OP und beendete diese grausame Aktion.
Dann ging es nach Würzburg in eine Klinik, wieder Operation, wieder Gips, wieder warten und hoffen. Und wieder erfolglos, der Knochen wuchs nicht richtig zusammen.
So verbrachte ich damals viele, viele Monate im Krankenhaus bzw. lag zu Hause. Die Schule konnte ich nur sporadisch besuchen, doch mit Fleiss gelang es mir, immer eine halbe Klasse zu überspringen.
So mußte ich dann von meinem 11. bis zum 24. Lebensjahr mit einem Stützapparat (wie bei Kinderlähmung üblich) um das ganze linke Bein und den Bauch geschnürt laufen. Meine Kinderzeit war verloren und beendet und von meiner Jugendzeit hatte ich auch nur wenig. Doch hatte ich gute Freunde, die mich überallhin mitnahmen!
Ich erlernte ich den Beruf eines Industriekaufmannes im Überlandwerk Rhön in Mellrichstadt (Unterfranken). In meiner Freizeit wurde ich Pressewart für unseren örtlichen Fußballverein, dem TSV Mellrichstadt.
Mein Talent zu meinem Wunschtraum Schlagzeuger reichte leider nicht aus, so organisierte ich von 1960 - 1965 Tanzveranstaltungen mit den damals besten Bands der Bayerischen Rhön. Das hieß die Bands verpflichten, Tanzsäle mieten, Plakate drucken und mit Freunden in den Städten und Ortschaften der Rhön verteilen, Kassierer am Veranstaltungsabend, Abrechner mit den Bands und der GEMA. Eine tolle Erinnerung!
Außerdem sammelte ich schon immer Sportstatistiken aus aller Herren Länder.
1966 wurde mir der Name eines Arztes in Duisburg mitgeteilt, ich nahm Kontakt zu ihm auf und er bot mir seine Hilfe an. 1967 wurde mir in einer Klinik in Duisburg ein dicker Nagel von der Hüfte bis zum Knie eingesetzt (befindet sich noch heute im Knochen) und HURRA - ich war den Stützapparat los! Mittlerweile war mein linkes Bein um ca. 10 cm verkürzt, doch das wird heute ganz gut durch einen orthopädischen Innenfuß ausgeglichen.
Während all' dieser Jahre habe ich aber immer positiv nach vorne geschaut und ich dachte keinen Moment an Resignation oder Aufgabe!
Meine erste Ehe ging in die Brüche, und ich bekam das Sorgerecht für meine damals 8 Jahre alte Tochter zugesprochen. Ich war dann einige Jahre "Vater und Mutter" in einer Person, aber gemeinsam haben Susanne und ich es geschafft!
Später waren große Urlaubsreisen in ferne Ziele die Erfüllung meiner Träume. Die Reisen führten mich in die USA, nach Bali, Malaysia, Australien usw.
Neben meinem Beruf als Industriekaufmann (seit 1971 in Frankfurt und Offenbach) baute ich mir einen Ein-Mann-Sportverlag auf, schrieb von 1986 - 2001 insgesamt 15 Sportjahrbücher (mit jeweils ca. 475 Seiten), die nicht nur in Deutschland sehr erfolgreich und gefragt waren. Für diese Jahrbuchreihe war ich Redakteur, Schreiberling (erst an der Schreibmaschine, dann am PC), "Werbechef" und Versandexperte in einer Person. Es war sehr anstrengend, hat jedoch unheimlich viel Spaß gemacht! Außerdem knüpfte ich tolle Kontakte zu vielen Sportlern, Journalisten und Verlagen. Es war eine schöne Zeit!
1990 erbaute ich mit meiner zweiten Frau ein Reihenhaus, "erheiratete" noch zwei Kinder und alles hätte passen können, doch 1998 war ich wieder allein, meine Frau hat mich verlassen.
Seit 2006 Jahren lebe ich wieder in einer glücklichen Beziehung, die hoffentlich für "immer" halten wird!!!
Heute befinde ich mich als Rentner im Ruhestand, bin seit 16.10.08 Opa meiner Enkelin Xenia.
Seit 08.04.10 bin ich verheiratet und unsere Tochter Theresa (geb. am 27.04.10) komplettiert unser Glück.
Das Katzenpärchen Fine und Fritz ergänzen unsere Familie.
Oskar Henkel
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