Größe im Yasni Exposé von Patricia Krieg

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Patricia Krieg, 61, Mentorin, Coach, Autorin @ CIMCEA, Aachen

Homepage: cimcea.eu
Spitzname: Trisch, Land: Deutschland, Sprache: Deutsch
Ich biete: Mediation, individuelle Coachings, Persönlichkeitsberatung, Seminare in den Bereichen Verhandlungsgestaltung, Zeit- und Selbstmanagement, Mentoring, Führungsstile und Konfliktmanagement. Ich bin Mathematikerin, psychologische Beraterin, Autorin, und Hochschulzertifizierte Datenschutzbeauftragte, Seminarleiterin, z.B. an der RWTH Aachen und beim VDI. Darüber hinaus bin ich Gutachterin zur Akkreditierung von Studiengängen.
Patricia Krieg @ CIMCEA, Aachen

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4173 Informationen zu Patricia Krieg

Beim Heingan

Die Petroleumlampe, die über dem Küchentisch hängt, wirft ein rußig-diffuses Licht in den Raum. Über dem Tisch ist das Licht einigermaßen brauchbar, in den Ecken des Raumes ist es jedoch stockdunkel, zusätzlich projizieren die Schatten der um den Tisch sitzenden Kinder ein gespenstisches Bild an die umliegenden Wände. Es ist ein Tag im Hochsommer 1961. Gestern zeitig in der Früh war der Vater aufgestanden und mit den ersten Sonnenstrahlen mit seiner Sense auf die Pachtwiese Gras-mähen gegangen. Die Sense hatte er am Vortag frisch gedengelt und gewetzt, bis sie rasierklingenscharf war. Im Laufe des Vormittags war dann die Mutter mit den Kindern nachgekommen. Bei der zu verrichtenden Tätigkeit des „Heingan‘s“ waren alle Familienmitglieder im Einsatz. Glücklicherweise war an diesem Tag die Sonne gnädig gewesen und hatte ihren Teil der Arbeit schnell und gründlich erledigt, indem sie vom Himmel strahlte, dass es eine Freude war. Nachdem der Vater das Gras gemäht und in Bahnen einer Sensenschnittbreite abgelegt hatte, hatte die Mutter mit den Kindern das frische Gras zum Trocknen auf die gesamte Wiesenfläche verteilt. Die 3 Buben im Alter von 8, 7 und 6 Jahren waren im „Heingan“ schon recht geschickt. Sie marschierten dabei jeder über einer Grasbahn und verteilten das Gras mit der Heugabel nach links und rechts gleichmäßig auf der Wiesenfläche. Dabei versuchten sie mit der Mutter Schritt zu halten, was aber höchstens Otto, dem Ältesten, noch halbwegs gelang. Die 11 Jahre alte Schwester Helen hatte in der Zwischenzeit die zwei Kleinsten, Burli (3 Jahre) und Mädi (4 Monate alt), zu betreuen. Sie hatten es sich auf einer alten Decke, die am Wiesenrand ausgelegt wurde, bequem gemacht. Dort hatten alle dann auch das mitgebrachte Mittagessen eingenommen. Am Nachmittag war das einseitig getrocknete Gras dann noch einmal gewendet worden. Heute wird das so getrocknete Heu eingebracht, das als Winterfutter für die Kühe den ganzen, langen Winter über reichen muss. Wenn die Sonne nicht so kräftig scheint, dann muss das Gras auch 3 oder mehr Tage zum Trocknen liegen bleiben. Feuchtes Heu schimmelt bald und ist dann als Futtermittel nicht mehr zu gebrauchen. Der große Leiterwagen, der eine Länge von ca. 5 Metern und eine Breite von ca. 2 Metern hat, wird vorbereitet. Bei den Vorbesitzern war der Wagen von Ochsen gezogen worden, bei unserer Familie wird jetzt eine Kuh als Zugtier verwendet. Nachdem das „Drittel“ eingehängt und das Zuggeschirr vorbereitet ist, holt der Vater die dafür abgerichtete Kuh aus dem Stall und lässt sie frei. Das Tier ist sichtlich erfreut, der Enge des Stalls zu entkommen und tobt sich erst mal richtig aus. Nachdem sie einige Runden um das Haus gedreht hat, beruhigt sie sich und lässt sich problemlos einfangen. Vater legt ihr das Geschirr um und bringt sie zum Wagen. Dort wird ihr das „Stirnplattl“ angelegt, mit dem sie den Leiterwagen ziehen wird. Im Gegensatz zu Pferden ziehen Ochsen und Kühe ihre Last nicht mit der Schulter, sondern mit dem Kopf, genauer gesagt mit der Stirn. Dazu gibt es eine eigens dafür konstruierte, gepolsterte Schiene, die auf der Stirn der Kuh mittels Riemen an den Hörnern befestigt wird. Diese hat an den Enden Haken, in denen die Zugketten eingehängt werden. Alle Holzrechen und Heugabeln werden auf dem Wagen verstaut, dazu noch eine Tasche mit einigen Flaschen Wasser und eine Decke. Dann steigt die Mutter mit ihren 6 Kindern selbst auf den Wagen. Nun steht die Kuh neben der Deichsel (Lenkstange) des Leiterwagens, der Vater hängt die Zugketten und die Führungskette der Deichsel ein. Er nimmt den Zügel in die Hand und die Kuh setzt sich mit dem schweren Leiterwagen problemlos in Bewegung, während der Vater mit dem Zügel in der Hand nebenher marschiert. An der Wiese angekommen, wird alles wieder abgeladen und die Arbeit verteilt. Der Vater hat die Aufgabe, die Kuh zu führen. Ein Job, den die Mutter zwar kann, aber ungern übernimmt, denn bei dieser Tätigkeit ist auch ab und zu ein richtiger Gewaltakt vonnöten, wenn die Kuh ihren eigenen Willen kundtut. Otto und Luisi rechen das Heu zusammen und formen damit Bahnen, während Helen wieder auf Burli und Mädi aufpasst. Der Vater fährt neben den zusammengerechten Heubahnen mit dem Leiterwagen entlang, während die Mutter das Heu auf den Leiterwagen auflädt. Fritzi steht oben am Leiterwagen und verteilt das aufgeladene Heu, das er gleichzeitig mit seinem Gewicht verdichtet. Nachdem der Wagen schon mehr als die Hälfte der Heumenge aufgenommen hat, machen alle eine Pause und trinken das mitgebrachte Wasser. Es wird jetzt schwieriger den Wagen zu beladen, denn das aufgeschichtete Heu gerät in Gefahr, vom Wagen runterzurutschen. Jetzt lassen Vater u. Mutter den Wagen stehen und helfen mit, das restliche Heu zu Haufen zu rechen. Die 3 Buben Otto, Luisi und Fritzi stehen jetzt oben am Wagen und schlichten das Heu, während Vater u. Mutter die Heuhaufen herantragen und aufladen. Nachdem alles Heu verladen ist, wird der mitgebrachte Heubaum (ein Rundholz ca. 550cm lang, 20cm dick) der Länge nach auf das Heu gelegt und mit Seilen auf den Leiterwagen niedergebunden. Die ganze Ladung hat jetzt eine Höhe von ca. 3 Metern, ist deutlich breiter als der Wagen und schwankt bei Bodenunebenheiten gewaltig. Die Buben bleiben oben auf der Heuladung sitzen und genießen die Fahrt in luftiger Höhe, während alle anderen den Rückweg zu Fuß antreten. Die Buben müssen allerdings aufpassen, um nicht von herunterhängenden Zweigen vom Wagen gerissen zu werden. Zu Hause angekommen, wird erst die Kuh ausgespannt und versorgt, dann wird das vorbereitete Mittagessen aufgewärmt und zu Mittag gegessen. Danach wird das eingebrachte Heu am Heuboden verladen. Der Vater und Otto werfen das Heu vom Wagen mit ihren Heugabeln durch eine Tür auf den Dachboden über dem Stall. Luisi und Fritzi tragen das Heu von dieser Türöffnung nach hinten, wo sie es verstauen und verdichten. Dieser Heuboden ist für Luisi ein Ort, an dem er sich gern zurückzieht. Aber auch wenn ein Krankheitsfall in der Familie auftritt, ist der Heuboden so etwas wie eine Quarantäne- Station. Erst unlängst, als die größeren 4 Kinder Keuchhusten hatten, mussten sie mit dem Vater auf dem Heuboden wohnen. Die Mutter hatte erst kurze Zeit vorher ein Kind bekommen, das noch dazu ein Frühchen war und sie hatte Angst, dass dieses angesteckt werden könnte. Die Mutter blieb mit Mädi und Burli im Wohngebäude, alle anderen Kinder mussten mit dem Vater für 2 Wochen auf den Heuboden. Für Vater war das bestimmt nicht lustig, die kranken Kinder zu versorgen. Damals hat auch Luisi die Situation nicht so lustig gefunden. Sonst aber mag er das Heu, den Geruch, das Gefühl des Alleinseins am Heuboden. Wie oft hat er sich hierher zurückgezogen, wenn er traurig und unglücklich war. Hier war es immer warm, er konnte sich ins Heu kuscheln und weinen, ohne aufzufallen. Überhaupt hatte er in letzter Zeit immer öfter das Gefühl, aufzufallen – anders zu sein als andere Kinder. Er konnte nicht wirklich sagen warum er anders sein könnte. Vielleicht, weil er ein bisschen langsamer im Denken war als andere? Vielleicht, weil er sich schwerer tat, etwas auswendig zu lernen? Vielleicht, weil er ein bisschen ungeschickter als Gleichaltrige war? Vielleicht, weil er anderen des Öfteren etwas sagen wollte, und plötzlich vor Nervosität nicht mehr wusste, was das eigentlich war? Vielleicht, weil er sich nicht so gut wie andere auf etwas konzentrieren konnte? Vielleicht, weil er sehr viel nachdachte und deshalb von der Umgebung als Träumer wahrgenommen wurde? Es war jedenfalls so, dass Luisi oft traurig war und viel weinte. Irgendwann kam der Moment, an dem er sich fragte, warum er eigentlich traurig war. Und das war der Moment, an dem er erkannte, dass es viele Menschen auf dieser Erde gibt, die viel mehr Grund haben, traurig zu sein. Denen es viel schlechter geht, die mit ihrer Situation auch irgendwie zurechtkommen müssen. Das war der Moment, an dem er auch erkannte, dass seine Traurigkeit reines Selbstmitleid war. Selbstmitleidig wollte Luisi jedoch keinesfalls sein, darum beschloss er, in Zukunft mehr dafür zu tun, um das zu erreichen, was auch andere erreichen können. Dass er zeigen werde, dass er mit anderen sehr wohl mithalten könne. Und er nahm sich vor, dass er immer wenn er traurig sein sollte, daran denken werde, dass die Ursache dieser Traurigkeit Selbstmitleid sei. Und dass er lieber die Menschen bemitleiden solle, denen es wirklich schlecht geht, bevor er sich selbst bemitleidet. An einem Tag dieses Jahres passiert etwas, das anfangs gar nicht so dramatisch aussieht. Ein junges, ungestümes Kalb schlägt plötzlich unerwartet aus und trifft Fritzi mit der „Hinterhand“ im Bauch. Fritzi wird zu Boden geschleudert und bleibt liegen. Die Mutter trägt ihn ins Haus, legt ihn ins Bett und macht ihm einen kalten Wickel. Am nächsten Tag ist er wieder auf den Beinen, doch von diesem Tag an reagiert er in der Bauchgegend auf Berührung sehr empfindlich. Monate später bildet sich dort eine kleine Schwellung – ein „Wimmerl“. Fritzi, der von Natur aus nicht sehr zugänglich ist, wird mehr und mehr zum Einzelgänger. Wegen seiner Mimosität wird er jetzt häufig „Mr. Wimmerl“ genannt, oft geht er in den Wald und kommt erst nach Stunden zurück. Luisi, der neugierig ist und wissen will, was der Bruder im Wald macht, beginnt ihn zu beobachten. Dabei stellt er fest, dass Fritzi sich in den Wald zurückzieht, um zu meditieren. Er macht das, indem im Wechselschritt hüpft und dabei mit einem Stock auf den Waldboden schlägt. Er legt dabei eine Strecke von ca. 30m zurück, dann dreht er sich um und hüpft den Weg retour. Immer und immer wieder, die gleiche Strecke, stundenlang. Er wirkt dabei völlig abgehoben von der Wirklichkeit, was mag da wohl im Kopf dieses Kindes vorgehen? Fritzi liest viel und interessiert sich besonders für Geschichte. Durch sein Interesse eignet er sich bald unglaubliches Wissen auf diesem Gebiet an. Wegen seines Problems im Bauch wird er immer weniger für schwere Arbeiten herangezogen. Als das „Wimmerl“ später beginnt größer zu werden, verschweigt er es. Fritzi wird 1967 operiert, als das Geschwür bereits faustgroß ist. Zu dem Zeitpunkt weiß Luisi nicht, dass sein Bruder Krebs hat.
Patricia Krieg @ Aachen
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yasni 20.12.13  +  

Die soziale Struktur der Hühner

  Otto und Fritzi haben ein besonderes Interesse an dem Sozialverhalten der Hühner entwickelt. Sie beobachten stundenlang die Hühner auf der Wiese, im Wald oder im Hühnerstall und registrieren genau, wie sie untereinander kommunizieren. Der Hahn zum Beispiel, ist der unumschränkte Herr unter den Hühnern, er allein bestimmt über die Richtung des Weges. Er behält sich auch vor, den anderen Leckereien wegzunehmen. Und wenn junge Hähne dabei sind, dann müssen sie ihm großräumig ausweichen, sonst fließt Blut. Überhaupt ist so ein Hahn nicht ungefährlich, der kann mitunter einen erwachsenen Menschen zu Boden werfen. Die Hennen untereinander haben eine genaue Rangordnung, die sie sich im Laufe ihres Lebens erkämpfen müssen. Und diese Rangordnung wird strikt befolgt. Manchmal fängt Otto ein Huhn ein, von dem er weiß, dass es eine untergeordnete Rangordnung hat. Er nimmt dann das Tier am Hals und stößt mit dem Kopf gegen ein anderes Tier mit höherer Rangordnung. Das empfindet dieses Tier als Verstoß gegen ihre Gesellschaftshierarchie und stellt sich sofort dem Kampf. Besonders interessant sind Hühner die brüten, bzw. nach dem Schlüpfen der Küken. Ihr Verhalten ändert sich völlig, dann nehmen sie innerhalb der Hühnergemeinschaft eine Sonderstellung ein. Ihre Rangordnung hat dann keine Bedeutung mehr, sie bewegen sich zudem auch außerhalb der Hühnerschar. Und auch für den Hahn ist eine Gluckhenne absolutes Tabu. Hühner, die Streit suchen, bzw. Rangordnungskämpfe austragen wollen, stellen zum Zeichen ihrer Aggression ihre Halsfedern auf. Gleichzeitig senken sie ihre Flügelspitzen so weit ab, dass diese fast am Boden streifen. Nimmt das gegnerische Huhn den Kampf an, so tut sie das ebenfalls und sie bekämpfen sich solange bis eine der beiden klein beigibt, also ihren „dicken Hals“ wieder einzieht. Mit dem Ergebnis des Kampfes ist eine neue Rangordnung hergestellt. Bei Gluckhennen ist dieser „dicke Hals“ eine Dauerposition, zudem stellen sie nicht nur die Halsfedern auf, die Federn des ganzen Körpers werden aufgestellt, somit wirken sie deutlich größer und bedrohlicher. Gleichzeitig geben sie ein ständiges Glucken von sich, das ihren Kücken signalisiert wo sich ihre Mutter befindet, auch wenn sie sie gerade nicht sehen. Richtig gefährlich können diese Gluckhennen werden, wenn sie mit ihren Jungen unterwegs sind. Wenn sie für ihre Jungen Gefahr zu erkennen glauben, dann greifen sie an, egal wie übermächtig der Gegner ist. Und alle Tiere respektieren das und weichen großräumig aus, selbst Hunde, Ziegen, Schafe und Rinder. Diesmal sieht auch Luisi gemeinsam mit seinen Brüdern den Hühnern zu. „Die armen Tiere“, denkt er, „irgendwann landen alle in der Bratpfanne! Was haben sie für ein Leben, wenn ihr grausames Schicksal schon jetzt feststeht?“ Und er sinniert weiter: „Auch jeder Mensch weiß, dass er irgendwann sterben wird, da gibt es zum Tier keine Unterscheidung. Der Unterschied liegt im Bewusstsein dieses Wissens und in der Verantwortung daraus. Die Hühner werden aufgezogen, damit man sie schlachten kann. Wenn es nicht den Wunsch gäbe, sie vor ihrer Zeit zu töten und zu verwerten, hätten unsere Hühner nie das Licht der Welt erblickt. Haushühner sterben früher als sie müssten, das ist alles. Aber das tun viele von uns Menschen auch. In vielerlei Hinsicht haben unsere Hühner ein gutes Leben. Wenn das Wetter gut ist, wühlen sie im weichen Waldboden nach Würmern, Käfern und anderen Leckereien. Nachts haben sie ein geschütztes Zuhause in das sie immer gern und freiwillig zurückkommen. Wenn die Temperaturen im Herbst fallen und sie im Freien zu wenig Fressbares finden, versorgen wir die Hühner mit Kukuruz und anderer Nahrung und sie können die meiste Zeit im warmen Stall verbringen. Sie müssen nie hungern, nie frieren und haben keinen Stress wegen feindlicher Raubtiere. Sie müssen keine Schule besuchen, keine Aufgaben machen, keine Gesetze befolgen, keine Prüfungen ablegen. Sie müssen keine Politik verstehen, keine Formulare ausfüllen, keine Steuern zahlen. Sie müssen nie zum Zahnarzt und haben nie Existenzängste. Niemand mischt sich in ihre soziale Struktur und ihre gesellschaftliche Ordnung. Und niemand bestraft sie, wenn sie einmal weniger Eier legen. Unsere Hühner haben ein gutes Leben, für das sie frühzeitig mit eben diesem bezahlen.“ Die freie Natur ist nur für die Tiere ein Paradies, die in diese freie Natur hineingeboren werden. Und sie haben im täglichen Kampf ums Überleben tierischen Stress und werden im Normalfall irgendwann frühzeitig Teil der Nahrungskette. Tiere aber, die in Gefangenschaft aufwachsen, müssen immer betreut werden, auch wenn es aussieht, als ob sie die Freiheit vorzögen - sie sind nicht in Freiheit geboren und daher auch nicht mit den erforderlichen Eigenschaften dafür ausgestattet.
Patricia Krieg @ Aachen
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yasni 20.12.13  +  

Weihnachtsgeschichte für Erwachsene - Teil I

Die zweite Chance von Klaus-Peter Behrens Die Stadt lag unter einer weißen Puderschneedecke, auf der sich das Licht der unzähligen Weihnachtsbeleuchtungen tausendfach widerspiegelte und sie wie einen Diamanten funkeln ließ. Es war der Weihnachtsabend. Schnee rieselte in dicken Flocken wie in einem Weihnachtsmärchen sanft vom Himmel herab und ließ die Herzen der Menschen höher schlagen. Naja, vielleicht nicht aller Menschen. „Das wird einen schönen Stau geben“, murmelte Tim, der aus seinem Luxuspenthouse hoch über den Dächern der Stadt dem Schneetreiben mißmutig zusah. Mit seinen vierzig Jahren war er am Zenit seiner Karriere angekommen. Als Geschäftsführer einer renommierten Firma für modernste Computertechnologie verdiente er mehr, als er es sich je erträumt hatte, besaß diverse Immobilien, Sportwagen und ein sattes Aktienpaket. Er galt als nüchtern, pragmatisch, durchsetzungsstark und emotionslos. Seine Gegner fürchteten ihn, und seine Angestellten sahen in ihm das Musterbeispiel eines Karrieremannes, der sein Leben ausschließlich der Arbeit gewidmet hatte. Böse Zungen behaupteten, er würde sogar am Weihnachtsabend lieber den Quartalsbericht lesen, anstatt das Fest zu begehen. Sie ahnten nicht, wie Recht sie damit hatten. Mit einem Ruck zog Tim den Knoten seiner handgefertigten Seidenkrawatte zurecht und betrachtete sein Ebenbild in der Panoramascheibe, hinter der die gigantische Dachterrasse lag. Zufrieden, mit dem was er sah, nickte er. Das dunkle Haar lag perfekt gestylt, die Krawatte, die vorbildlich gebunden war, bildete einen eleganten Kontrast zu dem blütenweißen Hemd, und der zweitausend Euro teure Anzug saß so, wie man es von einem Anzug dieser Preiskategorie erwarten konnte. Sein Blick fiel auf den von einem namhaften Designer handgearbeiteten, riesigen Wohnzimmertisch. Ein paar Wirtschaftszeitschriften, der letzte Quartalsbericht ein gußeiserner Aschenbecher aus dem siebzehnten Jahrhundert, ein Glas Wasser, ein Edelhandy der neuesten Generation sowie ein Briefumschlag eines auf Luxusreisen spezialisierten Reisebüros leisteten sich auf der großen Fläche Gesellschaft. Tim ging zum Tisch hinüber, nahm den Briefumschlag hoch und steckte ihn in die Innentasche seines taubenblauen Anzugs. Die Fidschis zu Weihnachten. Was wollte man mehr? Innerlich bemitleidete er all die Menschen, die sich in diesem Moment mit Weihnachtsvorbereitungen abplagten, Geschenke verpackten, nadelnde Bäume schmückten oder gerade feststellten, daß echte Kerzen und trockene Bäume nicht gerade die ideale Kombination bildeten, quengelnde Kinder beruhigten und das Essen für eine ganze Kompanie von streitsüchtigen Familienmitgliedern vorbereiteten. Streß in höchster Potenz! Sollten sie sich doch alle der Illusion eines gelungenen Abends hingeben. Er würde dann schon längst hoch über all den Illusionisten einem entspannenden Urlaub entgegen schweben. Natürlich erster Klasse. Ein Blick auf seine sündhaft teure Armbanduhr bestätigte ihm, daß es an der Zeit war, die letzten Vorbereitungen zu treffen. Mit einem zufriedenen Grinsen auf dem Gesicht begab er sich in das Ankleidezimmer hinüber, um die letzten Sachen einzupacken. Konnte das Leben besser sein? Hoch über den Lichtern der Stadt flog derweil ein ungewöhnliches Reisegefährt durch die Nacht. Gezogen von sechs Rentieren glitt der Schlitten des Weihnachtsmannes über die mit Schnee beladenen Wolken dahin, als würde er über festen Boden fahren. Neben dem Weihnachtsmann saß mit hoch konzentriertem Gesichtsausdruck Ruphus, der Elf, die Zügel fest in der Hand. „Ich verstehe immer noch nicht, was Ihr bei diesem Mann wollt?“, grummelte Ruphus leicht verstimmt; denn der Weihnachtsmann weihte den Elfen nicht immer in all seine Pläne ein. „Die Versöhnung dieses obdachlosen Gitarrenspielers mit seiner Familie hat mir ja eingeleuchtet, aber das hier geht über meinen Horizont. Der Typ steht noch nicht einmal auf der Liste. Und wenn ihr mir die Kritik gestatten wollt, nach dem, was ich zwischenzeitlich von der Zentrale über ihn erfahren habe, hat er auch noch nie drauf gestanden. Der hat doch mit Weihnachten weniger zu tun, als der Osterhase.“ „Er ist vom rechten Weg abgekommen“, brummte der Weihnachtsmann, als sei das Erklärung genug. „Und ist dabei in einem dreihundert Quadratmeter großen Penthouse gelandet! Das ist wirklich tragisch.“ „Geld ist nicht immer das, was die Menschen wirklich glücklich macht. Mitunter ist es nur ein Ersatz, der sie davon ablenkt, was sie wirklich wollen.“ Ruphus seufzte, während er den Schlitten durch das dichte Schneetreiben um einen hoch aufragenden Fernsehturm herum lenkte. Mit dem Weihnachtsmann zu diskutieren, machte keinen Sinn. Man konnte nur verlieren. Vor ihnen erhob sich nun die Shioulette eines Luxushochhauses, auf dessen Spitze ein Penthouse der obersten Kategorie thronte. Der Dachgarten allein war groß genug, um dort ein Tennisturnier austragen zu lassen. „Wenn du so nett wärst“, sagte der Weihnachtsmann, wobei er auf die Dachterrasse wies. „Landeerlaubnis erteilt.“ Mit einem satten Knirschen glitt der Schlitten über die schneebedeckte Dachterrasse und kam vor einem japanischen Gartenteich zum Stehen. Eine anmutige Brücke überspannte den gut und gern fünfzig Quadratmeter großen Teich. Mit einem Ächzen glitt der Weihnachtsmann vom Schlitten herunter und sah sich um. Die Terrasse war von zwei Seiten von dem Penthouse umschlossen, so daß man von mehreren Zimmern auf die Terrasse gelangen konnte. Die eine Seite bildete dabei im wesentlichen eine komplett verglaste Fassadenfront. Der dahinter liegende, riesige Raum war dezent beleuchtet. Das Gesicht des Weihnachtsmann verzog sich, als er feststellte, daß keinerlei weihnachtliche Dekoration vorhanden war. „Wahrlich, ein armer Tropf“, spottete Ruphus beim Anblick des puren Luxus. „Was hat er sich denn gewünscht? Einen goldenen Fußboden?“ Der Weihnachtsmann überhörte den Spott und begab sich zur Glasfassade hinüber. Wie sollte er dort hineinkommen? „Panzerglas, zehnfach Verriegelung, mit Holz verkleidete Stahlträger sowie Berührungsensoren mit Videoüberwachung“, resümierte Ruphus, der spöttisch seine Nägel betrachtete. „Ruphus!“ „Schon gut.“ Gelangweilt schnippte der Elf mit den Fingern, worauf die große Wohnzimmertür wie von Zauberhand aufglitt. Leise Jazzmusik wehte auf die Terrasse hinaus. „Na dann wollen wir mal“, brummte der Weihnachtsmann. Mit beiden Daumen zugleich drückte Tim die Riegel des edlen Lederkoffers ins Schloß. Das Ganze glich einem Ritual, das er an jedem Weihnachtsabend zelebrierte, um dieser künstlich sentimentalen Zeit zu entfliehen. Zufrieden mit sich selbst, nahm er den Koffer hoch und begab sich ins Wohnzimmer hinüber. Kaum hatte er dies betreten, blieb er jedoch abrupt stehen, als sei er gegen einen Bus gerannt. Mitten auf seinem Designersofa lümmelte sich ein Kind mit spitzen Ohren, während ein als Weihnachtsmann verkleideter, übergewichtiger Erwachsener interessiert sein vierhundert Liter fassendes Süßwasseraquarim betrachtete. Als Tim jedoch gewahr wurde, was erst auf seiner Terrasse los war, glitt ihm der Koffer aus den Fingern und landete mit einem dumpfen Poltern auf dem Travertinmarmorfußboden. Ein riesiger Schlitten mit einem Gespann aus sechs Rentieren stand vor seinem Gartenteich. Eines der Rentiere, mit einer verdächtig rote Nase, starrte neugierig in seine Richtung. „Wie..., was...“, schnappte Tim, dem vor Erstaunen und Verärgerung die Worte fehlten. „Fröhliche Weihnachten, Tim“, sagte der Weihnachtsmann. „Ich ..... rufe die Polizei“, erwiderte Tim, der seine Fassung nur mühsam zurückgewann. „Ich glaube kaum, daß Ihr Weihnachten sehr fröhlich ausfallen wird. Hausfriedensbruch ist in diesem Staat strafbar.“ Mit ausgreifenden Schritten ging er zum Tisch hinüber, den Blick fest auf das Handy gerichtet. Aber bevor er in die Reichweite des Telefons gelangen konnte, fand er sich plötzlich in seinem Sessel sitzend wieder, unfähig, ein Glied zu rühren. Selbst seine Stimme war eingefroren. „Danke, Ruphus“, sagte der Weihnachtsmann. „Schön, daß du uns deine Aufmerksamkeit schenkst“, wandte er sich an den wutschnaubenden Tim. „Es fällt uns zwar selbst schwer, das zu glauben, aber wir sind hier, um dir einen Wunsch zu erfüllen.“ Tim schnaubte verächtlich, worauf der Weihnachtsmann ihn tadelnd ansah. „Manchmal weiß man nicht mehr, was man sich wirklich wünscht. Menschen wie du, die für die Karriere leben, verlieren den Blick für das Wesentliche.“ Der Weihnachtsmann machte eine Handbewegung, die den gesamten Wohnraum umfaßte. „Sie umgeben sich mit Statussymbolen und täuschen sich selbst über die innere Leere hinweg, die sie empfinden.“ Tim verdrehte die Augen. „Deshalb wirst du uns heute abend begleiten; denn wir haben dir etwas Wichtiges zu zeigen.“ „Hmmmm, hmm, hmmm!“ protestierte Tim energisch, der nun ernsthaft befürchtete, daß er sich von den Fidschis verabschieden konnte. Vergeblich versuchte er, sich von den unsichtbaren Fesseln zu befreien. Auf einen Wink des Weihnachtsmanns klatschte Ruphus daraufhin in die Hände, und Tim hatte zumindest seine Stimme wieder. „Ich denke nicht daran, euren Quatsch mitzumachen, es sei denn, ihr fliegt mich auf die Fidschis, und zwar erster Klasse!“, schimpfte er. „Du wirst keine Zeit verlieren und deinen Flug rechtzeitig erreichen; wenn du das dann noch willst.“ Tim stöhnte. Sollte er auf diesen Quatsch wirklich antworten. Dabei fiel sein Blick auf das Aquarium. Verblüfft stellte er fest, daß die Fische wie in Wachs gegossen im Aquarium auf der Stelle standen. Selbst die Bläschen aus der Sauerstoffpumpe hatten auf dem Weg an die Oberfläche eine Pause eingelegt und bildeten nun eine glitzernde Kette. „Das gibt’s doch nicht“, entfuhr es Tim ungläubig. Verunsichert begegnete sein Blick dem von Ruphus, der über das ganze Gesicht grinste und erneut in die Hände klatschte. „Sieh mal auf deine Armbanduhr“, empfahl er Tim, der erfreut feststellte, daß er sich wieder bewegen konnte. Doch die Freude war nur von kurzer Dauer, als er dem Rat folgte. Seine Uhr im Wert eines unteren Mittelklassewagens, die laut Zertifikat lebenslang keine Sekunde verlieren sollte, war stehengeblieben. Irritiert schüttelte Tim sein Handgelenk und legte die Uhr an sein linkes Ohr. Deutlich vernahm er das leise Ticken des Schweizer Präzisionsuhrwerks. Trotzdem bewegte sich der Sekundenzeiger keinen Millimeter weiter. Allmählich wurde Tim mulmig zumute. „Zeit ist relativ, falls du davon schon einmal gehört hast“, bemerkte Ruphus mit altkluger Stimme. „Aus welchem Universum kommt ihr?“, ächzte Tim. „Vom Nordpol“, brummte der Weihnachtsmann vergnügt. „Aber keine Sorge, dahin wollten wir dich nicht einladen. Wir wollten dir nur etwas zeigen, das dich interessieren dürfte.“ „Die Aktienkurse des Dax am kommenden Weihnachten?“ „Wart es einfach ab, Tim. Aber eines kann ich dir versprechen. Du wirst keine einzige Minute verlieren, sondern statt dessen eine Chance erhalten, die du nicht in Geld bezahlen kannst.“ „Nicht in Geld bezahlen“, wiederholte Tim nachdenklich. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, hatten die beiden ihn wirklich neugierig gemacht. Zwar fiel es ihm schwer, an den Weihnachtsmann zu glauben, selbst unter Einbezug der seltsamen Begleitumstände und der Rentiere nebst Schlitten auf seiner Terrasse. Auf der anderen Seite war die Situation alles andere als normal. Der Weihnachtsmann – Tim beschloß, ihn bis zum Beweis des Gegenteils erst einmal so zu nennen – und dieser Winzling verfügten definitiv über eine beeindruckende Technik, aus der sich möglicherweise Kapital schlagen ließ. Irgendwie musste der Schlitten ja schließlich auf seine Terrasse gekommen sein. Und dann gab es da ja auch noch die Tricks mit der Zeit. Sollte er sich auf die Sache einlassen? Was konnte er verlieren? Wenn es stimmte, was der Weihnachtsmann sagte, konnte er nur etwas gewinnen, und Gewinn klang in allen Sprachen wie Musik in seinen Ohren. Er traf eine Entscheidung. „Na schön, aber wenn ich wegen euch meinen Flieger verpasse, könnt ihr was erleben. Also, wie geht’s weiter?“ Statt einer Antwort zu geben, wies Ruphus mit dem Daumen nach draußen. „Bitte begeben Sie sich zum Einchecken, und halten Sie Ihre Bordkarte bereit“, antwortete der Elf mit einem Grinsen. Wenige Minuten später erhielt Tim eine ungefähre Vorstellung davon, welchen Fliehkräften Kampfpiloten bei Extremmanövern ausgesetzt sind. Sein Schreckensschrei scheuchte eine friedlich dösende Gruppe von Fledermäusen im Glockenturm auf, als Ruphus den Schlitten in einer atemberaubenden Kurve, die jeden Kampfpiloten vor Neid hätte erblassen lassen, um das hoch aufragende Bauwerk herum jagte. „Falls du auf Adrenlin aus bist, versuch´s doch mal mit dem Moutainbike die Eigernordwand hinunter“, fauchte Tim aufgebracht angesichts des selbstmörderischen Flugstils des Elfen. Seine Finger krallten sich in das Holz des Schlittens und hinterließen tiefe Furchen. Er konnte es immer noch nicht glauben, daß er sich tatsächlich auf diese Sache eingelassen hatte und begann, seine Entscheidung heftig zu bereuen. Zu seiner Überraschung erhielt er Unterstützung vom blaß gewordenen Weihnachtsmann, der sich noch gut daran erinnern konnte, was ihm widerfahren war, als der Elf im letzten Jahr über einem Zoo die Kurve ähnlich eng genommen hatte und er daraufhin vom Schlitten gefallen war. Die Eisbären im Freigehege waren alles andere als erfreut über seine überraschende Ankunft gewesen. „Schon gut, wir sind sowieso gleich da“, winkte Ruphus nach der Ermahnung des Weihnachtsmannes ab und zeigte nach unten. Tatsächlich hatten sie bereits den Randbereich der Stadt erreicht. „Kommt dir das bekannt vor?“, fragte Ruphus den noch immer verärgerten Tim. Eine Ansammlung einfacher aber gepflegter Einfamilien- und Doppelhäuser erstreckte sich unter ihnen scheinbar bis zum Horizont. Die Weihnachtsbeleuchtungen in den Gärten blinkten wie Landelichter eines Flugplatzes zu ihnen hinauf. Es dauerte einen Augenblick, bis Tim aus dieser ungewohnten Perspektive erkannte, wo sie waren. „Hier bin ich aufgewachsen“, stellte er verblüfft fest, „und ich kann mich nicht erinnern, daß ich mir gewünscht habe, in diese langweilige Gegend zurückzugelangen. Herzlichen Dank auch.“ Der Weihnachtsmann schüttelte traurig den Kopf. „Du bist wirklich ein schwerer Fall. Kennst du nicht den Song von Chris Rea?“ „Ich mag keine gefühlsduseligen Weihnachtssongs!“, stellte Tim kategorisch fest. „Wär aber besser, wenn du dir mal n´ Sampler anschaffen würdest, Kumpel. Du hast nämlich wirklich n´Problem“, bekundete Ruphus. Dann schnalzte er mit der Zunge, worauf die Rentiere den Schlitten derart in den Sturzflug zogen, daß Tim die Luft weg blieb. Kurz vor dem unvermeidbar erscheinenden Aufprall auf dem steinhart gefrorenen Boden ging Ruphus in den Horizontalflug über, und statt die Bruchlandung des Jahrhunderts hinzulegen, glitt der Schlitten wie von Zauberhand federleicht über den vereisten Untergrund des örtlichen Stadtteilspielplatzes, bis er schließlich vor einem Schaukelgerüst zum Stehen kam. Taumelnd glitt Tim vom Schlitten hinunter und wankte zum nächsten Baum hinüber. „Du solltest weniger Pizza essen“, riet Ruphus nach einem Blick auf das, womit Tim gerade den Baum fütterte. „Scheint nicht sein Tag zu sein“, brummte der Weihnachtsmann, der den Flugstil des Elfen besser gewöhnt war, als der arme Tim. „Was zum Henker wollt ihr mir hier zeigen?“, fluchte Tim, während er sich mit einem Seidentaschentuch den Mund abwischte und den Elf wütend anfunkelte. Wenn Blicke töten könnten, hätte der Elf in diesem Moment das Zeitliche gesegnet. So aber grinste er nur vergnügt, was in Tim schon wieder den Ärger hochkochen ließ. Verärgert schoß er einen Blick auf den Weihnachtsmann ab, der Tim mitleidig beobachtete. „Weihnachten ist das Fest der Familie, Tim. Hast du das vergessen?“, fragte er. „Ist doch alles Blödsinn. Nur weil man einen nadelnden Baum ins Wohnzimmer schleift und sich von schnulzigen Weihnachtsliedern berieseln läßt, ist plötzlich Familyday? Wieso ausgerechnet an diesem Tag? Familie hat man schließlich das ganze Jahr!“ „Und wie oft kümmerst du dich um deine Familie im Jahr?“ „Ich ...“ Tim zögerte. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, lautete die Antwort: Überhaupt nicht. Das war etwas, was er bisher erfolgreich verdrängt hatte. Wann hatte er seine Eltern zum letzten Mal gesehen? Am Geburtstag seiner Mutter war das Meeting in Hongkong gewesen, Ostern die Ausstellung in Paris und am Geburtstag seines Vaters.... Tim wußte es nicht mehr. Unangenehm berührt sah er zum Weihnachtsmann hinüber, der ihn vorwurfsvoll ansah. „Na schön, nicht allzu oft. Die Moralpredigt ist angekommen. Wir können weiter“, blaffte Tim, dem die Situation unangenehm war. Aber der Weihnachtsmann schüttelte den Kopf. „Noch nicht. Du solltest dir vorher noch etwas ansehen. Ruphus...“ Auffordernd sah der Weihnachtsmann zu seinem Gehilfen hinüber, der daraufhin aus der Jackentasche seiner grünen Wildlederjacke einen Behälter in der Größe einer Puderdose hervor holte. Vorsichtig öffnete er sie und entnahm ihr ein wenig des wie Sternenstaub schillernden Inhalts. „Willkommen zu Hause“, sagte er. Dann blies er das Pulver von seinen Händen, das sich sofort wie dichter Nebel ausbreitete und die drei Gefährten umhüllte. Als Tim wieder klar sehen konnte, staunte er nicht schlecht. Sie befanden sich im weitläufigen Wohnzimmer seiner Eltern. Wie machte dieser Winzling das bloß? Ob er ihm das Patent abkaufen konnte? Dann jedoch fiel sein Blick auf den prachtvoll heraus geputzten Weihnachtsbaum, dessen Anblick alle anderen Gedanken auf einen Schlag verdrängte. Die prächtige Nordmanntanne reichte bis zur Decke. Auf ihrer Spitze balancierte ein in die Jahre gekommener Engel, der über mehreren Dutzend elektrischen Weihnachtskerzen thronte. Ihr warmer Schein reflektierte sich in den unzähligen bunten Christbaumkugeln und ließ das Lametta geheimnisvoll glänzen. Erinnerungen, die Tim bisher sorgfältig in seinem Inneren verschlossen hatte, drängten nun mit Macht an die Oberfläche und ließen einen Kloß in seinem Hals entstehen. Weihnachten. Er hatte ganz vergessen, wie schön dies Fest für ihn einst gewesen war, bis zu jenem Weihnachten, an dem.... Gewaltsam verdrängte er die Erinnerung an ein Weihnachtsabend vor zwanzig Jahren, an dem er die Weichen für seine Zukunft gestellt hatte. Statt dessen richtete er seine Aufmerksamkeit auf das Eßzimmer, aus dem Geräusche verkündeten, daß jemand den Tisch deckte. Aufmunternd nickte ihm der Weihnachtsmann zu, worauf Tim mit zögernden Schritten ins Eßzimmer hinüber ging. Im Durchbruch blieb er stehen und stellte mit einem mulmigen Gefühl im Magen fest, daß seine Mutter gerade den letzten Teller auf den Tisch stellte. Den dritten Teller, wie Tim beklommen feststellte. „Mutti, es tut mir leid, aber ich kann heute nicht kommen“, sagte er mit echtem Bedauern in der Stimme, doch seine Mutter sah noch nicht einmal auf, sondern richtete mit traurigem Gesichtsausdruck die Tischdekoration zurecht. „Sie kann dich weder sehen noch hören“, erklärte der Weihnachtsmann. „Danke, jetzt fühle ich mich richtig beschissen. Die Fidschis brauche ich jetzt mehr, denn je“, knurrte Tim. In diesem Moment betrat sein Vater das Zimmer. Irritiert registrierte Tim, daß dieser merklich gealtert war. Hatte er ihn wirklich schon so lange nicht mehr gesehen? „Er wird nicht kommen“, tröstete er Tim´s Mutter. „Du weißt doch, daß er immer beschäftigt ist, selbst an Weihnachten.“ Tim´s Mutter nickte zustimmend, aber ihr Gesicht sprach eine andere Sprache, die Tim zu Herzen ging. Er hätte nicht gedacht, daß seinen Eltern seine Anwesenheit so wichtig war. „Vielleicht überlegt er es sich ja noch“, sagte seine Mutter, die sich verlegen mit dem Ärmel über die Augen wischte. „Du bist schon ein echtes Herzchen“, brummte Ruphus. „Kannst stolz auf dich sein.“ „OK. Das genügt. Bringt mich nach Hause zurück. Ich werde sehen, ob ich den Flug auf Morgen verschieben kann und schneie dann eventuell hier noch rein.“ „Du hast es immer noch nicht verstanden“, stellte der Weihnachtsmann betrübt fest. „Weihnachten ist nicht nur das Fest der Familie, es ist auch das Fest der Liebe.“ Tim spürte, wie ihm bei diesen Worten flau im Magen wurde. „Bring uns zurück zum Schlitten“, wandte sich der Weihnachtsmann an Ruphus. „Wir müssen noch einen Besuch machen.“ Tim wunderte sich nicht mehr, als er sich flugs auf dem Schlitten wiederfand, den Ruphus sofort in beeindruckendem Tempo aufsteigen ließ. „Mein Bedarf ist gedeckt. Ihr könnt mich jetzt zu Hause absetzen.“ „Vorher müssen wir dir noch etwas zeigen. Ich glaube, daß es einen ganz bestimmten Grund gibt, warum du vor Weihnachten fliehst. Einen Grund, der tief vergraben in deiner Vergangenheit liegt. Habe ich Recht?“ „Blödsinn“, knurrte Tim unangenehm berührt. „Ich stehe einfach nicht auf Frost und Schnee. Im Süden lebt es sich um diese Zeit angenehmer.“ Der Weihnachtsmann antwortete nicht, sondern hob nur seine Augenbrauen als Zeichen, daß er der Erklärung nicht glaubte. „Dort drüben“, wandte er sich an Ruphus, der den Schlitten nun über eines der Viertel lenkte, auf das die Stadt alles andere als stolz war. Verkommene Plattenbauten ragten düster in den schneebeladenen Himmel auf. In finsteren Straßenschluchten trieben sich zweifelhafte Gestalten herum, und die wenigsten Fenster waren weihnachtlich erleuchtet. Es war eine trostlose Gegend, die Tim normalerweise meilenweit gemieden hatte. Mit dem Geschick eines Hubschrauberpiloten landete Ruphus derweil den Schlitten auf einem der instandsetzungsbedürftigen Hochhäuser. Kaminschlote, die neben dem Schlitten lotrecht in die Höhe ragten und eine ganze Ansammlung von Mobilfunkantennen ließen die Umgebung im Schneetreiben wie die Szenerie aus einem Science Fiction Film erscheinen. „Hier war ich definitiv noch nie!“, stellte Tim fest. „Davon bin ich überzeugt“, brummte Ruphus. „Gibt so wenig Golfclubs in der Gegend.“ Dann blies er Tim erneut den schon bekannten Sternenstaub ins Gesicht. Doch diesmal landeten sie nicht in einem festlich geschmückten Wohnzimmer, sondern in einem trübe beleuchteten, schmuddeligen Flur vor einer angeschlagenen Wohnungseingangstür. Wer dort wohnte, konnte Tim nicht erkennen, denn der Weihnachtsmann verdeckte mit seiner fülligen Gestalt den Blick auf das Klingelschild. „Hinter dieser Tür liegt der Grund, weshalb du Weihnachten fürchtest“, stellte der Weihnachtsmann mit düsterer Stimme fest. „Bist du bereit, dich den Schatten deiner Vergangenheit zu stellen.“ „Was für Schatten? Mein Leben ist sonnig und sorgenfrei. Was soll der Blödsinn?“ „Wenn das so ist, hast du bestimmt kein Problem damit, durch diese Tür zu schreiten.“ Der Weihnachtsmann machte eine einladende Handbewegung, doch Tim zögerte. Die Schatten seiner Vergangenheit. Eines musste man dem alten Knaben lassen, er verstand es, düstere Stimmung zu verbreiten, dachte Tim verärgert. Als Weihnachtsmann war er allerdings echt eine Fehlbesetzung. Wenn er mit der Nummer bei den Kids auftaucht, brauchen die anschließend eine Therapie. „Was erwartet mich dahinter?“, fragte Tim. „Finde es heraus.“ Auf einen Wink des Weihnachtsmanns schnippte Ruphus gelangweilt mit den Fingern, worauf die Tür wie von Zauberhand aufging. „Keine Sorge, auch hier wird niemand deine Anwesenheit bemerken.“ „Auf was habe ich mich da bloß eingelassen?“, stöhnte Tim, dann überschritt er zögernd die Schwelle. Der kurze Flur war sauber aber simpel möbliert. Erstaunt stellte Tim fest, daß seine italienischen Maßschuhe keinen Laut auf dem billigen Laminatboden hinterließen. Vorbei an einer beladenen Garderobe begab sich Tim zur Wohnzimmertür hinüber, die nur halb geschlossen war. Leise Weihnachtsmusik und Stimmengewirr drang in den Flur hinaus und etwas, das wie ein unterdrücktes Schluchzen klang. Beklommen betrat Tim das Wohnzimmer und kam sich vor, wie ein Spion, der die tiefsten Geheimnisse seiner Mitmenschen erforschte. Das erstaunlich gemütliche Wohnzimmer beherbergte nur eine Person. Eine Frau, mit langen dunklen Haaren, in denen sich die ersten grauen Strähnen zeigten. Sie wandte Tim den Rücken zu und sah sich einen alten Weihnachtsfilm im Fernsehen an. Gelegentlich schluchzte sie gerührt auf. Etwas an dieser Frau kam Tim verdächtig bekannt vor. Seine Beine zitterten, als er sich Schritt für Schritt der Unbekannten näherte. „Mein Gott“, hauchte Tim erschüttert, als er erkannte, wer die verhärmt wirkende, vorzeitig gealterte Frau in dem Fernsehsessel war. Sonja, seine erste große Liebe. Er war überzeugt davon gewesen, daß Sonja längst verheiratet war, viele Kinder und einen liebevollen Mann hatte. Das hier hingegen hatte er nicht erwartet. Die Schatten seiner Vergangenheit. Bedrückt erinnerte er sich an einen Weihnachtsabend vor vielen Jahren, an etwas, auf das er nicht stolz war, aber unumgänglich gewesen war für seine Karriere. Die Schatten seiner Vergangenheit. Hatten sie ihn eingeholt? Nach so langer Zeit? „Sie ist nie darüber hinweg gekommen. All ihre Beziehungen nach dir sind gescheitert. Auch sie fürchtet Weihnachten“, sagte der Weihnachtsmann, der wie ein Geist an Tim´s Seite aufgetaucht war und ihn zusammenzucken ließ. „Ist es nicht Ihre Aufgabe, Freude und Glück zu verbreiten?“, fragte Tim bissig. „Das ist Ihnen bei mir jedenfalls gründlich mißglückt. Herzlichen Dank!“ „Gib nicht mir die Schuld daran, daß du dich schlecht fühlst. Jeder trifft im Leben seine eigenen Entscheidungen, und manche hinterlassen Spuren, die sich nicht tilgen lassen.“ „Manche Entscheidungen sind unumgänglich, wenn man erfolgreich sein will. Ich habe jetzt genug von dieser Show und will nach Hause. Auf der Stelle.“ „Wie du willst“, lenkte der Weihnachtsmann zu Tim´s Überraschung ein.
Patricia Krieg @ Aachen
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yasni 18.12.13  +  

Last Christmas von Betty Brown

Es ist kurz vor Weihnachten. Draußen liegt zentimeterdick der Schnee. Alles sieht so märchenhaft aus. Die Hausdächer sind mit einem Schneemantel überzogen und die Bäume tragen weiße Pelzmützen. Nun blinzelt auch die Sonne durch die grauen Wolken. Bald wird sie mit ihrer enormen Kraft die weiße Pracht zum Schmelzen bringen und die Dachlawinen werden herabstürzen und eine Gefahr für Mensch und Tier sein. Freude und Leid liegen eben dicht beieinander. Gestern war der zweite Advent. Langsam beginnt sich bei mir Weihnachtsstimmung breit zu machen und ich beginne mit Plätzchen backen. Den Teig für die Vanillekipferln habe ich gestern schon vorbereitet und im Kühlschrank gelagert. Nun gehts ans Ausrollen des Teiges. Damit er nicht an der Arbeitsplatte fest klebt, bestreue ich sie mit etwas Mehl, nehme einen Teil vom Teig und rolle ihn mit Hilfe einer Frischhaltefolie aus. Anstatt Kipferln zu formen, steche ich sie immer mit einer Mondform aus. Das geht viel schneller. Ich schalte das Radio ein. Mit Musik geht die Arbeit noch besser von der Hand. “Super Trooper” von Abba lässt mich beschwingt das erste Blech befüllen. Dann erklingt “Du bist vom selben Stern” von Ich und Ich. Auch ein schöner Song, finde ich. Statt Monde steche ich auch ein paar Sterne mit aus. Warum sollen es immer nur Kipferln sein? Zwei Bleche sind belegt, jetzt ab damit in den Ofen. Heissluft ist schon eingeschaltet auf 160°. Zwölf Minuten etwa müssen die Plätzchen backen. Das dritte Blech werden Engel. Ich liebe Engel! Mein Wohnzimmer ist voller Engelsfiguren in allen Größen. “Last Christmas” erklingt aus dem Radio. Letzte Weihnacht! Fast ein Jahr ist seitdem vergangen. Damals ging es mir nicht so gut. Letzte Weihnacht! Damals wollte ich weggehen, für immer. Last Christmas! In einem Kopf gibt es plötzlich einen Stich. Ich bestreue die Arbeitsfläche mit Mehl, nehm einen Teil vom Teig und rolle ihn mit Hilfe von Frischhaltefolie aus. Mit einer Mondform steche ich Kipferln aus. Warum Kipferln? Wo ist meine Engelsform? Ich war doch schon beim Engel ausstechen. Zwei Bleche mit Monden und Sternen müssten schon im Ofen sein. Der Ofen ist aber noch leer! Das Radio ist aus. Seltsam! Da klingelt das Telefon. Auch das noch! Ich wasche meine Hände, trockne mich schnell ab und greife zum Hörer. “Petra Berger, guten Tag!” “Hallo Petra, hier ist Sandra. Wollte nur noch mal nachfragen, ob alles klappt. Du und Claus, Ihr kommt doch heut um 19.00 Uhr zu meiner Geburtstagsfeier, oder? Ich freu mich schon riesig, Euch wieder mal zu sehen.” “Äh, Geburtstagsfeier, heute? Ich dachte, die ist erst am Samstag?” “Aber Petra, heut ist Samstag und am nächsten Samstag da bin ich doch schon mit Jürgen im Urlaub in Thailand.” Spinn ich jetzt oder erlaubt sich meine Freundin Sandra einen Scherz mit mir? Sie war doch im letzten Jahr mit Jürgen in Thailand, anlässlich ihres 50. Geburtstages! “Du fliegst schon wieder nach Thailand? Und mit Jürgen? Vertragt Ihr Euch wieder?” “Wieso schon wieder nach Thailand? Ich war noch nie in Thailand! Ach, Du meinst, weil wir uns neulich gestritten haben? Das waren doch nur Kleinigkeiten. Natürlich vertragen wir uns wieder.” “Aber Ihr seid doch getrennt!” “Petra, was ist los? Geht es Dir vielleicht nicht gut”? “Was ist heut für ein Tag und wie alt wirst Du noch mal, Sandra?” Stille! Dann Sandras Stimme diesmal etwas lauter und etwas genervt: “Heut ist Samstag, der 10. Dezember und ja, ich werde 50, na und? Davon geht die Welt nicht unter. Und ob Du`s glaubst oder nicht, ich freu mich drauf! Du bist doch auch schon 50.” Wieso wird Sandra plötzlich nochmal 50? Wieso ist Samstag der 10. Heut ist doch Montag, der 10. Dezember 2012. Weil heuer ein Schaltjahr ist, fiel der Tag damals auf einen Samstag. Aber das ist ein Jahr her!!! Irgendwas stimmt hier nicht! “Hab doch nur Spaß gemacht”, entgegne ich, obwohl es alles andere als nur Spaß ist. Was läuft hier? “Erstmal alles Liebe und Gute zu Deinem Geburtstag!” Ich versuche, meine Stimme fröhlich klingen zu lassen “Dankeschön! Ach, bin ich froh, ich dachte schon, mit Dir wär was nicht in Ordnung. Also ich freu mich auf Euch beide! Bis heut Abend, dann tschau! “Tschau, bis dann!” Ich geh zurück zu meinen Plätzchen. Monde ausstechen. Wo ist die Sternform und die Engelsform? Mein Blick fällt zum Fenster. Wo ist der Schnee plötzlich hin? Vorhin war doch noch alles weiss draußen. Das kann doch nicht so schnell weg getaut sein! Ich befülle 3 Bleche nur mit Monden und backe sie nacheinander. Irgendwie brummt mir der Kopf. Ich geh zum Briefkasten und hole die Zeitung und die Post. Es ist eine dicke Zeitung, Wochenendausgabe vom Samstag, den 10. Dezember 2011!!! Ich starre das Datum an. Wie ist das nur möglich? In der Post ist Reklame und eine Rechnung der Reparaturwerkstatt unseres Autos. Genau die gleiche Rechnung bekamen wir vor einem Jahr! Dieses Auto haben wir inzwischen gar nicht mehr. Ich haste in unsere Wohnung drei Treppenabsätze rauf. Ich muss mich hinlegen. Mein Kopf hämmert wie verrückt. Und mir ist schlecht. Die Zeitung und die Post fliegen achtlos auf den Wohnzimmertisch. Ich leg mich auf das Sofa und schließ die Augen. Meine Tigerkatze Maunzi legt sich neben mich und schnurrt. Ich streichle sie sanft. Katzen beruhigen ja und bestimmt stehe ich in ein paar Minuten wieder fröhlich auf und alles ist wieder normal. Wahrscheinlich haben mir meine Nerven nur einen bösen Streich gespielt oder ich hab geträumt. Ich höre, wie ein Schlüssel die Eingangstür aufsperrt. Herein kommt mein Mann mit einer vollen Einkaufstasche. “Hallo, Schatz, wo steckst Du? Ich hab alles bekommen in der Stadt. Hab auch noch Blumen für Sandras Geburtstag mitgebracht.” Ich schrecke hoch und Maunzi springt ebenfalls geschockt vom Sofa. Mein Kopf pulsiert. Es war also kein böser Traum. Es ist Wirklichkeit. Genau diese Szene kenn ich doch schon. Und dann dämmert es mir: Ich bin ein Jahr zurückversetzt worden, wie und warum auch immer! Claus kommt ins Wohnzimmer und seine schmutzigen Schuhe hinterlassen lehmige Fußabdrücke auf dem schönen blauen Veloursteppichboden. “Oh nein, kannst Du nicht Deine Schuhe abputzen, bevor Du rein kommst!” fahre ich ihn an. “Ich hab den Teppich erst gereinigt”. “Wie siehst Du denn aus”, entgegenet er stattdessen. “Du bist ja bleich wie ein Geist!” “Ich – ich hab Migräne”, stammele ich und halte meinen Kopf. “Ich leg mich besser wieder hin.” “Ja, tu das, damit Du heut Abend wieder fit bist. Ich mach mir inzwischen ein Wurstbrot.” Meine Beine sind plötzlich wie Gummi und ich schleppe mich wieder zum Sofa um gleich darauf einzuschlafen. Als ich ein paar Stunden später aufwache, fühle ich mich schon besser. Claus sitzt am Computer und schaut sich Fotos an. “Hallo, geht es Dir wieder besser?” fragt er mitfühlend. “Ja, danke. Soll ich uns einen Kaffee machen?” “Oh ja, prima Idee.” Ich schalte die Kaffeemaschine an und sortiere ein paar Plätzchen und Lebkuchen auf einen Teller. “Sind die Kinder auch da?”frage ich meinen Mann “Anna ist oben, Marie ist bei ihrer Freundin.” Ich rufe nach Anna. Sie kommt aus ihrem Zimmer die Treppe herunter. Wenn es was zu Essen gibt, ist sie immer schnell da. “Hi, Mam. Hast Du meine Socken noch nicht gewaschen?” fragt sie zur Begrüßung. Mit 25 Jahren wohnt sie immer noch zu Hause. Anstatt sich selber um ihre Wäsche zu kümmern, muss ich das immer machen. Aber ich bin es so gewohnt. “Nein, das hat sich noch nicht gelohnt”, erwidere ich.”Morgen ist wieder genug Wäsche da für eine Maschinenladung.” “Na toll”, mault sie, gießt sich ein Glas Cola ein und belädt ihren Teller mit Plätzchen und Lebkuchen. Genüsslich verspeist sie diese. “Für heut Abend ist eine Pizza für Dich und Marie im Kühlschrank”, sage ich. “Ich hab sie heut Vormittag frisch gemacht. Wir sind bei Sandra zum Geburtstag eingeladen.” “OK, danke”. Wenigstens mal ein Dankeschön. Das hör ich viel zu selten. –immer ist alles selbstverständlich was ich mache. Auch Marie wohnt mit ihren 22 Jahren noch immer bei uns. Als Krankenschwester verdient sie nicht so viel, dass sie sich eine eigene Wohnung leisten kann. Anna hat auch nur eine befristete Arbeitsstelle in einer Anwaltskanzlei. Heutzutage kriegt man fast nur noch befristete Arbeitsverträge. Die jungen Leute haben es schon nicht leicht. Da kommt man ihnen als Eltern natürlich gern entgegen und unterstützt sie wo es geht. Wir haben ja Platz in unserer Vierzimmerwohnung, warum sollten sie sich da selber in Unkosten stürzen? Aber ein kleines bisschen Anerkennung könnte man schon erwarten. Schließlich war ich immer für die beiden da, seit ihrer Geburt. Heut ist Sandras Geburtstag und ich weiss genau, wir werden zu spät kommen, weil Marie die Chaotin wieder irgendein wichtiges Kleidungsstück nicht finden kann. Sie braucht es genau in dem Augenblick, als Claus und ich am Gehen sind. Ich helf ihr suchen und es entbrennt wieder mal ein heftiger Streit über ihre Schlamperei. Natürlich ist ihre geliebte Bluse unter einem Stapel von Wäsche, der sich auf einem Stuhl türmt. “Oh nein”, ruft sie entsetzt. “Ich brauch die unbedingt für heut Abend. Kannst Du sie mir noch bügeln, bitte!” Wie jedesmal lass ich mich breitschlagen, während Claus schon genervt den Gang hin und her läuft und ständig auf die Uhr schaut. Mit 20 Minuten Verspätung kommen wir bei Sandra in der Gaststätte, wo die Feier stattfindet, an. Wir entschuldigen uns und gratulieren mit einer innigen Umarmung unserer Freundin zum Geburtstag.und überreichen Blumen und ein Geschenk. Zum Empfang bekommen wir gleich ein Glas Sekt gereicht und stoßen mit ihr und einigen weiteren Gästen an. Ihre Familie ist da und noch ein paar Freunde, die wir so von Geburtstagen her kennen. Anfangs ist alles noch harmonisch, das Essen ist sehr lecker und wir führen eine angeregte Unterhaltung. Doch der Alkohol fließt und Claus ist ja nie einem Gläschen abgeneigt. Ein Glas Wein hier und nach jedem Menügang nochmal eins. Danach wird auf Schnaps umgestiegen.und schließlich gibt es auch noch Whiskey. Während ich nur zum Essen ein Glas Wein trinke und danach bei Wasser bleibe, ist Claus schon sehr angeheitert und fängt an, schlechte Witze zu erzählen. Mir ist das alles so peinlich. Ich weiss genau, dass alles in einem fürchterlichen Fiasko enden wird, aber verhindern kann ich es trotzdem nicht. Claus beginnt mit der jungen Bedienung zu flirten.Die geht auch noch voll darauf ein. Warum hab ich nicht eingegriffen? Ich wusste doch, was kommt. Claus geht nach draußen und ich weiss auch, dass ich ihn und die Bedienung wenige Minuten später erwische, wie sie zusammen in einem Nebenraum knutschen. Und wieder hole ich meinen Mantel und verlasse fluchtartig das Restaurant. Bis zum Bahnhof ist es nicht weit und von da aus fahre ich mit demTaxi nach Hause. Es ist genau so wie vor einem Jahr. Warum muss ich das alles nochmal erleben? Was hat es für einen Sinn, wenn ich sowieso nichts daran ändern kann? Ist das Schicksal tatsächlich vorgegeben? Egal was kommt, auch wenn man vorher schon alles weiss, man kann nichts aufhalten oder ungeschehen machen? Ich gehe in das gemeinsame Schlafzimmer und schließe ab. Zum ersten Mal. Soll Claus doch auf dem Sofa schlafen, wenn er überhaupt zum Schlafen heim kommt. Es ist nach 1.00 Uhr, als ich ihn kommen höre. Lautstark knallt die Eingangstür ins Schloss. Bald darauf fällt ein Kleiderbügel aus der Garderobe zu Boden. Claus trampelt die Treppe rauf und rüttelt an der Schlafzimmertür. Ich reagiere nicht. Er rüttelt und brüllt: “Mach die Türe auf, was soll das!” Ich gebe keine Antwort. Irgendwann hört er damit auf und fluchend zieht er von dannen. Endlich Ruhe! Die Kinder sind anscheinend auch noch nicht da. Gott sei Dank, dann haben sie wenigstens nichts mit bekommen. An Schlaf ist natürlich nicht zu denken. Ich wälze mich von einer Seite auf die andere und gucke halbstündlich auf die Uhr. Genau wie vor einem Jahr. Morgen wird Claus mit einem Blumenstrauß zum Frühstück erscheinen, den er wohl am Bahnhofskiosk gekauft hat. Er denkt, damit ist wieder alles aus der Welt. Aber das ist es nicht. Anschließend wird er mir Vorhaltungen machen, dass ich einfach die Feier verlassen habe. Sowas kann man doch einer Freundin nicht antun! Ich trinke meinen Kaffee, ess ein Brötchen und nehm zwei Aspirin. “Schon wieder Migräne?” fragt Claus. “Dann trink doch nicht so viel.” Ich geh hoch. “Ich hab nicht viel getrunken, im Gegensatz zu Dir”, werfe ich ihm an den Kopf. “Du weisst ja nie, wann Schluss ist!” Ich räum mein Frühstücksgeschirr in die Küche und stelle es in den Geschirrspüler. Claus trägt seine Sachen nur in die Küche und stellt es ab. Dann geht er wieder an seinen Computer. Sandra ruft an und fragt, wie es mir geht. “Claus sagte, du hattest wieder deine Migräne, deshalb bist du nach Hause. “ “Migräne, ja es wurde plötzlich ganz schlimm!” Ich habe keine Lust für Erklärungen. “Danke nochmal für alles, Sandra. Und – flieg lieber nicht mit Jürgen nach Thailand. Es – es wäre besser für Euch beide!” “Warum? Hast Du etwa eine Vorahnung? Falls das Flugzeug abstürzt, dann ist es eben so bestimmt,” meint Sandra leichthin. “Nein, nur Thailand ist gefährlich., die kleinen Thailänderinnen und so. Männer um die 50 fallen da leicht auf solche rein. Du weisst schon, die Hormone!” Sandra lacht. Aber doch nicht Jürgen! Da pass ich schon auf, dass er keine Dummheiten macht.” Wenn sie wüsste! “Du und Claus seid beide im selben Alter wie wir und da ist doch auch keine Gefahr, oder? Bei Euch ist doch alles in Ordnung?” “Ja, natürlich”, lüge ich. “Es sind ja nicht alle Männer gleich”. Die zwei fliegen für drei Wochen nach Thailand und im neuen Jahr werden sie sich trennen wegen einer Thailänderin, in die sich Jürgen unsterblich verliebt. Aber das können sie natürlich noch nicht wissen. Doch ich weiss es und kann es wieder nicht verhindern. Marie zieht noch vor Weihnachten zu ihrer Freundin in eine Dreizimmerwohnung. Anfangs kommt sie noch täglich heim zum Essen, dann nur noch am Wochenende. Es ist ungewohnt für mich nach all den Jahren und es schmerzt schon etwas, aber andererseits habe ich dadurch auch mehr Freiraum. Und Anna ist ja auch noch da. Aber wie sieht mein Leben aus? Täglich derselbe Trott. Katze füttern, Frühstück machen, aufräumen, einkaufen, waschen, putzen, kochen. Claus wollte nie, dass ich arbeiten gehe, auch als die Kinder schon größer waren. Er verdient schließlich genug für uns beide. Ausserdem genießt er es, dass ich daheim bin und für alles sorge. Es würde ihm nicht gefallen, wenn er z.B. Urlaub hätte und ich müsste vielleicht arbeiten. Womöglich auch am Wochenende. Wenn er aus der Arbeit kommt, kriegt er sein warmes Essen, das ich für ihn gekocht hab. Das möchte er natürlich nicht missen. Es ist schön für ihn, dass ich immer zur Verfügung stehe. Am Abend sitze ich meistens allein vor dem Fernseher und Claus an seinem PC. Er gibt vor, zu arbeiten, aber ich weiss genau, dass er das nicht tut. Er surft im Internet. Dabei trinkt er Wein und auch stärkere Sachen und denkt, ich merke es nicht. Wie oft hat er schon beteuert, nichts mehr zu trinken, als ich ihn darauf angesprochen habe. Ich mach mir schließlich Sorgen um ihn. Seine Versprechungen halten jedoch nie lange an. Wahrscheinlich wird sich nie mehr was ändern.Seine Arbeit fordert ihn sehr viel. Claus ist Abteilungsleiter in einer großen Firma und hat sehr viel Verantwortung. Aber das haben andere auch und trinken trotzdem nicht. Irgend eine Ausrede braucht man wohl dafür. Eigentlich hätte ich allen Grund, zur Flasche zu greifen. Stattdessen bin ich oft niedergeschlagen, ja sogar teilweise depressiv und leide immer häufiger unter Migräne. Irgendwas muss sich ändern, so kann es nicht weiter gehen! Kurz vor Weihnachten kommt mit der Post eine Fotokarte aus Thailand an. Sandra und Jürgen am Strand in Phuket eng umschlungen. Sie sind gut angekommen, schreibt Sandra und sie genießen diesen Traumurlaub. “Die sehen richtig glücklich und erholt aus”, meint Claus, als ich ihm die Karte am Abend zeige. “Ja, noch”, entgegne ich, “aber nicht mehr lange.” “Wie meinst du das?” Verflixt, ich hab mich verraten. Was soll ich jetzt sagen? “Ich meine, dass sie ja bald wieder nach Hause müssen. Dann, dann hat sie der Alltag wieder,” stottere ich. “So ist das nun mal. Nichts hält ewig.” Nichts hält ewig, meint er auch das mit uns? Am Tag vor Heilig Abend wird bei uns immer der Weihnachtsbaum aufgestellt. Claus drapiert ihn schimpfend in den Christbaumständer, weil er nie so passt, wie er sollte. Schließlich hat der Baum die richtige Position und Claus kann die Beleuchtung anbringen. Den restlichen Baumschmuck hänge ich an unsere Tanne. Als alles fertig ist und der Baum in festlichem Glanz erstrahlt, meine ich jedes Mal, dass wir den bisher schönsten Weihnachtsbaum haben. Claus ist auch zufrieden und bewundert unseren Christbaum. Dann kommt der Heilige Abend. Am Vormittag kaufe ich noch frische Sachen ein für die Feiertage: vom Metzger und vom Bäcker. Mittags gibt es nur Würstchen mit Semmeln, denn ich hab noch so viel zu tun. Geschenke müssen noch verpackt werden, ich muss noch die Wohnung putzen und die Pute für das festliche Abendessen vorbereiten. Dazu gibt es Blaukraut und Knödel. Kurz nach 18.00 Uhr kommt Marie, ausnahmsweise mal fast pünktlich. Auch Anna ist da und wir vier beginnen mit einem harmonischen Abendessen. Als Dessert serviere ich Eissterne mit einer Schokoladensoße. Alle sind rundum satt und zufrieden. Marie und Anna helfen mir beim Abwasch, der nicht mehr in den Geschirrspüler passt. Danach ziehen wir uns alle um zur Bescherung. Ich lege die Geschenke unter den Tannenbaum und läute das Glöckchen, das ich schon damals benutzt habe, als die Kinder noch klein waren. Das Wohnzimmerlicht ist ausgeschaltet und nur der Baum erstrahlt in hellem Glanz. Maunzi ist fasziniert von einer Christbaumkugel und beginnt, damit zu spielen. Ich lenke sie mit einem Katzenspielzeug ab. Wir singen alle vier Weihnachtslieder. Früher haben wir sogar selber dazu gespielt und auch öfter Hausmusik gemacht. Mit Keybord, Flöte und Gitarre. Jetzt läuft nur der CD-Player dazu. Trotzdem ist es schön und endlich wird mir auch weihnachtlich zumute. Die Geschenke werden ausgepackt. Jeder freut sich, weil er das Ersehnte bekommen hat. Claus hat mir eine wunderschöne Halskette geschenkt mit einem Diamantanhänger. Die hab ich mal in der Auslage eines Schmuckgeschäftes bewundert. Claus erhält einen Fotoapparat, den er sich ebenfalls gewünscht hat. Danach gibt es Punsch und Plätzchen und wir sitzen alle gemütlich beisammen. Aber nicht sehr lange, denn dann verabschieden sich Marie und Anna, weil sie sich noch mit Freunden treffen wollen. Ich verstehe es ja und lass sie gehen. Claus öffnet sich eine Flasche Rotwein und nicht lange danach ist sie leer. “Musst Du schon wieder so viel trinken!,” rüge ich ihn vorwurfsvoll. “Ist doch gar nicht viel.Ich hör ja schon auf.” Aber die Flasche hat schon seine Wirkung getan.Claus wird müde und legt sich auf das Sofa, wo er bald darauf schnarchend einschläft. Na toll! Wir wollten doch zusammen in die Christmette gehen! Dann geh ich eben alleine. Und überhaupt gehe ich gleich ganz weg und komme nie wieder zurück. Ja, das mach ich. Mir reicht es jetzt! Soll er doch sehen, wie er alleine klar kommt. Er braucht mich doch sowieso nicht, er braucht nur seinen Alkohol. Mit dieser Wut im Bauch ziehe ich mich an und mach mich auf den Weg in unsere Kirche auf dem Berg. Obwohl ich bereits eine halbe Stunde vor Mitternach da bin, ist die Kirche schon ziemlich gefüllt und ich finde grade noch ein Plätzchen in der letzten Reihe. Die Kirche ist wunderschön geschmückt und viele Kerzen brennen an zwei großen Weihnachtsbäumen, die vorne am Altar stehen. Eine große Krippe mit holzgeschnitzen Figuren, die Josef und Maria mit dem Jesuskind darstellen, steht auch da. Meine Gedanken schlagen Purzelbäume. Wo soll ich eigentlich hingehen? Egal, nur weg von hier. Vielleicht fährt nachts noch ein Zug irgendwohin? Und die Kinder, was soll aus ihnen werden? Sie brauchen mich doch. Sie brauchen mich nicht mehr, sagt eine innere Stimme. Sie sind erwachsen und müssen ihr eigenes Leben leben. Und meine Eltern, was werden sie sagen? Vielleicht verstehen sie mich ja. Was wird dann aus Claus? Er wird jeden Halt verlieren, sagt die eine Stimme in mir. Und die andere Stimme sagt: Du must gehen, sonst gehst du selber zu Grunde. Ja, ich gehe. Sobald die Christmette zu Ende ist, werde ich gehen! Die Orgel ertönt, der Pfarrer betritt mit seinen Ministranten die Kirche. Es sind heute sehr viele Ministranten in rot-weißen Gewändern. Alle tragen eine große Kerze in den Händen. In feierlichem Einzug marschieren sie zuerst den Seitengang entlang und gehen dann durch den Mittelgang nach vorne zum Altar. Ein Chor beginnt zu singen. Es ist eine sehr feierliche Messe. Dann begibt sich der Priester auf die Kanzel zur Weihnachtspredigt. Normalerweise wird diese Kanzel schon lange nicht mehr benutzt.Nur einmal im Jahr zu Weihnachten wird sie geschmückt und darf die Stimme des Pfarrers von dort oben erschallen lassen. “Liebe Pfarrgemeinde”, beginnt er. Zuerst spricht er von der Hektik der letzten Zeit, der wohl niemand entgeht. Dann erzählt er vom Kummer und Leid der Menschen überall auf der Welt. Und dass es Hoffnung gibt. Hoffnung für jeden von uns. Gott hat uns seinen Sohn geschickt. Als kleines Kind kam er zu uns in die Welt, um uns seinen Frieden zu bringen. Wir müssen ihn nur annehmen und glauben. Glaube, Hoffnung und Liebe, das ist die Botschaft von Weihnachten und Frieden für uns alle. Der Pfarrer sieht mich an und mir ist es, als spräche er nur zu mir ganz allein. Glaube, Hoffnung und Liebe! Frieden auch für mich? Warum bin ich zurück gekommen in die Vergangenheit? Jetzt kann ich gehen und mein Leben neu gestalten. Ich hab eine zweite Chance! Ich werde sie nutzen! Nach der Christmette bleibe ich noch ein paar Minuten in der Kirche und bete. Dann mache ich mich auf den Weg – nach Hause. Claus kommt mir schon an der Tür entgegen. “Wo warst Du denn?” “In der Christmette. Es war sehr schön!” “Ich wollte doch gerne mitgehen. Es tut mir leid, dass ich verschlafen hab!” “Dann gehen wir morgen zusammen in die Kirche, einverstanden?” Das machen wir dann auch und Claus verspricht mir an der Weihnachtskrippe, dass er mit dem Trinken aufhört. Zuhause bereite ich das Mittagessen vor und schalte das Radio ein. “Last Christmas” ertönt es laut und ich singe mit. In meinem Kopf gibt es einen Stich. Ich stehe in der Küche an der Arbeitsfläche und rolle ein Stück Teig mit Hilfe einer Frischhaltefolie aus. Statt Kipferln steche ich Engel aus. draußen liegt zentimeterdick der Schnee. Alles sieht so märchenhaft aus. Die Hausdächer sind mit einem Schneemantel überzogen und die Bäume tragen kleine Pelzmützen. Claus kommt in die Küche und gibt mir einen Kuss. “Mhm, das riecht aber gut!” “Du must Dich noch etwas gedulden, bis die Plätzchen fertig sind”, sage ich. Last Christmas! “Weisst Du noch, letztes Jahr?” sagt er und hält mich fest. “Das wird aber nie mehr passieren!” “Ich weiss!” Claus hat eine Therapie gemacht und seitdem nie wieder getrunken. Er wird es schaffen. Als der Mann, dem das Häuschen gehörte, am andern Morgen erwachte und den bunten Baum sah, da staunte er und wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Als er aber an dem Türpfosten, den des Christkinds Flügel gestreift hatte, Gold- und Silberflimmer hängen sah, da wusste er Bescheid. Er steckte die Lichter an dem Bäumchen an und weckte Frau und Kinder. Das war eine Freude in dem kleinen Haus wie an keinem Weihnachtstag. Keines von den Kindern sah nach dem Spielzeug, nach dem Kuchen und den Äpfeln, sie sahen nur alle nach dem Lichterbaum. Sie fassten sich an den Händen, tanzten um den Baum und sangen alle Weihnachtslieder, die sie wussten, und selbst das Kleinste, das noch auf dem Arm getragen wurde, krähte, was es krähen konnte. Als es hell lichter Tag geworden war, da kamen die Freunde und Verwandten des Bergmanns, sahen sich das Bäumchen an, freuten sich darüber und gingen gleich in den Wald, um sich für ihre Kinder auch ein Weihnachtsbäumchen zu holen. Die anderen Leute, die das sahen, machten es nach, jeder holte sich einen Tannenbaum und putzte ihn an, der eine so, der andere so, aber Lichter, Äpfel und Nüsse hängten sie alle daran. Als es dann Abend wurde, brannte im ganzen Dorf Haus bei Haus ein Weihnachtsbaum, überall hörte man Weihnachtslieder und das Jubeln und Lachen der Kinder. Von da aus ist der Weihnachtsbaum über ganz Deutschland gewandert und von da über die ganze Erde. Weil aber der erste Weihnachtsbaum am Morgen brannte, so wird in manchen Gegenden den Kindern morgens beschert.
Patricia Krieg @ Aachen
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yasni 18.12.13  +  

IT-Strategietage 2014: Welche Innovationen den Audi-CIO antreiben

Die Hamburger IT-Strategietage am 13. und 14 Februar stehen 2014 unter  dem Motto "Innovation drives Business". CIO Mattias Ulbrich von Audi  fand das gerade passend. Innovation ist sein Lieblingsthema. Hier nennt  er die Trends, die seine Branche umtreiben.CIO.de: Welche Innovationen treiben Sie um?Mattias Ulbrich: Da gibt es mehrere. Mit dem pilotierten Einparken und dem pilotierten  Fahren bis zu 50 Stundenkilometer haben wir dieses Jahr zum Beispiel auf  der CES (Consumer Electronics Show, Anm. d. Red.) in Las Vegas etwas  gezeigt, was unsere Branche grundlegend verändern wird. Die  amerikanische Zeitschrift MIT Technology Review hat uns dafür in die  Liste der 50 innovativsten Unternehmen der Welt aufgenommen.CIO.de: So etwas präsentieren Sie auf der CES?Mattias Ulbrich: Ja, unbedingt. Herr Stadler (Vorstandsvorsitzender von Audi, Anm. d.  Red.) wird dort nächstes Jahr auch die große Eröffnungsrede halten.CIO.de:  Google und IBM bauen auch an eigenen Fahrzeuglösungen. Wenn Sie so  Dinge wie pilotiertes Fahren und vernetzte Autos mit IT-Anbietern  diskutieren, kommt da manchmal die Frage auf: Wem gehören eigentlich die  Daten?Mattias Ulbrich: Die Daten gehören in erster Linie unseren Kunden. Wir nutzen die Informationen, um ihnen einen Mehrwert zu bieten.CIO.de:  Wenn die Vernetzung von Autos verschiedener Marken weiter  voranschreitet, könnten dann Marktfremde wie IBM im Automobilsektor Land  gewinnen?Mattias Ulbrich: Wir arbeiten ja heute schon eng  mit Partnern aus der ITK-Welt zusammen. Gleichzeitig konzentrieren wir  uns auf Kooperationen im Volkswagen-Konzern.  Volkswagen produziert jetzt schon mehr als neun Millionen Fahrzeuge pro  Jahr. Die sind noch nicht alle vernetzt, aber der Anteil steigt  kontinuierlich.CIO.de: IT und Business wachsen zusammen?Mattias Ulbrich: Das ist für uns ein wichtiges Thema.CIO.de: An welchen Stellen kommt die interne IT ins Spiel, wenn es um Innovationen geht?Mattias Ulbrich: Ich weiß nicht, ob Sie unsere virtuellen Showrooms kennen? An unseren  Audi-City-Standorten kann der Kunde schon heute sein Traumauto auf  großen Bildschirmen bis ins letzte Detail konfigurieren. Wie die Auswahl  an Farben, Sitzen oder Armaturen tatsächlich in einem Fahrzeug aussieht  und wie die gewünschte Motorisierung klingt, das können wir bereits  virtuell darstellen. Das wird immer wichtiger, denn die Händler können  die vielen Modelle in ihren verschiedenen Ausstattungen nicht alle  vorhalten. In Großstädten wie London und Peking haben wir diese  virtuellen Showrooms schon. Anfang 2014 werden wir auch eine Audi City  in Berlin eröffnen.CIO.de: Ist die interne IT auch daran beteiligt, die vielen Modelle mit ihren Sonderausstattungen zu produzieren?Mattias Ulbrich: Die IT spielt auch in der Produktion eine wichtige Rolle. Wir  reduzieren die Komplexität mit einer elektronischen Wagenbegleitkarte.  Dafür hängen in der Produktion und auch in der Logistik große Monitore,  die den Mitarbeitern zeigen, welche Arbeitsschritte anstehen und welche  Bauteile sie berücksichtigen müssen.CIO.de: Die elektronische Wagenbegleitkarte ist aber nicht neu.Mattias Ulbrich: Aber die integrierte elektronische Wagenbegleitkarte ist neu. Ich gebe  Ihnen ein Beispiel, wie das funktioniert: Der Mitarbeiter stellt beim  Einbau fest, dass die Antenne defekt ist. Die Antenne hat nun aber die  Farbe des Autos, und er darf nicht irgendeine andere dort einbauen. Mit  der integrierten Wagenbegleitkarte kann er jetzt an die  Produktionsleitung zurückspielen, dass da später noch etwas nachgeholt  werden muss.CIO.de: Wir sind gespannt. Werden Sie uns die Wagenbegleitkarte auch in Hamburg vorstellen?Mattias Ulbrich: Die enge Zusammenarbeit von IT und Produktion wird sicher ein Thema  sein. Ich werde aber auch über Innovationen in der Kommunikation  sprechen. Audi wird immer internationaler. Wir wachsen in China und  bauen gerade ein neues Werk in Mexiko. Dafür bedarf es einer innovativen  Enterprise-2.0-Lösung inklusive eines fortschrittlichen  Wissens-Managements.Audi-CIO Mattias Ulbrich spricht auf den Hamburger Strategietagen über IT in der Produktion. Foto: cio.deCIO.de: Knowledge -Management klingt aber nicht innovativ.Mattias Ulbrich: Ich werde Ihnen in Hamburg unsere Lösung vorstellen. Die ist recht  pfiffig. Wir verfolgen einen integrierten Ansatz. Mitarbeiter sehen auf  einen Blick, welche Projekte gerade laufen und was im Audi-Social-Web  los ist.CIO.de: Wer sind die Anbieter?Mattias Ulbrich: Freut mich, dass ich Sie neugierig gemacht habe. Die Details stelle ich Ihnen dann in Hamburg vor.
Patricia Krieg @ Aachen
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yasni 05.12.13  +  

Projektmanagement: Angst vor schwarzen Schwänen

McKinsey hat gemeinsam mit der Uni Oxford untersucht, woran große IT-Projekte scheitern. Es ist die aufschlussreichste Studie zum Thema seit Jahren. Die Untersuchung trägt den zunächst verwirrenden Titel "Schwarze Schwäne in IT-Projekten". Die hübschen Tiere stehen hier für jene Vorhaben, die entweder um mindestens 80 Prozent über dem veranschlagten Budget oder um mindestens 100 Prozent über dem Zeitplan liegen, also doppelt so lange gedauert haben wie geplant. Eigentlich bezeichnet das Bild vom schwarzen Schwan - außer dem Federvieh selbst - Ereignisse, die extrem unwahrscheinlich, aber jederzeit möglich sind. So wie das Sichten dieser damals wie heute sehr seltenen Vögel im Jahre 1697 in Westaustralien durch den Seefahrer Willem de Vlamingh. Gescheiterte beziehungsweise aus dem Ruder gelaufene IT-Projekte sind dagegen nicht wirklich selten zu besichtigen. Welche Art von Vorhaben besonders häufig schief gehen und warum, damit hat sich McKinsey & Company gemeinsam mit dem Institut für Informations- und Kommunikationstechnologie der Uni Oxford beschäftigt. Zentrale Fragestellungen waren dabei unter anderem: Sind IT-Vorhaben riskanter als Bauvorhaben? Ist Standardsoftware besser als Maßgeschneidertes? Müssen wir mehr Angst vor sehr großen Projekten haben als vor besonders langwierigen? Sind erfahrene Projektmanager wirklich besser? Bei der McKinsey-Untersuchung handelt es sich um ein permanentes Projekt-Monitoring, das bereits seit einigen Jahren läuft. Entstanden ist dabei eine Datenbank, die im Moment etwa 5400 IT-Projekte enthält und weiter wächst. Für die aktuelle 'Black Swan'-Analyse haben die Autoren jene 2092 Projekte ausgewählt, deren Datenbasis so vollständig ist, dass sich an ihnen die oben zitierten Fragestellungen valide untersuchen lassen. Im Mittel lag das Budget dieser Projekte bei 1,8 Millionen Euro - mit großen Ausreißern nach oben. Die mittlere Dauer betrug etwa zwei Jahre. Inhaltlich ist dabei alles Gängige vertreten, geographisch stammten 40 Prozent der Projekte aus Europa und 58 Prozent aus den USA. In 65 Prozent der Fälle war der öffentliche Sektor Auftraggeber, in 35 Prozent der private. Hier die wichtigsten Ergebnisse: Erstens: IT-Projekte geraten fast doppelt so oft aus dem Ruder wie Infrastrukturvorhaben (Straßenbau zum Beispiel). Außerdem sind die Ausreißer in der IT im Durchschnitt deutlich extremer als bei der Infrastruktur. Überraschend ist dieses Ergebnis insofern nicht, als die Bauindustrie mehrere 1000 Jahre Projekterfahrung hat, die IT-Industrie aber nur etwa 50... (Um einen Vergleich mit der fremden Branche anstellen zu können, hatten die Studienautoren Untersuchungen des aus Dänemark stammenden Oxford-Professors Bent Flyvbjerg herangezogen, der sich etwa seit dem Jahr 2000 mit Groß-Infrastrukturprojekten beschäftigt.) Wenn es schief geht, dann richtig Zweitens: Im Schnitt überschreiten IT-Projekte den Kostenrahmen um 27 Prozent. Nur fünf Prozent aller Fälle laufen sowohl finanziell als auch zeitlich aus dem Ruder. Wer viel Zeit hat, kann offensichtlich die Kosten eingrenzen, und wer viel Geld reinsteckt, wird leichter pünktlich fertig. Eine weitere Erkenntnis (die der vorigen nur auf den ersten Blick widerspricht): Die Black Swans, also Projekte, die um mehr als 80 Prozent über dem Kostenrahmen liegen, sprengen zugleich die zeitlichen Vorgaben um 68 Prozent. Salopp gesagt: Wenn es schief geht, dann richtig! Drittens: Das Risiko, schief zu gehen, ist bei öffentlichen und privaten IT-Projekten in etwa gleich hoch. Allerdings werden öffentliche Projekte öfter als private vor der Fertigstellung abgebrochen. Viertens: Bei Software-Projekten überschreiten Standardanwendungen das Budget im Schnitt um 42 Prozent, individualisierte Systeme dagegen nur um 26 Prozent. Dafür dauern Maßanfertigungen im Schnitt 71 Prozent länger als geplant und Standardisiertes nur 32 Prozent. Gravierender ist, dass bei individuell Angepasstem 55 Prozent der erhofften Benefits am Ende realisiert werden, bei Standardlösungen sind es dagegen lediglich 25 Prozent. Sven Blumberg, Partner bei McKinsey und einer der Autoren der Studie, sieht als Ursache vor allem eine "massive Überschätzung der Business-Cases. Wenn sich Unternehmen stärker auf die vorhandenen Möglichkeiten einer Standardlösung einlassen und diese konsequent nutzen würden, anstatt zu viel ändern zu wollen, dann ließe sich der Nutzen deutlich steigern." Schrittweises Vorgehen senkt das Risiko Fünftens: Kleinere Projekte haben prozentual höhere Budgetüberschreitungen als größere. Das fällt aber häufig nicht auf, weil sich die Entscheider bei der Bewertung eher die absoluten Zahlen, also den absoluten Betrag des verbrannten Geldes ansehen. Sechstens: Mit jedem zusätzlichen Jahr Projektdauer erhöht sich das Risiko, dass die Kosten ausufern, um 16,8 Prozent. Das gilt besonders für Projekte, die mehr als drei Jahre dauern. Sven Blumberg von McKinsey empfiehlt deshalb ein schrittweises Vorgehen, um dieses Risiko zu senken, also mit mehreren Releases zu arbeiten, die im laufenden Projekt präsentiert und getestet werden. Siebtens: Wenn man die Wahl hat (was meistens nicht der Fall sein dürfte) zwischen einem sehr großen und einem sehr langwierigen Projekt, dann sollte man lieber ein großes in Angriff nehmen: Dreizehn Prozent der IT-Vorhaben über 200 Millionen Euro werden zum Kosten-Black Swan (mindestens 80 Prozent über Budget), bei Projekten mit einer Dauer von mehr als vier Jahren sind es aber 41 Prozent! Will sagen: langwierige Projekte sind statistisch betrachtet wirklich riskant.
Patricia Krieg @ Aachen
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yasni 15.11.13  +  

Worauf es bei Bewerbungen ankommt: Sechs Wege, seinen Lebenslauf zu ruinieren

Bewerbungsexperte Greg Schaffer hat für unsere US-Schwesterpublikation Computerworld sechs typische Bewerbungsfehler von ITlern zusammengestellt und kommentiert. Ich habe auf der Suche nach einem neuen Netzwerk-Administrator gerade soeben mehr als 40 Lebensläufe unter die Lupe genommen und weniger als die Hälfte von ihnen kam in die engere Auswahl. Einige sortierte ich aus, weil ihnen schlicht die Erfahrung für den Job fehlte. Bei anderen lag es aber eindeutig an den Bewerbungsunterlagen. Bestimmte traditionelle Ratschläge gelten seit eh und je für Bewerber: Die Rechtschreibung sollte stimmen, die Struktur sollte schlüssig und das Schriftbild einheitlich sein. Manchmal bringt man auch einfach zu wenig Erfahrung für eine Stelle mit. In der IT vergrößert man seine Job-Chancen beträchtlich, wenn man einige gängige Fehler vermeidet. Fehler 1: Sie haben kein Ziel In einer Bewerbung für die Stelle eines Netzwerk-Administrators wünsche ich mir bei den Zielen einen Abschnitt, der sich konkret auf die Stelle bezieht. Phrasen à la "Ich suche eine interessante und herausfordernde Position" interessieren mich nicht. Das sagt nichts über einen Kandidaten aus. Nehmen Sie Bezug auf die Wunsch-Stelle. Das zeigt, dass sie sich mit dem Unternehmen auseinandergesetzt haben. Wenn Sie Netzwerk-Administrator an einem Community College werden wollen, könnten Sie das etwa so schreiben: "Ich möchte mit meiner Erfahrung das Netzwerk erweitern, erhalten und auf diese Weise die Mission der Schule unterstützen." Was veraltet ist, gehört nicht in die Bewerbung Fehler eins bringt uns zu zwei Unterpunkten. Der erste: Zeigen Sie so oft wie möglich ihr Verständnis dafür, wie die Technologie das Geschäft beeinflusst. Der zweite: Entscheiden sie, ob der Abschnitt zur Zielsetzung notwendig ist oder nicht. Manche Bewerber ersetzen ihn durch einen Absatz, der ihre Ziele, ihr Geschäftsverständnis und ihre Fähigkeiten zusammenfasst. Fehler 2: Sie listen völlig veraltete Fähigkeiten auf Führen Sie bei den Fähigkeiten keine Liste mit Dingen auf, die vor zehn Jahren gefragt waren. Wenn ich mir eine Bewerbung ansehe, dann suche ich beim Kandidaten nach Kenntnissen, die für die freie Position benötigt werden. Natürlich können sie ältere Netzwerk-Fertigkeiten auflisten, die über die Jahre nach wie vor gefragt sind. Aber lassen sie Technologien weg, die heute nicht mehr benutzt werden. Fehler 3: Sie bewerben sich mit einer Akronym-Bombe Was verbindet jeden IT-Bereich? Ja genau, die häufige Verwendung von Akronymen. Deshalb sind IT-Experten auch Spezialisten im Verfassen von AERs (acronym-enhanced-résumés). Und wenn Sie schon in ihrem Lebenslauf mit Akronymen um sich werfen müssen, sollten Sie sie im Bewerbungsgespräch auch erklären können. Seien Sie darauf gefasst, dass ich Sie danach fragen werde. Fehler 4: Sie verwenden Branchen-Jargon falsch Vermeiden Sie es tunlichst, Begriffe zu verwenden, die Sie als unerfahren darstellen könnten. Manche Redewendungen tauchen zwar in Fachbüchern auf, aber im Berufsleben verwendet sie niemand. Auch bei der Verwendung von Modewörtern sollten Sie damit rechnen, dass im Bewerbungsgespräch nachgehakt wird. Fehler 5: Sie wissen gar nicht so genau, wofür Sie sich bewerben Bei unserem Beispiel vom Netzwerk-Administrator kann es durchaus vorkommen, dass es unterschiedliche Auffassungen von den Tätigkeiten gibt, die der Job umfasst. Bevor man sich auf eine Stelle bewirbt ist es wichtig herauszufinden, welche Tätigkeiten der Job umfasst, damit man die Bewerbung nicht umsonst verfasst. Keine Angst vor Wiederholungen Fehler 6: Sie machen nur vage Angaben zu ihren Erfahrungen oder verwirren mit ihren Formulierungen Aussagen wie "ich habe eng mit dem Netzwerk-Team" zusammengearbeitet sagen nichts über ihre Netzwerk-Erfahrung aus. Mit meinem Steuerberater arbeite ich doch auch eng zusammen. Deshalb kann ich noch lange nicht seinen Job machen. Schließlich sollten Sie bei jeder Position, die Sie auflisten, erklären, was Sie dort genau getan haben. Scheuen Sie sich auch nicht vor Wiederholungen. Nur so ist ersichtlich, wie viel Erfahrung Sie für die Stelle mitbringen.  
Patricia Krieg @ Aachen
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yasni 06.09.13  +  

Technik-Wollust, Neid und Co. gefährden Projekte: Faulheit, Neid, Jähzorn und Eitelkeit

4. Faulheit IT-Mitarbeiter arbeiten in der Regel hart. Aber sie sind oft zu bequem, gewohntes Terrain zu verlassen. "Viele sind überzeugt davon, keine Fehler zu machen, dabei sitzen sie nur in ihrem Büro und haben überhaupt kein Verständnis für das Geschäft ihres Unternehmens", bemängelt Tony Fisher, CEO von Dataflux. Anstatt Fachzeitschriften zu lesen, sollten IT-Verantwortliche sich öfter mit dem Geschäft ihres Unternehmens auseinandersetzen. "Die Hypothekenkrise nahm unter anderem deshalb so heftige Ausmaße an, weil viele Daten nicht korrekt waren", sagt Fisher. Die CIOs hatten seiner Meinung nach nicht genügend auf die Datenqualität geachtet. "Es hätte einfache technische Möglichkeiten gegeben, viele Daten zu überprüfen, aber das wurde nie getan", wettert Fisher. Man habe sämtliche Angaben für bare Münze genommen und aus den Hypotheken Pakete geschnürt. "Ob das allein der Fehler der IT oder des Business war, lässt sich schwer sagen, aber Technik hätte das Problem lösen können." Welche Folgen Nichtstun haben kann, bekam einst auch ein Netzwerkbetreiber im Nordosten der USA zu spüren, wie Josh Stephens von Solarwinds berichtet. Das Unternehmen hatte ein teures Überwachungssystem für seine Netze installiert und wusste, dass es nicht funktioniert. "Dennoch unternahmen sie nichts." Als von einem größeren Systemausfall mehr als eine Million Kunden betroffen waren, merkte der Anbieter davon erst etwas, als die Betroffenen anriefen. 5. Neid IT-Experte De Luccia musste einst bei einem international tätigen Baumaschinen-Hersteller mit einer Führungskraft zusammenarbeiten, die ständig Angst hatte, zu kurz zu kommen. Der Manager war verantwortlich für einen großen Teil des IT-Betriebs bei dem Unternehmen. Ständig beklagte er sich darüber, dass andere Abteilungen mehr Geld zur Verfügung hatten als seine. Wegen seiner Beschwerden wurde ein unabhängiges Gutachten veranlasst. Heraus kam, dass der klagende Manager und sein Team wieder und wieder SLAs nicht einhielten und schlecht zusammenarbeiteten. Der Manager wurde entlassen. "Sein Neid war die Ursache dafür", sagt De Luccia. Anstatt seine eigene Abteilung in Schuss zu halten, habe er immer nur darauf geschaut, wie die Geschäfte der anderen liefen. Josh Stephens beobachtet auch einen Neid wegen Zuständigkeiten. "Der für die Infrastruktur Zuständige will zusätzlich die Server verwalten, der Server-Manager will auch noch Datenbank-Administrator werden - alle wollen sie immer mehr Verantwortung." 6. Jähzorn Als schlimmste der IT-Todsünden bezeichnet Marcelo Schnettler den Jähzorn. "Ein CIO, der in Wut ausbricht, demoralisiert seine Mitarbeiter und fördert eine Atmosphäre, in der jeder nur noch auf Nummer sicher geht", sagt er. "Das erschwert die Zusammenarbeit." Alle sechs CIOs, unter denen Schnettler in seinem Berufsleben arbeitete, explodierten mindestens einmal in der Öffentlichkeit. Der Computer-Berater Bill Horne macht dafür zum Teil mangelnde Erfahrung und fehlende persönliche Reife verantwortlich. Viele gerieten dann in Rage, wenn etwas nicht nach Plan laufe und sie sich eingestehen müssten, dass sie lieber auf einen erfahreneren Kollegen gehört hätten. Einmal habe ein Manager von den Programmierern die Erledigung einer Aufgabe in Rekordzeit verlangt. "Er wollte nicht verstehen, dass dazu eine ganze Gruppe von Mitarbeitern nötig war, die Gewerkschaftsmitglieder waren und daher nur zu den üblichen Bürozeiten arbeiten", sagt Horne. Als die Mitarbeiter am Freitagabend nach Hause gingen, rastete der Chef aus. Die Deadline für die zu erledigende Programmierarbeit konnte dann auch tatsächlich nicht eingehalten werden. Den Hut nehmen mussten allerdings nicht die Mitarbeiter, sondern der Chef. 7. Eitelkeit Eitelkeit und Überheblichkeit von IT-Managern können ein Unternehmen Millionen kosten. Michael Krigsman berichtet von einem großen Industrieunternehmen, dessen CIO ein eigenes ERP-System einrichten ließ, anstatt ein auf dem Markt erhältliches einzusetzen. Weil der CIO nichts von Maßnahmen zur Qualitätssicherung hielt, verzichtete er auf jegliche Test - einfach deshalb, weil er Befugnis hatte, diese Entscheidung zu fällen. Letztlich ging das Projekt schief und wurde eingestellt, viele Mitarbeiter wurden entlassen. Kein untypischer Fall, findet Craig Vickers von IT Now: Viele CIOs täten Dinge, zu denen sie sich in der Lage sähen, obgleich sie es nicht seien. "Die IT-Leute müssen ihren Stolz ablegen und offene Fehler eingestehen." Ein wenig mehr Demut und Bescheidenheit täten vielen CIOs gut.
Patricia Krieg @ Aachen
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yasni 30.08.13  +  

Betriebssystem: Marktanteil von Windows 8 wächst ganz langsam

Microsofts neues Betriebssystem Windows 8 etabliert sich auf den Desktop-Computern weltweit - mit kleinen Schritten. Rund neun Monate nach seinem Start kommt das System dem US-Dienstleister Net Applications zufolge auf einen Marktanteil von 5,4 Prozent. Im Juni hatte Windows 8 erstmals die Fünf-Prozent-Schwelle überschritten (5,1 Prozent) und seinen Vorvorgänger Windows Vista überrundet. Mit weitem Abstand dominiert auf den Desktop-Rechnern aktuell Windows 7 mit 44,5 Prozent. Das betagte Windows XP, das seit knapp 12 Jahren auf dem Markt ist, kommt heute noch immer auf einen Marktanteil von 37,2 Prozent. Am 8. April 2014 läuft endgültig der Support von Microsoft für Windows XP aus. Daher wird für den Herbst mit einer größeren Verschiebung gerechnet, weil insbesondere Unternehmen sich wegen drohenden Sicherheitslücken von XP verabschieden werden. Mit 91,3 Prozent ist Windows in den verschiedenen Versionen das weiterhin dominierende Betriebssystem auf den Desktop-Rechnern. Die Macintosh-Rechner von Apple kommen auf 7,2 Prozent, das freie Linux-System auf 1,3 Prozent. Net Applications wertet Browserdaten der Besucher von über 40 000 Websites weltweit aus und berechnet daraus die Marktanteile der Desktop-Computer. (dpa/rs)
Patricia Krieg @ Aachen
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yasni 05.08.13  +  

So verhandeln Sie richtig

Der eine will mehr Gehalt, der andere unbedingt die Projektleitung. Arbeiten heißt auch immer verhandeln - das will gelernt sein. Management Coach Christian Richter gibt Tipps, wie Sie Verhandlungen für sich entscheiden. Eine Verhandlung, egal ob es um mehr Lohn oder ein Budget geht, ist immer ein Konflikt: Beide Seiten wollen etwas, und meistens ist es nicht das Gleiche. Der Mitarbeiter möchte vielleicht fünf Prozent mehr Gehalt, der Chef will nur zwei Prozent drauf legen. Im schlechtesten Fall gehen beide mit einem schalen Kompromiss aus dem Gespräch. Ähnliche Situationen passieren auf Entscheider-Ebene, wenn Vorstände und Abteilungen darüber diskutieren, wie hoch beispielsweise das IT-Budget dieses Jahr sein soll oder darum, wer welche Zuständigkeiten im Projekt hat. Verhandeln will also gelernt sein. Worauf Sie achten müssen, um eine Verhandlung zum Erfolg zu führen, verrät Management-Coach Christian Richter: Vier Phasen der Verhandlung Grundsätzlich besteht jede Verhandlung aus vier Elementen: "Informationsaustausch über die Positionen, Argumentationsaustausch, Lösungsphase, und am Schluss schaffen Sie Verbindlichkeiten", sagt Richter. Jede dieser Phasen will gut strukturiert und sinnvoll sein. Das gilt natürlich nicht nur für den Chef, sondern auch den Mitarbeiter. "Bitten Sie Ihren Mitarbeiter, sich gut auf das Gespräch vorzubereiten", sagt Richter. Meist handelt es sich um kein reines Gehaltsgespräch, sondern um eine Leistungsbewertung. "Führen Sie das Gespräch sehr offen und geben Sie dem Mitarbeiter ausführlich Feedback", rät Richter. Die Phase des Argumentationsaustauschs kann in einem solchen Gespräch sehr lang und ausführlich sein. "Der Mitarbeiter ist meist in dieser Situation etwas verunsichert, er soll aber gestärkt aus dem Gespräch gehen", sagt Richter. Darum: "Geben Sie ihm auch Entwicklungsperspektiven in den Punkten, an denen seine Leistung noch nicht so gut ist", rät der Coach. Sich auf diese Punkte vorzubereiten, ist Chefsache. "Fragen Sie aber auch den Mitarbeiter, an welchen Punkten er glaubt, sich verbessern zu können und wo er sich hinentwickeln möchte", sagt Richter. Mitarbeiterwünsche ernst nehmen Am Ende des Gesprächs sollte, wenn möglich, eine Win-Win-Situation stehen: Beide, Chef und Mitarbeiter, haben das Gefühl, dass sie etwas gewonnen haben. "Oft werden die Wünsche der Mitarbeiter von den Chefs aber nicht wahrgenommen", sagt Richter. Gibt der Vorgesetzte einem Leistungsträger gar nicht nach, kann das erhebliche Konsequenzen haben. Natürlich ist das Budget, gerade in der IT, immer knapp und wird durch Lohnerhöhungen zusätzlich belastet. Das wird der Mitarbeiter rational verstehen, wenn Sie ihm erklären, warum Sie sein Gehalt leider nicht erhöhen können. Trotzdem können ihm die Gründe egal sein, schließlich will er mehr Gehalt. Ihnen sollte das Budget manchmal auch egal sein. "Sie können den wertvollen Mitarbeiter schnell verlieren. Die Kosten, einen Nachfolger zu finden und einzuarbeiten, bis er so gut ist wie sein Spitzenvorgänger, sind viel höher", sagt Richter. "Manche Chefs denken da nicht weit genug." Wer keinen Top-Performer verlieren will, aber mit dem Gehalt nicht raufgehen kann, kann dem Mitarbeiter auch andere Vergünstigungen anbieten. Eine Fitness-Studiomitgliedschaft, ein anderes Dienstauto oder Ähnliches bieten sich an, denn das steigert nicht die Lohnnebenkosten. "Aber fragen Sie immer den Mitarbeiter, was er sich wünscht, sonst geht auch dieses Entgegenkommen schief", sagt Richter. Alternativen für Mitarbeiter Der Coach hat noch einen weiteren Tipp parat, um gemeinsam mit dem Mitarbeiter einen Kompromiss zu finden: "Fragen Sie den Kollegen nach mehreren Lösungsvorschlägen." Oft hat das Teammitglied keine steife Maximalposition, sondern kann mehrere Alternativen anbieten. Von allein wird er sie aber nicht vorschlagen. Die Teammitglieder nach Alternativen zu fragen, das versäumen einige Vorgesetzte, meint Richter. "Chefs fragen meiner Erfahrung nach ihre Mitarbeiter oft nicht, was sie wollen", sagt er. In Verhandlungen geht es nicht immer nur um die Lohnfrage: Oft wollen Mitarbeiter an der Arbeitsweise etwas ändern, etwa freier und selbstständiger arbeiten. "Einige Chefs beharren auf Kleinigkeiten, die dem Mitarbeiter sehr unrecht sind, obwohl es leicht wäre, da etwas zu verändern", meint Richter. Will der Mitarbeiter selbstständiger arbeiten, sollte der Vorgesetzte nicht auf Kontrolle beharren. Ein Kompromiss ist da leichter zu finden. Trotzdem kann es passieren, dass ein Kollege frustriert aus dem Gespräch herausgeht. "Das kann auch daran liegen, dass seine Erwartungen völlig überzogen sind", meint Richter. Gehaltsteigerungen von zehn Prozent sind oft illusorisch. Der Coach rät dazu, dem Mitarbeiter ganz genau zu erklären, wie der Normalfall ist. Das heißt nicht, dass man ihm die Gehälter der Kollegen verrät. "Erklären Sie zum Beispiel, in welchem Rahmen in der letzten Zeit die Steigerungen im Unternehmen oder in der Abteilung waren", sagt Richter. So kann der Kollege ein Gefühl für Zahlen entwickeln. Wer in Verhandlungen punkten möchte, sollte laut Richter vier Punkte beachten: 1. Bereiten Sie sich gut vor Bevor Sie in ein Gespräch gehen, bereiten Sie Ihre Argumente gut vor. Halten Sie Zahlen und Fakten im Kopf (oder auf Papier) bereit, darauf können Sie immer zurückgreifen. "Die Argumente können aber unterschiedlich ausgerichtet sein", sagt Richter. Nicht nur die sachlichen Informationen können zur Sprache kommen. "Auch emotionale Argumente oder Empfehlungen von Kollegen sind ein Teil der Bandbreite", meint Richter. Je größer die Bandbreite ist, desto besser ist Ihre Verhandlungsposition. 2. Achten Sie auf die Sprachwahl Grundsätzlich kann man emotional und bildhaft über ein Thema sprechen oder sehr sachlich. "Die Wahl des Sprachstils kommt natürlich auf das Gegenüber an", sagt Richter. In knallharten Budgetverhandlungen wird eine bildhafte Sprache weniger ankommen. Andererseits vermittelt die bildhafte Sprache deutlich mehr Emotionen - und Verhandlungen lassen sich viel besser über Emotionen steuern. Richter gibt ein Beispiel: Sätze wie "Sie wollen mich doch hier nicht im Regen stehen lassen!" wirken stärker als ein sachlicher Tonfall. Geschickt handeln Sie, wenn Sie die emotionale Sprachwahl negativ einsetzen. Zunächst besetzen Sie Ihre eigenen Argumente mit positiven Bildern, dann versuchen Sie das Argument ihres Verhandlungspartners mit negativen Bildern zu besetzen. Wenn Sie zum Beispiel durchsetzen wollen, dass eine Konferenz in einem Landhotel und nicht in einer Großstadt durchgeführt wird: "Sprechen Sie von Waldspaziergängen mit Frischluft und stinkenden Abgasen in der Stadt", sagt Richter. Zwar hat das nichts mit dem sachlichen Grund zu tun, weckt aber beim Gegenüber unbewusst Emotionen und bringt ihn so auf Ihre Seite. 3. Die Haltung zählt Neben der Sprachwahl kommt es auch auf die Körpersprache an. "Wer angespannt ist, sitzt auch anders als ein entspannter Mensch", sagt Richter. Das wirkt sich auch auf den Verhandlungspartner aus, der die Anspannung wahrnimmt. Anspannung ist keine gute Voraussetzung für lockere und ergebnisoffene Verhandlungen. Seien Sie also von Ihrer eigenen Haltung überzeugt, bringen Sie aber keine Aggressionen mit in die Verhandlung hinein. Mit der Faust auf den Tisch schlagen oder sich bedrohlich aufplustern führt in keinem Fall zum gewünschten Ergebnis. Probieren Sie es doch stattdessen mit Rapport. Imitieren Sie - in Maßen - die Körperhaltung des Gesprächspartners. So signalisieren Sie nicht nur, dass Sie die Argumente verstanden haben, sondern auch, dass Sie mit ihm fühlen. Sie beweisen also Empathie. Das macht es auch dem Verhandlungspartner leichter, auf Ihre Vorschläge einzugehen. 4. Geschickte Manipulation Verhandlungen, etwa über Projekte oder Unternehmensrestrukturierungen, finden nicht immer nur unter vier Augen statt. Manager, die in einer Runde verhandeln müssen, können aber subtil die Meinung beeinflussen. "Fungieren Sie unauffällig als Moderator und erteilen Sie wenn möglich denjenigen das Wort, die ihre Ansichten teilen", rät Richter. "Es hilft, sich in solchen Runden schnell ein Stimmungsbild aller Teilnehmer zu erstellen", sagt Richter. Ermutigt man sie mehr zum Sprechen, überwiegt "Ihr" Gesprächsanteil von allein. So können Sie auch neutrale Verhandlungsteilnehmer auf Ihre Seite ziehen.
Patricia Krieg @ Aachen
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yasni 31.07.13  +  

Toll Collect: Bald Entscheidung über Zukunft des Mautsystems

Es gibt Anzeichen, dass sich das Schiedsgerichtsverfahren um das LKW-Mautsystem einem Ende nähert. Der neue Vorsitzende hat zu einer Verhandlung nach den Wahlen geladen. Seit 2005 hofft die Bundesregierung auf einen Urteilsspruch beim Schiedsgerichtsverfahren gegen die Konsortialpartner von Toll Collect. Es geht um rund sechs Milliarden Euro Schadensersatz und Vertragsstrafe inklusive Zinsen. Ein Ende scheint jetzt absehbar. Ein wichtiger Grund: Im Jahr 2015 läuft der Mautvertrag aus, der Bund kann den Vertrag verlängern oder ein neues System ausschreiben. Es geht um über fünf Milliarden Euro plus Zinsen, die auf den Bund warten. Doch Schiedgerichtsverfahren dauern lange. Sehr lange. Grund für die Streitigkeiten ist der Terminverzug um zwei Jahre: Am 31. August 2003 sollte das das neue Mautsystem in Betrieb gehen, doch technische Pannen, Lieferschwierigkeiten, Größenwahn und missglücktes Projektmanagement machten den Projektstart zur immer wieder verschobenen Lachnummer. Das "CIO Magazin" berichtete damals als erste Publikation. Erst am 1. Januar 2006 wurde das Mauterhebungssystem mit allen Funktionen installiert und in Betrieb genommen. Nun scheint sich aber das Ende des Verfahrens anzubahnen. Das berichten zumindest "Handelsblatt" und "Manager Magazin". Treffen will man sich dazu eine Woche nach der Bundestagwahl, also ab dem 30. September in München, genauer Ort und genauer Zeitpunkt sind geheim. Sechs Tage lang solle verhandelt werden. Eingeladen hat der ehemalige Richter am Oberlandesgericht München Wolfgang Nitsche (65), der das Amt des Vorsitzenden erst im Dezember 2012 übernommen hat. Sein Vorgänger, der ehemalige Bundesrichter Günter Hirsch, gab das Amt aus gesundheitlichen Gründen auf. Schiedsverfahren seien für die Wirtschaft attraktiv, "weil das Verfahren flexibler sei und sich über mehrere Jahre und Instanzen hinziehe", hatte er vor Jahren kritisiert. Der Bund will von den Konsortialpartnern des Mautsystems Toll Collect, Deutsche Telekom (45%) und Daimler Financial Services (45%) sowie Cofiroute (10%), 3,3 Milliarden entgangene Mauteinnahmen sowie Vertragsstrafen von 1,7 Milliarden Euro haben. Die Vertragsstrafen beruhen auf angeblichen Verletzungen des Betreibervertrags (fehlende Zustimmung zu Unterauftragnehmerverträgen, verspätete Bereitstellung der On-Board-Units und Kontrolleinrichtungen). Gibt es jetzt einen Kompromiss, und wird die Allianz einsteigen? Im Juni 2006 begann der Bund damit, seine monatlichen Vorauszahlungen der Vergütung an Toll Collect in Höhe mit den Forderungen aufzurechnen. 2004 leitete der Bund juristische Schritte ein. Am 2. August 2005 landete der Streit erstmals bei dem dafür laut Vertrag vorgesehenen Schiedsgericht. Schon im Juni 2008 fand die erste mündliche Verhandlung statt, in der das Schiedsgericht rechtliche Fragen mit den Schiedsparteien erörterte. Für die Deutsche Telekom und Daimler könnte es, so die langjährige Befürchtung, für den Fall der Fälle teuer werden. Die Konsortialpartner glauben aber immer noch an ihre Unschuld und die Unbegründetheit der Forderungen des Bundes. Nun scheint sich ein Kompromiss anzubahnen: Der Bund verzichtet auf einen Teil seiner Forderungen und übernimmt dafür die Betreibergesellschaft selbst. Als mögliche neue Betreiber gelten Siemens und die Allianz. Siemens ist laut Handelsblatt in Frankreich an einem ähnlichen System beteiligt. Auch das City-Maut-System in London sowie satellitengestützte Systeme in Seattle und Israel sind von Siemens. Die Allianz wiederum sucht nach guten Anlagemöglichkeiten. Interessiert seien auch die österreichische Firma Kapsch, der italienische Konzern Autostrade und die Telekom-Tochter T-Systems.
Patricia Krieg @ Aachen
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yasni 27.07.13  +  

Weitere Mythen ...

Die Autoren sehen vor allem mit wachsender Firmengröße Probleme bei Cloud-Lösungen: "Die Server können oft nicht die Anforderungen an den Speicher, an Reaktionszeiten, die sehr viel Cache benötigen, oder an großem Kurzzeit-Speicherbedarf erfüllen", heißt es im Whitepaper. Firmen, die diese Leistung erwarten, sollten vielleicht auf eine Private Cloud umstellen. Mythos 3: Die Cloud ermöglicht ständigen Zugang Von überall immer auf Daten und Programme zugreifen funktioniert auch mit der Cloud nicht. Die Autoren warnen davor, dass billige Server-Farmen, wie sie in Public Clouds vorkommen, mehr Downtime haben. Aber schon wenige Minuten ohne Zugriff auf Daten und Programme kann für ein Unternehmen katastrophal sein. Vor allem zu Zeiten, wo Firmen vermehrt Zugriff auf ihre externen Server haben wollen, kann es zu Problemen kommen, etwa Ende Dezember. Ob diese Schwarzmalerei allerdings zutrifft, ist fraglich. Mythos 4: Die Cloud ist sicher und risikoarm Vor die Wahl gestellt, ob Public oder Private Cloud, sollte Entscheider bedenken: Die Server-Farmen stehen oft an unbekannten Orten und werden von Personal betreut, das Entscheider nicht unter Kontrolle haben. Besonders kritisch wird es, wenn die Daten nicht einmal Nearshore, sondern gleich ganz weit weg verlagert werden. Diese Sicherheitsbedenken teilen viele CIOs. Ganz so schlecht, wie die Studienautoren, die damit indirekt für sich Werbung betreiben, einem glauben machen wollen, ist die Public Cloud natürlich nicht. Nur sind die Vorurteile gegenüber der Public Cloud einfach nicht totzukriegen. Denn ein schlechter Service-Anbieter wird sich nicht lange auf dem Markt halten können. Downtime kann sich keine Serverfarm erlauben, genauso wenig wie Programme, die schlecht auf den Ausfall von Units reagieren. Unternehmenskritische Anwendungen sollten ohnehin nicht ausgelagert werden. Allerdings: Nicht jeder CIO fühlt sich dabei wohl, die komplette Infrastruktur auszulagern - und hat damit Recht. Aber hysterisch sollte man deswegen auch nicht werden.
Patricia Krieg @ Aachen
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yasni 18.07.13  +  

Vernetzte Technologien: Neues Licht macht schlau

Jahrzehntelang brachten Lampen vor allem Helle ins Dunkel. Nun aber verschmelzen Beleuchtungs- und Informationstechnologie. Die letzte analoge Technologie wird digital - und verbringt so kleine Wunder. Sie ist die unscheinbare Schwester der eleganten Golden Gate Bridge. Doch nun stellt die Bay Bridge in San Francisco ihre berühmte Schwester allnächtlich in den Schatten. Seit Anfang März verwandelt der US-Künstler Leo Villareal die Brücke in ein riesiges Lichtkunstwerk. 25.000 Leuchtdioden an den Tragseilen machen sie zum größten Schwarz-Weiß-Display der Welt: Jetzt erstrahlen darauf Bilder und Videos von fast drei Kilometer Breite und bis zu 150 Meter Höhe. Nicht nur die Größe des Spektakels beeindruckt. Ebenso faszinierend ist, wie wenig Energie es braucht. Nur 30 Dollar Stromkosten verursacht das Lichtspiel pro Nacht. Nutzte Villareal stattdessen Glühbirnen, läge der nächtliche Stromverbrauch 40 Mal höher: 7000 Kilowattstunden, der Energiebedarf von vier Brauereizelten an einem Oktoberfestabend. "Mit klassischen Leuchten hätten wir das Projekt weder finanzieren noch technisch realisieren können", sagte Villareal beim Start des Events. Vom Nischenprodukt zum Allrounder Kompakt, ausdauernd und extrem Strom sparend - damit haben die Lichtchips immer mehr Einsatzfelder erobert, von der Displaybeleuchtung im Handy bis zum markanten Tagesfahrlicht am Auto. Im Kern aber blieben LEDs Nischenprodukte. Als universelle Lichtquelle waren sie noch nicht leuchtstark genug - oder viel zu teuer.   Thomas Kuhn
Patricia Krieg @ Aachen
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yasni 12.07.13  +  

Die Todsünden in der Probezeit

Ist die Bewerbung erfolgreich, kann der Traumjob beginnen. Doch zu früh gefreut, mahnen Experten. Denn mit der Probezeit beginnt erst die heikelste Phase des Jobs. So vermeiden Sie fiese Fehler in der Probezeit. Wer seinen neuen Job antritt, will einen guten Eindruck machen. Verständlich, doch wer seine Probezeit nicht sehr bewusst angeht, kann den Traumjob schneller wieder los sein, als ihm lieb ist. Immerhin richtet sich in den ersten Wochen die Aufmerksamkeit von Chef und Kollegen auf den Neuling, und eine Kündigung kann während der Probezeit ohne größere Begründung ausgesprochen werden. Und Statistiken zufolge scheitert in Deutschland jedes fünfte Arbeitsverhältnis innerhalb der ersten sechs Monate. Wie also lässt sich die Gratwanderung zwischen Eindruck schinden, Fähigkeiten ausspielen, erste Zeichen setzen und Einfügen ins Team schaffen? "Am Anfang muss man erst mal schauen, nach welchem Takt gespielt wird und welche Regeln gelten", sagt Karriereberater Martin Wehrle. Unbedingt zu vermeiden gilt es deshalb, sich überall einzumischen und ständig Verbesserungsvorschläge zu machen. So würde "der Neue" direkt als Feind wahrgenommen. Auch Experten des Karriereportals StepStone raten zu einem bescheiden wirkenden Auftakt: Auch wenn man es besser weiß, nicht alles selbst und allein machen, sondern die Kollegen um Rat fragen. Auch auf rasche Kritik nicht ungehalten oder gereizt reagieren, sondern Schlüsse für die Befindlichkeiten der Kollegen ziehen. Auch wer einen ausgeprägten Drang verspürt, neue Ideen schnell und ohne Rücksicht auf Verluste allein durchzusetzen, riskiert den neuen Job. Karriereberater wie Martin Wehrle beobachten einen verstärkten Trend der Unternehmen, sich unliebsamer Mitarbeiter im Rahmen der Probezeit zu entledigen, weil der Neue es nicht schafft, sich in ein bestehendes Team einzugliedern und bescheiden aufzutreten. Man kann sich laut Wehrle ein Beispiel an jungen Azubis nehmen: Wenn sie ihre Ausbildung beginnen, wäre ihnen bewusst, dass sie erst mal das kleinste Glied in der Kette sind. Diese anfängliche Zurückhaltung würde Hochschulabsolventen oft fehlen. Vor allem ist es wichtig, sich rasch ein eigenes Netzwerk in der neuen Arbeitsumgebung aufzubauen. Wichtige Fragen dabei sind, von welchen Kollegen man Informationen bekommt, wer die Entscheidungen trifft und auch, aus welchen Kungeleien unter Kollegen man sich lieber raushalten sollte. Funktioniert das Netzwerk erst einmal, hilft es auch dabei, sich regelmäßig Feedback geben zu lassen und mögliche Probleme früh zu erkennen.     Silke Fredrich
Patricia Krieg @ Aachen
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yasni 02.07.13  +  

Management macht dick

Nur Verwaltungsassistenten und Ingenieure sind stärker von Übergewicht im Beruf betroffen als IT-Manager. Wir zeigen, was sie dick macht und wie man bereits mit kleinen Maßnahmen gegensteuern kann. Viele IT-Manager werden sich in dieser Geschichte wiederfinden. Mit Idealgewicht und mehreren wöchentlichen Sporteinheiten sind sie ins Berufsleben gestartet und mussten schnell feststellen, dass ihr neuer Alltag sich nicht mit dem Fußballtraining um 17 Uhr und nur schwer mit ausgewogenen und gesunden Mahlzeiten vereinbaren lässt. Wenige Jahre später zeigt die Waage einige zusätzliche Kilos an, und der Anzug aus Absolvententagen ist längst um ein bis zwei Kleidergrößen zu klein. Im Schrank hängt er nur noch, weil man sich erfolgreich einredet, dass die Moppelzeit nur eine Phase ist. Eine Umfrage des Online-Stellenportals Careerbuilder unter mehr als 3.600 Beschäftigten aus den USA zeigt, dass mehr als die Hälfte von ihnen sich selbst als übergewichtig bezeichnet. 41 Prozent haben in ihrem aktuellen Job an Gewicht zugelegt. IT-Manager, so die Ergebnisse, sind vom Übergewicht stark betroffen - nur Verwaltungsassistenten und Ingenieure treffen die Extrakilos noch härter. Mit den IT-Managern gleichauf liegen Lehrer und Krankenpfleger. Andrea König
Patricia Krieg @ Aachen
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yasni 15.06.13  +  

Geschichte eines unbekannten Verfassers

Die Rezession!   Ein Mann lebte in einer großen amerikanischen Stadt. Er verdiente seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Hot Dogs am Straßenrand. Seine Ohren waren nicht besonders gut und deswegen hörte er nie Radio. Seine Augen waren nicht sehr gut und darum las er nie Zeitung und schaute nie fern. Seine Hot Dogs waren wirklich gut und er stellte deshalb Schilder auf, um dies den Leuten mitzuteilen. Immer mehr Leute kauften bei ihm seine leckeren Hot Dogs. Deshalb bestellte er immer mehr Würstchen und kaufte bald einen größeren Herd. Schließlich brauchte er einen Helfer und fragte seinen Sohn, der an der Universität studierte. Als der Sohn von den Plänen seines Vaters hörte, schlug er die Hände über den Kopf zusammen und rief: “Vater hast du denn nicht Radio gehört? Hast du nicht ferngesehen? Wir haben eine riesige Rezession! Alles geht vor die Hunde…". Der Vater sagte daraufhin zu sich selbst: “Mein Sohn geht auf die Universität. Er liest Zeitung, er hört Radio, er schaut fern – er wird es ja wissen." Also reduzierte er seine Bestellungen, nahm seine Reklameschilder herein und sparte sich die Mühe, seine Hot Dogs großartig anzupreisen. Praktisch über Nacht brach sein Geschäft zusammen. Einige Tage später sagte der Vater zu seinem Sohn: “Du hattest recht. Wir befinden uns wirklich in einer gewaltigen Rezession."
Patricia Krieg @ Aachen
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yasni 12.06.13  +  

SAP schwächelt bei CRM

Auf dem Markt für Customer Relationship Management beobachtet Gartner einen verschärften Wettbewerb. Dieser verlagert sich immer mehr in die Cloud. Salesforce.com hat SAP mittlerweile als globalen Marktführer abgelöst. Die Gartner-Marktdaten im Überblick.Vergrößern Die Gartner-Marktdaten im Überblick. Foto: Gartner Auf dem Papier hat SAP im vergangenen Jahr beim Customer Relationship Management (CRM) kein Minus gemacht. Ein marginales Umsatzwachstum von 0,1 Prozent weist die Walldorfer laut einer Gartner-Studie aber als großen Verlierer unter den fünf Platzhirschen in diesem Segment aus. Der Gesamtmarkt legte 2012 nämlich um 12,5 Prozent zu, Anbieter wie Salesforce.com, Microsoft und IBM verzeichneten hohe zweistellige Zuwachsraten. Den Gartner-Daten zufolge boomte CRM im vergangenen Jahr enorm. Für mehr als 18 Milliarden US-Dollar wurde CRM-Software gekauft. Die Wachstumsrate sei dreimal so hoch wie das durchschnittliche Plus für Enterprise Software. Der Wettbewerb habe sich verschärft, die Anbieter zielten auf die Eroberung neuer regionaler Absatzmärkte und hätten insbesondere auch kleine und mittlere Firmen als Zielgruppe ins Visier genommen. Etwa die Hälfte der Umsätze entfallen laut Gartner auf die größten Anbieter: Salesforce.com, SAP, Oracle, Microsoft und IBM. Mit einem Umsatz von über 2,5 Milliarden Dollar und einem Plus gegenüber dem Vorjahr von 26 Prozent löste Salesforce.com SAP als Marktführer ab. Die Walldorfer reißen zwar ebenso wie ihre notorischen Rivalen von Oracle die 2 Milliarden-Marke. Die Zuwachsraten von 0,1 respektive 7,8 Prozent verblasen aber dramatisch im Vergleich mit den 26 Prozent von Microsoft und sogar 39,4 Prozent von IBM. Salesforce.com verbucht laut Gartner weltweit einen Marktanteil von 14 Prozent. Dahinter folgen SAP mit 12,9 Prozent und Oracle mit 11,1 Prozent. Der Rest des Kuchens verteilt sich zu 6,3 Prozent auf Microsoft, zu 3,6 Prozent auf IBM und zu 52,1 Prozent auf andere Anbieter. Werner Kurzlechner
Patricia Krieg @ Aachen
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yasni 23.05.13  +  

Stiftung Warentest: Digitale Daten: So löschen Sie sie richtig

Computer, Handys und USB-Sticks vergessen nichts. Wer Daten in den digitalen Papierkorb des Rechners schiebt, muss wissen: Damit sind sie keineswegs endgültig gelöscht. Spätestens wenn Nutzer das Gerät verschenken, verkaufen oder entsorgen wollen, wird ein gründlicher Daten­putz nötig. Sonst können private Dokumente und Fotos – aber auch Pass­wörter – leicht in falsche Hände gelangen. Finanztest sagt, wie man seine Daten sichert und nach­haltig „die Platte putzt“.   Pass­wörter und Kreditkarten­daten auf Wanderschaft Zahlreiche Computer, Smartphones und Laptops enden Jahr für Jahr im Müll, werden weiterverkauft, verschenkt oder gespendet. Mit ihnen kann eine wahre Flut von persönlichen Daten den Besitzer wechseln, wenn der vorherige Nutzer die gespeicherten Daten nicht löscht. Dann gelangen nicht nur vertrauliche Briefe, private Dokumente oder die Bilder der vergangenen Urlaube in fremde Hände. Auch gespeicherte Pass­wörter und Kreditkarten­daten gehen zusammen mit dem Gerät auf Wanderschaft.   Digital entrümpeln Pass­wörter für die Geräte und andere Zugangs­sperren wie Geheim­nummern bieten keinen hundert­prozentigen Schutz. „Sie sind zwar ein erster Verteidigungs­wall, hindern aber nicht an einem Zugriff, wenn jemand das Gerät in seiner Gewalt hat“, sagt Kei Ishii, Leiter des Projekts „Verbraucher sicher online“ an der Tech­nischen Universität Berlin. Spätestens wenn jemand seine alte Elektronik entsorgen möchte, sollte er deshalb digital entrümpeln.   Papierkorb reicht nicht Vieles von dem, was ein Computernutzer nicht mehr braucht, wirft er in den digitalen Papierkorb. Den kleinen Eimer, der sich als Symbol auf dem Desktop zeigt, bieten alle gängigen Betriebs­systeme, wie Wind­ows, Mac OS X und Linux. Darin liegen die Dokumente und Fotos, bis der Nutzer den Papierkorb leert. Gelöscht sind die Daten damit nicht. Sie bleiben auf der Fest­platte, bis der Computer sie mit neuen Daten über­schreibt, weil er den Speicher­platz braucht. Bis zu diesem Zeit­punkt können Neugierige die Daten mit speziellen Programmen wieder­herstellen. Was passiert, macht der Vergleich mit einem Buch anschaulich: „Wird der Papierkorb geleert, löscht der Rechner nur das Inhalts­verzeichnis“, sagt Peter Knaak, Computer­experte der Stiftung Warentest. „Wenn das Inhalts­verzeichnis aus einem Buch heraus­gerissen wird, bleiben die anderen Seiten lesbar. Sie sind auffind­bar, sobald ein Programm das Inhalts­verzeichnis wieder­herstellt.“ Sicher löschen mit kostenloser Software Eine Datei ist erst dann sicher gelöscht, wenn der Computer oder spezielle Software sie ein- oder mehr­mals voll­ständig mit gleichen oder zufäl­ligen Zeichen über­schreibt. Nur dann lässt sie sich auch mit größtem Aufwand nicht wieder­herstellen. Mit dem richtigen Programm ist das Löschen ein Kinder­spiel. Die Software heißt Eraser, Wiper oder Schredder, sie ist kostenlos im Internet zu haben. Das Schreddern einer Datei dauert – abhängig von der Größe – oft nur Sekunden. Das Löschen der gesamten Fest­platte kostet weit mehr Zeit. Mit einer Schreddersoftware kann der Nutzer Dokumente löschen, die noch im Papierkorb liegen. Er kann damit aber auch Dateien über­schreiben, die aus dem Papierkorb entfernt wurden und deren Speicher­platz wieder zur Verfügung steht.
Patricia Krieg @ Aachen
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yasni 14.05.13  +  

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Derzeit nicht verfügbar. Ob und wann dieser Artikel wieder vorrätig sein wird ... Patricia Krieg
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amazon.de 09.04.13  +  

Risikoabschläge für schwache Banken von Matthias Brendel und Sebastian Jost

Dabei geht es um die Risikoabschläge, die die EZB bei den Darlehen an Banken einbehält. Sie fallen umso größer aus, je schlechter die Bonität der eingereichten Sicherheiten ist. Doch die nationalen Notenbanken stuften Sicherheiten zuweilen in falsche Bonitätsklassen ein. In Spanien ging es um Staatspapiere mit kurzer Laufzeit, in Frankreich um bestimmte Bankanleihen. Und jedes Mal haben sich die Notenbanken zugunsten der Banken vertan, die die entsprechenden Papiere einreichten. Nun offenbart sich der nächste Fall dieser Art – und diesmal könnte es um mehr Geld denn je gehen. Bei Recherchen in den Datenbanken der EZB stieß die "Welt am Sonntag" darauf, dass Anleihen spanischer Banken teilweise sehr unterschiedlich eingestuft waren – obwohl es dafür keine Grundlage in den Vorschriften gibt. Mal hatten die Notenbanker die Papiere in die obere Bonitätsklasse einsortiert, mal in die untere. Was nach einer Kleinigkeit klingt, wirkt sich bei den Risikoabschlägen dramatisch aus. Wenn eine Bank zum Beispiel eine Anleihe im Wert von einer Million Euro bei der EZB als Sicherheit einreicht, bekommt sie bei der höchsten Ratingstufe dafür von der EZB 890.000 Euro als Kredit ausgezahlt. Hat die Sicherheit aber nur schwächeres Rating, erhält sie für dasselbe Papier lediglich 635.000 Euro. Gemeinsam ist all diesen Papieren, dass die italienische oder spanische Regierung für sie garantiert. Eine solche staatliche Bürgschaft kommt im EZB-System einer Lizenz zum Gelddrucken nahe. Denn die Bank, die ein solches Papier ausgibt, darf es direkt bei der EZB einreichen. Sie muss nicht, wie bei sonstigen Bonds, erst einen Käufer finden. Zwar hat die EZB die Nutzung dieser Anleihen inzwischen eingeschränkt, aber noch immer dürften solche Papiere in einem dreistelligen Milliardenvolumen in Umlauf sein. Und die sorgen nun für ein Durcheinander bei der Bewertung.
Patricia Krieg @ Aachen
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yasni 07.04.13  +  

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