Unser im Yasni Exposé von Patricia Krieg

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Patricia Krieg, 61, Mentorin, Coach, Autorin @ CIMCEA, Aachen

Homepage: cimcea.eu
Spitzname: Trisch, Land: Deutschland, Sprache: Deutsch
Ich biete: Mediation, individuelle Coachings, Persönlichkeitsberatung, Seminare in den Bereichen Verhandlungsgestaltung, Zeit- und Selbstmanagement, Mentoring, Führungsstile und Konfliktmanagement. Ich bin Mathematikerin, psychologische Beraterin, Autorin, und Hochschulzertifizierte Datenschutzbeauftragte, Seminarleiterin, z.B. an der RWTH Aachen und beim VDI. Darüber hinaus bin ich Gutachterin zur Akkreditierung von Studiengängen.
Patricia Krieg @ CIMCEA, Aachen

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4173 Informationen zu Patricia Krieg

Ungültige URL: CIMCEA | Patricia Krieg - Index

CIMCEA we know how Unternehmensberatung: Consulting - Management - Coaching. Wir sind der richtige Ansprechpartner fuer Sie, wenn Sie individuelle und persoeliche Beratung in Anspruch nehmen moechten, die leistungsgerecht und zielorientiert ist. Unser Leistungsspektrum umfasst fuer Personen, die Selbstmassnahmen ergreifen: das Selbstmanagement, Koordinationsoptimierung, Zeitmanagement, die Karriereplanung, Rhetorik und Praesentationstechnik, Konfliktmanagement, Transaktionsanalyse, NLP, Mobbing-Praevention, Praevention zum Burn-Out-Syndrom und Stress, Fuehrungsstile und Fuehrungskompetenz um Ihre emotionale Intelligenz zu motivieren und Ihre Soft Skills auszubauen. Fuer Aerzte bieten wir das gesamte Spektrum Sicherheit in der Datenverarbeitung an: Security Policy, Sicherheitskonzept, Datenschutz, externer Datenschutz, Datenschutzhandbuch, Datenschutzunterlagen, Internet-Nutzungsrichtlinien an. Fuer Unternehmen bieten wir Dienstleistungen im folgenden Spektrum an: Gutachten, Systemanalyse, Schwachstellenanalyse, Sicherheitsanalyse, PKI, Implementierung, Konzepte, Datenschutz, Strategiepapiere, Rahmenkonzept, Betriebshandbuch, Projektmanagement, PRINCE, Serviceoptimierung, Prozessoptimierung, ITIL, Managementseminare, Fuehrungsstile, Fuehrungskompetenz, Koordination, Problemloesungskompetenz, Konfliktmanagement, Mediator zur Deeskalation, Event Management zur Verbesserung des Betriebsklimas, Rollenspiele, NLP - Neurolinguistisches Programmieren, Transaktionsanalyse, Rhetorik und Praesentationstechnik - alles Mittel, um Kosten zu sparen, mehr Effizienz und Transparenz zu erzielen und somit ein weiterer Schluessel zum Erfolg und Betriebsergebnis.
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mint-w.de 17.02.14  +  

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CIMCEA we know how Unternehmensberatung: Consulting - Management - Coaching. Wir sind der richtige Ansprechpartner fuer Sie, wenn Sie individuelle und persoeliche Beratung in Anspruch nehmen moechten, die leistungsgerecht und zielorientiert ist. Unser Leistungsspektrum umfasst fuer Personen, die Selbstmassnahmen ergreifen: das Selbstmanagement, Koordinationsoptimierung, Zeitmanagement, die Karriereplanung, Rhetorik und Praesentationstechnik, Konfliktmanagement, Transaktionsanalyse, NLP, Mobbing-Praevention, Praevention zum Burn-Out-Syndrom und Stress, Fuehrungsstile und Fuehrungskompetenz um Ihre emotionale Intelligenz zu motivieren und Ihre Soft Skills auszubauen. Fuer Aerzte bieten wir das gesamte Spektrum Sicherheit in der Datenverarbeitung an: Security Policy, Sicherheitskonzept, Datenschutz, externer Datenschutz, Datenschutzhandbuch, Datenschutzunterlagen, Internet-Nutzungsrichtlinien an. Fuer Unternehmen bieten wir Dienstleistungen im folgenden Spektrum an: Gutachten, Systemanalyse, Schwachstellenanalyse, Sicherheitsanalyse, PKI, Implementierung, Konzepte, Datenschutz, Strategiepapiere, Rahmenkonzept, Betriebshandbuch, Projektmanagement, PRINCE, Serviceoptimierung, Prozessoptimierung, ITIL, Managementseminare, Fuehrungsstile, Fuehrungskompetenz, Koordination, Problemloesungskompetenz, Konfliktmanagement, Mediator zur Deeskalation, Event Management zur Verbesserung des Betriebsklimas, Rollenspiele, NLP - Neurolinguistisches Programmieren, Transaktionsanalyse, Rhetorik und Praesentationstechnik - alles Mittel, um Kosten zu sparen, mehr Effizienz und Transparenz zu erzielen und somit ein weiterer Schluessel zum Erfolg und Betriebsergebnis.
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Noch eine Geschichte

Was man zu schätzen weiß Ein Mann kam völlig aufgebracht zum Meister: "Ich brauche dringend Hilfe – sonst werde ich noch verrückt! Meine Frau und ich leben mit unseren Kindern und den Schwiegereltern in einem einzigen Raum. Wir sind mit unseren Nerven am Ende, wir brüllen uns an und schreien. Es ist die Hölle." "Versprichst du, alles zu tun, was ich dir sage?" fragte der Meister den Mann "Ich schwöre, ich werde alles tun, was du mir sagst." "Gut," sprach der Meister "wie viele Haustiere hast du?" "Eine Kuh, eine Ziege und sechs Küken." "Nun nimm sie alle zu dir ins Zimmer. Dann komm’ in einer Woche wieder." Der Mann war entsetzt. Aber er hatte ja versprochen, zu gehorchen. Also nahm er die Tiere mit ins Haus. Eine Woche später kam er wieder, ein Bild des Jammers. "Ich ein nervöses Wrack. Der Schmutz! Der Gestank! Der Lärm! Wir sind alle am Rande des Wahnsinns!" rief er, als er den Meister sah. "Geh nach Hause", sagte der Meister, "und bring’ die Tiere wieder nach draußen." Der Mann rannte den ganzen Heimweg. Und er kam am nächsten Tag wieder zum Meister. "Wie schön ist das Leben! Die Tiere sind draußen. Die Wohnung ist ein Paradies – so ruhig und sauber und so viel Platz!" Anthony de Mello
Patricia Krieg @ Aachen
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yasni 30.12.13  +  

Stallarbeit

Die Petroleumlampe, die über dem Küchentisch hängt, wirft ein rußig-diffuses Licht in den Raum. Über dem Tisch ist das Licht einigermaßen brauchbar, in den Ecken des Raumes ist es jedoch stockdunkel, zusätzlich projizieren die Schatten der um den Tisch sitzenden Kinder ein gespenstisches Bild an die umliegenden Wände. Es ist ein Tag im März des Jahres 1959, die große Uhr an der Wand zeigt auf 5 Minuten nach drei Uhr. Die Mutter steht am Herd und bereitet das Abendessen zu – es gibt Krautfleckerl. Natürlich mit selbstgemachten Fleckerl und Kraut aus dem Gemüsegarten. Ihr Blick fällt auf die Uhr: „Luisi, du hast vergessen, die Uhr aufzuziehen, sie ist stehengeblieben. Du weißt doch, dass das Deine Aufgabe ist?“ Der angesprochene, vor kurzem 5 Jahre alt gewordene Bub steht sofort auf. Er hat sich damit abgefunden „Luisi“ genannt zu werden, obwohl er eigentlich Alois heißt – und das hat er erst am letzten Geburtstag erfahren. Es war ihm immer sehr peinlich, wenn ihn fremde Leute fragten: „wie heißt du denn Kleines?“ Peinlich auch deshalb, weil er sehr häufig in den Kleidern seiner großen Schwester herumlaufen musste – und die Leute dann immer davon ausgingen, dass sie es mit einem Mädchen zu tun hatten. Aber er hatte nun mal nur eine Hose, wurde diese gewaschen, so hatte er zumindest für 2 Tage die Kleider seiner Schwester zu tragen – im Winter manchmal auch drei Tage, das hing davon ab, wie lange es dauerte bis die Hose trocken war. Und sie trocknete deswegen so langsam, weil sie nach dem Waschen nur mit der Hand ausgewunden wurde. Die Leute, die ihn fragten, waren Wanderer, die bei Schönwetter am Wochenende meist in kleinen Gruppen am Waldweg vorbeikamen. Meist Wiener, die den Sonntag zum Wandern in freier Natur im Wienerwald nutzten. Dazu kamen sie mit dem Zug bis Purkersdorf. Luisi mag diese Fremden nicht besonders, sie sprechen irgendwie eine andere Sprache die er kaum versteht. Die Mama hat einmal gesagt, dass das Hochdeutsch ist und die Kinder irgendwann in der Schule diese Sprache lernen müssen. Diese Leute sind meist auch ziemlich blass, tragen selbst im Sommer feste Schuhe, während er immer bloßfüßig herumläuft. Und sie behandeln ihn wie ein Wesen vom Tiergarten. Aber im Grunde sind sie nett. Manchmal haben sie auch ein Stück Schokolade, oder ein Zuckerl dabei, das sie ihm schenken. Dann tätscheln sie seinen blondgelockten Kopf und fragen immer das Gleiche: „Wie heißt du denn?“ Es ist ihm schrecklich peinlich, mit „ LUISI“ antworten zu müssen. Denn darauf folgt meist die Frage: „Kommt das von Luise oder Aloisia?“ An seinem 5. Geburtstag hatte er erfahren, dass er eigentlich ALOIS heißt. Die Mutter hatte ihm, wie in der Familie zu solchem Anlass üblich, ein Ei gekocht. Er hatte sich aussuchen können, ob als Spiegelei oder hartgekocht. Er hatte sich diesmal für hartgekocht entschieden. „Alois“, hatte die Mutter gesagt und ihm das Ei gereicht, „du bist jetzt 5 Jahre alt und somit schon ein großer Bub, ich gratuliere dir herzlich zum Geburtstag!“ Sie hatte ihn umarmt und seinen Po getätschelt. „ Aber als großer Bub hast du von jetzt an auch Verpflichtungen. Du weißt dass ich dich sehr lieb hab, trotzdem wirst du von jetzt an mithelfen müssen. Sowohl im Haushalt als auch bei den Tieren, du musst langsam lernen, dass es im Leben nichts umsonst gibt, denn wer essen will, muss auch arbeiten!“ Das war für Luisi nichts Neues gewesen und auch bisher hatte er nach seinen Möglichkeiten mitgeholfen. Neu für ihn war aber, dass er ja eigentlich Alois hieß! Wurde er seither gefragt, wie er denn heiße, so hat er von nun an mit „Alois“ geantwortet. Von den Familienmitgliedern wurde er jedoch nach wie vor „Luisi“ gerufen. Jetzt steht er auf und dreht sich nach dem einzigen Zeitmessinstrument der Familie um, das über ihm an der Wand hängt. Er nimmt den Schlüssel, der an einem Band unter der Uhr baumelt und beginnt diese aufzuziehen. Sofort ist das laute Tick-Tack des Uhrwerks zu hören. „Du, Mama, wohin soll ich die Zeiger stellen?“, fragt der Bub, der mit dem Ablesen der Zeit noch nicht so richtig vertraut ist. Die Frau horcht ein wenig nach draußen. „Da die Kühe noch nicht zu hören sind, und die Hühner schon seit Längerem im Stall, nehme ich an, es wird so gegen 18 Uhr sein. Stell einfach den kleinen Zeiger auf 6 und den großen auf 12. Der Bub, der stolz darauf ist, die Zahlen des Ziffernblattes schon zu beherrschen, tut was ihm aufgetragen wird. Die Mutter bückt sich und legt ein Holzscheit im Ofen nach. „Otto, sag mal, hast du vergessen Feuerholz reinzubringen, es sind nur noch drei Stück da! Du weißt doch, das Holz brennt schlecht wenn es kalt und feucht ist. Es muss hier mehrere Stunden beim Ofen liegen um zu trocknen. Lauf schnell und hol welches rein, ich hoffe, dass du es nicht erst hacken musst.“ Der angesprochene 6-jährige Bub, der auch am Tisch sitzt, versucht zu verhandeln: „Du Mama, es ist kalt draußen! Außerdem ist für heute wahrscheinlich genug Holz da. Kann ich das nicht morgen machen?“ Die Mutter schaut ihm mit festen Blick in die Augen: „Das kommt nicht infrage! Wenn ich frühmorgens einheizen will und habe dazu kein trockenes Holz, dann hab ich ein Problem! Du gehst sofort raus und bringst welches!“ Die Mutter nimmt die Sturmlampe vom Haken an der Wand, zündet sie an und stellt sie zur Eingangstür. Maulend und widerwillig steht Otto vom Tisch auf und geht ins Vorzimmer um sich die Winterjacke und Stiefel anzuziehen. „Immer muss ich das machen! Warum immer ich? Da sind doch auch noch andere da!“ 15 Minuten später sitzen alle am Tisch, in der Mitte steht der dampfende Topf mit den Krautfleckerl. Die Mutter faltet die Hände, die 4 Kinder tun es ihr nach. Nach ein paar Sekunden der Besinnung beginnt sie das Dankesgebet, indem sie zuerst an der Stirn, dann am Kinn und zuletzt an der Brust mit dem rechten Daumen ein kleines Kreuzzeichen macht und dazu folgende Worte gemeinsam mit den Kindern spricht: „ Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, Amen.“ Dann wieder eine kleine Pause. „Herr, wir danken dir für diese Gabe! Sei Gast an unserem Tisch; schenke uns Frieden, Kraft, Gesundheit und ein langes Leben – Amen.“ Dann folgt wieder von allen gemeinsam das Kreuzzeichen mit: „Im Namen des Vaters, …“ Der Topf mit den Krautfleckerl ist schnell leergegessen. Es gibt keine Teller, jeder hat einen Löffel und alle essen direkt aus dem Topf. Die Mahlzeiten werden immer gemeinsam eingenommen, hier gilt ganz unmittelbar die Regel: „wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“, denn der muss sich mit einem Schmalzbrot begnügen. Nach dem Essen steht die Mutter vom Tisch auf. „Helen, du schaust nach dem kleinen Burli, wenn er aufwacht, gibst du ihm das Flascherl das ich vorbereitet hab!“ Burli – oder Josef wie er wirklich heißt – ist der kleinste Spross der Familie, im Jänner ist er ein Jahr alt geworden. Die Mutter macht sich Sorgen wegen der Abwesenheit des Vaters. Seine Arbeit als Holzfäller im Wald war schon seit Stunden zu Ende. Doch heute war Freitag, heute gab es Geld. Hoffentlich trägt er es nicht wieder zum größten Teil gleich ins nächste Gasthaus! „Auf Papa brauchen wir nicht mehr zu warten, der ist wieder irgendwo eingekehrt“, die Mimik der Frau wirkt besorgt, „darum müsst ihr mir bei der Betreuung der Tiere helfen, dafür erzähl ich euch beim Melken der Kühe das Märchen von Hänsel und Gretel – und dem Knusperhaus!“ Die drei Buben im Alter von 4, 5 und 6 Jahren sind sofort begeistert. „Ja, Mama – wir helfen dir. Aber dass du uns diese Geschichte von Hänsel, Gretel, der Hexe und dem Knusperhaus auch wirklich ganz genau erzählst!“ Die Mutter schlüpft in ihre alte Stallkleidung, zieht noch eine dicke Jacke darüber und achtet darauf dass sich auch die Kinder warm anziehen. Dann nimmt sie die alte, petroleumbetriebene Sturmlampe vom Haken und zündet sie an. Draußen ist es bitterkalt. Bis zum Stall sind nur ein paar Schritte über den Hof zu gehen, da es aber stockdunkel ist, bleiben die Kinder dichtgedrängt bei der Mutter. Diese öffnet die äußere Stalltür und schlägt die dicke Decke zur Seite, die als Kälteschutz innen vor der Tür hängt. Sofort werden sie von den Kühen mit lautem „Gemuhe“ begrüßt – sie wissen genau, dass sie jetzt was zu Fressen bekommen. Der Stall besteht aus drei Abteilungen; ganz links die Futterkammer, in der Mitte beim Eingang der Hühnerstall und rechts der größte Raum, der Kuhstall. Bis vor einem Jahr gab es hier auch noch Schweine, allerdings waren nicht ausreichend Essensabfälle vorhanden um die Schweine durchzufüttern. Darum hatte man beschlossen, diese Tiergattung aufzugeben. Die Hühner sitzen schon längst schlafend auf ihren Sprossen, schon bei Anbruch der Dunkelheit kommen sie durch ein kleines offenes Loch in der Tür in den Stall. Sie holen sich ihre Nahrung selbst aus den umliegenden Wäldern, bei sehr winterlichen Bedingungen wird hauptsächlich Kukuruz zugefüttert, welcher dann in einem kleinen Hühnertrog vor dem Stall für sie bereit steht. Die Mutter hält die Sturmlampe in die Höhe und wartet bis das letzte Kind im Stall ist und die Außentür wieder geschlossen werden kann. Dann schiebt sie den Riegel der Kuhstalltür beiseite und alle treten ein. Im Kuhstall ist es wärmer als man auf Grund der Außentemperatur annehmen könnte. Die Tiere geben viel Körperwärme ab, zusätzlich wärmt auch der Mist infolge einer stattfindenden chemischen Reaktion. Doch das ist den Anwesenden egal, wichtig ist lediglich, dass es angenehm warm ist. Und an den Stall-Geruch gewöhnt man sich auch bald, schon nach wenigen Minuten wird er nicht mehr als sehr störend empfunden. Die Tiere, 2 Kühe und ein Jungstier sind inzwischen schon sehr unruhig. Sie muhen laut und stampfen ungeduldig mit den Hufen. Die Mutter hängt ihre Sturmlampe an einen Haken an der Wand und zieht sich die dicke Jacke aus. „ Otto, du gibst den Kühen das Wasser und vergiss nicht, Futtermehl hineinzustreuen!“ Otto, das älteste der Kinder, ist schon ein alter Hase bei diesen Tätigkeiten. Er geht rüber in die Futterkammer und kommt mit einem Kübel Futtermehl zurück, welches er mit der Hand auf das Wasser der - während des Tages bereitgestellten - Wasserkübel streut. Beim Tränken der Tiere muss er besonders vorsichtig sein, denn solange sie unruhig auf ihrem Platz herumtänzeln, kann es leicht sein, dass er beim Herantragen des Kübels zum Kopf des Tieres von diesem an die Wand gedrückt wird. Mit deutlich hörbarem Sauggeräusch schlürfen die Tiere das Wasser-Futtermehlgemisch auf. Sie haben die Schnauze im Kübel, sobald sie saugen, kann man beobachten wie schnell der Wasserspiegel im Kübel sinkt. „Fritzi, du holst Heu aus der Futterkammer und gibst es den Tieren in den Futter-Trog. Und wir beide“, dabei sieht sie Luisi an, „wir zwei werden den Stall ausmisten!“ Sobald die Tiere ihr Wasser haben, wird es augenblicklich ruhig im Stall. Luisi und die Mutter entfernen mit der Mistgabel den groben Kuhmist in den Halteboxen der Tiere und streuen frisches Stroh - das Otto aus der Futterkammer gebracht hatte - auf. Der Mist wird dann durch ein kleines Türl, das sich seitlich an der Außenwand des Kuhstalles befindet, direkt auf den Misthaufen geworfen. Da sie nur eine Lichtquelle zur Verfügung haben, muss vieles teilweise in totaler Finsternis erledigt werden, vor allem alles, was mit der Futterkammer zu tun hat. Nachdem der Stall ausgemistet und die Tiere getränkt sind, hört man nur noch das Geräusch der mahlenden Kiefer der Tiere beim Fressen des Heues. Die Mutter sitzt auf einem rohen Holz-Schemel beim Euter einer Kuh und hat sich einen Milchkübel zwischen die Knie geklemmt. Mit zarter Hand beginnt sie das Euter der Kuh zu streicheln um das Tier auf das bevorstehende Melken einzustimmen. Wichtig sind dabei auch warme Hände, Kühe mögen es überhaupt nicht am Euter mit kalten Händen angefasst zu werden. Um warme Hände zu bekommen, hatte sich die Mutter vorher eine Zeitlang ihre beiden Handflächen kräftig aneinander gerieben. Jetzt umfasst sie mit je einer Hand zwei Zitzen und übt von oben nach unten wirkend einen gleitenden Druck aus. Sofort schießt die Milch mit kräftigem Strahl aus den Zitzen in den Milchkübel. Ihre beiden Hände wechseln sich beim Melken ab, dabei entsteht ein typisches Melkgeräusch, hervorgerufen durch den Milchstrahl beim Auftreffen im Kübel: tschii-tschi; tschii-tschi; tschii-tschi; tschii-tschi… Der Vater ist üblicherweise sehr ungeschickt dabei, wenn er melkt, dann gibt die Kuh deutlich weniger Milch. Da kommt es auch vor, dass die Kuh ausschlägt, oder den Vater mit dem Schwanz im Gesicht trifft. Dann wird er häufig sehr zornig und drischt mit dem Schemel auf die Kuh ein; was der Bereitschaft der Kuh - Milch zu geben - keineswegs förderlich ist. Die drei Buben sind mit ihrer Arbeit fertig, nun stehen sie erwartungsvoll an der Stallwand gelehnt und warten begierig darauf, dass die Mutter mit der Erzählung des Märchens beginnt: „Es war einmal eine arme Holzfällerfamilie, die hatte 2 Kinder die Hänsel und Gretel hießen. Sie hatten nicht genug für alle zu essen und als die Not zu groß wird überredet die Frau ihren Mann, die Kinder nach der Arbeit mitten im Wald zurückzulassen…“
Patricia Krieg @ Aachen
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yasni 20.12.13  +  

Beim Heingan

Die Petroleumlampe, die über dem Küchentisch hängt, wirft ein rußig-diffuses Licht in den Raum. Über dem Tisch ist das Licht einigermaßen brauchbar, in den Ecken des Raumes ist es jedoch stockdunkel, zusätzlich projizieren die Schatten der um den Tisch sitzenden Kinder ein gespenstisches Bild an die umliegenden Wände. Es ist ein Tag im Hochsommer 1961. Gestern zeitig in der Früh war der Vater aufgestanden und mit den ersten Sonnenstrahlen mit seiner Sense auf die Pachtwiese Gras-mähen gegangen. Die Sense hatte er am Vortag frisch gedengelt und gewetzt, bis sie rasierklingenscharf war. Im Laufe des Vormittags war dann die Mutter mit den Kindern nachgekommen. Bei der zu verrichtenden Tätigkeit des „Heingan‘s“ waren alle Familienmitglieder im Einsatz. Glücklicherweise war an diesem Tag die Sonne gnädig gewesen und hatte ihren Teil der Arbeit schnell und gründlich erledigt, indem sie vom Himmel strahlte, dass es eine Freude war. Nachdem der Vater das Gras gemäht und in Bahnen einer Sensenschnittbreite abgelegt hatte, hatte die Mutter mit den Kindern das frische Gras zum Trocknen auf die gesamte Wiesenfläche verteilt. Die 3 Buben im Alter von 8, 7 und 6 Jahren waren im „Heingan“ schon recht geschickt. Sie marschierten dabei jeder über einer Grasbahn und verteilten das Gras mit der Heugabel nach links und rechts gleichmäßig auf der Wiesenfläche. Dabei versuchten sie mit der Mutter Schritt zu halten, was aber höchstens Otto, dem Ältesten, noch halbwegs gelang. Die 11 Jahre alte Schwester Helen hatte in der Zwischenzeit die zwei Kleinsten, Burli (3 Jahre) und Mädi (4 Monate alt), zu betreuen. Sie hatten es sich auf einer alten Decke, die am Wiesenrand ausgelegt wurde, bequem gemacht. Dort hatten alle dann auch das mitgebrachte Mittagessen eingenommen. Am Nachmittag war das einseitig getrocknete Gras dann noch einmal gewendet worden. Heute wird das so getrocknete Heu eingebracht, das als Winterfutter für die Kühe den ganzen, langen Winter über reichen muss. Wenn die Sonne nicht so kräftig scheint, dann muss das Gras auch 3 oder mehr Tage zum Trocknen liegen bleiben. Feuchtes Heu schimmelt bald und ist dann als Futtermittel nicht mehr zu gebrauchen. Der große Leiterwagen, der eine Länge von ca. 5 Metern und eine Breite von ca. 2 Metern hat, wird vorbereitet. Bei den Vorbesitzern war der Wagen von Ochsen gezogen worden, bei unserer Familie wird jetzt eine Kuh als Zugtier verwendet. Nachdem das „Drittel“ eingehängt und das Zuggeschirr vorbereitet ist, holt der Vater die dafür abgerichtete Kuh aus dem Stall und lässt sie frei. Das Tier ist sichtlich erfreut, der Enge des Stalls zu entkommen und tobt sich erst mal richtig aus. Nachdem sie einige Runden um das Haus gedreht hat, beruhigt sie sich und lässt sich problemlos einfangen. Vater legt ihr das Geschirr um und bringt sie zum Wagen. Dort wird ihr das „Stirnplattl“ angelegt, mit dem sie den Leiterwagen ziehen wird. Im Gegensatz zu Pferden ziehen Ochsen und Kühe ihre Last nicht mit der Schulter, sondern mit dem Kopf, genauer gesagt mit der Stirn. Dazu gibt es eine eigens dafür konstruierte, gepolsterte Schiene, die auf der Stirn der Kuh mittels Riemen an den Hörnern befestigt wird. Diese hat an den Enden Haken, in denen die Zugketten eingehängt werden. Alle Holzrechen und Heugabeln werden auf dem Wagen verstaut, dazu noch eine Tasche mit einigen Flaschen Wasser und eine Decke. Dann steigt die Mutter mit ihren 6 Kindern selbst auf den Wagen. Nun steht die Kuh neben der Deichsel (Lenkstange) des Leiterwagens, der Vater hängt die Zugketten und die Führungskette der Deichsel ein. Er nimmt den Zügel in die Hand und die Kuh setzt sich mit dem schweren Leiterwagen problemlos in Bewegung, während der Vater mit dem Zügel in der Hand nebenher marschiert. An der Wiese angekommen, wird alles wieder abgeladen und die Arbeit verteilt. Der Vater hat die Aufgabe, die Kuh zu führen. Ein Job, den die Mutter zwar kann, aber ungern übernimmt, denn bei dieser Tätigkeit ist auch ab und zu ein richtiger Gewaltakt vonnöten, wenn die Kuh ihren eigenen Willen kundtut. Otto und Luisi rechen das Heu zusammen und formen damit Bahnen, während Helen wieder auf Burli und Mädi aufpasst. Der Vater fährt neben den zusammengerechten Heubahnen mit dem Leiterwagen entlang, während die Mutter das Heu auf den Leiterwagen auflädt. Fritzi steht oben am Leiterwagen und verteilt das aufgeladene Heu, das er gleichzeitig mit seinem Gewicht verdichtet. Nachdem der Wagen schon mehr als die Hälfte der Heumenge aufgenommen hat, machen alle eine Pause und trinken das mitgebrachte Wasser. Es wird jetzt schwieriger den Wagen zu beladen, denn das aufgeschichtete Heu gerät in Gefahr, vom Wagen runterzurutschen. Jetzt lassen Vater u. Mutter den Wagen stehen und helfen mit, das restliche Heu zu Haufen zu rechen. Die 3 Buben Otto, Luisi und Fritzi stehen jetzt oben am Wagen und schlichten das Heu, während Vater u. Mutter die Heuhaufen herantragen und aufladen. Nachdem alles Heu verladen ist, wird der mitgebrachte Heubaum (ein Rundholz ca. 550cm lang, 20cm dick) der Länge nach auf das Heu gelegt und mit Seilen auf den Leiterwagen niedergebunden. Die ganze Ladung hat jetzt eine Höhe von ca. 3 Metern, ist deutlich breiter als der Wagen und schwankt bei Bodenunebenheiten gewaltig. Die Buben bleiben oben auf der Heuladung sitzen und genießen die Fahrt in luftiger Höhe, während alle anderen den Rückweg zu Fuß antreten. Die Buben müssen allerdings aufpassen, um nicht von herunterhängenden Zweigen vom Wagen gerissen zu werden. Zu Hause angekommen, wird erst die Kuh ausgespannt und versorgt, dann wird das vorbereitete Mittagessen aufgewärmt und zu Mittag gegessen. Danach wird das eingebrachte Heu am Heuboden verladen. Der Vater und Otto werfen das Heu vom Wagen mit ihren Heugabeln durch eine Tür auf den Dachboden über dem Stall. Luisi und Fritzi tragen das Heu von dieser Türöffnung nach hinten, wo sie es verstauen und verdichten. Dieser Heuboden ist für Luisi ein Ort, an dem er sich gern zurückzieht. Aber auch wenn ein Krankheitsfall in der Familie auftritt, ist der Heuboden so etwas wie eine Quarantäne- Station. Erst unlängst, als die größeren 4 Kinder Keuchhusten hatten, mussten sie mit dem Vater auf dem Heuboden wohnen. Die Mutter hatte erst kurze Zeit vorher ein Kind bekommen, das noch dazu ein Frühchen war und sie hatte Angst, dass dieses angesteckt werden könnte. Die Mutter blieb mit Mädi und Burli im Wohngebäude, alle anderen Kinder mussten mit dem Vater für 2 Wochen auf den Heuboden. Für Vater war das bestimmt nicht lustig, die kranken Kinder zu versorgen. Damals hat auch Luisi die Situation nicht so lustig gefunden. Sonst aber mag er das Heu, den Geruch, das Gefühl des Alleinseins am Heuboden. Wie oft hat er sich hierher zurückgezogen, wenn er traurig und unglücklich war. Hier war es immer warm, er konnte sich ins Heu kuscheln und weinen, ohne aufzufallen. Überhaupt hatte er in letzter Zeit immer öfter das Gefühl, aufzufallen – anders zu sein als andere Kinder. Er konnte nicht wirklich sagen warum er anders sein könnte. Vielleicht, weil er ein bisschen langsamer im Denken war als andere? Vielleicht, weil er sich schwerer tat, etwas auswendig zu lernen? Vielleicht, weil er ein bisschen ungeschickter als Gleichaltrige war? Vielleicht, weil er anderen des Öfteren etwas sagen wollte, und plötzlich vor Nervosität nicht mehr wusste, was das eigentlich war? Vielleicht, weil er sich nicht so gut wie andere auf etwas konzentrieren konnte? Vielleicht, weil er sehr viel nachdachte und deshalb von der Umgebung als Träumer wahrgenommen wurde? Es war jedenfalls so, dass Luisi oft traurig war und viel weinte. Irgendwann kam der Moment, an dem er sich fragte, warum er eigentlich traurig war. Und das war der Moment, an dem er erkannte, dass es viele Menschen auf dieser Erde gibt, die viel mehr Grund haben, traurig zu sein. Denen es viel schlechter geht, die mit ihrer Situation auch irgendwie zurechtkommen müssen. Das war der Moment, an dem er auch erkannte, dass seine Traurigkeit reines Selbstmitleid war. Selbstmitleidig wollte Luisi jedoch keinesfalls sein, darum beschloss er, in Zukunft mehr dafür zu tun, um das zu erreichen, was auch andere erreichen können. Dass er zeigen werde, dass er mit anderen sehr wohl mithalten könne. Und er nahm sich vor, dass er immer wenn er traurig sein sollte, daran denken werde, dass die Ursache dieser Traurigkeit Selbstmitleid sei. Und dass er lieber die Menschen bemitleiden solle, denen es wirklich schlecht geht, bevor er sich selbst bemitleidet. An einem Tag dieses Jahres passiert etwas, das anfangs gar nicht so dramatisch aussieht. Ein junges, ungestümes Kalb schlägt plötzlich unerwartet aus und trifft Fritzi mit der „Hinterhand“ im Bauch. Fritzi wird zu Boden geschleudert und bleibt liegen. Die Mutter trägt ihn ins Haus, legt ihn ins Bett und macht ihm einen kalten Wickel. Am nächsten Tag ist er wieder auf den Beinen, doch von diesem Tag an reagiert er in der Bauchgegend auf Berührung sehr empfindlich. Monate später bildet sich dort eine kleine Schwellung – ein „Wimmerl“. Fritzi, der von Natur aus nicht sehr zugänglich ist, wird mehr und mehr zum Einzelgänger. Wegen seiner Mimosität wird er jetzt häufig „Mr. Wimmerl“ genannt, oft geht er in den Wald und kommt erst nach Stunden zurück. Luisi, der neugierig ist und wissen will, was der Bruder im Wald macht, beginnt ihn zu beobachten. Dabei stellt er fest, dass Fritzi sich in den Wald zurückzieht, um zu meditieren. Er macht das, indem im Wechselschritt hüpft und dabei mit einem Stock auf den Waldboden schlägt. Er legt dabei eine Strecke von ca. 30m zurück, dann dreht er sich um und hüpft den Weg retour. Immer und immer wieder, die gleiche Strecke, stundenlang. Er wirkt dabei völlig abgehoben von der Wirklichkeit, was mag da wohl im Kopf dieses Kindes vorgehen? Fritzi liest viel und interessiert sich besonders für Geschichte. Durch sein Interesse eignet er sich bald unglaubliches Wissen auf diesem Gebiet an. Wegen seines Problems im Bauch wird er immer weniger für schwere Arbeiten herangezogen. Als das „Wimmerl“ später beginnt größer zu werden, verschweigt er es. Fritzi wird 1967 operiert, als das Geschwür bereits faustgroß ist. Zu dem Zeitpunkt weiß Luisi nicht, dass sein Bruder Krebs hat.
Patricia Krieg @ Aachen
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yasni 20.12.13  +  

Die Kriegsjahre

Die Petroleumlampe, die über dem Küchentisch hängt, wirft ein rußig-diffuses Licht in den Raum. Über dem Tisch ist das Licht einigermaßen brauchbar, in den Ecken des Raumes ist es jedoch stockdunkel, zusätzlich projizieren die Schatten der um den Tisch sitzenden Kinder ein gespenstisches Bild an die umliegenden Wände. Es ist ein Samstagnachmittag im Frühjahr 1962. Die gesamte Familie befindet sich in der Wohnküche. Im Herd brennt mit leisem Knistern ein Feuer welches nicht nur wärmt sondern auch durch den leichten Holzrauchgeruch eine wohlig-warme Atmosphäre schafft. Die Mutter sitzt an der fußbetriebenen Nähmaschine und ist mit dem Umnähen einer zu klein gewordenen Hose beschäftigt. Die große 12-jährige Schwester Helen hat am Tisch Platz genommen und ist in ein Buch vertieft. Ab und zu wirft sie einen Blick auf das Gitterbett in dem die 11 Monate alte Schwester Elisabeth - von allen nur Mädi genannt – schläft. Der jüngste Familienzuwachs ist das Nesthäkchen der Familie, war durch ihre Frühgeburt stark untergewichtig und musste einige Zeit im Brutkasten verbringen. Es war sprichwörtlich auf des Messers Schneide gestanden, ob sie überhaupt überleben würde. Die Mutter hatte sich anschließend große Vorwürfe gemacht, sie gab sich die Schuld an der Frühgeburt, denn sie hatte als Hochschwangere Wäsche gewaschen - im Winter, im eiskalten Bachwasser. Irgendwer hatte es tun müssen, sie als Hausfrau hatte sich dazu verpflichtet gefühlt. Etwas abseits hat der 4-jährige Burli ein ruhiges Eck gefunden, wo er in Ruhe mit den Bauklötzen aus Holz spielen kann, die sie zu Weihnachten bekommen hatten. Die 3 Buben Otto, Luisi und Fritzi balgen übermütig mit dem am Küchenboden liegenden Vater herum. Die Mutter blickt von ihrer Arbeit auf und überfliegt diese - ihre Familie – mit einem prüfenden Blick. Ja, die Familie ist recht zahlreich geworden. Inzwischen gibt es 8 Personen im Haushalt: die Eltern und 6 Kinder. Sie haben lediglich 2 Räume zum Wohnen: eine Wohnküche mit ca. 20 m² und ein Schlafzimmer mit ca. 22 m², für die große Familie viel zu wenig. Die Kinder müssen zu zweit und zu dritt in einem Bett schlafen, das ist unzumutbar, vor allem da sie immer älter werden. In der Forstverwaltung hatte man versprochen im kommenden Sommer ein Zimmer anzubauen. Und man werde von einer nahegelegenen Wiese eine dort befindliche Quelle nutzbar machen. Man wird das Wasser in einer neu zu errichtenden Brunnenstube auffangen und eine Wasserleitung bis zum Haus verlegen. Zwar nicht ins Wohnhaus, aber immerhin bis zur Waschküche. Vergangenen Sommer war der Stromanschluss hergestellt worden. Was für eine Erleichterung für die Hausfrau. Nicht nur, dass man jetzt nur einen Schalter betätigen muss, um einen Raum zu beleuchten; vieles lässt sich mit dieser Energieform leichter betreiben, inzwischen hatten sie auch schon eine elektrische Wäscheschleuder - und ein Radio und damit waren sie nicht mehr so von der Umwelt abgeschnitten. Und die Mutter kann auch nachts im Licht der Glühlampe noch nähen, stopfen und stricken wenn es draußen schon lange dunkel ist. Mit dem Strom hatten sie auch Nachbarn bekommen. Am Grund nebenan war ein Holzhaus errichtet worden, das von den Eigentümern am Wochenende benutzt wird. Ja, schön langsam geht es aufwärts - denkt die Mutter hoffnungsfroh. Heute hat der Papa ausgezeichnete Laune und lässt einiges mit sich anstellen. Am Wochenende war er in letzter Zeit immer öfter betrunken, dann war er ungenießbar, streitsüchtig und grob. Aber heute nicht, heute lässt er es zu, dass die Buben gemeinsam versuchen ihn niederzuringen, mit vereinten Kräften danach trachten einen seiner Arme auf den Boden zu drücken. Es macht ihm sichtlich Spaß, seinen Söhnen seine geballte Kraft zu demonstrieren. Jedesmal wenn sie kurz davor zu sein glauben, seinen Arm auf dem Boden fixieren zu können, dann spannt er seinen muskulösen Oberkörper an und befreit sich von der Umklammerung der 9,8,u.7 Jahre alten Buben. Otto, den ältesten, fasziniert das Spiel der Muskel beim Vater. „Papa, zeig uns doch mal was du für starke Oberarmmuskel hast! Lass deinen Bizeps mal richtig für uns tanzen!“ Der Vater zieht bereitwillig sein Hemd aus und zeigt den staunenden Buben das Spiel seiner Muskeln. Fasziniert betrachten sie den von harter Arbeit gestählten Körper. Plötzlich sieht Otto an Papas Oberarm eine große, runde Narbe. „Was ist denn DAS Papa? Wie hast du dich denn hier verletzt?“ Der Vater wird sofort ernst „Das ist eine Kriegsverletzung“, sagt er kurz angebunden. Doch das Interesse der Buben ist geweckt. „Bitte, bitte, erzähl uns wie das passiert ist!“, betteln die Buben, „und hast du auch zurückgeschossen? Hast du vielleicht sogar jemanden getötet?“ „Der Krieg ist alles andere als schön. Da passieren Dinge, die man in Friedenszeiten nicht für möglich hält. Man hat uns auch nicht gefragt, ob wir das tun wollen was wir taten. Wir hatten Befehle auszuführen, und niemand fragte, ob wir das für richtig hielten. Ich hatte ein schweres Maschinengewehr zu bedienen, es war meine Aufgabe zu schießen, den Feind abzuwehren. Bei den mehreren Hunderttausend Schuss, die ich während meines Kriegseinsatzes abfeuerte, muss ich davon ausgehen, dass ich bestimmt für einige Dutzend Tote verantwortlich bin. Für mich ging es auch nie darum jemanden zu töten, sondern es ging für mich ausschließlich darum zu überleben. Es ging immer um die Frage: entweder er oder ich. Entweder erschieße ich den Feind, oder der Feind erschießt mich!“ Otto, der älteste der Buben, will alles genau wissen: „Wieso bist du überhaupt zum Militär gegangen, wenn du gar nicht schießen wolltest?“ Der Vater merkt, dass er um die Geschichte nicht herumkommt. Er erzählt nicht gern davon, weil er weiß, dass die Vergangenheit ihn belastet. Nun gibt er sich aber einen Ruck und beginnt zu erzählen: „Als ich 1921 zur Welt kam, war eine schwierige Zeit. Der 1.Weltkrieg war eben erst vorbei, eine hohe Arbeitslosigkeit, Hunger und Armut bestimmten das tägliche Leben. Das Land und die Menschen waren ausgeblutet, ein großer Teil der Bevölkerung verarmt. Auch meine Eltern waren arbeitslos und ausgesteuert worden, das heißt sie bekamen kein Arbeitslosengeld und keine Unterstützung vom Staat. Sie hatten schon 3 Kinder und so gaben sie mich im Alter von 3 Jahren, als ein weiteres Kind zur Welt kam, zu Verwandten nach Südtirol nahe Bozen. Dort hatte ich einen Onkel – das war ein Bruder meiner Mama – der einen Bauernhof und somit auch ausreichend zu Essen hatte. Ich wuchs dort auf und wurde schon als kleines Kind als Almhirte eingesetzt. Die Geschichten aus der damaligen Zeit, muten heute unglaublich an. So war es dort üblich, nur 2x im Jahr Brot zu backen. Das Brot gab es in Scheiben - ähnlich dem heutigen Fladenbrot - es war steinhart und konnte mit dem Messer nicht geschnitten werden - es wurde gebrochen. Aus Milch wurde Käse gemacht, Butter und Sterz ergänzten den Speiseplan. Zu Essen gab es ausschließlich Produkte aus der eigenen Landwirtschaft und immer zu wenig, sodass ich ständig Hunger hatte. Gegessen wurde aus einem einzigen Topf in der Mitte des Tisches, von dem sich jeder mit dem Löffel bediente. Die ersten Schuhe bekam ich mit 7 Jahren, als ich zur Schule musste. Der Schulbesuch wurde allerdings nicht wichtig genommen, die Kühe auf der Alm, die ich zu beaufsichtigen hatte, waren wichtiger. Da ich selbst auch wenig Lust auf Schule hatte, die noch dazu weit weg war, lernte ich nie richtig Lesen u. Schreiben. Wohl fühlte ich mich nur auf der Alm, wo die Tiere den Sommer über verbrachten. Als kleiner Bub, brach ich mir einmal den Fuß. Arzt wurde keiner konsultiert, eine einfache Holzlatte wurde als Schiene verwendet und mit einem Stück Stoff an das Bein gebunden. So humpelte ich wochenlang herum. Eine behütete Kindheit hatte ich mit Sicherheit nicht, man ließ mich spüren, dass ich gnadenhalber durchgefüttert wurde. Als ich alt genug war, nahm ich die erste Gelegenheit wahr, um abzuhauen und zu meinen Eltern nach Purkersdorf zu kommen. Das war 1937 und ich war 16. Ich verdingte mir unterwegs bei Bauern als Knecht den Lebensunterhalt und so dauerte es ein ganzes Jahr bis ich 1938 in Purkersdorf bei meinen Eltern ankam. Diese hatten selbst genug Probleme und waren über meine Ankunft alles andere als erfreut. Inzwischen war Hitler in Österreich einmarschiert. Als dann Tschechien besetzt wurde und der Polenfeldzug begann, meldete ich mich mit 17 freiwillig zur Wehrmacht. Die Kameradschaft beim Militär faszinierte mich und ich hatte das Gefühl, dazuzugehören, gebraucht zu werden. Dort war ich jemand – akzeptiert und geachtet, erst beim Militär habe ich eine Persönlichkeit entwickelt. In einem 3wöchigen Schnellkurs wurde ich ausgebildet. Ich war in Russland bei der Infanterie an der vordersten Frontlinie. Gemeinsam mit 2 Kameraden gehörte ich einer bespannten Einheit an, wir hatten ein schweres Maschinengewehr zu bedienen und dieses incl. Munition am Vormarsch zu transportieren. Dazu standen uns ein Pferd und ein Einachswagen zur Verfügung. Dieses Pferd – eine Haflingerstute die ich Liesl nannte – ist mir im Laufe der Zeit richtig ans Herz gewachsen.“ Die Kinder waren schon ungeduldig. Sie wollten endlich die Geschichte von der Verwundung hören. Es war wieder Otto, der seine Ungeduld nicht bremsen konnte: „Aber wie ist es zu deiner Verwundung gekommen?“ „Eines Tages waren wir hinter einem Bahndamm in Stellung gegangen, gegenüber waren russische Panzer aufgefahren. Ich lag mit meinem Karabiner auf Sicherungsposten als ich sah, wie bei einem der Panzer der Panzerkommandant die Luke oben öffnete um besser ein Ziel auszumachen. Ich legte schnell an und drückte ab. Bald darauf ließ man von der Panzerbodenluke einen Toten rausfallen. Am Tag darauf lag ich wieder an derselben Stelle auf Posten. Ich sah gegenüber eine Bewegung zwischen den angrenzenden Bäumen. Ich beugte mich etwas aus meinem Schützenloch um besser sehen zu können. Da machte es RATSCH und ich spürte einen Schlag am Oberarm, erst dann hörte ich den Knall des Schusses. Als ich das Blut fließen sah, realisierte ich, dass ich getroffen war, zu meinem Glück war es ein glatter Oberarmdurchschuss. Ich kam ins Lazarett, dort wurde mir der Wundkanal mit einem runden Stechwerkzeug - ähnlich einem alten Kartoffelschäler - gereinigt. Das anschließende Rehabilitationslager in Deutschland war wie ein Urlaub. Zum Abschluss gab’s noch 14 Tage Heimaturlaub. Anschließend ging`s wieder an die russische Front. Am schlimmsten sind die Bilder, die sich im Laufe der Zeit in meinem Kopf eingebrannt haben. Kameraden, die von einem Moment zum anderen das Leben verloren. Freunde, die schwerst verwundet wurden, denen Arme und Beine abgerissen wurden, denen Granatsplitter die Bauchdecke aufgerissen hatte und denen die Gedärme raushingen und die wussten, dass sie langsam verbluten würden. All das Elend der Verletzten zu sehen, das war am schrecklichsten. Ich hoffte immer, wenn ich schon sterben muss, dann sollte es schnell gehen. Eines Tages war ich mit einem Spähtrupp unterwegs, insgesamt 10 Mann. Wir bewegten uns dabei vor der Frontlinie, sollten feindliche Truppenstärke u. Position ausfindig machen. Dabei übersahen wir einen gut versteckten russischen Panzer. Dieser war als Heuschober getarnt, wie sie auf den Feldern rumstanden. Er gab seine Tarnung erst auf, als wir direkt vor ihm standen, mit einem „stoj“ wurde die Luke aufgerissen und mit dem Bug-MG das Feuer eröffnet. Mein Glück war, dass ich in der Kolonne ganz vorne war, durch den begrenzten Bewegungswinkel des eingebauten MG`s erreichte mich der Feuerstoß nicht mehr, nachdem ich mich sofort auf den Boden geworfen hatte. Vom hohen Gras getarnt robbte ich auf allen Vieren, bis ich außer Sichtweite war. Von dem 10-köpfigen Spähtrupp kamen nur 3 zur Einheit zurück. Als die Truppe am nächsten Tag vorrückte, fanden wir die plattgewalzten Leichen der Kameraden. Der Panzer war beim Wegfahren noch mehrmals über die leblosen Körper gerollt. Mitgenommen hat mich auch die Erschießung von russischen Zivilisten. Manchmal wurden Exekutionskommandos gebildet um einheimische Saboteure zu erschießen, öfters befanden sich auch Frauen und Kinder darunter. Bei der Besetzung von russischen Dörfern gab es den Befehl, verbliebene Zivilisten zu erschießen um eine Gefährdung durch Sabotage u. Partisanentätigkeit zu vermeiden. Einige Kameraden hatten Spaß an der Jagd nach Zivilisten, ich aber hab sie laufen lassen. Meine Kameraden bekamen Feldpostbriefe und kleine Päckchen mit Lebensmitteln von ihren Familien zugeschickt. Ich bekam nie etwas von meiner Familie, das schmerzte mich sehr. Ich hab allerdings auch nicht geschrieben, denn ich konnte nicht schreiben. Meinen Sold jedoch hab ich nach Hause geschickt, die ganzen Kriegsjahre hindurch. Als ich nach dem Krieg aus der Gefangenschaft nach Hause wollte, hatte man keinen Platz für mich – in Wirklichkeit war ich war nie Teil dieser Familie.“ „Papa, bitte erzähl weiter vom Krieg, wir wollen wissen was du noch alles erlebt hast!“ „Irgendwann ist der Vormarsch zum Erliegen gekommen, wir hatten uns in Erdbunkern eingegraben. In diesen Bunkern befanden sich je 5 Mann. Einer musste mittags immer das Essen von der Feldküche holen, dazu wechselte man sich ab. Eines Tages, als ich an der Reihe war und ich eben in der Feldküche beim Essen ausfassen war, gab es in meinem Bunker einen feindlichen Volltreffer, als ich zurückkam waren alle Kameraden tot.“ Wieder war es Otto, der alles ganz genau wissen will: „Wieso kann es sein, dass der Bunker keinen Schutz bot. War er nicht tief genug gegraben worden?“ „Weißt du Otto, im Krieg gibt es immer wieder neue Waffensysteme. Die Artillerie der Russen bestand in erster Linie aus der bekannt-berüchtigten „Stalinorgel“. Das ist ein Geschütz, das eine Vielzahl von Abschüssen abgeben kann, ohne nachladen zu müssen. Die abgefeuerten Geschoße sind Explosivmunition und haben beim Aufschlagpunkt eine Sprengwirkung. Diese Wirkung lässt sich mit einem Erdbunker entsprechender Tiefe neutralisieren, weil die Flugrichtung der Geschoße waagrecht ist. Das entstehende typische Geräusch beim Abfeuern ist …TSCHIN…TSCHIN…TSCHIN…TSCHIN…, dabei trifft das Geschoß auf, bevor man den Knall des Abschusses hört. Der Treffer in unserem Bunker stammte allerdings von einem Granatwerfer, dessen Flugrichtung einer Hyperbel gleicht, das heißt, das Geschoß wird eher senkrecht abgefeuert und kommt auch fast senkrecht, das heißt von oben an - und Erdbunker sind nun mal oben offen. Bei diesem Geschoß ist die Fluggeschwindigkeit deutlich langsamer ist als der Schall, somit hört man den Abschuss und deutlich später erst den Einschlag.- Das Geräusch dieses Geschützes ist: RATSCH-BUMM… RATSCH beim Abschuss, BUMM bei der Aufschlagsexplosion. Es war jedesmal eine Erleichterung das BUMM nach einem RATSCH noch zu hören, denn dann wusste man, es hat anderswo eingeschlagen. Diese 2-4 Sekunden nach dem RATSCH waren immer mit der Frage verbunden: erwischt es jetzt dich? Diese Geräusche verfolgen mich bis heute im Schlaf. Ein andermal wurde ein Stoßtrupp zusammengestellt der die Aufgabe hatte, aus den feindlichen Linien einen „Informanten“ rauszuholen, um ihn über die feindlichen Truppen zu „befragen“. Ich war einer von 3 „Freiwilligen“. Nachts, im Schutz der Dunkelheit, robbten wir uns an die russischen Stellungen heran. Diese waren Erdbunker, die mit einem Graben in Zickzackform - zum Schutz gegen Splitter - verbunden waren. Wir sprangen in den Graben, ich voran. Einem Posten, der dort Wache schob, rammte ich mein Bajonett in den Rücken, mit einem leisen Röcheln sank der Mann zu Boden. Rasch suchten wir den nächstgelegenen Bunker auf. Vier der fünf dort anwesenden Soldaten wurden sofort von uns erschossen, sie waren so überrascht, dass sie keine Zeit zum Reagieren hatten. Der fünfte – ranghöchste Soldat war zufällig ein Offizier, ein unglaublicher Glücksfall, denn die befinden sich selten an vorderster Frontlinie. Mit ein paar brutalen Schlägen wurde der Gefangene schnell gefügig gemacht und er sich sofort seiner lebensbedrohlichen Situation bewusst. Wir packten den Mann, warfen ihn aus dem Graben und verließen schnell mit ihm im Schlepptau, robbend das Gelände. Durch unsere abgegebenen Schüsse war der Überfall entdeckt und gleich das Feuer eröffnet worden. Leuchtraketen wurden abgefeuert, das ganze Gelände taghell beleuchtet. Schwere Geschütze feuerten was das Rohr hielt, man wollte unbedingt verhindern, dass wir mit dem lebenden Gefangenen entkamen. Man entdeckte uns zum Glück nicht, und es war mehr Zufall, dass man uns trotz dichtem Beschuss auch nicht traf. Zu allem Überfluss hatte der arme Mann aus Angst in die Hose gemacht, wir musste uns dieser entledigen. Die Deutschen waren auf das Feuer vorbereitet und unsere Geschütze feuerten aus allen Rohren zurück. Jedenfalls kehrten wir wie durch ein Wunder unversehrt zu den deutschen Linien zurück. Als Belohnung bekam ich das „Eiserne Kreuz“ verliehen und 2 Wochen Heimaturlaub.“ Luisi will es genau wissen: „Was geschah mit dem Gefangenen eigentlich, und was wäre wenn er nichts verraten hätte?“ Der Vater sieht den Sohn tief in die Augen: „Glaub mir, der hat geredet. Der redete wie ein Wasserfall, denn unsere Leute von der SS konnten sehr überzeugend sein! Zurück an die Front ging’s dann mit dem Flugzeug - durch Absprung mittels Fallschirm. Irgendwann im Winter 1942 wurden wir eingekesselt und zwar im Kessel Demjanks. Wir froren schrecklich, hatten nichts zu Essen und waren vollkommen verlaust. Als die Umkesselung gesprengt werden konnte, kesselten wir unsererseits Teile der russischen Truppen ein. Da gab es ein Waldstück, in dem an die 2000 Russen von der Versorgung abgeschnitten wurden. Nach Ende des Winters, als dann das Waldstück erobert wurde, war kaum jemand mehr am Leben. Und die, die überlebten, hatten sich vom Fleisch der verstorbenen Kameraden ernährt. Aber auch unsere Versorgungslage wurde immer miserabler. Es gab kaum mehr ausreichenden Nachschub an Ausrüstung, selbst die Verpflegung war mehr als mangelhaft. Immer wieder wurden unsere Nachschublinien unterbrochen. Wenn dann wieder Nachschub durchkam, waren oft die lächerlichsten Dinge dabei, wie Damenmäntel oder so rosa Muff, die Damen der Gesellschaft statt Handschuhe tragen. Aber ich hab mich immer mit dem Notwendigsten eindecken können, und wenn ich die Sachen den gefallenen Kameraden auszog, oder den toten Russen. Gleichzeitig musste ich auch mein Pferd versorgen, im Winter war es sehr schwer für die arme Liesl ausreichend viel Heu zu finden. Die Kälte und der viele Schnee machte uns zu schaffen. Für die Russen war das nichts Ungewöhnliches und sie waren uns dadurch überlegen. Sie robbten oft unter dem Schnee bis an unsere Stellungen heran und starteten dann einen Überraschungsangriff. Manchmal wurden sie auch von ihren Vorgesetzten wie Vieh direkt in das Feuer unserer Maschinengewehre getrieben und starben reihenweise vor unseren Stellungen. Aber je mehr starben, umso mehr kamen nach – sie kamen wie die Ameisen, einzeln nicht wirklich gefährlich, in dieser unglaublichen Masse an Menschenmaterial aber nicht zu besiegen. Sie lagen dann draußen rum, zu den bizarrsten Figuren gefroren - diese Bilder des Grauens kann ich bis heute nicht aus meinem Gedächtnis löschen. Im Laufe des Krieges hatte ich alle meine Kameraden verloren, sie waren einer nach dem anderen gefallen. Was von meiner Einheit übrigblieb, war ein versprengter, zusammengewürfelter Haufen von ganz Jungen oder ganz Alten. Gegen Ende des Krieges wurden wir wieder eingekesselt, wir versuchten einen Ausbruch, dieser misslang. Bei den darauffolgenden Wirren, der ein Rückzug sein sollte, ging’s dann drunter und drüber. Ich war Obergefreiter und für mein Pferdegespann zuständig. Als der Nachschub über einen längeren Zeitraum vollständig ausblieb, ging den motorisierten Einheiten der Treibstoff aus und sie mussten ihre Fahrzeuge stehen lassen. Reihenweise standen an der Rückzugslinie Militärfahrzeuge, Transporter, Panzer und Geländefahrzeuge, denen der Sprit ausgegangen war. Als ich so - mit meiner Liesl am Zügel - marschier, seh‘ ich mitten am Weg ein Geländefahrzeug stehen. Davor steht ein deutscher Offizier und sieht mich mit meinem Gespann auf sich zukommen. Ich ahnte instinktiv, dass sich etwas Unangenehmes tun würde, darum drehte ich den geschulterten Karabiner schon mal vorsorglich von der üblicherweise senkrechten Rückenlage in eine nahezu waagrechte Bauchlage. Als ich beim wartenden Offizier vorbeimarschieren wollte, salutierte dieser kurz auf und schnarrte mit befehlsgewohnter Stimme: „Soldat, ich beschlagnahme hiermit dieses Pferdegespann. Ich benötige es für den Weitertransport wichtiger Gegenstände!“ „Wieso kann dir dieser Mann einfach dein Pferd wegnehmen?“, fragt Otto sichtlich gefesselt von der Geschichte. „Eigentlich war es ja nicht mein Pferd. Es war Heereseigentum, ich hatte nur die Betreuung übernommen. Aber es war das einzig Wertvolle, das mir geblieben war. Ich hatte zu dem tauben, alten Gaul eine innerliche Beziehung aufgebaut. Und ich hatte eine Wahnsinns-Wut im Bauch auf diese rücksichtslosen, sadistischen Vorgesetzten und ihre unsinnigen Befehle, die uns den Tod brachten. In dieser Situation fühlte ich mich nur meiner Liesl verpflichtet – sonst niemandem! Ich war fest entschlossen, mein Pferd nicht aufzugeben: „Mein aktueller Befehl widerspricht Ihrem Wunsch! Haben Sie einen schriftlichen Befehl des Truppenkommandanten, dem ich Folge leisten muss?“ Das Gesicht des Mannes verzog sich zur Grimasse. „Ich bestehe darauf, dass Sie mir sofort das Gespann aushändigen, ansonsten werde ich Sie wegen Befehlsverweigerung vor ein Kriegsgericht stellen!“ Inzwischen waren auch andere Soldaten stehengeblieben und beobachteten das Geschehen. Der Offizier erkannte, dass er keine Möglichkeit mehr hatte, nachzugeben, er hätte sich vor den Soldaten lächerlich gemacht. Ich war brenzlige Situationen gewohnt, der Krieg hatte mich abgestumpft und jede Art von Mitleid in mir war so gut wie tot. Der Erhaltung meines Lebens hatte ich alles unterzuordnen gelernt. „ Den Teufel werde ich tun, du bekommst mein Gespann nicht!“, meine Antwort ließ dem Offizier praktisch keine Wahl. Ich sah, wie der Offizier langsam die Lederschleife des Pistolenhalfters löste, um die Waffe ziehen zu können. Ich aber hatte meinen Karabiner schon schussbereit wie zufällig auf ihn gerichtet, mit einem leisen Klick legte ich den Sicherungshebel um. Wild vor Zorn riss der Offizier seine Waffe aus dem Halfter: „ Ich sagte sofort! Überlassen Sie mir sofort das Gespann, sonst …. Mein Schuss traf ihn mitten auf die Stirn unterhalb des Helmrandes. Sein Kopf wurde durch den Kugeleinschlag wie von einer unsichtbaren Faust nach hinten gerissen. Sein Blick, der kurz zuvor noch wilden Zorn ausgestrahlt hatte, schien das Unfassbare seines letzten Atemzuges widerzuspiegeln. Er war tot, bevor er noch am Boden lag. Rundherum standen die Zeugen dieser unglaublichen Begebenheit. Normalerweise wäre ich sofort standrechtlich hingerichtet worden, in diesen Rückzugswirren dachte aber jeder nur noch an sich. Gleichzeitig hegten alle einen Groll gegen die oberen Reihen der Befehlskette und hatten mehr als Genugtuung bei diesem Geschehen empfunden. Gemeinsam legten wir den Toten auf sein steckengebliebenes Fahrzeug, das gleichsam zum Symbol seines zu Ende gegangenen Lebens wurde. Drei Tage später war Endstation. Es gab keinen Ausweg mehr, rundherum hatten die Russen einen Gürtel gebildet, den sie immer enger zusammenzogen. Ich versteckte mich unter einem Heuschober und schlief ein. Als ich erwachte, drangen russische Stimmen an mein Ohr, dann wieder deutsche. Schnell entfernte ich alle Abzeichen und Medaillen, die ich erhalten hatte und kletterte mit erhobenen Händen aus meinem Versteck. Damit begann meine russische Gefangenschaft aus der ich erst 1947 zurückkehren sollte.“ „Was geschah eigentlich mit deinem Pferd, der Liesl?“ will Luisi unbedingt noch wissen. „Das weiß ich leider nicht, den Gaul haben sich aber sicher die Russen genommen. Ich hab sie freigelassen, kurz bevor ich mich versteckte und hab sie nie wieder gesehen.“ „Und wie war es in der Gefangenschaft?“, fragt der kleine Fritzi neugierig. „Das war so schrecklich, darüber will ich gar nicht reden. Täglich starben viele Gefangene an Unterernährung, Ruhr und Typhus. Es gab hauptsächlich Wassersuppe und ein Stück hartes Brot, manchmal gar nichts. Und wir mussten schwere Arbeit in einem Kohlebergwerk verrichten. Von den vielen tausend Gefangenen haben lediglich ein paar hundert überlebt. Da sind Dinge vorgefallen, unfassbar und unmenschlich… dem Vater versagt die Stimme. Er steht auf und geht hinaus an die frische, kalte Luft. Die Kinder sollen nicht sehen, dass er bitterlich zu weinen begonnen hatte - und er nichts dagegen tun kann. Die Vergangenheit war wieder da, frisch und schmerzhaft! Luisi hatte aufmerksam zugehört. Später waren die Kriegserlebnisse seines Vaters viele Jahre lang Mittelpunkt seiner Gedanken. Immer wieder versetzte er sich in die Situationen des Vaters während der Kriegsjahre, hat seine Ängste, seine Wut und sein Entsetzen gedanklich durchlebt. Er hat sich geistig an seines Vaters Stelle unter schwerem Artillerie-Beschuss befunden, hat die vielen Toten und verwundeten Kameraden und das viele Blut gesehen, hat die Hoffnungslosigkeit der tödlich Verletzten und ihre Erkenntnis der Sinnlosigkeit ihres Opfertodes hautnah durchlebt. Er hat sich als ausgelieferter, hungernder Gefangener im Kohlebergwerk und als im Stich gelassener Sohn einer lieblosen Mutter gefühlt. Irgendwann sind dann die Bilder der toten Russen in seinem Kopf hängengeblieben. Jede einzelne dieser „Kreaturen“ mit einer Geschichte, einer Familie, einem Bewusstsein behaftet. Viele Jahre später hat dann das Leid der toten russischen Soldaten und das Leid ihrer Familien eine Erkenntnis bei Luisi ausgelöst: Vater war im Unrecht – und er hätte es erkennen müssen! Niemand hat das Recht in ein fremdes Land mit Waffengewalt einzudringen! Niemand muss und darf den Befehl eines Vorgesetzten befolgen, der darauf abzielt, Menschen anderer Nation, Rasse, Religionszugehörigkeit oder Minderheit nur wegen ihrer Herkunft oder ihres Glaubens zu schikanieren oder zu töten. Und niemand sollte sich von populistischer Propaganda in die Irre führen lassen! Irgendwie war der Vater ein Opfer des Krieges geworden, ein schneller Tod durch eine feindliche Kugel war ihm nicht gegönnt gewesen. Stattdessen war er zum Überleben verurteilt, zerbrochen vom Krieg und unfähig mit den Kriegserlebnissen fertigzuwerden. Der Glaube an die Unfehlbarkeit der Obrigkeit war ihm abhanden gekommen, damit aber auch die Fähigkeit, sich jemanden unterzuordnen. Nach seinem Verständnis gab es für ihn nur noch seine eigene Befindlichkeit. Die Zeit heilt viel, bei ihm hat sie zur Heilung nicht gereicht. Um seine Kriegserlebnisse zu verdrängen, ist er mehr und mehr der Macht des Alkohols verfallen. Der Vater hat sein Unrecht Zeit seines Lebens nicht eingesehen; doch hätte er seine Schuld während des Krieges erkannt, dann hätte er - sehr wahrscheinlich - nicht überlebt! Im Laufe des Sommers wird die Mutter immer wieder von den 3 Buben genötigt, mehr von den Familienverhältnissen des Vaters und von den Kriegsereignissen zu erzählen. Otto, Luisi und Fritzi möchten möglichst viel von der Situation des Krieges und von den Umständen die dazu führten, wissen. Also beginnt die Mutter zu erzählen: „Euer Papa hatte zwei Schwestern, welche älter als er waren, aber auch einen Bruder. Dieser war um 2 Jahre jünger als Papa und war das Nesthäkchen der Familie. Wegen der wirtschaftlichen Not wurde euer Vater nach Südtirol zu - für ihn - fremde Menschen abgeschoben. Soviel ich weiß, hatte ihn die Mutter dort in all den Jahren nur ein einziges Mal besucht. Gleichzeitig aber wurde der kleine Bruder zu Hause von Mutter und Vater umhegt und verhätschelt. Euer Papa hatte ihn nicht wirklich gekannt, er muss jedoch wahnsinnig eifersüchtig auf ihn gewesen sein. Wenn heute die Rede auf ihn kommt, spricht er immer sehr geringschätzig von ihm. Er begründet es damit, dass dieser Bruder bei Kriegsbeginn einfach nicht eingerückt war. Er sei feige und verweichlicht gewesen. Er hätte sein Vaterland verraten, weil er seiner Verteidigungspflicht nicht nachgekommen sei. Dieser Bruder war beim Stellungstermin nicht eingerückt und von der Militärpolizei von zu Hause abgeholt und wegen Desertation vor ein Militärgericht gestellt worden. Dieses verurteilte ihn  zum Tod, anschließend wurde er begnadigt und in einem „Bewährungsbataillon“  zum Minenräumdienst abkommandiert. Dort wurden die Soldaten als menschliche Minensuchgeräte eingesetzt, die Überlebensrate war  im Durchschnitt nur einige Monate. Euer Onkel starb bald darauf auf einem Minenfeld; ich hab keine Ahnung wann und wo.“ Ganz gebannt hören die Buben zu. Sie können es nicht fassen, dass sie einen Onkel durch eine solche Grausamkeit verloren haben. „Wie kann man mit Menschen so umgehen? Dieser Onkel hat doch niemandem etwas getan“, meint Luisi fassungslos. „Das war das politische System damals“, erörtert die Mutter, „jeder der das System ablehnte oder kritisierte, musste damit rechnen, verhaftet zu werden. Und es gab genug Leute, die sich Vorteile davon versprachen, wenn sie andere verrieten. Deshalb war jeder gut beraten, seine Meinung für sich zu behalten. Schon vor Kriegsbeginn, vor allem aber während des Krieges hat man Menschen mit jüdischer Abstammung in Konzentrationslager gesperrt, die meisten davon kamen darin um. Im Krieg gab es aber auch Menschen die sich dem System aktiv verweigerten. Die Bibelforscher zum Beispiel  - heute Zeugen Jehovas  -  verweigerten sowohl den Treue-Eid auf Hitler, als auch den Dienst mit der Waffe. Schon vor Kriegsbeginn wurden nahezu alle bekennenden Zeugen Jehovas als staatsfeindlich betrachtet und in „Schutzhaft“ genommen. Es wurde schon früh damit begonnen ihnen Arbeitsstellen, Häuser, Fahrzeuge oder Betriebsgenehmigungen zu entziehen.
Patricia Krieg @ Aachen
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yasni 20.12.13  +  

Die soziale Struktur der Hühner

  Otto und Fritzi haben ein besonderes Interesse an dem Sozialverhalten der Hühner entwickelt. Sie beobachten stundenlang die Hühner auf der Wiese, im Wald oder im Hühnerstall und registrieren genau, wie sie untereinander kommunizieren. Der Hahn zum Beispiel, ist der unumschränkte Herr unter den Hühnern, er allein bestimmt über die Richtung des Weges. Er behält sich auch vor, den anderen Leckereien wegzunehmen. Und wenn junge Hähne dabei sind, dann müssen sie ihm großräumig ausweichen, sonst fließt Blut. Überhaupt ist so ein Hahn nicht ungefährlich, der kann mitunter einen erwachsenen Menschen zu Boden werfen. Die Hennen untereinander haben eine genaue Rangordnung, die sie sich im Laufe ihres Lebens erkämpfen müssen. Und diese Rangordnung wird strikt befolgt. Manchmal fängt Otto ein Huhn ein, von dem er weiß, dass es eine untergeordnete Rangordnung hat. Er nimmt dann das Tier am Hals und stößt mit dem Kopf gegen ein anderes Tier mit höherer Rangordnung. Das empfindet dieses Tier als Verstoß gegen ihre Gesellschaftshierarchie und stellt sich sofort dem Kampf. Besonders interessant sind Hühner die brüten, bzw. nach dem Schlüpfen der Küken. Ihr Verhalten ändert sich völlig, dann nehmen sie innerhalb der Hühnergemeinschaft eine Sonderstellung ein. Ihre Rangordnung hat dann keine Bedeutung mehr, sie bewegen sich zudem auch außerhalb der Hühnerschar. Und auch für den Hahn ist eine Gluckhenne absolutes Tabu. Hühner, die Streit suchen, bzw. Rangordnungskämpfe austragen wollen, stellen zum Zeichen ihrer Aggression ihre Halsfedern auf. Gleichzeitig senken sie ihre Flügelspitzen so weit ab, dass diese fast am Boden streifen. Nimmt das gegnerische Huhn den Kampf an, so tut sie das ebenfalls und sie bekämpfen sich solange bis eine der beiden klein beigibt, also ihren „dicken Hals“ wieder einzieht. Mit dem Ergebnis des Kampfes ist eine neue Rangordnung hergestellt. Bei Gluckhennen ist dieser „dicke Hals“ eine Dauerposition, zudem stellen sie nicht nur die Halsfedern auf, die Federn des ganzen Körpers werden aufgestellt, somit wirken sie deutlich größer und bedrohlicher. Gleichzeitig geben sie ein ständiges Glucken von sich, das ihren Kücken signalisiert wo sich ihre Mutter befindet, auch wenn sie sie gerade nicht sehen. Richtig gefährlich können diese Gluckhennen werden, wenn sie mit ihren Jungen unterwegs sind. Wenn sie für ihre Jungen Gefahr zu erkennen glauben, dann greifen sie an, egal wie übermächtig der Gegner ist. Und alle Tiere respektieren das und weichen großräumig aus, selbst Hunde, Ziegen, Schafe und Rinder. Diesmal sieht auch Luisi gemeinsam mit seinen Brüdern den Hühnern zu. „Die armen Tiere“, denkt er, „irgendwann landen alle in der Bratpfanne! Was haben sie für ein Leben, wenn ihr grausames Schicksal schon jetzt feststeht?“ Und er sinniert weiter: „Auch jeder Mensch weiß, dass er irgendwann sterben wird, da gibt es zum Tier keine Unterscheidung. Der Unterschied liegt im Bewusstsein dieses Wissens und in der Verantwortung daraus. Die Hühner werden aufgezogen, damit man sie schlachten kann. Wenn es nicht den Wunsch gäbe, sie vor ihrer Zeit zu töten und zu verwerten, hätten unsere Hühner nie das Licht der Welt erblickt. Haushühner sterben früher als sie müssten, das ist alles. Aber das tun viele von uns Menschen auch. In vielerlei Hinsicht haben unsere Hühner ein gutes Leben. Wenn das Wetter gut ist, wühlen sie im weichen Waldboden nach Würmern, Käfern und anderen Leckereien. Nachts haben sie ein geschütztes Zuhause in das sie immer gern und freiwillig zurückkommen. Wenn die Temperaturen im Herbst fallen und sie im Freien zu wenig Fressbares finden, versorgen wir die Hühner mit Kukuruz und anderer Nahrung und sie können die meiste Zeit im warmen Stall verbringen. Sie müssen nie hungern, nie frieren und haben keinen Stress wegen feindlicher Raubtiere. Sie müssen keine Schule besuchen, keine Aufgaben machen, keine Gesetze befolgen, keine Prüfungen ablegen. Sie müssen keine Politik verstehen, keine Formulare ausfüllen, keine Steuern zahlen. Sie müssen nie zum Zahnarzt und haben nie Existenzängste. Niemand mischt sich in ihre soziale Struktur und ihre gesellschaftliche Ordnung. Und niemand bestraft sie, wenn sie einmal weniger Eier legen. Unsere Hühner haben ein gutes Leben, für das sie frühzeitig mit eben diesem bezahlen.“ Die freie Natur ist nur für die Tiere ein Paradies, die in diese freie Natur hineingeboren werden. Und sie haben im täglichen Kampf ums Überleben tierischen Stress und werden im Normalfall irgendwann frühzeitig Teil der Nahrungskette. Tiere aber, die in Gefangenschaft aufwachsen, müssen immer betreut werden, auch wenn es aussieht, als ob sie die Freiheit vorzögen - sie sind nicht in Freiheit geboren und daher auch nicht mit den erforderlichen Eigenschaften dafür ausgestattet.
Patricia Krieg @ Aachen
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yasni 20.12.13  +  

Eine Frage der Verantwortung

Es ist Hochsommer des Jahres 1965. Die Buben spielen am Heuboden mit einer Katze. Die Katzen der Familie sind, wie alle anderen Tiere auch, Nutztiere; das heißt sie müssen einen Zweck erfüllen, sich ihre Nahrung verdienen. Die Katzen sind dafür da, um Mäuse zu fangen, welche eine Bedrohung für die Lebensmittel- und Futtervorräte der Familie darstellen. Sie müssen den Sommer über Mäuse fangen, dafür werden sie über den Winter gefüttert. Deshalb kommen sie auch selten ins Wohnhaus und sind nicht sehr zutraulich. Ihr Jagdrevier sind die Bereiche des Stalles und der Heuboden, wo sie sich auch die kalte Jahreszeit über aufhalten. Die Kinder hätten gern auch einen Hund gehabt, doch die Mutter hatte diese Bitte abgelehnt. „Wozu sollte ein Hund für uns gut sein? Das wäre nur ein unnützer Fresser, den wir uns nicht leisten können!“ Als Otto meinte, dass der Hund sie beschützen könne, hatte die Mutter geantwortet: „Wovor sollte uns der Hund beschützen? Vor Dieben, Einbrechern und Räubern? Bei uns gibt es doch gar nichts zu stehlen, außerdem haben wir genug Tiere, die jeden Eindringling sofort melden und verjagen würde. Allein unser Hahn würde locker mit zweien dieser Gestalten fertig werden!“ Jedenfalls sind die Katzen üblicherweise sehr scheu und lassen sich nicht leicht fangen. Jetzt sind Otto, Luisi und Fritzi damit beschäftigt, mit einer zu spielen. Es ist eine junges, verspieltes Tier, es lässt sich darauf ein, hinter einem Stück Papier herzujagen, welches die Kinder an einer Schnur vor ihr herziehen. Plötzlich ruft die Mutter: „Kinder, das Mittagessen ist fertig!“ Die Buben wollen nach dem Essen mit der Katze weiterspielen; um zu verhindern, dass sie wegläuft, binden sie ihr die Schnur um den Hals und das andere Ende an einen Pfosten im Heuboden. Als sie vom Mittagessen zurückkommen, ist die Katze weg, nur ein kurzes Stück der Schnur ist noch da, festgebunden am Pfosten. Die Katze hat ihre Freiheit durch das Abbeißen der Schnur wiedererlangt. Die Buben denken nicht weiter darüber nach und machen stattdessen eine Tour durch den Wald, um Wildtiere zu beobachten und um Beeren und andere Waldfrüchte zu suchen. Als sie spät am Abend zurückkommen, wartet die Mutter bereits mit dem Teppichklopfer in der Hand auf sie. Ihre Körpersprache lässt Böses erahnen und die Kinder im Alter von 12, 11, und 10 Jahren beginnen vor Angst zu weinen. „Unser Nachbar war hier. Er hat unsere Katze am Zaun hängend gefunden, mit einer Schnur um den Hals. Er hat mir vorgeworfen, ich ziehe lauter Verbrecher groß. Er meinte, heute quält ihr Tiere, morgen vielleicht Menschen. Ich muss euch jetzt eine Lektion erteilen, die ihr hoffentlich nie vergessen werdet. Auch wenn ihr dem Tier kein Leid zufügen wolltet - ihr habt sie in Gefahr gebracht. Wenn der Nachbar sie nicht gleich gefunden hätte, dann hätte sie sich wahrscheinlich erdrosselt. Ich weiß, dass ihr die Katze dort nicht aufgehängt habt, ich weiß, dass die Katze die Schnur durchbiss und dann beim Überklettern von Nachbars Zaun, die am Hals verbliebene Schnur im Maschendraht hängenblieb. Doch ihr habt grob fahrlässig gehandelt und dafür muss ich euch jetzt bestrafen. Auch wenn der Katze nichts passiert ist, ihr müsst lernen, Verantwortung für euer Handeln zu übernehmen!“ Damit fasst sie Otto mit einer Hand am Arm und drischt mit dem Teppichklopfer auf sein Hinterteil ein, während der Bub vor Schmerz laut aufschreit. Auch die beiden anderen schreien vor Angst. Sie wissen, dass die Mutter sie ebenso schlagen wird. Sie könnten zwar weglaufen, doch das würde ihre Situation noch viel mehr verschlimmern. Sie wissen, dass dann der Vater für Sanktionen herangezogen würde - das würde mit Sicherheit für viele blaue Flecken sorgen, wie ihnen aus der Vergangenheit bekannt ist. Nachdem auch Luisi seine Strafe erhalten hat, verschwindet er weinend am Heuboden. Er weiß, dass er oft schlimm und laut ist, dass er häufig mit den Brüdern rauft und streitet. Es macht ihm nicht viel aus, wenn er bei solchen Gelegenheiten eine Ohrfeige bekommt, denn dann hatte es einen Grund dafür gegeben. Doch jetzt war er sich keiner wirklichen Schuld bewusst, warum hatte ihn die Mutter so heftig bestraft? Am Abend, als Luisi ins Bett gehen will, nimmt ihn die Mutter in den Arm. „Weißt du Kind, es fällt mir nicht leicht, euch zu schlagen. Ich glaube, meine Schläge haben mir mehr als euch geschmerzt. Aber ich muss aus euch verantwortungsbewusste Menschen machen, dazu sind manchmal auch Sanktionen nötig. Und eine gelernte Lektion ist immer so gut verankert, wie das Erlebnis, das mit ihr verbunden ist!“ Eine Woche später sind die Kinder mit dem Vater im Gemüsegarten beschäftigt, der direkt an des Nachbars Zaun liegt. Der Nachbar steht an seiner Seite des Zauns und schaut bei der Gartenarbeit zu. „Herr Nachbar, darf ich Ihnen etwas zeigen? Ich hätte gern Ihre Meinung dazu gehört, weil Sie von Wild-Tieren etwas verstehen!“ Der Nachbar ist beim Vater nicht sehr beliebt. Der guten Nachbarschaft wegen will er jedoch nicht unhöflich sein. „Ja natürlich! Um was geht es denn?“ „Sehen Sie hier den Birnbaum? Jede Nacht verschwinden 2-3 Birnen vom Baum. Ursprünglich hatte ich schon Ihre Kinder verdächtigt, meine Birnen zu klauen. Doch die Birnen sind noch nicht wirklich reif, außerdem würde ich das sehen wenn sie über den Zaun klettern.“ Er führt den Vater zu einer Stelle des Zaunes, an dem ein Busch steht. Unter dem Strauch verläuft der Maschendrahtzaun und unter dem Zaun befindet sich eine Furche im Boden. „Jetzt hab ich das hier entdeckt“, führt der Nachbar weiter aus, „das muss von einem Wildtier stammen, das hier durch das kleine Loch auf mein Grundstück gelangt! Was könnte das für ein Tier sein?“ Der Vater muss sich ein Lächeln verkneifen. Er dreht sich um und blinzelt seinen Buben zu, ohne dass der Nachbar es sehen kann. „Wissen Sie“, meint er fachmännisch, „die Dachse heuer werden immer frecher. Die fressen Birnen besonders gern, außerdem sind diese Dachse nachtaktive Tiere. Aber wenn Sie wollen, dann kann ich ihnen ein Mittel besorgen, das diese Räuber von Ihren Birnen fernhält. Dafür müssten Sie mir aber einen Teil der geretteten Birnen überlassen!“
Patricia Krieg @ Aachen
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yasni 20.12.13  +  

Weihnachtsgeschichte für Erwachsene - Teil II

Die zweite Chance von Klaus-Peter Behrens Der Rückflug verlief in tiefem Schweigen. Tim grübelte vor sich hin. Der Ausflug hatte Mauern eingerissen, die er über Jahre mühsam errichtet hatte, um die Erinnerungen fernzuhalten. Nun fluteten sie über ihn hinweg wie eine Brandungswelle und lösten Emotionen aus, auf die er gerne verzichtet hätte. Zurück auf seiner Dachterrasse kehrte ein wenig von seiner alten Selbstsicherheit zurück. Stolz ließ er seinen Blick einen Augenblick über das erleuchtete, luxuriös eingerichtete Wohnzimmer schweifen, bevor er eintrat, gefolgt vom Weihnachtsmann und Ruphus. Wer konnte von sich sagen, es geschafft zu haben, so zu leben? Vielleicht sollte ich Sonja einen gut bezahlten Job anbieten, überlegte er, um sein Gewissen zu beruhigen. Ja, das war eine gute Idee. „Unsere Wege trennen sich hier“, holte der Weihnachtsmann ihn in die Gegenwart zurück. „Aber etwas habe ich noch für dich.“ Wie aufs Stichwort reichte Ruphus dem Weihnachtsmann etwas, das Tim an einen Flugschein erinnerte. Es war so groß wie sein Flugticket und leuchtete feuerrot. „Dies ist dein Ticket in die Vergangenheit“, offenbarte der Weihnachtsmann das Geheimnis des seltsamen Präsents. „Wenn du es nutzen willst, sprich aus, was auf ihm geschrieben steht.“ Irritiert nahm Tim das Ticket entgegen. 24.12.1990 prangte in goldenen Lettern vor rotem Hintergrund auf dessen Mitte. Tim spürte, wie ihm flau wurde. Die Geister der Vergangenheit feierten in seinem Magen gerade eine ausgelassene Party. Das war das Weihnachten, an dem ...... Er verdrängte die Erinnerung. „Das Ticket gilt nur heute bis 24.00 Uhr. Es gibt dir die Möglichkeit, etwas zu korrigieren, was du dir insgeheim immer gewünscht hast. Aber dies hat weitreichende Folgen. Bedenke daher gut, was du tust. Wähle deinen Urlaub und dieses Leben oder stelle dich den Geistern deiner Vergangenheit und den Fehlern, die du gemacht hast.“ Tim schluckte. „Das ist nicht fair“, beschwerte er sich. „Wach auf, seit wann ist das Leben fair?“, fragte Ruphus. „Das Wort kennst du doch gar nicht!“ „Frohe Weihnachten, Tim, und viel Glück, wie immer du dich auch entscheiden magst“, sagte der Weihnachtsmann mit warmer Stimme. Dann drehte er sich um und stapfte, gefolgt von Ruphus, zur Terrassentür. „Hey, wartet! Ihr könnt mich doch nicht so zurücklassen“, beklagte sich Tim. Mit großen Schritten kam er den beiden hinterher, um sie aufzuhalten. „Doch, können wir, Pappnase“, sagte Ruphus und schnippte lässig mit den Fingern, worauf Tim in die schon bekannte Starre verfiel. „Keine Sorge, das hört auf, sobald wir in der Luft sind“, beruhigte der Weihnachtsmann Tim, der hilflos mit ansehen musste, wie sein Besuch auf die Terrasse hinaus trat und den Schlitten erklomm. Kaum war dieser im Schneetreiben verschwunden, erlangte Tim die Kontrolle über seinen Körper zurück. Frustriert schloß er die Terrassentür und ließ sich dann seufzend auf dem bequemen Sofa nieder. Auf den Wohnzimmertisch legte er sein Flugticket und das Präsent des Weihnachtsmannes nebeneinander ab. Was sollte er tun? Sich den Schatten seiner Vergangenheit stellen? Mit den Fingerspitzen glitt er über die goldene Schrift. Weihnachten 1990. Würde es überhaupt funktionieren? Mit bebenden Fingern nahm Tim das Ticket in die Hand. Vor seinem geistigen Auge erschien das Bild Sonjas. Nicht jenes, welches er in der Wohnung gesehen hatte, sondern ein fröhliches, jugendliches Gesicht aus längst vergangener Zeit, das alte Sehnsüchte in ihm weckte aber auch düstere Erinnerungen hervorrief. Die Schatten seiner Vergangenheit. Sollte er es wagen? Die goldenen Buchstaben schienen in einem eigenen Licht zu erstrahlen. Sie flüsterten von einer Zeit, in der das Leben noch fröhlich und unkompliziert gewesen war, weit weg von Erfolgsdruck, Quartalszahlen und Krisensitzungen. Die Worte quollen wie von selbst aus Tim´s Mund. „24.12.1990“ Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, erstrahlten die Buchstaben in einem gleißenden Schein, der Tim blendete. Ehe er reagieren konnte, wurde er in einen Wirbel aus goldenen Sternenstaub hineingesogen und verschwand im Strudel von Zeit und Raum. Das Gesicht im Spiegel kam Tim vage bekannt vor. Es dauerte einen Augenblick, bis er realisierte, daß ihm eine zwanzig Jahre jüngere Version seiner selbst entgegensah. Erschrocken taumelte Tim zurück. „Es hat funktioniert“, flüsterte er ehrfürchtig. Vorsichtig betastete er sein Gesicht, als fürchte er, es könne jederzeit wieder die verhaßten Falten und die Geheimratsecken aufweisen, die ihn so störten. Aber sein Gesicht veränderte sich nicht. „Ich bin wieder jung!“ Das Gefühl war unbeschreiblich und mit nichts zu vergleichen, was Tim je empfunden hatte. Begeistert sah er sich in dem engen Badezimmer um. Kein Zweifel! Er war im Haus seiner Eltern gelandet, in dem er bis zum Ende seiner Lehre aus Kostengründen weiter gelebt hatte. „Willst du da drin Wurzeln schlagen?“, ertönte die Stimme seines Vaters jenseits der Tür, begleitet von wummernden Schlägen gegen die Badezimmertür. „Ich bin fertig“, erwiderte Tim mit krächzender Stimme, dem die Beine zu versagen drohten. Das Ganze war einfach zu phantastisch. „Wurde auch Zeit“, brummte Tim´s Vater, als Tim mit reumütigen Gesicht aus dem Badezimmer kam. „Du siehst ein wenig blaß aus um die Nase“, stellte Tim´s Vater fest. „Sieh zu, daß du nach unten kommst und beim Schmücken des Weihnachtsbaums hilfst. Achja, ehe ich es vergesse, Sonja hat angerufen und wollte irgend etwas von dir. Vielleicht rufst du sie ja mal zurück.“ Sonja. Tim musste sich am Treppengeländer festhalten, um nicht hinunterzufallen. Die Schatten seiner Vergangenheit kamen unaufhörlich näher. Fahrig tastete er in den Taschen seiner dunklen Buntfaltenhose nach seinem Handy, um sie zurückzurufen. Erfolglos. „Kann ich mal dein Handy haben?“, fragte Tim und erntete ein ungläubiges Kopfschütteln seines Vaters. „Du solltest aufhören, so viel Haarspray zu inhalieren“, riet er seinem Sohn, der vor Verlegenheit rot anlief. Er hatte ganz vergessen, daß das selbstverständliche Handy im Jahr 1990 noch das absolute Luxusutensil war. „Nur n´ Scherz“, wiegelte er ab und sah zu, daß er die Treppe hinunter kam. Unten angelangt begab er sich ins Wohnzimmer hinüber, wo seine Mutter gerade auf einer Leiter balancierte, um den Weihnachtsengel an den rechten Fleck zu bringen. Bei soviel Leichtsinn konnte Tim nur den Kopf schütteln. Er räusperte sich dezent, um seine Mutter nicht zu erschrecken. „Wird Zeit, daß du antrabst“, begrüßte sie ihn. „Das Lametta und die Girlanden fehlen noch. Gib dir bitte ein wenig Mühe, und wirf es nicht so lieblos in den Baum, wie im letzten Jahr. Ich muss mich jetzt um den Braten kümmern.“ Tim nickte. Zu einer Antwort war er nicht fähig. Es war ein seltsames Gefühl, plötzlich wieder von seiner Mutter Anweisungen zu erhalten. Während er der Aufgabe methodisch nachging, kreisten seine Gedanken unablässig um Sonja. Heute war der Tag, an dem sie ihre Verlobung bekannt geben wollten. Und heute war der Tag, an dem Tim ihr das Herz gebrochen hatte. Er schluckte. Die Idee, in der Zeit zurückzureisen, erschien ihm plötzlich gar nicht mehr so verlockend. War er bereit, sein Leben aufzugeben? Für eine fragwürdige Zukunft? Was konnte er tun, um Sonja zu helfen, das Ganze besser zu verarbeiten? Gab es überhaupt ein Patentrezept für solche Situationen? Fragen über Fragen, auf die Tim beim besten Willen keine Antwort wußte. Punkt zwanzig Uhr geschah das, was Tim zugleich befürchtet und sich zugleich herbei gesehnt hatte. Die Türglocke schellte zweimal. Sein Herz raste, und seine Hände wurden feucht, als er Stimmengewirr in der Diele vernahm, das ihm nur zu vertraut vorkam. Dann kam Sonja in das Wohnzimmer, und ihr Anblick verschlug Tim den Atem. Ihr freudiges, erwartungsfrohes Lächeln schnürte ihm das Herz zusammen, als er daran dachte, was er ihr antun musste. Er konnte sie einfach nicht heiraten. Jedenfalls nicht jetzt. Wer bekam schon ein Angebot aus Silicon Valley nach der Lehre? Das war sein Einstieg in den Karrierefahrstuhl gewesen. Er hatte nur noch den Knopf nach Oben drücken müssen, und der Fahrstuhl hatte ihn wie eine Rakete in den Computerhimmel katapultiert. Eine Familie mit Kindern hatte allerdings nicht in den Fahrstuhl gepaßt. „Frohe Weihnachten“, hauchte sie und fiel ihm um den Hals. Ihre weichen Lippen fanden die seinen, und sein Herz drohte ihm aus der Brust zu springen, während er sie mit einer Leidenschaft küßte, die er seit langem nicht mehr empfunden hatte. „Wow“, sagte sie, nachdem sie es geschafft hatte, sich aus seiner Umarmung wieder zu lösen. „Du benimmst dich, als hättest du mich eine Ewigkeit nicht gesehen.“ „Wenn du wüßtest“, erwiderte Tim, der rot anlief. Hatte er sich wirklich so hinreißen lassen? „Man verlobt sich ja auch nicht jeden Tag“, neckte Sonja ihn, worauf Tim noch roter wurde. „Sonja.., da ist etwas, das....“, begann Tim, doch er kam nicht dazu, den Satz zu beenden; denn in diesem Moment kam sein Vater die Treppe hinunter und unterbrach seinen kläglichen Erklärungsversuch. „Frohe Weihnachten“, begrüßte er Sonja, die über das ganze Gesicht strahlte. Tim stöhnte leise. Wie sollte er Sonja die Situation bloß erklären? Er konnte ihr kaum erzählen, daß der Weihnachtsmann ihn aus der Zukunft zurückgeschickt hatte, es sei denn, er wollte Weihnachten in einer gut gepolsterten Unterkunft verbringen. Mit gesenktem Kopf folgte Tim der fröhlich mit seinem Vater plaudernden Sonja ins Eßzimmer, wo ihn der Duft von Gebratenem erwartete. Der Bratenduft ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen und verdrängte kurzzeitig seine Sorgen. Erstmal etwas essen, der Rest konnte warten. Das Essen verlief harmonisch und erinnerte Tim daran, was er seit Jahren verpaßt hatte. Er konnte nichts dagegen tun, das schlechte Gewissen plagte ihn, wenn er daran dachte, daß dies das letzte Weihnachtsfest war, das er im Kreis der Familie verbracht hatte. Alle folgenden waren anderen Interessen geopfert worden, der Einladung eines Gönners, einem Projekt irgendwo in der Welt, dem Aufenthalt in einem Luxushotel mit einer seiner zahllosen Liebeleien und so weiter uns so weiter. Die Beschaulichkeit des Weihnachtsfestes war dabei auf der Strecke geblieben. Lediglich ein paar Weihnachtskarten hatte er verschickt und gelegentlich auch einmal angerufen. Den Ruf des Weihnachtsabends, der weltweit die Menschen zu ihren Familien rief, hatte er hingegen nie vernommen und diejenigen belächelt, die seine Sicht der Dinge nicht geteilt hatten. Jetzt erkannte er seinen Irrtum, und er bedauerte es zutiefst. „Du siehst aus, als hättest du etwas ausgefressen“, bemerkte seine Mutter mit scharfem Blick, worauf Tim mit rotem Kopf abwinkte. „Alles in Ordnung“, wiegelt er ab. Den fragenden Seitenblick von Sonja ignorierte er. Sie spürte intuitiv, daß etwas nicht stimmte. Nach dem Essen begaben sich alle traditionsgemäß ins Wohnzimmer hinüber. Tim musste zugeben, daß seine etwas eigenwillige Dekoration des Weihnachtsbaums diesem einen reichlich futuristischen Anstrich verlieh. Er sah aus, als wäre Scotti beim Versuch, den Baum zu beamen, auf halben Weg der Saft ausgegangen. „Was ist dir bloß im Kopf herum gegangen, als du das Lametta verteilst hast?, rätselte seine Mutter, die nicht fassen konnte, was Tim dem Baum angetan hatte. Doch der zog es vor, nicht zu antworten. Mit den Augen signalisierte er statt dessen Sonja, daß er sie im Flur sprechen müßte. „Was gibt’s denn. Kannst du es nicht abwarten, mit mir allein zu sein, mein zukünftiger Ehemann?“, fragte Sonja neckend, kaum daß sie den Flur betreten hatten. Tim schluckte. „Deine letzten Worte sind das Problem“, begann Tim. Dann erzählte er ihr von dem Angebot aus Amerika. Sonja traten die Tränen in die Augen, als sie langsam erfaßte, was Tim ihr zu sagen versuchte. Die Verlobung würde ausfallen, weil Tim beabsichtigte, das Land für unbestimmte Zeit zu verlassen. „Glaubst du, mir fällt das leicht? Ich kann nicht einfach so mein Penthouse, das immense Bankkonto und den ganzen Luxus für eine fragwürdige Zukunft über Bord werfen und mich in ein Abenteuer stürzen.“ „Wovon zum Teufel redest du? Ich habe das Gefühl, als wärst du heute ein völlig anderer Mensch. Ich liebe dich, und bis gestern dachte ich, du würdest mich auch lieben“, brachte sie unter Tränen hervor. „Wir sind noch jung“, erwiderte Tim, wobei er sich elend und entgegen seinen Worten so alt wie Methusalem fühlte. Aber er konnte einfach nicht über seinen Schatten springen. Sein erfolgreiches Leben trieb ihn zu dieser Entscheidung. Wer behauptete, er würde eine Entscheidung in der Vergangenheit ändern, wenn er könnte, wußte nicht, wovon er sprach. So einfach ließ sich die Vergangenheit nicht auslöschen. Nicht, wenn man die Gegenwart kannte und sie soviel Annehmlichkeiten bot, wie es bei Tim der Fall war. „Wir sollten nichts überstürzen. Was nützt uns eine Heirat, wenn wir beide kein Geld verdienen und in zwei Jahren die Scheidung einreichen? Hast du mal die Statistiken gelesen?“ Sonja schluchzte jetzt herzzerreißend. „Du hast gesagt, wir sind für einander bestimmt“, erinnerte sie ihn anklagend. „Und jetzt willst du mich los werden. Wegen eines Jobs!“ Das letzte Wort schrie sie derart laut, daß im Wohnzimmer Stühle gerückt wurden. „Ich hasse dich!“ Mit bebenden Schultern wandte sie sich um, stürmte den Flur entlang und stürzte auf die Straße hinaus. Zurück blieb Tim, der nicht geglaubt hatte, daß er sich noch einmal in seinem Leben so schlecht fühlen würde. „Was ist denn hier los?“ Mit in den Hüften gestützten Händen stand seine Mutter in der Tür und sah ihn vorwurfsvoll an. „Das ist eine lange Geschichte“, seufzte Tim. Von einem Poster an der Decke starrte Donald Duck mit einem siegessicheren Lächeln auf Tim hinab, der mit verschränkten Armen auf seinem Bett lag und über alles nachdachte. Seine Eltern waren entsetzt gewesen, als er ihnen von seinen Plänen und seiner Zukunftsaussicht erzählt hatte, in der kein Platz für Familie und Kinder war. Hatte er das Richtige getan oder hatte er den gleichen Fehler ein zweites Mal gemacht? Sein Verstand sagte ihm, daß er richtig gehandelt hatte. Wer konnte ihm schon eine Garantie dafür geben, daß die Ehe mit Sonja gutgegangen wäre? Laut Statistik wurde jede zweite Ehe geschieden. Sollte er sein sorgenfreies Leben gegen das Risiko setzen, geschieden zu werden, Unterhalt zu zahlen und in einer billigen Zweizimmerwohnung mit einem betagten Kleinwagen vor der Tür zu enden? Die Statistik wies eine höchst beunruhigende Wahrscheinlichkeit für dieses Endzeitszenario auf, und mit Statisken kannte Tim sich aus. Sein Herz hingegen sagte etwas ganz anderes. Mit einem Seufzen registrierte er, daß die Tür geöffnet wurde und sein Vater den Raum betrat. „Vielleicht nimmst du den Rat eines alten Mannes an“, eröffnete er das Gespräch und setzte sich zu Tim auf das Bett. Der nickte widerstrebend. „Geld, mein Sohn, kann man auf vielerlei Art verdienen, die Frau fürs Leben zu finden, ist hingegen ein Glücksfall, den man für Geld nicht kaufen kann. Ein Mädchen wie Sonja findest du nie wieder, selbst wenn du Millionen verdienen solltest“, prognostizierte Tim´s Vater düster. Wenn du wüßtest, wie Recht du hast, dachte Tim „Was rätst du mir?“ Statt einer Antwort zu geben, ging Tim´s Vater zum Bücherregal an der Stirnseite des Zimmers hinüber und zog ein quietschbuntes Fotoalbum heraus, das er zu Tim auf das Bett legte. „Vielleicht hilft dir ja ein Blick hier hinein, den richtigen Weg zu finden. Heute ist Heiligabend. Du solltest dir jetzt dringend das Richtige wünschen“, sagte er. Tim´s Blick streifte das Album, das er fast vergessen hatte. Vor ein paar Jahren war es ihm auf dem Speicher seiner Eltern unverhofft in die Hände gefallen und hatte bittersüße Erinnerungen geweckt. Zögernd streckte er die rechte Hand nach dem Album aus und schlug es auf, während sein Vater das Zimmer verließ. Eine Flut von Erinnerungen schlug über ihm zusammen, während er Seite für Seite umblätterte und die Bilder von sich und Sonja betrachtete, die während ihrer gemeinsamen Zeit entstanden waren. Egal, welches Bild von sich er auch betrachtete, er sah auf allen glücklich aus. Glücklicher als damals, als er auf Titelseite des Manager Magazins abgebildet war und auch glücklicher, als er einen Kurzreisetripp auf die Malediven mit der bildschönen Maus aus der Buchhaltung gemacht hatte, ja selbst glücklicher, als er mit seinem ersten Ferrari auf Polaroid gebannt worden war. Und der war wirklich sein Traumauto gewesen! Hatte er einen Fehler gemacht? Ein Bild sagt mehr, als tausend Worte, und diese Bilder hatten eine Menge zu erzählen. Und jedes einzelne Bild sagte: JA! JA! JA! Verdammt. Morgen würde er alles ins Lot bringen. Er würde.... Siedendheiß fiel ihm ein, daß es kein Morgen geben würde. Er war nur Gast in dieser Zeit, was er für einen Augenblick vollkommen vergessen hatte. Sein Blick fiel auf die alte Digitaluhr auf dem Beistelltisch, die in rot leuchtenden Ziffern die Uhrzeit verkündete: 23.15 Uhr Mit einem Satz sprang Tim vom Bett hinunter. Er musste auf der Stelle zu Sonja. Keine dreißig Sekunden später riß er die Schlüssel für seinen betagten VW Golf vom Schlüsselbrett neben der Haustür und stürzte aus dem Haus. Der Golf war natürlich eingeschneit. Hastig fegte Tim mit dem Ärmel gerade einmal soviel Schnee herunter, daß es ausreichen würde, um die Straße zu erahnen. Dann drückte er auf den dicken Plastikschlüsselgriff und wunderte sich, daß sein Wagen ihn nicht mit blinkenden Lichtern begrüßte. Es dauerte zwei Sekunden, bis ihm einfiel, in welchem Jahr er war. Mit fahrigen Fingern machte er sich an dem leicht eingeeisten Türschloss zu schaffen und atmete erleichtert auf, als das Schloß endlich nachgab. Dankbar sprang er in den Wagen und richtete die Augen in stummer Bitte zum Wagenhimmel, als er den Schlüssel im Zündschloss drehte. Beim dritten Versuch erwachte der Motor endlich gurgelnd zum Leben. Tim stöhnte bei dem ungesunden Sound. Er war überzeugt, daß sein Auto sich zu Weihnachten über eine neue Kurbelwelle und eine Inspektion bestimmt gefreut hätte. Statt dessen stand ihm nun mit großer Wahrscheinlichkeit ein Besuch beim Schrotthändler bevor; denn Tim hatte nicht die Absicht, den Wagen zu schonen. Mit einem Krachen legte er den ersten Gang ein und gab Gas. Wie eine alte Oma auf Rollschuhen schlitterte der betagte Golf die Auffahrt hinunter und hätte dabei beinahe den beleuchteten Schlitten nebst ängstlich blinkenden Rentieren im Vorgarten mitgenommen. Mein Gott, wie gut er seinen einhunderttausend Euro teuren Geländewagen jetzt gebraucht hätte. Dann war er endlich auf der Straße. Sonja wohnte zwar nur drei Kilometer entfernt, aber in diesem Auto und bei dem Wetter kam es ihm vor, als sei er auf dem Weg zum Mars unterwegs. Und das zu einem Zeitpunkt, wenn dieser am weitesten von der Erde entfernt ist. Ein Blick auf die schwach beleuchtete Uhr im Armaturenbrett besserte seine Stimmung auch nicht auf. Noch fünfunddreißig Minuten. In einem Anfall von Verzweiflung hieb Tim auf das Lenkrad ein und verlor prompt den Kontakt zur Straße. Wo war die elektronische Traktionskontrolle, wenn man sie brauchte? Während der Gott der lebensmüden Autofahrer Überstunden leistete, indem er Tim wieder auf die Spur brachte, fiel diesem ein weiteres Detail ein, das seinen Fahrstil zumindest bedenklich erscheinen ließ. Er hatte nie Geld für Winterreifen besessen! Das ließ hoffen. Um sich zu beruhigen und nicht doch noch tot im Graben zu landen, betätigte er den Radioknopf. „Last Christmas, I gave you my heart..“, erklang es sofort blechern aus den Billiglautsprechern auf der Kofferraumabdeckung. Tim stöhnte auf. Das fehlte ihm noch. Weihnachtslieder. Frustriert drückte er auf die nächste Stationstaste. Den Rockkanal! I´m on the highway to hell, gröhlte ACDC mit kräftigen Sound, der den Boxen das Letzte abverlangte. „Da ist was dran, Jungs!“, knurrte Tim, während er begleitet von markigen Gitarrenriffs mit halsbrecherischer Geschwindigkeit halb über den Fußgängerweg in die nächste Straße hinein schlitterte und dabei ein zu Tode erschrockenes Paar dazu veranlaßte, kopfüber in den nächsten Vorgarten zu springen. „Geht doch“, knurrte Tim, der den Wagen weiter beschleunigte. Der Weg zum Mars war schließlich weit. Nach einem weiteren Dutzend schwerwiegender Verkehrsverstöße, die zusammengezählt locker ausgereicht hätten, um den Führerschein für die nächsten hundert Jahre abzugeben, brachte er den Golf endlich vor Sonjas Zuhause zum Stehen. Leider übersah er dabei einen halb unter Schnee vergrabenen, stählernen Poller, der dem Golf den Rest gab. Aber das war Tim egal. Er hatte sein Ziel ohnehin erreicht. Als wäre eine Heerschar von hungrigen Dämonen hinter ihm her, sprang er aus dem Auto und jagte durch den Vorgarten des Mittelreihenhauses, um im nächsten Moment den Klingelknopf einer Belastungsprobe zu unterziehen. Vermutlich hätte der Hersteller vor Stolz feuchte Augen bekommen angesichts der Standhaftigkeit, mit der der Klingelknopf die wilden Klingelattacken meisterte. Die Standhaftigkeit von Sonjas Vater auf Klingelattacken zur nachtschlafender Zeit schien hingegen weniger ausgeprägt zu sein. „Bist du noch ganz gesund“, brüllte er verärgert, nachdem er die Tür aufgerissen und den Störenfried ins Auge gefaßt hatte. Die Mordlust in seinen Augen wollte so gar nicht zum Weihnachtsfest passen. „Sieh zu, daß du dich hier nie wieder blicken läßt, bevor ich mich vergesse. Wie konntest du Sonja nur so etwas antun?“, fuhr er den unglücklichen Tim an, dem beim Anblick von Sonjas tobenden Vater, der wie ein finsterer Wehrturm vor ihm aufragte, ein weiteres, vergessenes Detail seiner Vergangenheit unübersehbar ins Auge sprang. Sonjas Vater war der größte und kräftigste Mensch, den Tim in seinem Leben kennengelernt hatte und besaß Pranken, auf die selbst Conan der Barbar neidisch gewesen wäre. Tim war überzeugt davon, daß selbst potentielle Selbstmörder es abgelehnt hätten, bei Sonjas Vater zu dieser Zeit Sturm zu klingeln. So deprimiert konnte man gar nicht sein, um das zu wagen. „Frohe Weihnachten, kann ich bitte Sonja sprechen?“, brachte Tim mit kläglicher Stimme hervor. „Sonja? Du kannst froh sein, wenn du morgen nicht deinen Zahnarzt sprechen musst“, knurrte Sonjas Vater, der sich gerade mit dem Gedanken anfreundete, Tim vorzuführen, wie sich der unschuldige Poller vor seinem Haus nach der Kollision mit Tim´s Golf fühlen musste. „Bitte, ich habe einen riesigen Fehler gemacht.“ „Vergiß es. Sie will dich nie wieder sehen.“ „Ich war der größte Idiot auf diesem Planeten. Bitte, ich liebe sie! Von mir aus können Sie mich hinterher verprügeln, bis Ihnen die Fäuste schmerzen, aber lassen Sie mich mit ihr sprechen.“ Sonjas Vater sah ihn nachdenklich an. Die kurze, leidenschaftliche Rede schien ihn ein wenig milder gestimmt zu haben. Vielleicht reizte es ihn aber auch nur, Tim´s Vorschlag anzunehmen. Schließlich rang er sich zu einer Antwort durch. „Du bist wirklich der größte Idiot in dieser Stadt. Aber sprechen kannst du sie trotzdem nicht. Sie ist nicht Zuhause.“ Tim hatte das Gefühl, als habe ihm gerade ein Elefant einen Karatetritt in den Magen verpaßt. Ein Elefant mit schwarzem Gürtel wohlgemerkt. „Nicht Zuhause?“, ächzte er. Das konnte doch einfach nicht wahr sein! Konnte das Schicksal so grausam sein? Oder ließ sich das Schicksal nicht betrügen? „Sie ist in der Johannakirche am Klosterplatz. Dort findet die Mitternachtsmesse statt. Und nun sieh zu, daß du alles wieder ins Lot bringst“, knurrte Sonjas Vater und knallte ihm die Tür vor der Nase zu. Tim war verzweifelt. Sein zu Schrott gefahrener Wagen würde ihn keinen Meter weit mehr fahren, und die Kirche war mindestens dreißig Fußminuten entfernt. Wie sollte er dies in den ihm höchstens noch zwanzig Minuten verbleibenden Restzeit schaffen? Er musste das Unmögliche einfach versuchen. Tim rannte, als hinge sein Leben davon ab. Indirekt war dies ja auch zutreffend. Er hatte es vermasselt. Erst jetzt wurde ihm bewußt, wie leer sein Leben all die Jahre gewesen war. Sonja war es, die er sein Leben lang vermißt hatte, und nun hatte er den gleichen Fehler zum zweiten Mal gemacht. Konnte ein Mensch so dämlich sein? Wie hatte er es nur so weit bringen können, wenn er in der entscheidendsten Frage seines eigenen Lebens zum zweiten Mal scheiterte? Die Lunge schmerzte ihm inzwischen, und das erste Seitenstechen machte sich bemerkbar, während Tim weiter durch die wie leer gefegten Straßen hetzte und sich mit Selbstvorwürfen quälte. Wieviel Zeit verblieb ihm noch? Nicht nachdenken, sondern rennen, ermahnte er sich. In vollem Lauf flankte er über den Zaun, der den Stadtteilpark begrenzte und flog mehr als daß er rannte die abschüssige Wiese hinunter, die am anderen Ende an den Klosterplatz grenzte. Der Lauf über den vereisten Abhang war selbstmörderisch, ersparte ihm aber etliche hundert Meter Umweg über die Straßen. Schlitternd erreichte er nach einer abenteuerlichen Rutschpartie den Klosterplatz, wobei er keuchte wie eine alterschwache Dampflok. Er war nahezu am Ende seiner Kräfte. Auf der anderen Seite des Platzes ragte stolz der Turm der Johannakirche auf. Mit Bestürzung registrierte Tim, daß die Kirchturmuhr eine Minute vor Zwölf anzeigte. Die Zeit war gegen ihn, aber Tim wollte nicht aufgeben. Verloren hatte man erst, wenn man wirklich geschlagen war. Das zumindest hatte er in seinem Geschäftsleben im Laufe der Jahre gelernt. Unter Aufbietung sämtlicher verbliebener Kraftreserven sprintete er dem offenen Kirchenportal entgegen, ohne daß er die geringste Vorstellung davon hatte, was er im Inneren der Kirche tun sollte. Er hatte gerade die Hälfte der Strecke zurückgelegt, als der erste Glockenschlag erklang und ihn straucheln ließ. Nur mit Mühe hielt er sich auf den Füßen und hetzte die Treppe zum Kirchenportal hinauf, während weitere Glockenschläge auf ihn einprügelten. Zugleich begann die Welt um ihn herum aus den Fugen zu geraten. Das offene Kirchenportal verschwamm vor seinen Augen und ähnelte plötzlich verdächtig seiner Wohnungstür. „Nein“, brüllte Tim, wobei er mit den Händen durch die Luft wischte, als könne er das Jahr 2010 zurückdrängen in den Strudel der Zeit. Begleitet von weiteren Glockenschlägen taumelte er wie ein angeschossener Bär in den Mittelgang des Kirchenschiffs und rief mit der Kraft der Verzweiflung so laut Sonjas Namen, daß die besinnliche Orgelmusik mit einem disharmonischen Quietschen abbrach. Hunderte von verschwommen wirkenden Gesichtern drehten sich empört zu ihm um. Aber Tim nahm sie gar nicht wahr. „Sonja, ich habe einen riesigen Fehler gemacht!“, brüllte er, während er verzweifelt versuchte, Sonja auszumachen. Erfolglos. Ein weiterer Glockenschlag ließ ihn vorwärts in Richtung Altar taumeln, wo ein verstörter Pastor seinen höchst ungewöhnlichen Auftritt mißbilligend zur Kenntnis nahm. Seinem Gesichtsausdruck nach hätte man glauben können, ihm sei gerade einer der apokalptischen Reiter erschienen, um ihm eine höchst unerfreuliche Botschaft ins Ohr zu flüstern. Doch Tim nahm auch das nicht wahr. Er hatte andere Sorgen. Der nächste Glockenschlag zwang ihn auf die Knie. Tränen der Verzweiflung rannen ihm inzwischen die Wangen hinab. Er hatte alles vermasselt. Sein Leben. Sein Glück. Seine Zukunft. Wieviele Glockenschläge blieben ihm noch, bis er aus dieser Zeit gerissen wurde? Die Antwort folgte auf dem Fuß. Aus dem Nichts, begann ein gewaltiger Sog an ihm zu zerren. Die Zeit, aus der er kam, wollte ihn definitiv zurück haben. Aber Tim wollte nicht. Mit aller Kraft stemmte er sich gegen sein Schicksal. „Sonja, ich liebe dich.“ Der Sog wurde stärker. Als sei das noch nicht genug, ging nun auch noch ein unkontrolliertes Zittern durch seinen Körper, und seine Sicht trübte sich dramatisch ein. Alles schien in einem dichten Nebel zu versinken. Dem Nebel der Zeit. Kam da nicht jemand den Gang entlang auf ihn zugeeilt? In verzweifelter Hoffnung hob er den Kopf, ohne daß er erkennen konnte, wer es war. „Sonja, bitte vergib mir, und rette mich vor meinem leeren Leben. Du bist die Einzige, die es kann“, schluchzte er mit überschlagender Stimme. Dann erklang der letzte Glockenschlag, und Tim stürzte in den Strudel der Zeit, einer Schwärze entgegen, die so finster war, wie die Aussicht auf sein restliches Leben. Die weichen Frauenhände, die seinen stürzenden Körper auffingen, spürte er nicht mehr. „Sonja!“ Schweißgebadet schreckte Tim hoch und realisierte sofort, daß er sich nicht mehr in der Kirche befand. Statt dessen lag er in seinem Bett mit Rückenschmerzen, die eindeutig belegten, daß er auf keinen Fall mehr zwanzig Jahre alt war. Er seufzte vor tiefer Enttäuschung und sank zurück in sein Kissen. Er hatte alles nur geträumt. Das Abenteuer mit dem Weihnachtsmann, den Zeitsprung und...... Tim hielt in seinen Überlegungen inne. Irgend etwas stimmte ganz gewaltig nicht. Seine orthopädische Matrazenmaßanfertigung fühlte sich ziemlich durchgelegen an und war auch nicht mit dem hochwertigen Satin bespannt, auf dem er grundsätzlich nur schlief. Außerdem roch es verdächtig nach nassen Hund im Zimmer, und er hatte nie einen Hund besessen. Vermutlich lag es daran, daß er sich nicht in seinem Schlafzimmer befand, stellte er im nächsten Augenblick fest, als er im Dämmerlicht dieses näher in Augenschein nahm. Das Luxusdesigner-Prachtstück eines futuristischen Schlafzimmers war zu einem Versandhauskatalogmodell mutiert. Den Dachschrägen über seinem Kopf zu urteilen, befand er sich auch nicht in seinem Penthouse sondern in irgendeinem Einfamilienhaus. Mit einem mulmigen Gefühl schwang er die Beine aus dem Bett, als die Schlafzimmertür aufschwang und.... Er konnte es nicht glauben und wischte sich über die Augen. Konnte es sein? „Wach endlich auf, du Schlafmütze. Hast du etwa vergessen, daß deine Eltern immer am ersten Weihnachtstag zum Essen kommen?“ „Sonja“, krächzte Tim, als hätte er einen Geist gesehen. Es war nicht die junge Sonja, aus dem Jahr 1990 aber auch nicht die verhärmte, die ihm der Weihnachtsmann vorgeführt hatte. Statt dessen erblickte Tim eine verdammt attraktive, gereifte Sonja. „Du hast mich schon mal verliebter angesehen“, beschwerte sich Sonja angesichts des fassungslosen Ausdrucks auf Tim´s Gesicht. „Ist das Kleid so schlecht?“ „Entschuldige, es ist nur...... ich verstehe nicht....... wieso..“ „Papa träumt noch“, erklang eine fröhliche Kinderstimme. Ein circa siebenjähriges Mädchen zwängte sich an Sonja vorbei und sprang zu Tim aufs Bett. „Wer..“, bist du, hätte er beinahe gefragt, doch Sonja rettete ihn unbewußt. „Komm, laß Papa sich fertig machen. Wenn er nicht rechtzeitig herunter kommt, bekommt er nichts von dem leckeren Essen ab“, lockte sie ihre Tochter, die schelmisch grinste. „Dann esse ich dein Essen auf“, drohte sie mit erhobenen Finger und verschwand kichernd aus dem Zimmer, während Sonja ihn einen Augenblick lang nachdenklich musterte. „Du siehst aus, als wärst du gerade vom Mars zurückgekehrt“, sagte sie und schloß die Tür hinter sich. Tim war perplex. Hatte er den Wettlauf gegen die Zeit etwa doch noch gewonnen? Konnte das Leben so schön sein? „Wie ich sehe, hast du mein Präsent genutzt.“ Tim zuckte zusammen, als er die wohlwollende Stimme des Weihnachtsmanns vernahm, der wie aus dem Nichts neben der verspiegelten Schrankwand aufgetaucht war, natürlich mit Ruphus im Gefolge. „Was ist geschehen? Wo bin ich hier?“ „Du hast dich im wahrlich letzten Moment für den richtigen Weg entschieden, Tim. Sonja war in dieser Kirche, in der ihr übrigens ein Jahr später geheiratet habt. Du bist nie dem Ruf aus Silicon Valley gefolgt. Statt dessen hast du eine Familie gegründet.“ „Aber was ist mit meinem alten Leben, meinem Penthouse, den Autos, meiner Firma?“ „Hat es für dich nie gegeben. Deine Erinnerung daran wird in dem Moment ausgelöscht, zu dem sich unsere Wege trennen werden. Du wirst dich danach weder an dein altes Leben, noch an unsere Begegnung oder an deine Reise in die Vergangenheit erinnern. Es wird nur noch dein neues Leben und die Erinnerung daran geben.“ Tim schüttelte verwirrt den Kopf. Das überstieg sein Vorstellungsvermögen. „Grüble nicht, sondern sag mir lieber, ob du mit deiner Wahl glücklich bist.“ „Ja!“, kam es wie aus der Pistole geschossen zurück. „Ja, mir ist klar geworden, was wirklich im Leben zählt. Geld regiert zwar die Welt, aber nur die Liebe und Familie sind das, was dem Leben den richtigen Stellenwert gibt“, sagte er im Brustton der Überzeugung. „Wenngleich ein üppiges Bankkonto dabei sicher nicht schaden kann. Ich hoffe mal, meines ist nicht im Minus?“, fügte er mit einem hoffnungsvollen Blick auf den Weihnachtsmann hinzu. „Du wirst es herausfinden“, antwortete der Weihnachtsmann mit einem verschmitzten Lächeln. „Und nun ist es an der Zeit, auf Wiedersehen zu sagen. Es war nett dich kennengelernt zu haben und schön zu sehen, daß wir dir helfen konnten. Ruphus!“, wandte er sich an den Elfen, der daraufhin vortrat und die Hand vorstreckte. Ein in allen Farben des Regenbogens schillerndes Pulver lag auf seiner offenen Handfläche. Ehe Tim reagieren konnte, hatte der Elf ihm auch schon die ganze Ladung ins Gesicht gepustet. Sofort fingen seine Augen an zu tränen, und ein Hustenanfall schüttelte ihn. Wie durch einen Nebel hindurch sah er den Weihnachtsmann und Ruphus immer durchscheinender werden, als wären sie Gespenster. „Halt“, hustete er, „ich habe noch ein paar Fragen.“ Aber der Weihnachtsmann lächelte nur und hob den Daumen zum Zeichen, daß alles in Ordnung werden würde, während sein Bild allmählich zerfaserte. „Ihr könnt sagen, was Ihr wollt, aber seine alte Hütte sah irgendwie cooler aus“, war das Letzte, was Tim von Ruphus vernahm, dann war er wieder allein im Zimmer. Mit den Handrücken rieb er sich die Augen, um klar sehen zu können und hustete noch ein letztes Mal kräftig. Dann sah er sich verwirrt um. Wieso zum Teufel hatten seine Augen überhaupt getränt? Und warum starrte er so angestrengt zum Kleiderschrank hinüber, als erwarte er, dort etwas Besonderes zu sehen? Angestrengt durchforstete er sein Gedächtnis nach einer Erklärung. Aber er fand keine. Irgendwie spürte er zwar, daß da etwas sein musste, doch bei dem Versuch, sich daran zu erinnern, fühlte er sich, als wolle er die Mauern von Jericho einreißen, ohne eine Posaune dabei zu haben. Schließlich gab er es auf, ging zum Fenster hinüber und zog die Vorhänge zurück, um den Wintermorgen ins Zimmer zu lassen. Vermutlich hatte er nur schlecht geträumt. Sein Blick fiel auf die Shioulette der Luxushochhäuser in der Ferne, die die ganze Stadt dominierten. Dem Hörensagen nach, sollte sich auf der Spitze des höchsten Hauses ein unerhört luxuriöses Penthouse befinden. Für einen Augenblick fragte sich Tim, was gewesen wäre, wenn er damals der Einladung ins Silicon Valley gefolgt wäre? Hätte er eine kometenhafte Karriere gemacht, die ihm das Leben in so einem Penthouse ermöglicht hätte? Vielleicht. Aber was für einen Preis hätte er dafür zahlen müssen? Definitiv einen zu hohen! Kopfschüttelnd über den abstrusen Gedanken wandte er sich ab und fischte seinen Morgenmantel vom Stuhl. Es war an der Zeit, sich für den heutigen Tag fertig zu machen. Und er freute sich darauf. Sein Leben war gut, so, wie es war. Nein, korrigierte er sich, es war so, wie er es sich immer erträumt hatte. Wenn irgendeiner dieser superreichen, familienlosen Karriereleute ihn gefragt hätte, ob er mit ihm tauschen wolle, hätte er nur ein müdes Lächeln für ihn übrig gehabt und ihm zynisch empfohlen, vielleicht beim Weihnachtsmann mal nachzufragen, ob er etwas für ihn tun könne. Dann öffnete er die Schlafzimmertür und inhalierte genußvoll den Geruch von frisch gebratenem Fleisch und Mandelplätzchen. Der nächste Tag des Weihnachtsfestes konnte kommen. Konnte das Leben schöner sein? Ende. Frohe Weihnachten!
Patricia Krieg @ Aachen
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yasni 18.12.13  +  

Last Christmas von Betty Brown

Es ist kurz vor Weihnachten. Draußen liegt zentimeterdick der Schnee. Alles sieht so märchenhaft aus. Die Hausdächer sind mit einem Schneemantel überzogen und die Bäume tragen weiße Pelzmützen. Nun blinzelt auch die Sonne durch die grauen Wolken. Bald wird sie mit ihrer enormen Kraft die weiße Pracht zum Schmelzen bringen und die Dachlawinen werden herabstürzen und eine Gefahr für Mensch und Tier sein. Freude und Leid liegen eben dicht beieinander. Gestern war der zweite Advent. Langsam beginnt sich bei mir Weihnachtsstimmung breit zu machen und ich beginne mit Plätzchen backen. Den Teig für die Vanillekipferln habe ich gestern schon vorbereitet und im Kühlschrank gelagert. Nun gehts ans Ausrollen des Teiges. Damit er nicht an der Arbeitsplatte fest klebt, bestreue ich sie mit etwas Mehl, nehme einen Teil vom Teig und rolle ihn mit Hilfe einer Frischhaltefolie aus. Anstatt Kipferln zu formen, steche ich sie immer mit einer Mondform aus. Das geht viel schneller. Ich schalte das Radio ein. Mit Musik geht die Arbeit noch besser von der Hand. “Super Trooper” von Abba lässt mich beschwingt das erste Blech befüllen. Dann erklingt “Du bist vom selben Stern” von Ich und Ich. Auch ein schöner Song, finde ich. Statt Monde steche ich auch ein paar Sterne mit aus. Warum sollen es immer nur Kipferln sein? Zwei Bleche sind belegt, jetzt ab damit in den Ofen. Heissluft ist schon eingeschaltet auf 160°. Zwölf Minuten etwa müssen die Plätzchen backen. Das dritte Blech werden Engel. Ich liebe Engel! Mein Wohnzimmer ist voller Engelsfiguren in allen Größen. “Last Christmas” erklingt aus dem Radio. Letzte Weihnacht! Fast ein Jahr ist seitdem vergangen. Damals ging es mir nicht so gut. Letzte Weihnacht! Damals wollte ich weggehen, für immer. Last Christmas! In einem Kopf gibt es plötzlich einen Stich. Ich bestreue die Arbeitsfläche mit Mehl, nehm einen Teil vom Teig und rolle ihn mit Hilfe von Frischhaltefolie aus. Mit einer Mondform steche ich Kipferln aus. Warum Kipferln? Wo ist meine Engelsform? Ich war doch schon beim Engel ausstechen. Zwei Bleche mit Monden und Sternen müssten schon im Ofen sein. Der Ofen ist aber noch leer! Das Radio ist aus. Seltsam! Da klingelt das Telefon. Auch das noch! Ich wasche meine Hände, trockne mich schnell ab und greife zum Hörer. “Petra Berger, guten Tag!” “Hallo Petra, hier ist Sandra. Wollte nur noch mal nachfragen, ob alles klappt. Du und Claus, Ihr kommt doch heut um 19.00 Uhr zu meiner Geburtstagsfeier, oder? Ich freu mich schon riesig, Euch wieder mal zu sehen.” “Äh, Geburtstagsfeier, heute? Ich dachte, die ist erst am Samstag?” “Aber Petra, heut ist Samstag und am nächsten Samstag da bin ich doch schon mit Jürgen im Urlaub in Thailand.” Spinn ich jetzt oder erlaubt sich meine Freundin Sandra einen Scherz mit mir? Sie war doch im letzten Jahr mit Jürgen in Thailand, anlässlich ihres 50. Geburtstages! “Du fliegst schon wieder nach Thailand? Und mit Jürgen? Vertragt Ihr Euch wieder?” “Wieso schon wieder nach Thailand? Ich war noch nie in Thailand! Ach, Du meinst, weil wir uns neulich gestritten haben? Das waren doch nur Kleinigkeiten. Natürlich vertragen wir uns wieder.” “Aber Ihr seid doch getrennt!” “Petra, was ist los? Geht es Dir vielleicht nicht gut”? “Was ist heut für ein Tag und wie alt wirst Du noch mal, Sandra?” Stille! Dann Sandras Stimme diesmal etwas lauter und etwas genervt: “Heut ist Samstag, der 10. Dezember und ja, ich werde 50, na und? Davon geht die Welt nicht unter. Und ob Du`s glaubst oder nicht, ich freu mich drauf! Du bist doch auch schon 50.” Wieso wird Sandra plötzlich nochmal 50? Wieso ist Samstag der 10. Heut ist doch Montag, der 10. Dezember 2012. Weil heuer ein Schaltjahr ist, fiel der Tag damals auf einen Samstag. Aber das ist ein Jahr her!!! Irgendwas stimmt hier nicht! “Hab doch nur Spaß gemacht”, entgegne ich, obwohl es alles andere als nur Spaß ist. Was läuft hier? “Erstmal alles Liebe und Gute zu Deinem Geburtstag!” Ich versuche, meine Stimme fröhlich klingen zu lassen “Dankeschön! Ach, bin ich froh, ich dachte schon, mit Dir wär was nicht in Ordnung. Also ich freu mich auf Euch beide! Bis heut Abend, dann tschau! “Tschau, bis dann!” Ich geh zurück zu meinen Plätzchen. Monde ausstechen. Wo ist die Sternform und die Engelsform? Mein Blick fällt zum Fenster. Wo ist der Schnee plötzlich hin? Vorhin war doch noch alles weiss draußen. Das kann doch nicht so schnell weg getaut sein! Ich befülle 3 Bleche nur mit Monden und backe sie nacheinander. Irgendwie brummt mir der Kopf. Ich geh zum Briefkasten und hole die Zeitung und die Post. Es ist eine dicke Zeitung, Wochenendausgabe vom Samstag, den 10. Dezember 2011!!! Ich starre das Datum an. Wie ist das nur möglich? In der Post ist Reklame und eine Rechnung der Reparaturwerkstatt unseres Autos. Genau die gleiche Rechnung bekamen wir vor einem Jahr! Dieses Auto haben wir inzwischen gar nicht mehr. Ich haste in unsere Wohnung drei Treppenabsätze rauf. Ich muss mich hinlegen. Mein Kopf hämmert wie verrückt. Und mir ist schlecht. Die Zeitung und die Post fliegen achtlos auf den Wohnzimmertisch. Ich leg mich auf das Sofa und schließ die Augen. Meine Tigerkatze Maunzi legt sich neben mich und schnurrt. Ich streichle sie sanft. Katzen beruhigen ja und bestimmt stehe ich in ein paar Minuten wieder fröhlich auf und alles ist wieder normal. Wahrscheinlich haben mir meine Nerven nur einen bösen Streich gespielt oder ich hab geträumt. Ich höre, wie ein Schlüssel die Eingangstür aufsperrt. Herein kommt mein Mann mit einer vollen Einkaufstasche. “Hallo, Schatz, wo steckst Du? Ich hab alles bekommen in der Stadt. Hab auch noch Blumen für Sandras Geburtstag mitgebracht.” Ich schrecke hoch und Maunzi springt ebenfalls geschockt vom Sofa. Mein Kopf pulsiert. Es war also kein böser Traum. Es ist Wirklichkeit. Genau diese Szene kenn ich doch schon. Und dann dämmert es mir: Ich bin ein Jahr zurückversetzt worden, wie und warum auch immer! Claus kommt ins Wohnzimmer und seine schmutzigen Schuhe hinterlassen lehmige Fußabdrücke auf dem schönen blauen Veloursteppichboden. “Oh nein, kannst Du nicht Deine Schuhe abputzen, bevor Du rein kommst!” fahre ich ihn an. “Ich hab den Teppich erst gereinigt”. “Wie siehst Du denn aus”, entgegenet er stattdessen. “Du bist ja bleich wie ein Geist!” “Ich – ich hab Migräne”, stammele ich und halte meinen Kopf. “Ich leg mich besser wieder hin.” “Ja, tu das, damit Du heut Abend wieder fit bist. Ich mach mir inzwischen ein Wurstbrot.” Meine Beine sind plötzlich wie Gummi und ich schleppe mich wieder zum Sofa um gleich darauf einzuschlafen. Als ich ein paar Stunden später aufwache, fühle ich mich schon besser. Claus sitzt am Computer und schaut sich Fotos an. “Hallo, geht es Dir wieder besser?” fragt er mitfühlend. “Ja, danke. Soll ich uns einen Kaffee machen?” “Oh ja, prima Idee.” Ich schalte die Kaffeemaschine an und sortiere ein paar Plätzchen und Lebkuchen auf einen Teller. “Sind die Kinder auch da?”frage ich meinen Mann “Anna ist oben, Marie ist bei ihrer Freundin.” Ich rufe nach Anna. Sie kommt aus ihrem Zimmer die Treppe herunter. Wenn es was zu Essen gibt, ist sie immer schnell da. “Hi, Mam. Hast Du meine Socken noch nicht gewaschen?” fragt sie zur Begrüßung. Mit 25 Jahren wohnt sie immer noch zu Hause. Anstatt sich selber um ihre Wäsche zu kümmern, muss ich das immer machen. Aber ich bin es so gewohnt. “Nein, das hat sich noch nicht gelohnt”, erwidere ich.”Morgen ist wieder genug Wäsche da für eine Maschinenladung.” “Na toll”, mault sie, gießt sich ein Glas Cola ein und belädt ihren Teller mit Plätzchen und Lebkuchen. Genüsslich verspeist sie diese. “Für heut Abend ist eine Pizza für Dich und Marie im Kühlschrank”, sage ich. “Ich hab sie heut Vormittag frisch gemacht. Wir sind bei Sandra zum Geburtstag eingeladen.” “OK, danke”. Wenigstens mal ein Dankeschön. Das hör ich viel zu selten. –immer ist alles selbstverständlich was ich mache. Auch Marie wohnt mit ihren 22 Jahren noch immer bei uns. Als Krankenschwester verdient sie nicht so viel, dass sie sich eine eigene Wohnung leisten kann. Anna hat auch nur eine befristete Arbeitsstelle in einer Anwaltskanzlei. Heutzutage kriegt man fast nur noch befristete Arbeitsverträge. Die jungen Leute haben es schon nicht leicht. Da kommt man ihnen als Eltern natürlich gern entgegen und unterstützt sie wo es geht. Wir haben ja Platz in unserer Vierzimmerwohnung, warum sollten sie sich da selber in Unkosten stürzen? Aber ein kleines bisschen Anerkennung könnte man schon erwarten. Schließlich war ich immer für die beiden da, seit ihrer Geburt. Heut ist Sandras Geburtstag und ich weiss genau, wir werden zu spät kommen, weil Marie die Chaotin wieder irgendein wichtiges Kleidungsstück nicht finden kann. Sie braucht es genau in dem Augenblick, als Claus und ich am Gehen sind. Ich helf ihr suchen und es entbrennt wieder mal ein heftiger Streit über ihre Schlamperei. Natürlich ist ihre geliebte Bluse unter einem Stapel von Wäsche, der sich auf einem Stuhl türmt. “Oh nein”, ruft sie entsetzt. “Ich brauch die unbedingt für heut Abend. Kannst Du sie mir noch bügeln, bitte!” Wie jedesmal lass ich mich breitschlagen, während Claus schon genervt den Gang hin und her läuft und ständig auf die Uhr schaut. Mit 20 Minuten Verspätung kommen wir bei Sandra in der Gaststätte, wo die Feier stattfindet, an. Wir entschuldigen uns und gratulieren mit einer innigen Umarmung unserer Freundin zum Geburtstag.und überreichen Blumen und ein Geschenk. Zum Empfang bekommen wir gleich ein Glas Sekt gereicht und stoßen mit ihr und einigen weiteren Gästen an. Ihre Familie ist da und noch ein paar Freunde, die wir so von Geburtstagen her kennen. Anfangs ist alles noch harmonisch, das Essen ist sehr lecker und wir führen eine angeregte Unterhaltung. Doch der Alkohol fließt und Claus ist ja nie einem Gläschen abgeneigt. Ein Glas Wein hier und nach jedem Menügang nochmal eins. Danach wird auf Schnaps umgestiegen.und schließlich gibt es auch noch Whiskey. Während ich nur zum Essen ein Glas Wein trinke und danach bei Wasser bleibe, ist Claus schon sehr angeheitert und fängt an, schlechte Witze zu erzählen. Mir ist das alles so peinlich. Ich weiss genau, dass alles in einem fürchterlichen Fiasko enden wird, aber verhindern kann ich es trotzdem nicht. Claus beginnt mit der jungen Bedienung zu flirten.Die geht auch noch voll darauf ein. Warum hab ich nicht eingegriffen? Ich wusste doch, was kommt. Claus geht nach draußen und ich weiss auch, dass ich ihn und die Bedienung wenige Minuten später erwische, wie sie zusammen in einem Nebenraum knutschen. Und wieder hole ich meinen Mantel und verlasse fluchtartig das Restaurant. Bis zum Bahnhof ist es nicht weit und von da aus fahre ich mit demTaxi nach Hause. Es ist genau so wie vor einem Jahr. Warum muss ich das alles nochmal erleben? Was hat es für einen Sinn, wenn ich sowieso nichts daran ändern kann? Ist das Schicksal tatsächlich vorgegeben? Egal was kommt, auch wenn man vorher schon alles weiss, man kann nichts aufhalten oder ungeschehen machen? Ich gehe in das gemeinsame Schlafzimmer und schließe ab. Zum ersten Mal. Soll Claus doch auf dem Sofa schlafen, wenn er überhaupt zum Schlafen heim kommt. Es ist nach 1.00 Uhr, als ich ihn kommen höre. Lautstark knallt die Eingangstür ins Schloss. Bald darauf fällt ein Kleiderbügel aus der Garderobe zu Boden. Claus trampelt die Treppe rauf und rüttelt an der Schlafzimmertür. Ich reagiere nicht. Er rüttelt und brüllt: “Mach die Türe auf, was soll das!” Ich gebe keine Antwort. Irgendwann hört er damit auf und fluchend zieht er von dannen. Endlich Ruhe! Die Kinder sind anscheinend auch noch nicht da. Gott sei Dank, dann haben sie wenigstens nichts mit bekommen. An Schlaf ist natürlich nicht zu denken. Ich wälze mich von einer Seite auf die andere und gucke halbstündlich auf die Uhr. Genau wie vor einem Jahr. Morgen wird Claus mit einem Blumenstrauß zum Frühstück erscheinen, den er wohl am Bahnhofskiosk gekauft hat. Er denkt, damit ist wieder alles aus der Welt. Aber das ist es nicht. Anschließend wird er mir Vorhaltungen machen, dass ich einfach die Feier verlassen habe. Sowas kann man doch einer Freundin nicht antun! Ich trinke meinen Kaffee, ess ein Brötchen und nehm zwei Aspirin. “Schon wieder Migräne?” fragt Claus. “Dann trink doch nicht so viel.” Ich geh hoch. “Ich hab nicht viel getrunken, im Gegensatz zu Dir”, werfe ich ihm an den Kopf. “Du weisst ja nie, wann Schluss ist!” Ich räum mein Frühstücksgeschirr in die Küche und stelle es in den Geschirrspüler. Claus trägt seine Sachen nur in die Küche und stellt es ab. Dann geht er wieder an seinen Computer. Sandra ruft an und fragt, wie es mir geht. “Claus sagte, du hattest wieder deine Migräne, deshalb bist du nach Hause. “ “Migräne, ja es wurde plötzlich ganz schlimm!” Ich habe keine Lust für Erklärungen. “Danke nochmal für alles, Sandra. Und – flieg lieber nicht mit Jürgen nach Thailand. Es – es wäre besser für Euch beide!” “Warum? Hast Du etwa eine Vorahnung? Falls das Flugzeug abstürzt, dann ist es eben so bestimmt,” meint Sandra leichthin. “Nein, nur Thailand ist gefährlich., die kleinen Thailänderinnen und so. Männer um die 50 fallen da leicht auf solche rein. Du weisst schon, die Hormone!” Sandra lacht. Aber doch nicht Jürgen! Da pass ich schon auf, dass er keine Dummheiten macht.” Wenn sie wüsste! “Du und Claus seid beide im selben Alter wie wir und da ist doch auch keine Gefahr, oder? Bei Euch ist doch alles in Ordnung?” “Ja, natürlich”, lüge ich. “Es sind ja nicht alle Männer gleich”. Die zwei fliegen für drei Wochen nach Thailand und im neuen Jahr werden sie sich trennen wegen einer Thailänderin, in die sich Jürgen unsterblich verliebt. Aber das können sie natürlich noch nicht wissen. Doch ich weiss es und kann es wieder nicht verhindern. Marie zieht noch vor Weihnachten zu ihrer Freundin in eine Dreizimmerwohnung. Anfangs kommt sie noch täglich heim zum Essen, dann nur noch am Wochenende. Es ist ungewohnt für mich nach all den Jahren und es schmerzt schon etwas, aber andererseits habe ich dadurch auch mehr Freiraum. Und Anna ist ja auch noch da. Aber wie sieht mein Leben aus? Täglich derselbe Trott. Katze füttern, Frühstück machen, aufräumen, einkaufen, waschen, putzen, kochen. Claus wollte nie, dass ich arbeiten gehe, auch als die Kinder schon größer waren. Er verdient schließlich genug für uns beide. Ausserdem genießt er es, dass ich daheim bin und für alles sorge. Es würde ihm nicht gefallen, wenn er z.B. Urlaub hätte und ich müsste vielleicht arbeiten. Womöglich auch am Wochenende. Wenn er aus der Arbeit kommt, kriegt er sein warmes Essen, das ich für ihn gekocht hab. Das möchte er natürlich nicht missen. Es ist schön für ihn, dass ich immer zur Verfügung stehe. Am Abend sitze ich meistens allein vor dem Fernseher und Claus an seinem PC. Er gibt vor, zu arbeiten, aber ich weiss genau, dass er das nicht tut. Er surft im Internet. Dabei trinkt er Wein und auch stärkere Sachen und denkt, ich merke es nicht. Wie oft hat er schon beteuert, nichts mehr zu trinken, als ich ihn darauf angesprochen habe. Ich mach mir schließlich Sorgen um ihn. Seine Versprechungen halten jedoch nie lange an. Wahrscheinlich wird sich nie mehr was ändern.Seine Arbeit fordert ihn sehr viel. Claus ist Abteilungsleiter in einer großen Firma und hat sehr viel Verantwortung. Aber das haben andere auch und trinken trotzdem nicht. Irgend eine Ausrede braucht man wohl dafür. Eigentlich hätte ich allen Grund, zur Flasche zu greifen. Stattdessen bin ich oft niedergeschlagen, ja sogar teilweise depressiv und leide immer häufiger unter Migräne. Irgendwas muss sich ändern, so kann es nicht weiter gehen! Kurz vor Weihnachten kommt mit der Post eine Fotokarte aus Thailand an. Sandra und Jürgen am Strand in Phuket eng umschlungen. Sie sind gut angekommen, schreibt Sandra und sie genießen diesen Traumurlaub. “Die sehen richtig glücklich und erholt aus”, meint Claus, als ich ihm die Karte am Abend zeige. “Ja, noch”, entgegne ich, “aber nicht mehr lange.” “Wie meinst du das?” Verflixt, ich hab mich verraten. Was soll ich jetzt sagen? “Ich meine, dass sie ja bald wieder nach Hause müssen. Dann, dann hat sie der Alltag wieder,” stottere ich. “So ist das nun mal. Nichts hält ewig.” Nichts hält ewig, meint er auch das mit uns? Am Tag vor Heilig Abend wird bei uns immer der Weihnachtsbaum aufgestellt. Claus drapiert ihn schimpfend in den Christbaumständer, weil er nie so passt, wie er sollte. Schließlich hat der Baum die richtige Position und Claus kann die Beleuchtung anbringen. Den restlichen Baumschmuck hänge ich an unsere Tanne. Als alles fertig ist und der Baum in festlichem Glanz erstrahlt, meine ich jedes Mal, dass wir den bisher schönsten Weihnachtsbaum haben. Claus ist auch zufrieden und bewundert unseren Christbaum. Dann kommt der Heilige Abend. Am Vormittag kaufe ich noch frische Sachen ein für die Feiertage: vom Metzger und vom Bäcker. Mittags gibt es nur Würstchen mit Semmeln, denn ich hab noch so viel zu tun. Geschenke müssen noch verpackt werden, ich muss noch die Wohnung putzen und die Pute für das festliche Abendessen vorbereiten. Dazu gibt es Blaukraut und Knödel. Kurz nach 18.00 Uhr kommt Marie, ausnahmsweise mal fast pünktlich. Auch Anna ist da und wir vier beginnen mit einem harmonischen Abendessen. Als Dessert serviere ich Eissterne mit einer Schokoladensoße. Alle sind rundum satt und zufrieden. Marie und Anna helfen mir beim Abwasch, der nicht mehr in den Geschirrspüler passt. Danach ziehen wir uns alle um zur Bescherung. Ich lege die Geschenke unter den Tannenbaum und läute das Glöckchen, das ich schon damals benutzt habe, als die Kinder noch klein waren. Das Wohnzimmerlicht ist ausgeschaltet und nur der Baum erstrahlt in hellem Glanz. Maunzi ist fasziniert von einer Christbaumkugel und beginnt, damit zu spielen. Ich lenke sie mit einem Katzenspielzeug ab. Wir singen alle vier Weihnachtslieder. Früher haben wir sogar selber dazu gespielt und auch öfter Hausmusik gemacht. Mit Keybord, Flöte und Gitarre. Jetzt läuft nur der CD-Player dazu. Trotzdem ist es schön und endlich wird mir auch weihnachtlich zumute. Die Geschenke werden ausgepackt. Jeder freut sich, weil er das Ersehnte bekommen hat. Claus hat mir eine wunderschöne Halskette geschenkt mit einem Diamantanhänger. Die hab ich mal in der Auslage eines Schmuckgeschäftes bewundert. Claus erhält einen Fotoapparat, den er sich ebenfalls gewünscht hat. Danach gibt es Punsch und Plätzchen und wir sitzen alle gemütlich beisammen. Aber nicht sehr lange, denn dann verabschieden sich Marie und Anna, weil sie sich noch mit Freunden treffen wollen. Ich verstehe es ja und lass sie gehen. Claus öffnet sich eine Flasche Rotwein und nicht lange danach ist sie leer. “Musst Du schon wieder so viel trinken!,” rüge ich ihn vorwurfsvoll. “Ist doch gar nicht viel.Ich hör ja schon auf.” Aber die Flasche hat schon seine Wirkung getan.Claus wird müde und legt sich auf das Sofa, wo er bald darauf schnarchend einschläft. Na toll! Wir wollten doch zusammen in die Christmette gehen! Dann geh ich eben alleine. Und überhaupt gehe ich gleich ganz weg und komme nie wieder zurück. Ja, das mach ich. Mir reicht es jetzt! Soll er doch sehen, wie er alleine klar kommt. Er braucht mich doch sowieso nicht, er braucht nur seinen Alkohol. Mit dieser Wut im Bauch ziehe ich mich an und mach mich auf den Weg in unsere Kirche auf dem Berg. Obwohl ich bereits eine halbe Stunde vor Mitternach da bin, ist die Kirche schon ziemlich gefüllt und ich finde grade noch ein Plätzchen in der letzten Reihe. Die Kirche ist wunderschön geschmückt und viele Kerzen brennen an zwei großen Weihnachtsbäumen, die vorne am Altar stehen. Eine große Krippe mit holzgeschnitzen Figuren, die Josef und Maria mit dem Jesuskind darstellen, steht auch da. Meine Gedanken schlagen Purzelbäume. Wo soll ich eigentlich hingehen? Egal, nur weg von hier. Vielleicht fährt nachts noch ein Zug irgendwohin? Und die Kinder, was soll aus ihnen werden? Sie brauchen mich doch. Sie brauchen mich nicht mehr, sagt eine innere Stimme. Sie sind erwachsen und müssen ihr eigenes Leben leben. Und meine Eltern, was werden sie sagen? Vielleicht verstehen sie mich ja. Was wird dann aus Claus? Er wird jeden Halt verlieren, sagt die eine Stimme in mir. Und die andere Stimme sagt: Du must gehen, sonst gehst du selber zu Grunde. Ja, ich gehe. Sobald die Christmette zu Ende ist, werde ich gehen! Die Orgel ertönt, der Pfarrer betritt mit seinen Ministranten die Kirche. Es sind heute sehr viele Ministranten in rot-weißen Gewändern. Alle tragen eine große Kerze in den Händen. In feierlichem Einzug marschieren sie zuerst den Seitengang entlang und gehen dann durch den Mittelgang nach vorne zum Altar. Ein Chor beginnt zu singen. Es ist eine sehr feierliche Messe. Dann begibt sich der Priester auf die Kanzel zur Weihnachtspredigt. Normalerweise wird diese Kanzel schon lange nicht mehr benutzt.Nur einmal im Jahr zu Weihnachten wird sie geschmückt und darf die Stimme des Pfarrers von dort oben erschallen lassen. “Liebe Pfarrgemeinde”, beginnt er. Zuerst spricht er von der Hektik der letzten Zeit, der wohl niemand entgeht. Dann erzählt er vom Kummer und Leid der Menschen überall auf der Welt. Und dass es Hoffnung gibt. Hoffnung für jeden von uns. Gott hat uns seinen Sohn geschickt. Als kleines Kind kam er zu uns in die Welt, um uns seinen Frieden zu bringen. Wir müssen ihn nur annehmen und glauben. Glaube, Hoffnung und Liebe, das ist die Botschaft von Weihnachten und Frieden für uns alle. Der Pfarrer sieht mich an und mir ist es, als spräche er nur zu mir ganz allein. Glaube, Hoffnung und Liebe! Frieden auch für mich? Warum bin ich zurück gekommen in die Vergangenheit? Jetzt kann ich gehen und mein Leben neu gestalten. Ich hab eine zweite Chance! Ich werde sie nutzen! Nach der Christmette bleibe ich noch ein paar Minuten in der Kirche und bete. Dann mache ich mich auf den Weg – nach Hause. Claus kommt mir schon an der Tür entgegen. “Wo warst Du denn?” “In der Christmette. Es war sehr schön!” “Ich wollte doch gerne mitgehen. Es tut mir leid, dass ich verschlafen hab!” “Dann gehen wir morgen zusammen in die Kirche, einverstanden?” Das machen wir dann auch und Claus verspricht mir an der Weihnachtskrippe, dass er mit dem Trinken aufhört. Zuhause bereite ich das Mittagessen vor und schalte das Radio ein. “Last Christmas” ertönt es laut und ich singe mit. In meinem Kopf gibt es einen Stich. Ich stehe in der Küche an der Arbeitsfläche und rolle ein Stück Teig mit Hilfe einer Frischhaltefolie aus. Statt Kipferln steche ich Engel aus. draußen liegt zentimeterdick der Schnee. Alles sieht so märchenhaft aus. Die Hausdächer sind mit einem Schneemantel überzogen und die Bäume tragen kleine Pelzmützen. Claus kommt in die Küche und gibt mir einen Kuss. “Mhm, das riecht aber gut!” “Du must Dich noch etwas gedulden, bis die Plätzchen fertig sind”, sage ich. Last Christmas! “Weisst Du noch, letztes Jahr?” sagt er und hält mich fest. “Das wird aber nie mehr passieren!” “Ich weiss!” Claus hat eine Therapie gemacht und seitdem nie wieder getrunken. Er wird es schaffen. Als der Mann, dem das Häuschen gehörte, am andern Morgen erwachte und den bunten Baum sah, da staunte er und wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Als er aber an dem Türpfosten, den des Christkinds Flügel gestreift hatte, Gold- und Silberflimmer hängen sah, da wusste er Bescheid. Er steckte die Lichter an dem Bäumchen an und weckte Frau und Kinder. Das war eine Freude in dem kleinen Haus wie an keinem Weihnachtstag. Keines von den Kindern sah nach dem Spielzeug, nach dem Kuchen und den Äpfeln, sie sahen nur alle nach dem Lichterbaum. Sie fassten sich an den Händen, tanzten um den Baum und sangen alle Weihnachtslieder, die sie wussten, und selbst das Kleinste, das noch auf dem Arm getragen wurde, krähte, was es krähen konnte. Als es hell lichter Tag geworden war, da kamen die Freunde und Verwandten des Bergmanns, sahen sich das Bäumchen an, freuten sich darüber und gingen gleich in den Wald, um sich für ihre Kinder auch ein Weihnachtsbäumchen zu holen. Die anderen Leute, die das sahen, machten es nach, jeder holte sich einen Tannenbaum und putzte ihn an, der eine so, der andere so, aber Lichter, Äpfel und Nüsse hängten sie alle daran. Als es dann Abend wurde, brannte im ganzen Dorf Haus bei Haus ein Weihnachtsbaum, überall hörte man Weihnachtslieder und das Jubeln und Lachen der Kinder. Von da aus ist der Weihnachtsbaum über ganz Deutschland gewandert und von da über die ganze Erde. Weil aber der erste Weihnachtsbaum am Morgen brannte, so wird in manchen Gegenden den Kindern morgens beschert.
Patricia Krieg @ Aachen
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yasni 18.12.13  +  

Afrikanische Weihnachtsgeschichte übersetzt von Susanne Tüllmann und Mareike Hildebrand

Es war die Nacht vor Weihnachten und ich war sehr traurig. Mein Familienleben war extrem  durcheinander geraten und ich war sicher, dass Weihnachten niemals kommen wird. Es gab keine der üblichen Vorfreuden und Erwartungen, die ich sonst immer während der Weihnachtszeit fühlte. Ich war acht Jahre alt. Aber in den letzten paar Monaten bin ich ganz schön groß geworden. Vor diesem Jahr dachte ich, dass Weihnachten viele Dinge in mein Dorf bringt. Weihnachten war für mich immer eins der freudigsten und religiösisten Feste. Es war die Zeit der schönen Weihnachtsmusik auf den Straßen, im Radio, im TV und überall. Weihnachten war immer ein religiöse Zeremonie und die Kirche begann bereits im November mit den Vorbereitungen. Für uns fühlte sich das wirklich so an, dass wir die Geburt Jesu vorbereiteten. Weihnachten war die Zeit, wo Verwandte und Freunde sich gegenseitig besuchen. Also reisten viele Menschen und besuchten sich voller Freude in den unterschiedlichen Stämmen. Ich dachte immer, das ist Weihnachten. Oh wie sehr wünsche ich mir, ich hätte in diesem Jahr etwas von dem traditionellen Essen, dass am Weihnachtsabend und am Weihnachtstag gegessen wird. Könnte ich doch nur den Reis, das Hähnchen, die Ziege, das Lamm und die verschiedenen Früchte schmecken. Die Häuser waren immer mit wunderschönen Papierornamenten geschmückt. Die Kinder und die Jungen Leute liebten es die Häuser und die Schule mit dem farbenfrohen Krepppapier zu dekorieren. Wir alle freuten uns auf die Weihnachtsmesse in unserer Kirche. Nach der Messe gab es freudige Prozessionen durch die Straßen. Jeder war in Feststimmung und die hiesigen Musiker spielten für unseren Umzug auf. Dann, am Weihnachtstag, gingen wir alle wieder in die Kirche, lasen in der Bibel und sangen Weihnachtslieder, um uns daran zu erinnern, was die gesegnete Geburt des Jesuskindes bedeutet. Dies, so dachten wir, waren die Dinge die Weihnachten bedeuteten. Nach der Messe empfingen die jungen Leute Geschenke , besondere Schokoladen, Kekse und besondere Cracker. Den jungen Leuten wurde erzählt, dass diese Geschenke vom Vater Weihnachten kommen. Dies bedeutete Weihnachten für uns. Wir bekamen auch neue Kleidung und vielleicht ein paar neue Schuhe. Während der Festivitäten wurde jeder mit dem besondern Grußwort begrüßt. Asis hapa. Das bedeutet Fröhliche Weihnachten und ein glückliches neues Jahr. Oh wie sehr wünschte ich mir, dass diese Erinnerung heute Nacht Wirklichkeit wäre, um uns Weihnachten zu bringen. Wie dem auch sein, an diesem Weihnachtsabend liegen die Dinge anders und ich weiß, Weihnachten wird niemals kommen. Jeder von uns war traurig und verzweifelt über das, was im letzten April passiert ist, als sie sogenannte Armee der Befreiung unser Dorf angriff und alle Jungen und Mädchen mitnahm. Familien wurden getrennt und manche ermordet. Wir wurden zur Arbeit gezwungen und mussten viele Meilen ohne etwas zu Essen marschieren. Wir waren oft hungrig und es wurde uns so wenig zu essen gegeben. Es gab sehr wenig Essen. Soldaten brannten alles in unserem Dorf nieder und während unseres erzwungenen Marsches verloren wir jeden Sinn von Zeit und Raum. Wunderbarer Weise war es uns möglich während einer regnerischen Nacht den Soldaten zu entkommen. Nach einigen Wochen Dschungels fanden wir unseren Weg zurück zu unserem niedergebrannten Dorf. Die meisten von uns waren krank, erschöpft und deprimiert.  Die meisten Mitglieder unserer Familien fanden wir nicht. Wir hatten keine Ahnung welche Zeit es war. So war die Situation, bis meine kranke Großmutter die rötlichen und gelben Blüten , die wir Bergfeuer nennen, mitten auf dem Marktplatz blühen sah, wo ein Baum über Generationen stand und über Generationen um die Weihnachtszeit blühte. Er überlebte das Feuer, dass den Marktplatz einschloss. Ich erinnerte mich wie der Nektar dieser wunderschönen Blüten Insekten anzog, sie aber so benommen machte, dass sie auf den Boden fielen und so Futter für Krähen und Eidechsen wurden. Wir waren überrascht das dass Feuer der Soldaten dem Marktplatz und das Dorf verbrannte, nicht aber den Bergfeuerbaum zerstörte. Es war ein Wunder. Großmutter sagte uns, es müsse fast Weihnachten sein, weil die Blüten des Baumes jetzt blühten.  Soweit sie sich erinnern konnte, geschah das nur um die Weihnachtszeit. Mir wurde für einige Momente ganz leicht ums Herz. Aber bald wurde ich wieder traurig. Wie sollte Weihnachten ohne meiner Eltern und ohne meine Freunde in mein Dorf kommen. Wie kann dies die Weihnachtszeit sein, in der wir die Geburt des Friedensprinzen feiern. Denn seit April haben wir keinen Frieden gehabt, nur Krieg und Leid. Wie sollen wir feiern, so wie Großmutter uns auftrug, bevor sie starb. Das waren die letzten Worte die sie letzte Nacht sprach, bevor sie starb. Als ich fortfuhr über die letzten freudvollen Weihnachtsfeste nachzudenken und über das jetzige Leid hörten wir ein Auto hupten. Nicht nur ein vereinzeltes Hupen, sondern viele Autos nährten sich dem Dorf. Zuerst dachten wir, es seien Autos voller Männer mit Maschinengewehren. So verstecken wir uns im Wald. Zu unserer Überraschung waren sie es nicht und hatte auch keine Waffen. Es waren nur ganz gewöhnliche Reisende. Wie es aussah war die Brücke über den Fluss in der Nähe unseres Dorfes im letzten April zerstört worden als die Soldaten unser Dorf verließen. Weil es fast hell wurde und weil man sich erzählte dass es Landmienen auf der Strassen gibt, wollten sie dort nicht entlang fahren. So machten sie einen Umweg, der sie direkt zu unserem Dorf führte. Als sie uns sahen, waren sie völlig schockiert über das Leiden und die Zerstörung um uns herum. Viele dieser Reisenden begannen zu weinen und sie bestätigen, dass diese Nacht wirklich der Weihnachtsabend war.  Sie alle waren auf dem Weg in ihre Dörfer, um mit ihren Familien und Freunden  zu feiern. Nun haben die Umstände sie dieses mal in unser Dorf geführt in dieser vorweihnachtlichen Nacht. Sie teilten ihr bescheidenes Essen mit uns. Auch halfen sie uns in die Mitte des Marktplatzes ein Feuer zu machen, dass uns wärmte. Während all dies geschah, wurde meine Schwester plötzlich so krank, dass sie nicht mehr aufrecht stehen konnte. Kurze Zeit nach dem wir in unser Dorf zurück gekehrt waren erzählte mir meine Großmutter, dass meine älteste  Schwester ein Baby erwartet. Seit dem wir alle den Soldaten entkommen waren befand sich meine Schwester in einer Art sprachlosen Schock. Ich hatte solche Angst um meine Schwester, wir hatten keine Medizin und waren weit entfernt vom nächsten Krankenhaus. Einige der Reisenden und Dörfler zogen ihre Hemden und Kleider aus und machten daraus ein Bett. Meine Schwester legte sich darauf nah an das Feuer, das wir entzündet haben. In dieser schicksalshaften Nacht brachte meine Schwester einen wundervollen Jungen auf die Welt. Das verlangte nach einer Feier. Krieg oder nicht Krieg. Afrikaner müssen tanzen und wir feierten bis der Hahn um sechs in der Früh krähte. Wir sangen Weihnachtslieder. Jeder sang in seiner oder ihrer eigenen Sprache. Zum erstenmal verschwand der Schmerz und die Agonie der letzten paar Monate. Als der Morgen schließlich anbrach wurde meine Schwester gefragt: “Wie wirst du das Baby nennen?“ Ob du es glaubst oder nicht, zum Ersten mal seit der Zeit wo unser Dorf niedergebrannt wurde und all die Jungs und Mädchen mitgenommen wurde sprach sie. Sie sagte:“ Sein Name ist gye nyane. Das heißt, ich fürchte nichts außer Gott.“ So feierten wir in dieser Nacht Weihnachten. Weihnachten kam in dieser Nacht wirklich in unser Dorf. Aber es kam nicht mit den Autos oder Reisenden, sondern mit der Geburt meines Neffen in mitten unseres Leidens. Wir sahen Hoffung in dem was dieses kleine Kind tun kann. In dieser Geburt zeigte sich die universale Geschichte, wie sich die schlimmen Dinge in universelle Hoffnung wandeln können. Die Hoffnung die wir im Jesuskind gefunden haben. Ein Wunder geschah in dieser Nacht vor Weihnachten. Plötzlich wusste ich, dass wir nicht mehr allein sind. Ich wusste jetzt, dass es Hoffung gab. Ich hab gelernt, das Weihnachten, trotz aller Umstände kommt. Weihnachten ist immer in uns allen. Weihnachten kam sogar zu uns, in unser Dorf in dieser Nacht.
Patricia Krieg @ Aachen
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yasni 15.12.13  +  

Noth verlässt Versicherungskonzern: Talanx schafft IT-Vorstand ab

Der Aufsichtsrat des Versicherungskonzerns Talanx hält einen CIO nicht mehr für nötig. Damit verliert Thomas Noth zum Juni kommenden Jahres seinen Job. Er hat seine Arbeit zu gut gemacht: Thomas Noth, CIO der Talanx und Geschäftsführer der IT-Tochter Talanx Systeme, wird den Hannoveraner Versicherungskonzern im kommenden Frühjahr verlassen. Sein Vertrag läuft Ende Mai aus und wird nicht verlängert. Offiziell klingt das so: "Vor dem Hintergrund der erfolgreichen Konsolidierung der inländischen Informationstechnologie im Talanx-Konzern hält der Aufsichtsrat der Talanx AG eine eigenständige CIO-Funktion im Holdingvorstand für nicht mehr erforderlich." Demnach hat sich Noth quasi selbst abgeschafft. Wenn Noth Ende Mai 2014 in "bestem Einvernehmen" ausscheidet, übernimmt bei der Talanx Vorstandschef Herbert K. Haas die IT. Noths Aufgaben bei der Talanx Systeme gehen an Jörn Stapelfeld, der damit eine Doppelfunktion erfüllt. Er verantwortet weiterhin das Vorstandsressort "Betrieb und Schaden" bei der Talanx. Das CIO-Magazin und unsere Schwesterpublikation Computerwoche wählten Noth 2012 zum "CIO des Jahres" in der Kategorie Großunternehmen. Der Titel würdigte insbesondere ein Großprojekt, das der promovierte Betriebswirtes 2009 angestoßen hatte: die Ablösung alter Systeme und die Einführung von Standardsoftware. Noth kooperierte dabei mit SAP, Walldorf, und Accenture, Kronberg/Taunus. Hintergrund des Projektes waren zum Einen ein massiver Investitionsstau in der IT und zum Anderen der Zukauf von Gerling und HDI. Zwar waren die beiden Gesellschaften formal miteinander verschmolzen, operierten aber noch mit zwei verschiedenen Systemwelten. SAP eingeführt Anfang 2010 setzte Noth das Vorhaben gemeinsam mit SAP und Accenture auf. Dabei legte der CIO von Anfang an Wert auf die enge Zusammenarbeit von Fachabteilung und IT. Tandems aus je einem ITler und einem Fachvertreter sollten sicherstellen, dass der Change im ganzen Unternehmen ankommt. Hinzu kam eine weitere Aufgabe: Der Versicherungskonzern gründete einen eigenen IT-Dienstleister, die Talanx Systeme (TaSys). Noth fungiert als Vorstandsvorsitz und ist damit in Personalunion Talanx-IT-Vorstand und TaSys-Vorstands-Chef. Noth war 2008 bei der Versicherung eingestiegen. Zuvor arbeitete der 53-Jährige unter anderem sechs Jahre lang für die Finanz-IT (heute: Finanz Informatik), einen IT-Dienstleister der Sparkassengruppe. Über seine künftigen Pläne ist nichts bekannt.
Patricia Krieg @ Aachen
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yasni 12.12.13  +  

Internet-Unternehmer: NSA-Problem wäre in wenigen Monaten lösbar

Die Internet-Branche wettert öffentlich gegen die Spionage von Geheimdiensten. Der Chef des beliebten Speicherdienstes Evernote vertraut dennoch auf die Politik. Er erwartet schon bald neue Regeln für die Geheimdienste. Der Gründer des Online-Speicherdienstes Evernote, Phil Libin, hält das Problem der Internet-Überwachung durch die NSA binnen weniger Monate für lösbar. "Wir leben in einer Demokratie, wir müssen unserer Regierung sagen, was wir wollen - und sie muss das tun", sagte Libin der dpa bei der Internet-Konferenz LeWeb in Paris am Dienstag. Er rechne innerhalb von sechs Monate mit einer neuen gesetzlichen Regelung, die die Massenüberwachung einschränkt. Die Diskussion um Internet-Überwachung sei einfach noch nie geführt worden. "Das Gute daran ist, dass wir diese Debatte jetzt haben, während die Cloud-Wirtschaft erst am Anfang steht - und nicht in zehn Jahren." Das Vertrauen müsse wiederhergestellt werden. "Es ist entscheidend für das Geschäft der Online-Branche, dass sie die verlorene Unschuld wiedergewinnt", sagte Libin. Evernote ist ein Online-Speicherdienst, in dem Nutzer von Kontaktdaten über Internet-Links bis hin zu Kochrezepten alle möglichen Informationen ablegen können. Mehr als 50 Millionen Menschen nutzen nach Unternehmensangaben den Dienst. Geld verdient das kalifornische Unternehmen mit Bezahlangeboten wie zusätzlichem Speicherplatz. Evernote unterstütze den Aufruf der großen Internet-Konzerne um Apple, Google, Facebook und Microsoft für eine Reform des Überwachungsapparats, sagte Libin. "Wir hätten auch unterzeichnet, wenn sie uns mit ins Boot genommen hätten." (dpa/rs)
Patricia Krieg @ Aachen
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yasni 12.12.13  +  

IT-Strategietage 2014: Welche Innovationen den Audi-CIO antreiben

Die Hamburger IT-Strategietage am 13. und 14 Februar stehen 2014 unter  dem Motto "Innovation drives Business". CIO Mattias Ulbrich von Audi  fand das gerade passend. Innovation ist sein Lieblingsthema. Hier nennt  er die Trends, die seine Branche umtreiben.CIO.de: Welche Innovationen treiben Sie um?Mattias Ulbrich: Da gibt es mehrere. Mit dem pilotierten Einparken und dem pilotierten  Fahren bis zu 50 Stundenkilometer haben wir dieses Jahr zum Beispiel auf  der CES (Consumer Electronics Show, Anm. d. Red.) in Las Vegas etwas  gezeigt, was unsere Branche grundlegend verändern wird. Die  amerikanische Zeitschrift MIT Technology Review hat uns dafür in die  Liste der 50 innovativsten Unternehmen der Welt aufgenommen.CIO.de: So etwas präsentieren Sie auf der CES?Mattias Ulbrich: Ja, unbedingt. Herr Stadler (Vorstandsvorsitzender von Audi, Anm. d.  Red.) wird dort nächstes Jahr auch die große Eröffnungsrede halten.CIO.de:  Google und IBM bauen auch an eigenen Fahrzeuglösungen. Wenn Sie so  Dinge wie pilotiertes Fahren und vernetzte Autos mit IT-Anbietern  diskutieren, kommt da manchmal die Frage auf: Wem gehören eigentlich die  Daten?Mattias Ulbrich: Die Daten gehören in erster Linie unseren Kunden. Wir nutzen die Informationen, um ihnen einen Mehrwert zu bieten.CIO.de:  Wenn die Vernetzung von Autos verschiedener Marken weiter  voranschreitet, könnten dann Marktfremde wie IBM im Automobilsektor Land  gewinnen?Mattias Ulbrich: Wir arbeiten ja heute schon eng  mit Partnern aus der ITK-Welt zusammen. Gleichzeitig konzentrieren wir  uns auf Kooperationen im Volkswagen-Konzern.  Volkswagen produziert jetzt schon mehr als neun Millionen Fahrzeuge pro  Jahr. Die sind noch nicht alle vernetzt, aber der Anteil steigt  kontinuierlich.CIO.de: IT und Business wachsen zusammen?Mattias Ulbrich: Das ist für uns ein wichtiges Thema.CIO.de: An welchen Stellen kommt die interne IT ins Spiel, wenn es um Innovationen geht?Mattias Ulbrich: Ich weiß nicht, ob Sie unsere virtuellen Showrooms kennen? An unseren  Audi-City-Standorten kann der Kunde schon heute sein Traumauto auf  großen Bildschirmen bis ins letzte Detail konfigurieren. Wie die Auswahl  an Farben, Sitzen oder Armaturen tatsächlich in einem Fahrzeug aussieht  und wie die gewünschte Motorisierung klingt, das können wir bereits  virtuell darstellen. Das wird immer wichtiger, denn die Händler können  die vielen Modelle in ihren verschiedenen Ausstattungen nicht alle  vorhalten. In Großstädten wie London und Peking haben wir diese  virtuellen Showrooms schon. Anfang 2014 werden wir auch eine Audi City  in Berlin eröffnen.CIO.de: Ist die interne IT auch daran beteiligt, die vielen Modelle mit ihren Sonderausstattungen zu produzieren?Mattias Ulbrich: Die IT spielt auch in der Produktion eine wichtige Rolle. Wir  reduzieren die Komplexität mit einer elektronischen Wagenbegleitkarte.  Dafür hängen in der Produktion und auch in der Logistik große Monitore,  die den Mitarbeitern zeigen, welche Arbeitsschritte anstehen und welche  Bauteile sie berücksichtigen müssen.CIO.de: Die elektronische Wagenbegleitkarte ist aber nicht neu.Mattias Ulbrich: Aber die integrierte elektronische Wagenbegleitkarte ist neu. Ich gebe  Ihnen ein Beispiel, wie das funktioniert: Der Mitarbeiter stellt beim  Einbau fest, dass die Antenne defekt ist. Die Antenne hat nun aber die  Farbe des Autos, und er darf nicht irgendeine andere dort einbauen. Mit  der integrierten Wagenbegleitkarte kann er jetzt an die  Produktionsleitung zurückspielen, dass da später noch etwas nachgeholt  werden muss.CIO.de: Wir sind gespannt. Werden Sie uns die Wagenbegleitkarte auch in Hamburg vorstellen?Mattias Ulbrich: Die enge Zusammenarbeit von IT und Produktion wird sicher ein Thema  sein. Ich werde aber auch über Innovationen in der Kommunikation  sprechen. Audi wird immer internationaler. Wir wachsen in China und  bauen gerade ein neues Werk in Mexiko. Dafür bedarf es einer innovativen  Enterprise-2.0-Lösung inklusive eines fortschrittlichen  Wissens-Managements.Audi-CIO Mattias Ulbrich spricht auf den Hamburger Strategietagen über IT in der Produktion. Foto: cio.deCIO.de: Knowledge -Management klingt aber nicht innovativ.Mattias Ulbrich: Ich werde Ihnen in Hamburg unsere Lösung vorstellen. Die ist recht  pfiffig. Wir verfolgen einen integrierten Ansatz. Mitarbeiter sehen auf  einen Blick, welche Projekte gerade laufen und was im Audi-Social-Web  los ist.CIO.de: Wer sind die Anbieter?Mattias Ulbrich: Freut mich, dass ich Sie neugierig gemacht habe. Die Details stelle ich Ihnen dann in Hamburg vor.
Patricia Krieg @ Aachen
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yasni 05.12.13  +  

Fehlende Freiheit macht krank

Das bekannteste Modell zur Erklärung von Arbeitsstress und dadurch bedingten psychischen Störungen stammt von dem Soziologen Robert Karasek: Die Gefahr liegt nicht allein in hohen Arbeitsanforderungen und auch nicht nur im fehlendem Handlungsspielraum, sondern sie steigt bei einer Kombination von beidem. Andreas Seidler, Direktor des Instituts und der Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin an der Technischen Universität Dresden, hat in einem internationalen Kooperationsprojekt über 4.000 Studien zu seelischen Krankheiten und Arbeitsbedingungen gesichtet: "Die Ergebnisse unserer systematischen Auswertung zeigen eine klaren Zusammenhang zwischen den psychosozialen Arbeitsbedingungen und dem Ausbruch von Burnout, depressiven Beschwerden bis hin zu einer schweren Depression." Und es zeigte sich, dass entsprechend dem Karasek-Modell insbesondere die Kombination von hohen Arbeitsanforderungen und niedrigem Tätigkeitsspielraum die mentale Gesundheit gefährdet. Aber Seidler und Kollegen konnten in der Meta-Analyse auch einen statistischen Zusammenhang für beide Komponenten finden, getrennt voneinander. "Ich würde also nicht sagen, dass die Anforderungen unendlich hoch sein können, ohne dass das zu psychischen Erkrankungen führt, wenn nur genug Handlungsspielraum vorhanden ist", sagt Seidler. "Wir haben festgestellt, dass hohe Arbeitsanforderungen ebenso wie geringer Tätigkeitsspielraum das Risiko einer Depression um jeweils 20 Prozent oder mehr steigern." Die Psychologin Beate Schulze, Leiterin "Kernkompetenz Stressmanagement" an der Universität Zürich und Vizepräsidentin des Schweizer Expertennetzwerks für Burnout, hat in eigenen Studien ähnliches festgestellt. Wenn die Balance zwischen Arbeitsbelastung, Gestaltungsspielraum und Belohnungen nicht stimmt, ist die mentale Gesundheit der Arbeitnehmer gefährdet. Wenn dieser so genannte Person-Environment-Fit nicht stimmt, also die Menschen sich bei ihrer Arbeit fehl am Platz fühlen, leiden sie eher an psychischen Störungen.
Patricia Krieg @ Aachen
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yasni 29.11.13  +  

Meine Lieblingszahlen: 0, 9 und 3

Obwohl ich Mathematikerin bin, habe ich Lieblingszahlen. Hier sind meine Be gündungen: 3: Vater, Mutter und Sohn - mein engster Familienkreis. 9: Von einer 9 fühle ich mich magisch angezogen, denn wenn ich "1" dazuzähle verändert sich das Bild stärker als bei jeder anderen Zahl. Sieht es nicht faszinierend aus, wenn ich 9 + 1 = 10 oder 99 + 1 = 100 bei den yasni-Klicks erziele? Auch 19 + 1 = 20 ist doch ganz anders als zuvor. Magie der "9" :-) 0: Die Null ist nicht nichts, sie hat bei der Multiplikation große Kraft! Unser Binärsystem basiert auf 0 und 1, damit ist der gesamte Maschinencode strukturiert. Also ist der Binärraum einer der wichtigsten Zahlenräume der Neuzeit.
Patricia Krieg @ Aachen
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yasni 18.11.13  +  

Arbeitsverträge: So verhandeln Unternehmen richtig

Wie Sie verhindern, dass Mitarbeiter schnell zur Konkurrenz wechseln. Arbeitsrechtler Christoph J. Hauptvogel verrät, welche Tücken in Arbeitsverträgen lauern. Der Markt wird immer mehr zu einem Arbeitnehmermarkt. Unternehmen zahlen zunehmend höhere Gehälter, um Fachkräfte an sich zu binden. Gleichzeitig sind Talente immer schwerer zu finden. Will eine Führungskraft ein solches Top-Talent langfristig binden, sind besonders gute Konditionen im Arbeitsvertrag oft unerlässlich. Wo Sie Ihrem neuen Mitarbeiter entgegen kommen sollten und welche Tricks es gibt, verrät Fachanwalt für Arbeitsrecht Christoph J. Hauptvogel von der Kanzlei Graf von Westphalen und Vizepräsident des Verbandes deutscher Arbeitsrechtsanwälte VdAA e. V. in unserem dritten Teil der Serie. Realistische Ziele setzen Das Wichtigste zuerst: Was verdient der Neue? "Die Vereinbarung variabler Vergütungsbestandteile nimmt bei Unternehmen immer mehr zu", sagt Hauptvogel. Zielvereinbarungen spielen hier eine wichtige Rolle. Die Bringschuld liegt allerdings hier beim Unternehmen. "Legen Sie vertraglich Zielvereinbarungen fest, muss der Vorgesetzte auf jeden Fall ein Gespräch darüber führen und auch wirkliche Ziele nachweislich vereinbaren", erklärt Hauptvogel. Wenn das Gespräch nicht stattfindet, bekommt der Angestellte auf jeden Fall 100 Prozent in seine Zielvereinbarung eingetragen. "Wenn er seine Ziele nicht kennt, kann ihm auch kein Vorwurf gemacht werden", sagt Hauptvogel. Umgekehrt gilt aber: "Sind die Ziele nicht unangemessen hoch, muss der Mitarbeiter sie auch akzeptieren", sagt der Anwalt. Achten Sie also darauf, die Ziele im Rahmen einer Motivation und Herausforderung zu belassen und keine unüberwindliche Hürde darstellen. Wenn der Kandidat sich Zeit lässt Es ist schon hart: Da haben Sie nach langem Suchen endlich den besten Kandidaten gefunden, ihn von Ihrem Unternehmen überzeugt, ihm schon einen Vertrag geschickt und was passiert? Er lässt Sie zappeln wie einen Fisch am Haken. Wochenlang wissen Sie nicht, ob Sie von dem Kandidaten je wieder etwas hören werden. "Wahrscheinlich unterschreibt er den Vertrag nicht, weil er sich noch nach etwas Besserem umsieht", sagt der Anwalt. Vor dieser Ungewissheit können sich Unternehmen schützen. Firmen setzen immer mehr auf befristete Vertragsangebote: "Das verhindert, dass man Monate lang auf einen Kandidaten wartet, dann einem anderen zusagt und auf einmal mit zwei unterschriebenen Verträgen von zwei Kandidaten dasteht", erklärt der Jurist. Im Anschreiben sollte daher ein juristischer Satz stehen wie "An dieses Angebot halten wir uns 14 Tage gebunden." So haben Sie laut Hauptvogel die Garantie, dass Sie nach dieser Zeit gefahrlos weitersuchen können. Nichtantrittsklausel Diese Klausel führt gleich zur nächsten Klausel. Es kann passieren, dass Sie zwar einen unterschriebenen Vertrag bekommen - aber der neue Mitarbeiter gleich wieder kündigt. Eine Nichtantrittsklausel im Vertrag kann die Firma vor Schäden bewahren: "Hat ein Arbeitnehmer den Vertrag unterschrieben und kündigt er schon wieder vor dem ersten Arbeitstag, sollte man dafür jedenfalls eine Vertragsstrafe vereinbaren", sagt Hauptvogel. Die ist zwar nicht hoch - die Rechtsprechung erlaubt ein halbes Bruttomonatsgehalt - aber hoffentlich hoch genug, um leichtfertiges Abstandnehmen vom unterschriebenen Vertrag zu verhindern.
Patricia Krieg @ Aachen
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yasni 15.11.13  +  

Gratis mit Original-Utilities aufrüsten: 50 kostenlose Windows-Tools von Microsoft

Wussten Sie schon, dass Microsoft nicht nur Software verkauft, sondern auch sehr gute Programme verschenkt? Das Angebot ist leider auf den Webseiten gut versteckt. Wir haben nützliche Tools mit Fundort für Sie zusammengestellt. Microsoft verkauft Software - das ist kein Geheimnis. Neben den kostenpflichtigen Programen bietet der Hersteller auf seinen Webseiten aber auch eine Vielzahl an kostenlosen kleinen Tools und sogar umfangreiche Gratis-Software an. Es ist allerdings die Vielzahl kleiner Helfer aus dem Gratisangebot, die bei der täglichen Arbeit mit Windows und Anwendungsprogrammen nützlich sind. Neben den weniger bekanten Gratisprogrammen von Microsoft finden Sie in unsere Sammlung natürlich auch bekannte Vertreter wie Microsoft Security Essentials oder der Online-Speicher Skydrive. Nicht alle Programme werden noch weiterentwickelt. Aber wie man das bereits von den beliebten Sysinternals kennt, ist das auch gar nicht immer notwendig, wenn das jeweilige Tool weiterhin funktioniert. Bestes Beispiel hierfür, das nicht nur bei Admins beliebte BgInfo, das Systeminformationen als Bildschirmhintergrund ausgibt. Hier gibt es nach Jahren ohne Update eine neue Version, die auch für Windows 8.1 und Windows Server 2012 R2 ausgelegt ist. Oder das bei engagierten Testern bekannte Disk2vhd, das Festplatten in virtuelle Disks (VHD) exportiert. Kann zwar nur vhd-Dateien erzeugen und nicht die neueren vhdx, aber auch das macht es unter der neuesten verfügbaren Windows-Version wie 8.1. Wie beständig manche Software ist, zeigte sich beim Ausprobieren der Tools. So manches Programm, das bereits unverändert seit vielen Jahren zum Download bereit steht, läuft auch unter der neuesten Preview-Version von Windows 8.1 völlig einwandfrei.
Patricia Krieg @ Aachen
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yasni 13.11.13  +  

Alles, was wirklich zählt ...

Die drei Söhne   Drei Frauen kommen an einen Brunnen, um Wasser zu schöpfen. Sie sprechen von ihren drei Söhnen. „Meinen Sohn solltet ihr singen hören“, sagte die erste, „das tönt so schön, als wenn eine Nachtigall singen würde.“ Die zweite sagte: „Mein Sohn ist stark und schnell. Er schleudert einen Stein fast bis zu den Wolken und fängt ihn wieder auf.“ Die dritte schweigt. Da fragten die anderen: “Und dein Sohn?“ „Was soll ich erzählen“, sagt sie, „mein Sohn ist ein junger Bursche wie andere auch.“ Nun machten sich die drei Frauen auf den Heimweg. Die Sonne brennt, der Wassereimer wird schwer. Da kommen den drei Frauen deren drei Söhne entgegen. Der erste singt so schön wie eine Nachtigall, der zweite schleudert Steine in die Luft und fängt sie wieder. Der dritte aber läuft zu seiner Mutter und nimmt ihr den Eimer ab. Ein alter Mann neben dem Brunnen hat alles mit angesehen. Eine der drei Frauen fragt ihn: „Nun, was sagst du zu unseren drei Söhnen?“ „Drei Söhne?“, fragte der Alte, „Ich sehe nur einen.“ Leo Tolstoi
Patricia Krieg @ Aachen
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yasni 10.10.13  +  

Eine weitere Geschichte ...

Die Angst der Kerze Eines Tages kam ein Zündholz zur Kerze und sagte: "Ich habe den Auftrag, dich anzuzünden." "O nein!" erschrak da die Kerze. "Nur das nicht. Wenn ich brenne, sind meine Tage gezählt! Niemand mehr wird meine Schönheit bewundern!" Und sie begann zu weinen. Das Zündholz fragte: "Aber willst du denn dein Leben lang kalt und hart bleiben, ohne je gelebt zu haben?" "Aber brennen tut doch weh und zehrt an meinen Kräften", schluchzte die Kerze unsicher und voller Angst. "Das ist schon wahr." entgegnete das Zündholz. "Aber das ist doch auch das Geheimnis unserer Berufung: Wir sind berufen, Licht zu sein. Was ich tun kann, ist wenig. Zünde ich dich aber nicht an, so verpasse ich den Sinn meines Lebens. Ich bin dafür da, das Feuer zu entfachen. Du bist die Kerze. Du sollst für andere leuchten und Wärme schenken. Alles, was du an Schmerz und Leid und Kraft hingibst, wird verwandelt in Licht. Du gehst nicht verloren, wenn du dich verzehrst. Andere werden dein Feuer weitertragen. Nur wenn du dich versagst, wirst du sterben." Da spitzte die Kerze ihren Docht und sprach voller Erwartung: "Ich bitte dich, zünde mich an."
Patricia Krieg @ Aachen
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yasni 28.09.13  +  

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