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Das Glück durch soziale Kontakte ist mit Facebook nicht ersetzbar
OÖN Textarchiv 12.01.2013
Mediator Peter Adler vom Institut für europäische Glücksforschung (IFEG) über den aktuellen Stand der Disziplin
Bei der Definition von Glück scheiden sich die Geister. „Es lässt sich nicht objektiv messen“, sagt Peter Adler, Mediator und Glücksforscher, beheimatet im „Institut für Glücksforschung“ (IFEG) in Wien. Dabei handelt es sich um einen Verein, der sich der Förderung der Glücksforschung verschrieben hat. Laut dessen ehemaligem wissenschaftlichen Leiter und Autor, Herbert Laszlo († 2009), gehe es vor allen Dingen um den Glückszustand: „Im Glückszustand sind Sie dann, wenn Sie etwas tun oder erleben, von dem Sie wollen, dass es nicht aufhört, oder, wenn Sie sich daran erinnern, dass es wieder eintritt.“
Was sich messen lässt, ist, ob jemand ein aktuelles Glücksgefühl empfindet. „Wenn Sie ein freudiges Gefühl haben, sendet das Gehirn automatisch eine Art Nachrichtenmolekül aus, Peptid genannt, das die gute Meldung über das Glücksgefühl im ganzen Körper verbreitet“, sagt Adler. „Das kann im Blut nachgewiesen werden.“
Geld macht glücklich, wenn ...
Die Glücksforschung weiß weiters, dass Geld glücklich macht, sofern es „aus der Not befreit – wenn es dazu dient, etwas bezahlen zu können, was ich wirklich brauche“, sagt Adler. „Amerikanische Studien belegen, dass das Glücksempfinden bis rund 70.000 Dollar Verdienst pro Jahr ansteigt. Danach ist fast keine Verbesserung mehr feststellbar.“
Die Frage, wo Glücksgefühle im Gehirn ausgelöst werden, dürfte noch viele Forscher ernähren. Neuerdings, so Adler, konnte anhand bildgebender Verfahren erkannt werden, „dass sich das Denken an Sex und das Liebesgefühl in unterschiedlichen Gehirnhälften befinden.“
Auf das Glücksempfinden wirken viele Faktoren, allen voran die individuellen Persönlichkeitseigenschaften, Gesundheit, Familie, Arbeit oder Arbeitslosigkeit. Adler verweist auf den Kleinstaat Bhutan (700.000 Einwohner), der versucht, das Bruttonationalglück zu messen anstelle des allein monetär geprägten Bruttoinlandsprodukts. Von Staats wegen werden Daten über soziale Kontakte, Gesundheit, Verschuldung, Luftverschmutzung, Lärm, Krankheiten, Arbeitsplatzsicherheit, Anzahl gerichtlicher Konflikte usw. in Befragungen erhoben. „Ein wichtiger Faktor ist auch die subjektive Empfindung, ob die Regierung gut arbeitet“, erklärt Adler.
Bhutan in Theorie und Praxis
„Die Bhutaner sind stolz auf die Glücksmaxime“, berichtet eine Journalistin, die kürzlich undercover in Bhutan war. Das kleine Königreich macht es Berichterstattern nicht leicht, durch das Land zu reisen. „Die Einheimischen betonen im Gespräch sehr oft, tatsächlich glücklich zu sein. Vielleicht auch wegen Verboten wie dem ,Dry Tuesday’: Wer dienstags Bier trinken will, bekommt zwar welches, wird aber gebeten, sofort das Lokal zu verlassen, sollte eine Streife kontrollieren. Kein Bier schmeckt besser als das verbotene“, erzählt die Journalistin. „Die Bhutaner müssen ihre Häuser nach Vorlage bauen und Tracht tragen, Rauchen und Plastiksäcke sind streng verboten.“
Baustellen des Glücks gibt es in Österreich ebenfalls. „Wir wissen, dass Menschen glücklich sind, wenn sie nicht überlastet, aber auch nicht unterfordert werden“, sagt Adler. Diesen Grundsatz in Schule und Arbeitswelt umzusetzen, wäre ein großer Schritt vorwärts für unsere Gesellschaft. Und: „Soziale Kontakte machen glücklich. Sie sind durch Facebook und Internet-Surfen nicht ersetzbar.“
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