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Analyse des Baumgutachtens der Firma RENSING vom 28.09.2009
von Dipl.Biologe Peter May, Emmerich am Rhein
Anlass: Ortstermin und Begehung des Parks am 2.12.2009, Leitung durch Herrn Dr. Stefan Wachs
Beim Ortstermin waren interessierte Bürger erschienen, um sich vor Ort ein Bild über den Stand der
Dinge zu machen. Herr Dr. Wachs monierte, es wäre keine öffentliche Veranstaltung, er musste
dann aber die Beteiligung der Öffentlichkeit akzeptieren.
Es wurde verlautbart, RENSING hätte den Auftrag gehabt, den Gesundheitszustand der Bäume,
insbesondere in Hinsicht auf das von ihnen ausgehenden Gefahrenpotential zu untersuchen.
Nach Aussage der Vertreter der Stadt, die sich auf das Gutachten von RENSING beriefen, wären die
rot markierten ca. 35 Bäume krank, sie hätten durch Totholz im KronenBereich ein erhöhtes
Gefährdungspotential und müssten demzufolge alle gefällt werden.
Dies wären in erster Linie die älteren Bäume, die zugunsten jüngerer, hochwüchsiger Bäume
(zumeist Linden) entfernt werden müssten. Diese Jungbäume hätten auch ein „langfristiges
Entwicklungspotential“.
Der RENSING erteilte Auftrag hatte jedoch hauptsächlich einen anderen Hintergund:
Bereits auf S. 2 des Gutachtens erwähnt RENSING als Grund der Untersuchung unter anderem:
„...Ausarbeitung von vegetationstechnischen Maßnahmen zum Schutz des Bestandes während der
Umbaumaßnahmen“. Er hatte offensichtlich also nicht nur den Gesundheitszustand der Bäume zu
untersuchen.
So erwähnt er bereits auf S.3 ......“im Wesentlichen soll der alte Bestand in das neue Parkkonzept
eingearbeitet werden.“ Dieses lag also offensichtlich dem Auftragsschreiben zu Grunde.
Das Auftragsschreiben (Auftraggeber: Stadt Emmerich, Fachbereich 5) datiert vom 11.09.2009.
In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert, dass der Vorentwurf zur Parkgestaltung dem Ausschuss für
Stadtentwicklung erst am 06.10.2009 vorgestellt wurde, also etwa einen Monat später. Auch ein Bürgerforum zur
Parkgestaltung fand erst am 28.10.2009 statt Hier sind sehr kontroverse Ansichten zum Ausdruck gebracht worden
( NRZ vom 29.10.2009 : „Das große Aufbäumen“ ). Die von Vertretern der Stadt aufgestellte Behauptung, die
Öffentlichkeit wäre vor Festlegung der Planung in angemessener Weise mit einbezogen worden, wird durch die
dargestellte Chronologie ad absurdum geführt.
Bei der Auflistung der einzelnen Bäume im RENSINGGutachten fällt zunächst auf, dass Rensing
insgesamt nur 6 Bäumen ein Gefährdungspotential zuordnet: Nr.12 (Feldahorn), Nr. 22 (Rotbuche),
Nr. 39 (Linde), Nr. 169 (Bergahorn); Nr. 96 (Robinie) sowie Nr. 126 (Schwarzerle) erst bei
Freistellung.
Diese ältere Schwarzerle weist ein rotes Kreuz auf dem Stamm auf, wird aber von RENSING als „erhaltenswert“
eingestuft .Hier taucht die Frage auf, warum die rote Markierung angebracht wurde. Es ist hier wohl eine
Freistellung beabsichtigt, deren Notwendigkeit noch nachzuweisen wäre.
Während der Begehung war ich selbst Ohrenzeuge einer auffallenden Äußerung des Michael Baumgärtner. Er
sagte beim der Demonstration eines markierten Baumes: „das rote Kreuz sei gar nicht seine Handschrift“. Bei der
Begehung kommentierte er jeden markierten Baum mit „krank“ und „muss weg“. Hierfür gibt es zahlreiche
Zeugen. Dies ist wohl eine wenig differenzierte Art und Weise, die Notwendigkeit von geplanten
Fällungsmaßnahmen zu begründen.Viele Fragen bleiben hierbei offen Vor allem fehlt der Bezug auf das
Baumgutachten, auf dass man sich ja hier berufen hatte.
Weitere rot markierte Bäume sind von RENSING nicht als krank eingestuft worden, z.B. Baum Nr. 120
(Bergahorn), der nach RENSING lediglich kein „arttypisches Entwicklungspotential“ hat.
Es ist fraglich, wieviele der 35 markierten Bäumen nun tatsächlich gefällt werden müssen. Nach eigener
Einschätzung werden es erheblich weniger sein. Ein unabhängiges Gegengutachten eines vereidigten
Sachverständigen wird demnächst vorgelegt.
Auf den Seiten 17ff des von der Stadt in Auftrag gegebenen Gutachtens kommt eine Brisanz zu Tage
die ich anhand der Ausführungen von RENSING verdeutlichen möchte:
Er erläutert, dass (hier geplante) umfangreiche Umgestaltungsmaßnahmen ...“ (insgesamt sollen 50
Bäume gefällt werden) einen wesentlichen Eingriff in ein bestehendes System“ bedeuten.
Unter Punkt 1 führt RENSING aus:
„Durch den vorhandenen dichten Bestand geben sich alle Bäume gegeneinander Windschutz. Im Laufe der Zeit
hat sich ein dynamisches System aufgebaut, in dem jeder Baum mehr oder weniger von allen anderen profitiert.
Nur die Bäume am Bestandesrand oder die wenigen Solitärbäume sind einem direkten Winddruck ausgesetzt und
daher entsprechend selbstoptimiert. Ein solches dynamisches System wird durch die Entnahme einer Vielzahl
von Individuen instabil.“.
Weiter heißt es:
„Bei einem Sturm sind daher Schäden, Kronenteilausbrüche oder Windwurf nicht auszuschließen.“
Unter Punkt 2 führt er aus:
„Durch die Änderung der Wegeführung ergeben sich massive Eingriffe in das Wurzelsystem der Bäume.“
Hier bezieht er sich sowohl auf den Rückbau bestehender Wege, als auch insbesondere auf die Neu
Anlage von Wegen und Plätzen:
„Durch den Aufbau von begehbaren Wegeflächen müsste der gesamte Oberboden mitsamt dem physiologisch
wichtigen Fein und Feinstwurzelwerk (Rhizosphaere, Anm. des Autors) entfernt werden, der Kronentraufenbereich
würde verdichtet oder versiegelt. Je nach Umfang des Wurzelverlustes kommt es zu einer schnellen oder sukzessiv
fortschreitenden Kronendegeneration, da dem Baum die Möglichkeit genommen wird, Wasser und die darin
gelösten Nährstoffe aufzunehmen.“
Bei „unvermeidlichen“ Eingriffen seien zwingend Maßnahmen vorgeschrieben, die sich aus den rechtlichen
Voraussetzungen der Regelwerke DIN 18920 und RASLG 4 ergeben (s.Anlage 3)
Diese können bei den geplanten Maßnahmen nicht gewährleistet werden. Es ist evident, dass alle geplanten,
Schäden verursachenden Maßnahmen, zugunsten einer alternativen systemschonenderen Planung vermeidbar sind
und daher nicht den o.a. Regelwerken genüge tun können.
Was dann unter Teil 2: Vegetationstechnische Maßnahmen folgt, mutet an wie ein „Horrorszenario“:
... „um einem unkontrollierten Abreißen größerer Kronenteile (durch schweres Gerät) vorzubeugen,
sollten diese daher vorher entfernt...oder eingekürzt werden“
...“werden die Wurzeln (durch Baumaschinen) abgerissen, sind starke Schäden an den Bruchstellen die
Folge....“
„Besonders nachteilig wirken sich Verdichtungen des Oberbodens sowie der Eintrag toxischer Stoffe wie
„...Öl und Schmierstoffe aus.“
Zusammenfassung und Schlussfolgerungen:
RENSING sind mit Auftragsschreiben vom 11.09.2009 bereits Vorgaben gemacht worden, Vorgaben
einer konkreten Planung, über die die Öffentlichkeit nicht hinreichend informiert worden ist. Es ist
nicht verständlich, warum das zugrunde liegende Planungskonzept zugunsten anderer, das
bestehende Ökosystem schonenderen Planungsideen, die es durchaus gab. favorisiert worden ist.
Die Folgen dieser Planung wären: stark erhöhte Windbruchgefahr des ausgelichteten Bestandes,
äußerst bedenkliche Folgen für die Rhizosphäre, wodurch auch die verbliebenen Solitärbäume
extrem gefährdet wären. Die beschriebenen Eingriffe könnten sogar die Vernichtung des gesamten
Baumbestandes zur Folge haben. Das Aktionsbündnis Bäume für Emmerich prüft zur Zeit, ob es
einen Weg gibt, die vorgesehene Beschlussfassung über diese äußerst bedenkliche Planung in der
Ratssitzung am 15. Dezember 2009 zu verhindern.
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