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die unendliche geschichte
von michael ende
Bastian Balthasar Bux ist ein zehn oder elf Jahre alter Junge, der mit dem Leben nicht klar kommt, weil ihm das rationale, auf bloße Zweckdienlichkeit ausgerichtete Weltbild der meisten Menschen sinnlos erscheint. Wie auch sein Vater hat er den Tod seiner Mutter nie verarbeiten können. Vater und Sohn leben nur noch neben-, aber nicht mehr miteinander. Deshalb flüchtet sich Bastian in Bücher voller Phantasie, die eine Welt erschaffen, die ihm bedeutender erscheint als sein wirkliches Leben. Auch bei seinen Klassenkameraden stößt er auf Unverständnis; sie schikanieren ihn regelmäßig. Auf der Flucht vor ihnen rettet sich Bastian in das Antiquariat des alten Buchhändlers Karl Konrad Koreander. Dieser liest gerade in einem geheimnisvollen Buch mit dem Titel Die unendliche Geschichte. Für Bastian ist dies das Buch der Bücher, denn er hat sich schon immer eine Geschichte gewünscht, die niemals endet. Als das Telefon klingelt, verlässt Koreander den Raum. Bastian kann nicht widerstehen, stiehlt das Buch und flüchtet mit ihm auf den Dachboden seiner Schule. Dort beginnt er, Die unendliche Geschichte zu lesen.
Diese handelt von Phantásien, dem Reich der Phantasie. Die Kindliche Kaiserin, Herrscherin dieses Reiches, ist erkrankt und wird bald sterben. Und indem ihre Krankheit voranschreitet, ist auch Phantásien selbst dem Untergang geweiht. Das Land und alle Wesen, die darin leben, werden nach und nach vom Nichts verschlungen, und es bleibt buchstäblich nichts von ihnen übrig. Deshalb sendet die Kindliche Kaiserin Atréju aus, einen grünhäutigen Jungen in Bastians Alter, der genau jenen Mut, jene Tapferkeit und jene Entschlossenheit besitzt, die Bastian an sich selbst so sehr vermisst. Er soll ein Heilmittel für die Kindliche Kaiserin beschaffen und so Phantásien retten. Atréju reist von Ort zu Ort und spricht mit den verschiedensten Bewohnern des Reiches. So findet er nach und nach heraus, dass er selbst nicht in der Lage ist, Phantásien zu retten. Seine Aufgabe besteht darin, ein Menschenkind nach Phantásien zu führen, das der Kindlichen Kaiserin einen neuen Namen geben muss. Nur dadurch kann sie gesunden.
Indem Bastian Atréjus Abenteuer mit Spannung verfolgt, lässt er sich von ihm Schritt für Schritt nach Phantásien führen. Obwohl Bastian es zuerst nicht wahrhaben will, kann er den Fortgang der Geschichte beeinflussen. Er ruft Atréju ein kurzes Kommando zu, dieser hört ihn und tut, was Bastian ihm sagt. Obwohl Bastian schließlich begreift, dass er allein der Retter Phantásiens ist und nicht Atréju, auf den er so große Hoffnungen gesetzt hatte, fürchtet er, die Kindliche Kaiserin könnte ihn für unwürdig befinden. Deshalb traut er sich nicht, ihren Namen, den er längst erkannt hat, laut auszusprechen. Um ihr bereits fast vollständig verschwundenes Reich zu retten, zwingt ihn die Kindliche Kaiserin mit einer List, es doch zu tun. Endlich gibt Bastian ihr den verzweifelt geforderten Namen: Mondenkind.
In der Folge gelangt Bastian selbst nach Phantásien. Die Kindliche Kaiserin beauftragt ihn, mit seinen Wünschen die Welt Phantásien nach seinen Vorstellungen neu zu erschaffen. Indem Bastian ihrer Forderung nachkommt, kann Phantásien neu entstehen, und Bastian tritt die Reise an in diese für ihn völlig neue Welt. Jetzt, wo ihm AURYN, das Amulett der Kindlichen Kaiserin, jeden seiner Wünsche erfüllt, versucht er, all die Schwächen abzulegen, die ihn in seinem früheren Leben gehemmt haben. Er wünscht sich, stark zu sein, mutig zu sein, weise zu sein.
Doch die Kindliche Kaiserin hatte ihm verschwiegen, dass jeder Wunsch ihn eine Erinnerung kostet, eine Erinnerung an seine eigene Welt und daran, wer und was er dort war. Fast zu spät erkennt Bastian, dass er seine Wünsche einsetzen muss, um seinen wahren Willen zu erkennen, denn nur dieser kann ihn zurück nach Hause führen. Scheitert er an dieser Aufgabe, wird er - auf ewig dem Wahnsinn anheimgefallen - in der Phantasiewelt gefangen bleiben, gelingt es ihm jedoch, kann er die Erfahrungen, die er in Phantásien gesammelt hat, in seine Lebenswirklichkeit mitnehmen und sie dort einsetzen, um beide Welten, die materielle Welt und Phantásien, gesund zu machen. Die Reise nach Phantásien wird für ihn also letztlich zu einer persönlichen Identitätssuche, die Bastian zwingt, sich den Problemen zu stellen, die er bislang so erfolgreich verdrängt hat.
Mit Hilfe Atréjus gelingt es Bastian schließlich, sich selbst zu finden, zu seinem Vater in seine eigene Welt zurückzukehren und auch ihn zu erlösen.
Der Roman ist eine Ode an die inspirative und konstruktive Kraft der Phantasie und an ihre heilsame Wirkung für die Realität. Zugleich thematisiert er die Gefahren, die mit einer Realitätsflucht in die eigenen Phantasien verbunden sind.
Bastian Balthasar Bux
Bastian ist ein kleiner, dicker Junge von vielleicht zehn oder elf Jahren. Er ist ein schüchterner und schwächlicher Bücherwurm, der an der Schule gehänselt wird. Seine Mutter ist verstorben, was auch seinen Vater sehr belastet, welcher nur selten mit ihm spricht. In der unendlichen Geschichte wird er groß, stark und mächtig, vergisst, wer er früher war, und gerät so in große Schwierigkeiten.
Die Kindliche Kaiserin
Die Kindliche Kaiserin, Verkörperung der Phantasie, ist die Herrscherin Phantásiens, doch unter diesem Titel darf man sich keinesfalls das vorstellen, was man gewöhnlich darunter versteht. Die Kindliche Kaiserin oder „Goldäugige Gebieterin der Wünsche“, wie sie auch genannt wird, herrscht nicht und macht niemals von ihrer Macht Gebrauch. Sie urteilt niemals. Vor ihr gelten alle Wesen gleich, egal ob schön oder hässlich, böse oder gut. Obwohl sie aussieht wie ein Mädchen von etwa zehn Jahren, hat sie strahlend weißes Haar und ist alterslos. Sie ist kein Wesen Phantásiens, doch kann ohne sie nichts in Phantásien existieren. Ihre Lebenskraft bemisst sich nach Namen. Ist ihr Name in Vergessenheit geraten, braucht sie unbedingt einen neuen, sonst stirbt sie und ganz Phantásien mit ihr.
Atréju
Atréju gehört zum Volk der „Grünhäute“, die in einer Gegend leben, die „Das Gräserne Meer“ genannt wird. Obwohl er erst zehn Jahre alt ist, wird er von der Kindlichen Kaiserin zu ihrem Stellvertreter ernannt und auf „Die Große Suche“ geschickt. Die Grünhäute sind ein stolzes Volk von Jägern, schon die kleinsten lernen, auf sattellosen Pferden zu reiten. Ihre Haut ist olivgrün und ihre Haare sind schwarz wie Ebenholz. Alles was sie benötigen, fertigen sie aus Gras oder den Häuten der Purpurbüffel, die in großen Herden durch ihr Land ziehen. Atréju ist Bastians Freund und hilft ihm oft aus fast aussichtslosen Situationen.
Fuchur
Fuchur
Fuchur ist ein Glücksdrache und gehört damit zu den seltensten Geschöpfen Phantásiens. Fuchurs Schuppen sind perlmuttfarben, schimmern rosig und glitzern weiß. Er hat eine üppige Mähne und Fransen an Schweif und anderen Gliedmaßen.
Glücksdrachen haben so gut wie keine Ähnlichkeit mit „gewöhnlichen“ Drachen, wie sie beispielsweise in der Fantasyliteratur auftreten. Sie leben weder in dunklen Höhlen, in denen sie Schätze horten, noch speien sie unentwegt Feuer und Qualm oder richten nur so aus Spaß Verwüstungen an. Sie besitzen keine ledernen Flügel und sind keinesfalls plump, sondern haben einen langen geschmeidigen Leib.
Vom Aussehen und auch von ihrer Bedeutung her ähneln die Glücksdrachen in der unendlichen Geschichte denen aus der chinesischen Mythologie. Sie sind Geschöpfe der Luft, der Wärme und unbändiger Freude. Sie sind trotz ihrer Körpergröße so leicht wie eine Wolke und brauchen daher keine Flügel um zu fliegen – sie schwimmen quasi durch die Lüfte, wie Fische im Wasser.
Eine weitere Besonderheit ist Fuchurs Gesang, der wie „das Dröhnen einer riesigen Bronzeglocke“ beschrieben wird. Wer je diesen Gesang gehört hat, vergisst ihn sein Leben lang nicht mehr. Glücksdrachen scheinen nie die Hoffnung und ihren Frohmut zu verlieren, sie vertrauen auf ihr Glück und verstehen alle Sprachen der Freude.
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