Das Bauschild eines meiner aktuellen Bauvorhaben hat das Interesse eines potenziellen neuen Bauherren geweckt, dafür sind Bauschilder schließlich da … ;-)
Bei einem ersten Gespräch wird schnell klar: Wir können gut miteinander, Bauherr ist sich bewusst, dass der Bau eines Hauses einer intensiven Auseinandersetzung mit seinen Finanzen bedarf, die Wünsche des Bauherren sind - wie bei allen Bauherren – ein gutes Stück größer als sein Budget.
Nach einer ausführlichen Anamnese und der Unterschrift unter einen Architektenvertrag lege ich nach kurzer Zeit (3 bis 14 Tage) einen Vorentwurf vor. Bei diesem Vorentwurf wird schon mal klar, ob ich den Bauherren richtig verstanden habe, ob wir in der richtigen Richtung arbeiten.
Den Architektenvertrag lege ich so aus, dass die Beauftragung nur bis zur Genehmigung geht (auch wenn ich grundsätzlich am liebsten bis zur Fertigstellung plane). Der Bauherr erhält nach Abschluss der Genehmigungsplanung einen genehmigungsfähigen Entwurf den er bei seinem zuständigen Bauamt einreichen kann. Weiter erhält er eine Kostenberechnung und noch eine ganze Menge Papier mehr ….
An diesem Punkt entscheidet sich, ob Bauherr und ich weiter miteinander planen. Wenn alles passt, mache ich die Ausführung sehr gerne. Es gibt jedoch einen Punkt, an dem ich jetzt aussteige und die Ausführungsplanung nicht mehr anbiete: Wenn mir der Bauherr meine Kostenberechnung nicht glaubt und er auch keinesfalls Abstriche bei seinen Wünschen machen möchte/kann.
Was kann passieren? Mein Bauherr hat davon gehört, dass man mit den Fachplanern und den Handwerkern über den Preis sprechen kann, da kommen dann die 10 % der zu kurzen Finanzdecke zusammen ….
Gerne zitiere ich dann John Ruskin, dem folgendes Zitat nachgesagt wird:
„Es gibt kaum etwas auf dieser Welt, das nicht irgend jemand ein wenig schlechter machen und etwas billiger verkaufen könnte, und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Machenschaften. Es ist unklug, zu viel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter, zu wenig zu bezahlen. Wenn Sie zu viel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld. Das ist alles. Wenn Sie dagegen zu wenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann. Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten. Nehmen Sie das niedrigste Angebot an, müssen Sie für das Risiko, das Sie eingehen, etwas hinzurechnen. Und wenn Sie das tun, dann haben Sie auch genug Geld, um für etwas Besseres zu bezahlen.“
Abgesehen davon, dass die Qualität der Ausführung leidet, habe ich vor, die nächsten Jahrzehnte mit diesen beteiligten Handwerkern noch wunderbare Häuser zu bauen. Das klappt nicht, wenn wir uns gegenseitig in die Pfanne hauen.
Wenn ich es mir zu leicht mache, biete ich grundsätzlich nur bis zur Genehmigung an. Ich hörte von einigen Kollegen, die ausschließlich bis zur Genehmigung planen. Wie langweilig. Und auch ein Stück verantwortungslos. Für den Bauherren hat dieses Verfahren nämlich den Nachteil, dass der mir nachfolgende Planer raten muss, was ich mir bei einzelnen Detail-Lösungen gedacht habe. Das ergibt in jedem Fall Reibungsverluste.
Lieber Bauherr: Rechne bitte ehrlich mit deinen finanziellen Möglichkeiten. Rechne nix schön und passe deine Wünsche deinem Budget an. Das bringt dir – neben einem massgeschneidertem Haus – auch den Respekt der am Bau beteiligten Menschen ein.
Danke! ;-)
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