Dass der Vortrag wegen des großen Andrangs kurzerhand in den Flur verlegt werden musste, war vielleicht ein Zeichen. Ein Indiz dafür, dass die These der Veranstaltung nicht falsch war: In der Zukunft werden Datenjournalismus und Visualisierung immer wichtiger. Wie mithilfe der Visualisierung von Daten Geschichten gefunden und erzählt werden können, diskutierten unter der Moderation von Kai Voigtländer der Dozent Wolfgang Swoboda, der Multimedia-Produzent Michael Hauri und der Datenvisualisierer Gregor Aisch.
Thema der Diskussion war die Visualisierung als Werkzeug der Erzählung und als Hilfsmittel der Recherche. „Bisher hörte das Handwerkszeug der Journalisten kurz vor der Visualisierung auf, jetzt gerade findet eine Umstellung statt“, sagte Wolfgang Swoboda von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg (HAW). Wichtig sei es, zu vermitteln, dass Programme wie Excel nicht nur für Mathematiker und Betriebswirte, sondern auch für Journalisten ein wichtiges Werkzeug seien.
Visualisierung hat aber nicht zwangsläufig nur mit Zahlen zu tun. Michael Hauri ist Fotograf und Produzent bei 2470media, einem Berliner Produktionsstudio für Multimedia-Reportagen. Bei seiner Arbeit sollen nicht Tabellen, sondern Emotionen visualisiert werden, erklärte er. Momentan werde die Arbeit, die dahinter steckt, allerdings von vielen unterschätzt, so Hauri, und auch die Finanzierung von zeitaufwändigen Visualisierungen gestalte sich kompliziert. Für Audio-Slideshows, wie er sie produziere, zahlten Nachrichtenplattformen kaum mehr als 500 Euro, was dem Arbeitsaufwand nicht entspreche.
Ähnlich sah Gregor Aisch die Lage, der sich selbst als freiberuflichen „visualization architect“ bezeichnet, eine Kombination aus Programmierer und Designer. Aisch hat unter anderem an der Entwicklung des Programms Datawrapper mitgewirkt, einem Open-Source-Tool zur Erstellung von Grafiken und Visualisierungen. „Viele Journalisten machen den Fehler, zuerst eine Story zu schreiben und diese anschließend mit Daten untermauern zu wollen“, so Aisch. Er rät, immer erst mit den Daten zu beginnen und diese rasch zu visualisieren, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen. Zwar seien in Deutschland bislang weniger Daten verfügbar als in den USA, aber die Lage ändere sich, zum Beispiel durch das neue Transparenzgesetz in Hamburg, ergänzte Swoboda. Er ist optimistisch: „Es wird immer mehr Daten geben, die Nachfrage wird steigen, die Plätze für Visualisierung werden zunehmen.“
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